SXDL31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST

SXEU31 DWAV 180800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 18.06.2016 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Übergang zu TrM. Ab heute abend bis in den Montag hinein an den Alpen
gebietsweise ergiebiger Dauerregen.

Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
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Samstag... lag um 00 UTC in 300 hPa ein Langwellentrog über dem Nordmeer, der
Nordsee, Westfrankreich und Spanien, wobei sich über der Nordsee ein Höhentief
innerhalb des Troges abspaltete. Im Tagesverlauf kommt der Trog allmählich nach
Mitteleuropa voran, wobei sich das Höhentief über der Nordsee bis 24 UTC zum
östlichen Dänemark verlagert und sich dabei abschwächt. Ein zweiter Kern
südwestlich davon schwenkt über die Niederlande hinweg zum nordwestlichen
Deutschland. Die Trogachse reicht dann über den Nordwesten und Westen
Deutschlands nach Ostfrankreich und zum westlichen Mittelmeer, wo ein weiteres
Cut-Off-Tief entsteht.

Das gestern unter Vertiefung über den Westteil Polens nach Norden gezogene Tief
lag um 00 UTC über der nördlichen Ostsee mit einem Kerndruck unter 990 hPa.
Rückseitig des nach Finnland abziehenden Tiefs steigt der Bodendruck über
Deutschland nun weiter an und erreicht erstmals seit längerer Zeit wieder Werte
über 1020 hPa (um 24 UTC im Westen und Südwesten). Damit lässt auch die
Niederschlagsaktivität allmählich nach, wenngleich C-EU bis zum Abend örtlich
noch 6stündige Summen bis 15 mm simuliert. Von 18 bis 24 UTC sollen sich die
Niederschlagsprozesse am östlichen bayerischen Alpenrand intensivieren und es
werden im nördlichen Teil des Landkreises Berchtesgadener Land (BGL) bis 37 mm
gerechnet. ICON6_NEST geht hier und da auf Werte um 15 mm, auch in den letzten 6
Stunden des Tages werden im Gegensatz zu C-EU im äußersten Südosten Bayerns
keine sehr hohen Summen vorhergesagt. C-DE 00 UTC bringt im Südosten Bayerns
intensive konvektive Aktivität von 18 bis 24 UTC (bis 72 mm). GFS lässt am
Alpenrand von 12 bis 18 UTC lokal 26 mm zu und simuliert von 18 bis 24 UTC bis
54 mm im südlichen BGL.

Von den probabilistischen Modellen prognostiziert C-DE EPS 28 km von 18 bis 24
UTC Wahrscheinlichkeiten von bis über 70% für Niederschlag >35 mm in
Südostbayern (heute abend noch stark konvektiv geprägte Regenfälle).

Da wir in den zentralen Bereich des Troges mit 500 hPa-Temperaturen um -20 Grad
gelangen, ist faktisch im gesamten Bundesgebiet mit Schauern und Gewittern zu
rechnen, Ausnahme bildet einzig der Norden (Schleswig-Holstein, Hamburg,
Mecklenburg-Vorpommern).
Nachmittags und abends sind kräftigere Entwicklungen vor allem in der
Südosthälfte Deutschlands möglich, in der die CAPE ML-Werte besonders im Südteil
Bayerns, aber auch in Sachsen flächendeckend über 500 J/kg liegen. Bei 700
hPa-Windgeschwindigkeiten von meist 10 bis 20 kt (aber insgesamt reduzierten
ppw`s von 20 bis 25 mm) können unwetterhafte Entwicklungen in Bayern, Sachsen
und Brandenburg nicht ganz ausgeschlossen werden, wenngleich es sich ja
prinzipiell im "Kaltluftgewitter" handelt. Böen Bft 8 bis 9 in der Umgebung der
Konvektionssysteme - die heute möglich sind - können bei den massiv
durchfeuchteten Böden bereits zum Umstürzen von Bäumen führen und haben damit
derzeit Unwettercharakter!


Sonntag... rückt der Langwellentrog weiter nach Osten vor, wobei das
Cut-Off-Tief in seinem Südteil zum Tagesende über dem Tyrrhenischen Meer liegt.
Das Höhentief, das um 00 UTC etwa über Osnabrück zu finden ist, verlagert sich
über Deutschland südostwärts und erreicht um 24 UTC das bayerische Vogtland.
Damit stellt sich über dem Westen und der Mitte zum Tagesende eine nördliche
Höhenströmung ein, während der Osten noch vom Höhentief und seinen nach Nord und
Süd weisenden Trögen beeinflusst wird.

Der Bodendruck steigt weiter an und ein Keil des Azorenhochs schiebt sich nach
Deutschland vor. Im äußersten Norden ist der Druckgradient noch ein wenig
stärker und es kann dort im Tagesverlauf auf Rügen und Fehmarn vereinzelt zu
steifen Böen Bft 7 aus West kommen.

Durch Anstieg der Temperaturen in 500 hPa stabilisiert sich die Schichtung von
Westen/Nordwesten her, so dass um 12 UTC bereits in der Nordwesthälfte Gewitter
unwahrscheinlich sind. Von 12 bis 18 UTC sind in erster Linie Sachsen, Bayern
und auch Teile Baden-Württembergs noch etwas labil geschichtet (CAPE ML unter
250 J/kg), so dass dort noch Schauer und Gewitter auftreten können.
In 500 und 700 hPa verstärkt sich der Nordostwind am Alpenrand, so dass es dort
zu Stauniederschlägen kommt, die - je nach Modell - auch sehr ergiebig sein
können. C-EU berechnet faktisch am gesamten bayerischen Alpenrand über 30 mm
(von 00 bis 24 UTC), maximal 102 mm bei Bad Reichenhall; das genestete ICON hat
im BGL maximal 36 mm. GFS rechnet bis zu 41 mm an den Alpen, ECMF16 bis 33 mm.

Es ist beabsichtigt, für den östlichen bayerischen Alpenrand eine
Unwetterwarnung bezüglich Dauerregen auszugeben. Neben einigen deterministischen
Modellen, die von heute 18 UTC bis Montag 12 UTC teils Mengen bis über 100 mm
rechnen (C-EU 195 mm, GFS 104 mm, ECMF 60 mm, ICON6_NEST 57 mm), zeigen auch
C-DE EPS 28 km von 03 UTC, das bis 45 Stunden gerechnet wird, im Laufe des
Sonntags für den 6stündigen Niederschlag teils Wahrscheinlichkeiten über 50% für
mehr als 35 mm. Dieser Regen ist im Tagesverlauf durchaus auch schauerartig
verstärkt. Auch PEPS 00 UTC hat nicht zu vernachlässigende Signale für Unwetter;
die Wahrscheinlichkeit für >50 mm/24h geht bis über 30%.


Montag... verlagert sich in der ersten Tageshälfte das Höhentief über Bayern
nach Süden und löst sich gegen Mittag über dem westlichen Österreich auf,
während von Nordwesten her ein Rücken nach Deutschland hineinschwenkt, der sich
in der zweiten Tageshälfte unter Abschwächung südostwärts bewegt und um 24 UTC
noch über Bayern und dem äußersten Osten unseres Landes befindet.

Der Keil des Azorenhochs schwächt sich über Deutschland allmählich ab und
verschwindet bis Tagesende aus dem Druckfeld über Deutschland, da er sich zu dem
Alpen zurückzieht. Es stellt sich damit von Nordwesten her eine südwestliche
Bodenströmung ein.
Im Verlauf der ersten Tageshälfte verdichtet sich im Westen und Nordwesten die
Bewölkung und gegen Mittag beginnt es in den Gebieten nahe der niederländischen
Grenze zu regnen. Der Niederschlag gehört zum okkludierenden Frontensystem des
Zentraltiefs südlich von Island, das mittags auf den Kontinent übergreift und
bis 24 UTC als Okklusion auch allmählich in die zentralen Teile unseres Landes
vordringt.

An der Nordsee frischt der präfrontale Südwind schon am Vormittag teils auf Böen
Bft 7 auf; er dreht zum Abend auf Südwest und ist bis 21 UTC warnrelevant. In
exponierter Lage sind auch stürmische Böen möglich.

Die noch teils schauerartigen Regenfälle im äußersten Südosten von Bayern kommen
bis zum frühen Nachmittag weitgehend zum Erliegen.
Von 00 bis 24 UTC berechnet C-EU nochmals 56 mm bei Inzell, die ausschließlich
in der ersten Tageshälfte fallen. Das frontale Regengebiet bringt nur in
Schleswig-Holstein gebietsweise über 10 mm. Das genestete ICON simuliert im BGL
nochmals bis 10 mm, maximal fallen bis 16 mm über den nordfriesischen Inseln.
GFS rechnet bis 19 mm in der Eifel; ECMF16 geht bis 25 mm im BGL und bis 11 mm
in Nordfriesland.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die externen Modelle berechnen die kurzfristige Weiterentwicklung über
Deutschland ähnlich wie die deutsche Modellkette; Unterschiede im Detail wurden
im Text erwähnt.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Burkhard Kirsch.

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