SXDL31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST

SXEU31 DWAV 260800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 26.06.2016 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: TrM (Trog Mitteleuropa)

Heute an der See anfangs Böen 7 Bft aus SW, später im W/NW einzelne Gewitter. Ab
dem Abend im SO Bayerns Dauerregen (markant).

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Sonntag... startet mit einer guten Nachricht: die Hitze- und Unwetterlage der
vergangenen Tage ist beendet. Die sehr warme bis heiße und zum Teil sehr labile
Subtropikluft ist nach Osten und Süden abgedrängt worden und durch mäßig warme
Atlantikluft ersetzt worden. In dieser Luftmasse geht die 850-hPa-Temperatur im
äußersten Westen und Nordwesten sogar auf rund 5°C zurück, während der äußerste
Südosten in der Nähe der 10°C-Isotherme verbleibt. Die Kaltfront, die die ganze
Aktion mit einem mittlerweile über Südskandinavien angelangten und weiter
nordwärts abziehenden Bodentief bewerkstelligt hat, überquert die Alpen südwärts
bzw. zieht über Polen - Glückwunsch zum glücklichen Einzug ins Viertelfinale -
langsam nach Osten. Entsprechend lassen die letzten Regenfälle in den östlichen
und nordöstlichen Landesteilen alsbald nach, während es am unmittelbaren
Alpenrand tagsüber immer wieder noch mal etwas regnen oder nieseln kann.
Ansonsten setzt sich im Bodendruckfeld ein Keil des Azorenhochs durch, der im
Wesentlichen der postfrontalen KLA geschuldet ist. Zwischen dem Keil und dem
nach Norden abziehenden Bodentief hat sich im Küstenbereich (vor allem an der
Ostsee) vorübergehend ein mäßiger Gradient aufgebaut, der für einen frischen
SW-Wind mit Böen bis Stärke 7 Bft ausreicht. Ab den Mittagsstunden weicht der
Gradient aber zusehends auf und der Wind nimmt ab.
Während also im Bodenniveau in weiten Teilen des Landes leichter
Hochdruckeinfluss herrscht, ist das im Potenzialfeld mitnichten so. Dort steht
der Sonntag im Zeichen eines abgeschlossenen Höhentiefs über der westlichen
Nordsee, das sich im Tagesverlauf langsam in Richtung südnorwegische Küste
verlagert. Der zugehörige, nach Süden gerichtete Trog rückt mehr und mehr an den
Vorhersageraum heran, wobei in den äußersten Westen und Nordwesten etwas
höhenkalte Luft (T500 etwas unter -20°C) gelangt. Auch wenn die Labilität nicht
überbordend und schon gar nicht vergleichbar mit der Schichtung der vergangenen
Tage ist, so reicht sie doch aus, um mit Unterstützung des Tagesgangs einige
Schauer und auch das eine oder andere (Kaltluft-)Gewitter zu generieren. ML-CAPE
von z.T. 300 bis 400 J/kg und PPWs von etwas über 20 mm lassen die Gewitter
durchaus mit Starkregen (um oder etwas über 15 mm innert kurzer Zeit),
vereinzelt vielleicht sogar mit kleinkörnigem Hagel einhergehen, während beim
Wind bei Stärke 7 Bft Schluss sein sollte.
Ansonsten sei noch angemerkt, dass die trogvorderseitige PVA durch die o.e. KLA
überkompensiert wird, so dass in weiten Teilen des Landes leichtes Absinken
dominiert. Dabei bildet sich eine Inversion, die nach Westen hin bei 700 hPa,
nach Osten hin bei 800 bis 850 hPa liegt. Darunter bilden sich in der labilen
Grundschicht Quellwolken, die vielerorts einen heiter bis wolkigen aber
weitgehend trockenen Wettercharakter zur Folge haben. Im Süden und Südosten
allerdings bleibt es vielfach stark bewölkt bis bedeckt. Die Temperatur erreicht
Maxima zwischen 19 und 24°C, im Osten lokal 25°C, im bedeckten Süden teils nur
um 17°C.

Am Abend und in der Nacht zum Montag schwenkt der Trog nach Deutschland herein,
wobei die höhenkalte Luft aber zusehends aufgezehrt wird. So geht dann die
anfänglich im W und NW noch vorhandene konvektive Aktivität nicht zuletzt auch
aufgrund des Tagesgangs ziemlich rasch in die Knie. Anders die Situation im
Südosten Bayerns, wo vorderseitig der Trogspitze ein PVA-induziertes
Omegamaximum kräftige und teils länger andauernde Regenfälle generiert. Zwar
liegt in der dortigen Luftmasse etwas CAPE vor, für (eingelagerte) Gewitter
sollte es aber nicht reichen. Allerdings könnten schauerartige Verstärkungen
dafür sorgen, dass zwischen dem östlichen Alpenrand und dem Bayerischen Wald an
der einen oder anderen Stelle das 6h-Stark- oder das 12h-Dauerregenkriterium
überschritten wird, was bei PPW-Werten bis an die 30 mm kein Wunder wäre. Einige
Modelle jedenfalls zeigen einzelne Peaks >25mm/12h oder auch >20mm/6h, und auch
probabilistische Verfahren wie COSMO-DE-EPS, PEPS oder COSMO-LEPS (weniger
ECMF-EPS) liefern gewisse Signale.
Im großen Rest des Landes verläuft die Nacht ruhig, wobei es vielfach gering
bewölkt oder klar wird, lokale Nebelfelder inclusive. In der zweiten Nachthälfte
allerdings setzt von Westen her im Vorfeld einer sich langsam nähernden
Okklusion bzw. Kaltfront WLA ein, die mehrschichtige Bewölkung in die westlichen
Landesteile bringt.

Montag... schwenkt der Trog bis zum Nachmittag nach Osten durch und nachfolgend
setzt eine Zonalisierung der Höhenströmung ein. Die anfänglich noch markante WLA
wird immer schwächer, so dass in der Zonalströmung keine nennenswerten
Hebungsprozesse mehr zu erwarten sind. Die werden dafür von der von der Nordsee
und Benelux heranschwenkenden teilokkludierten Kaltfront geliefert, die zu einem
Tiefkomplex zwischen Irminger und Norwegischer See gehört. Die Front sorgt nicht
nur für eine zunehmende Wolkenverdichtung im Norden und Westen, sondern
nachfolgend auch für einsetzenden Regen, der aber deutlich unterhalb etwaiger
Warnschwellen bleibt. Zudem frischt präfrontal auf S-SW rückdrehende, später auf
westliche Richtungen drehende Wind insbesondere an der Nordsee und im
unmittelbar angrenzenden Binnenland sowie verzögert auch der westlichen Ostsee
auf mit Böen bis Stärke 7 Bft.
Während es also im Nordwesten anfängt zu regnen, lassen die Regenfälle im
Südosten mit Abzug des Troges nach bzw. hören ganz auf. Allerdings könnte es um
die Mittagszeit herum sowie am frühen Nachmittag im äußersten Osten noch für
einzelne Gewitter (maximal markant) reichen, die dem scheidenden Höhentrog sowie
einem damit korrelierenden IPV-Maximum geschuldet sind. Nachfolgend sorgt der
weiterhin im Bodendruckfeld vorhandene Azorenhochkeil in den östlichen und
südlichen Landesteilen für einen teils heiteren, teils wolkigen aber weitgehend
trockenen Wochenstart. Die Temperatur steigt deutschlandweit auf 20 bis 25°C mit
den höchsten Werten im äußersten Osten und Süden. Im Nordseeumfeld sowie im
westlichen Mittelgebirgsraum verbleibt die Tageshöchsttemperatur unter der
20°C-Marke.

Am Abend und in der Nacht zum Dienstag schwenkt die Kaltfront respektive
Okklusion korrespondierend mit einem flachen KW-Trog recht zügig über die
Nordhälfte des Vorhersageraums hinweg. Dabei kommt es zu zeitweiligen, teils
schauerartigen und nach Norden hin evtl. auch mit vereinzelten Gewittern
durchsetzen Regenfällen der Größenordnung <5mm/12h. Nur vereinzelt dürfte diese
Schwelle knapp überschritten werden. Anfangs sind an der See noch einzelne Böen
7 Bft aus SW-W möglich, Tendenz im weiteren Verlauf nachlassend.
Nach Süden hin hängt die Front nach Südwesten zurück und zeigt sich mangels
dynamischer Unterstützung vergleichsweise handzahm, was den Durchzug von
dichteren Wolkenfeldern und ein paar vereinzelten Tropfen freilich nicht
ausschließt.

Dienstag... erreicht die Front in ihrem Nordteil schon am frühen Morgen Polen,
während sie im Süden weiterhin zurückhängt. Im Osten und Nordosten fällt dabei
anfangs noch etwas Regen, bevor sich später landesweit leichter
Zwischenhocheinfluss durchsetzt. Er wird gestützt durch einen flachen
kurzwelligen Höhenrücken, der sich vorderseitig einer neuerlichen Austrogung
über Westeuropa aufbaut und Deutschland nordostwärts überquert. In der zweiten
Tageshälfte setzt von Westen her erneut WLA ein. Sie kündigt quasi die nächste
Front an, die uns dann zum Mittwoch in abgeschwächter Form beehren wird. Am
Dienstagnachmittag und -abend bleibt es weitgehend bei mehr oder weniger dichten
Wolkenfeldern, die von Benelux und Frankreich hereindriften. Den meisten
Sonnenschein dürfte es südliche der Donau sowie gebietsweise im Osten und an der
Ostsee geben. Dabei steigt die Temperatur auf 24 bis 27°C im Süden und 20 bis
25°C sonst. Im äußersten Norden reicht es in der frisch eingeflossenen
subpolaren Meeresluft (T850 etwas unter 5°C) teils nur zu 17 bis 19°C.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die großräumige Entwicklung wird von allen einschlägigen Modellen ähnlich
simuliert. Hinsichtlich einer möglichen Warnung vor kräftigen Regenfällen ab
heute Abend im Südosten Bayerns bietet sich eher eine Dauerregenwarnung (12h
oder ein paar Stunden darüber) als eine 6h-Starkregenwarnung an.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann

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