SXDL31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST

SXEU31 DWAV 200800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 20.06.2016 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Wa; heute in exponierten Nordseeküsten- und Berglagen stürmische Böen.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
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Montag... befindet sich Deutschland zunächst noch im Einflussbereich eines vor
allem in 300 hPa recht gut konturierten Höhenrückens, der im Tagesverlauf
südostwärts über das Vorhersagegebiet hinwegschwenkt. Gestützt wird dieser durch
WLA auf der Vorderseite eines Kurzwellentroges, der sich rasch von Irland bis
zum Abend zur Deutschen Bucht verlagert. Unterstützt durch PVA kommt es auf
dessen Vorderseite zu recht markanten Hebungsprozessen, die sich aktuell schon
im äußersten Westen/Nordwesten des Landes durch den Aufzug dichterer
Wolkenfelder bemerkbar machen.
Im Bodenfeld wird der aktuell noch bis nach Ostdeutschland reichende
Azorenhochkeil rasch abgebaut und nach Süden abgedrängt, bleibt aber für den
Süden und Osten des Landes noch wetterbestimmend. Auf den Norden und Westen
greift ab mittags das Regengebiet vorderseitig des okkludierenden Frontensystems
eines Tiefs südlich von Island über. Abends erreicht das Frontensystem den
Nordwesten.
Die Regenfälle weiten sich bis zum Abend allmählich bis etwa zu einer Linie
Ostholstein - Saarland aus. Dabei werden vor allem im Zeitraum 12 bis 18 im
äußersten Nordwesten auch recht passable Mengen bis über 15 mm simuliert,
momentan gibt aber kein Modell Signale für Mengen über 20 mm/6h (Starkregen).
Mit fortgeschrittenem Okklusionsprozess und nachlassenden Hebungsprozessen
klingt die Intensität der Regenfälle dann zum Abend hin und vor allem in der
kommenden Nacht auch allmählich wieder ab.
In den Fokus der heute recht entspannten Warntätigkeit dürfte somit nur der Wind
rücken. Vor allem präfrontal verschärft sich der Druckgradient heute im Norden
und Westen des Landes im Tagesverlauf. Für warnwürdige Böen reicht es aber wohl
nur an der Nordsee und in höheren Mittelgebirgslagen. Dort kann es starke bis
stürmische Böen (Bft. 7 bis 8, Brocken vielleicht auch Bft. 9) aus Süd bis
Südwest geben. Mit Frontpassage nimmt der Wind zum Abend hin an der Nordsee aber
bereits wieder ab und dreht auf West bis Südwest.
Während die Wolken also im Westen/Nordwesten zunehmend dichter werden und sich
im äußersten Südosten sowie in Ostsachsen und Südbrandenburg noch die
Wolkenfelder des Tiefs über Südosteuropa länger halten, steht in einem breiten
Streifen dazwischen ein recht sonniger Tag ins Haus. Von Südwesten her werden
allmählich wieder mildere Luftmassen herangeführt, die Temperaturen in 850 hPa
steigen bis zum Abend auf Werte zwischen 7 Grad im Norden und 11 Grad südlich
der Donau. Entsprechend sind Höchstwerte zwischen 17 Grad im äußersten Südosten
bzw. an der Nordsee und 24 Grad in den sonnigen Regionen zu erwarten.

In der Nacht zum Dienstag zieht der Kurzwellentrog über Deutschland hinweg
ostwärts und erreicht in der Früh bereits Polen und Tschechien. Dahinter stellt
sich eine westliche Höhenströmung ein, in die ein kurzwelliger flacher
Höhenrücken eingelagert ist, der sich morgens über der Westhälfte des Landes
befindet. Der Trog wird allmählich von KLA überlaufen und verliert auch an
Kontur, so dass die vorderseitigen Hebungsprozesse deutlich abklingen.
Im Bodenfeld überquert das Frontensystem des zur Norwegischen See ziehenden
Tiefs unter fortschreitendem Okklusionsprozess vor allem die Nordhälfte
Deutschlands rasch ostwärts, während die Kaltfront mehr und mehr parallel zur
Höhenströmung gelegen ist und entsprechend nach Süden zu zurückhängt. Somit
bleiben der äußerste Süden und Südosten noch im präfrontalen Bereich.
Insgesamt geht die Intensität der Regenfälle mehr und mehr zurück. Im Zeitraum
12 bis 00 UTC reichen die Mengen im Westen/Nordwesten zwar bis nahe an die
Warnschwellen für Dauerregen (über 25 mm/12 h), allerdings in den
deterministischen Läufen kaum darüber (lediglich ECMWF simuliert im
Nordseeumfeld örtlich mehr) und auch die probabilistischen Verfahren geben kaum
Hinweise auf ein Überschreiten. Lediglich COSMO-DE-EPS von 03 UTC simuliert
geringe Wahrscheinlichkeiten (bis knapp über 25 %) für mehr als 20 mm in 6
Stunden im Zeitraum 18 bis 00 UTC in Rheinhessen.
Im Nordwesten und Westen klingen die Regenfälle im Laufe der zweiten Nachthälfte
bereits wieder ab und die Wolken lockern auf, im äußersten Südosten bleibt es
bis in die Frühstunden noch weitgehend trocken. In beiden Regionen kann sich
stellenweise Nebel bilden. Der Wind nimmt weiter ab und ist anfangs nur im
Bergland noch warnrelevant.

Dienstag... schwenkt der flache Höhenrücken rasch ostwärts über Deutschland
hinweg, gefolgt von einem ebenso flachen Kurzwellentrog, der sich abends bereits
über der Osthälfte befindet, dahinter steigt das Geopotential durch
mitteltroposphärische WLA wieder an. Großartige Advektions- und Hebungsprozesse
sind dabei keine auszumachen.
Im Bodenfeld wird die Kaltfront über dem äußersten Süden Deutschlands wieder
rückläufig und geht über in die Warmfront einer Welle über der Bretagne. Mangels
Hebung lassen die Niederschläge im Frontbereich weiter nach, zwölfstündig werden
kaum mehr als 5 mm simuliert. Insgesamt steigt auch der Bodendruck weiter an,
bis zum Abend bildet sich sogar eine eigenständige Hochdruckparzelle mit etwa
1025 hPa über dem Alpenraum aus.
In den Norden und in die mittleren Landesteile gelangt zumindest unterhalb von
etwa 700 bis 750 hPa postfrontal labil geschichtete Meeresluft subpolaren
Ursprungs, in der es zu kurzen Schauern kommen kann. Ob es auch mal für Blitz
und Donner reicht, ist angesichts der geringen vertikalen Mächtigkeit der
labilen Schicht mehr als fraglich.
Die Sonne dürfte sich am häufigsten in den Küstenregionen zeigen, aber auch
sonst bekommt die Wolkendecke im Tagesverlauf Lücken. Im Süden macht sich die
WLA auch niedertroposphärisch in Form steigender 850 hPa- Temperaturen
bemerkbar. Somit liegen die Höchstwerte im Norden meist zwischen 17 und 23 Grad,
nach Süden zu - vor allem im Südwesten (Oberrhein) - sind Werte bis 26 Grad zu
erwarten.

In der Nacht zum Mittwoch zieht ein weiterer Höhenrücken über Deutschland hinweg
nach Polen, dahinter stellt sich eine relativ glatt konturierte südwestliche
Höhenströmung ein, in der es in fast allen Schichten zu leichter WLA kommt.
Im Bodenfeld kann sich das Hochdruckgebiet über dem Alpenraum noch etwas
verstärken. Die Welle über der Bretagne zieht allmählich ostnordostwärts
Richtung Belgien, die Warmfront über Südwestdeutschland kommt somit wieder etwas
nach Nordosten voran. Allerdings reichen die präfrontalen WLA- induzierten
Hebungsprozesse kaum für Niederschläge aus, erst in den Frühstunden simulieren
zumindest ICON-Nest schauerartige, aber nicht allzu ergiebige Regenfälle
nördlich der Warmfront im äußersten Westen und Nordwesten Deutschlands.
Ansonsten steht eine ruhige Nacht ins Haus, wobei es größere Wolkenlücken geben
kann und sich dann gebietsweise Nebel bildet.


Mittwoch... weitet sich ein Langwellentrog über dem Ostatlantik mit Drehzentrum
südlich von Island allmählich weiter nach Südwesten aus. Als Folge davon
verstärkt sich die nach Mitteleuropa gerichtete WLA in der südwestlichen
Höhenströmung weiter, wobei sich über Südosteuropa ein recht veritabler
Höhenrücken aufbauen kann, der auch bis nach Süddeutschland reicht. Die
WLA-induzierten Hebungsprozesse beschränken sich weitgehend auf den Norden und
Westen Deutschlands und werden in der relativ glatt konturierten Höhenströmung
auch nicht von PVA unterstützt.
Im Bodenfeld verlagert sich das Hochdruckgebiet ins südöstliche Mitteleuropa.
Die frontale Welle über Belgien zieht allmählich nach Nordwestdeutschland. Mit
ihr gelangt vor allem in den Westen und Südwesten eine potentiell instabile und
sehr warme Luftmasse. Die ppw-Werte steigen bis zum Abend auf über 30 mm, die
ML-Cape im äußersten Südwesten bereits auf über 1500 J/kg. Allerdings ist die
Luftmasse vor allem nach Süden zu, wo auch die höchsten Instabilitätswerte
auszumachen sind, stark gedeckelt, so dass es dort kaum zur Auslöse reichen
sollte. Niederschläge werden von den Modellen lediglich im Bereich bzw. knapp
nördlich der Welle in West- und Nordwestdeutschland simuliert, wobei diese
durchaus konvektiv geprägt sein dürften, die daraus resultierenden Gewitter
dürften dann im markanten Warnbereich (vor allem hinsichtlich Starkregen und
Hagel) angesiedelt sein. Da nach aktuellem Modellstand kein dynamischer
Hebungsantrieb, z.B. in Form eines flachen Kurzwellentroges, auszumachen ist,
sollten sich die konvektiven Entwicklungen in Grenzen halten. Allerdings ist
diese Prognose noch mit Unsicherheiten behaftet; sollte sich in zukünftigen
Simulationen dennoch ein entsprechender Hebungsantrieb "einschleichen", dürfte
es angesichts der doch recht potenten Luftmasse auch schnell mal für explosivere
konvektive Entwicklungen bis in den Unwetterbereich ausreichen. Dasselbe gilt
auch für die Nacht zum Donnerstag. Momentan bietet die Modellwelt - wie erwähnt
- aber noch keine derartigen Hinweise.
Somit dürfte in weiten Teilen des Landes Sonnenschein überwiegen, lediglich im
Westen und Nordwesten macht sich die Welle in Form dichterer Wolkenfelder und
der weiter oben erwähnten Niederschläge bemerkbar. In der nun einströmenden
Luftmasse subtropischen Ursprungs mit Temperaturen in 850 hPa zwischen 10 Grad
an der dänischen Grenze und 17 Grad im äußersten Süden bewegen sich die
Höchstwerte zwischen 19 und 24 Grad im Nordwesten und 25 bis 32 Grad in den
übrigen Landesteilen, am Oberrhein vielleicht auch schon knapp darüber.



Modellvergleich und -einschätzung
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Die externen Modelle simulieren im Kurzfristbereich eine der deutschen
Modellkette sehr ähnliche Wetterentwicklung. Auch bzgl. der
Niederschlagsprognosen für den heutigen Nachmittag und die kommende Nacht
ergeben sich kaum Unterschiede.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff

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