SXDL33 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT MITTELFRIST

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 19.06.2016 um 10.30 UTC



Vorübergehend Hochdruckeinfluss, dabei sehr warm bis heiß. Zum nächsten
Wochenende wahrscheinlich Kaltfrontpassage mit teils kräftigen Gewittern
(Unwettergefahr).
__________________________________________________________

Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 26.06.2016


Nachdem der meteorologische Sommer mittlerweile knapp drei Wochen alt ist und im
Wesentlichen durch Begriffe wie Unwetter, Stark- und Dauerregen,
Überschwemmungen und Hochwasser oder auf Deutsch gesagt häufiges "Sauwetter"
aufgefallen ist (obwohl dieses "Sauwetter" durchaus auch ein paar positive
Seiten hatte), scheint mit Beginn des kalendarischen Sommers am kommenden
Dienstag eine Komponente ins Spiel zu kommen, die von einigen oder auch vielen
Mitbürgerinnen und Mitbürgern bisher schmerzlich vermisst wurde: Hitze.

So baut sich auf Basis des heutigen 00-UTC-Laufs des ECMF - nachdem uns am
Dienstag ein Frontensystem überquert haben wird und wir am Mittwoch noch mit den
Resten zu kämpfen haben - Mitte der Woche Hochdruckeinfluss über weiten Teilen
Mitteleuropas auf, der mit einem Schub sehr warmer bis heißer Subtropikluft von
Südwesten her einhergeht. Hauptimpulsgeber ist ein sich über dem nahen
Ostatlantik formierender, mit nach Südwesten zurückhängender Achse
ausgestatteter Langwellentrog, auf dessen Vorderseite sich über dem Kontinent
ein breiter Rücken aufwölbt. Gleichzeitig steigt der Luftdruck in weiten Teilen
Mitteleuropas auf etwas über 1020 hPa, wobei sich der Schwerpunkt dieses
großflächigen Hochs rasch knapp östlich des Vorhersageraums positioniert. Auf
dessen Westflanke gelangen wir in eine niedertroposphärisch südliche bis
südöstliche, weiter oben südwestliche Strömung. Dabei steigt die
850-hPa-Temperatur in Deutschland bis Freitag 00 UTC verbreitet auf rund 15°C
oder darüber, in Südwestdeutschland sogar nahe 20°C, was auf irdischem Niveau (2
m) 30°C und mehr zur Folge hat (am Mittwoch zunächst nur im SW, am Donnerstag
verbreitet).
Beginnend in der Nacht zum Freitag und sich fortsetzend bis zum Samstag könnte
es dann aber bereits schon wieder vorbei sein mit der "Hitzewelle" oder besser
diminutiv "Hitzewellchen". Über Westeuropa bringt sich eine Kaltfront in
Stellung, die den östlichen Rand einer Tiefdruckrinne markiert. Angetrieben von
dem nördlichen Teil des nach wie vor mit stark positiver Achsstellung versehenen
LW-Troges überqueren Front und Rinne den Vorhersageraum ost-südostwärts, was -
ohne jetzt schon auf Details eingehen zu können - sicherlich mit schweren
Gewittern bis in den Unwetterbereich verbunden sein wird.
Rückseitig setzt sich dann am Wochenende zunächst in der Nordhälfte, später
(erweiterte Mittelfrist) im ganzen Land kühle Meeresluft durch (T850 teils um
oder etwas unter 5°C), die in Verbindung mit durchschwenkenden Höhentrögen für
wechselhaftes Wetter sorgt.


__________________________________________________________

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Was die grobe Entwicklung der Großwetterlage angeht - Aufbau eines Hochs,
deutliche Erwärmung, nachfolgende Kaltfrontpassage - kann die Konsistenz des
ECMF durchaus als gut bezeichnet werden. Die Gretchenfrage, die sich nun stellt,
lautet: Wann greift die Kaltfront auf den Vorhersageraum über bzw. wann und wie
passiert sie diesen. Nach dem neuesten Lauf von heute 00 UTC geht der Durchgang
schneller vonstatten als bisher angenommen. Hier fängt die Konsistenz also an zu
bröckeln.
__________________________________________________________

Vergleich mit anderen globalen Modellen


Im Kontext mit den anderen altbewährten Haudegen unter den Globalmodellen fällt
auf, dass die geschilderte Entwicklung eigentlich überall zu finden ist. Ähnlich
wie schon bei der Konsistenzbetrachtung zeigt sich aber auch hier eine recht
große Diskrepanz, was das Timing der Kaltfront betrifft. ECMF stellt eindeutig
die flotteste Variante, während ICON und die "Nordamerikaner" zum Teil deutlich
langsamer agieren. UKMO wiederum nimmt eine Zwitterstellung ein, liegt leider
aber nur bis Samstag, 00 UTC (T+144h) vor.
Entscheidend wird sein, welche Konfiguration der LW-Trog über dem nahen
Ostatlantik einnimmt und wann bzw. wo er möglicherweise abtropft. Diesbezüglich
stehen noch einige Lösungen auf dem Zettel. Die von ECMF favorisierte stark
positive Achsstellung jedenfalls begünstigt die Progression des nördlichen Teils
und somit auch die schnelle Frontverlagerung.

__________________________________________________________

Bewertung der Ensemblevorhersagen


Aufgrund von Problemen auf der Homepage des ECMF liegen leider keine aktuellen
EPS-Rauchfahnen sowie EPS-Meteogramme von heute 00 UTC vor.
Die Clusterung bietet für den Zeitraum von Freitag bis Sonntag (T+120...168h) drei
nahezu gleichbesetzte Cluster an (19, 17, 15 Fälle), von denen CL 1 (mit HL und
KL) die Kaltfront und den nördlichen Teil des Höhentroges am schnellsten
durchschwenken lässt. CL 2 hingegen zeigt das genaue Gegenteil und belässt den
Trog bis Sonntag westlich von uns. CL 3 wiederum befindet sich zwischen den
beiden genannten Szenarien.
Für den erweiterten Mittelfristzeitraum T+192...240h (Montag bis Mittwoch) liegen
vier Cluster vor (18, 17, 13, 3 Fälle). CL1 und 2 setzen dabei auf eine
zyklonale Variante, die in Richtung TrM (Trog Mitteleuropa) oder in eine Art Ws
(südliche Westlage) geht. Bei CL 3 kommt es nach anfänglich antizyklonalem
Einfluss zu einer leichten Zonalisierung der Höhenströmung, während Außenseiter
CL 4 einen Höhenrücken über ME bringt.
Berücksichtigt man nun noch die Tatsache, dass GFS-EPS hinsichtlich des
Temperaturrückgangs ebenfalls eine große Streuung an den Tag legt (ein
Ensemblemitglied setzt schon am Freitag an, ein paar wenige erst nach Montag!),
so ist der Betrachter so schlau wie zuvor. Als Kompromisslösung für den
offiziellen Wetterbericht wird eine Frontpassage am Wochenende gewählt. Wie es
danach weitergeht, who know´s?
_________________________________________________________

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Angesichts des Wetterverlaufs der vergangenen Wochen ist es dem Verfasser eine
große Ehre, für den ersten Tag des Mittelfristzeitraums am kommenden Mittwoch
verkünden zu dürfen, dass sehr wahrscheinlich keine signifikanten
Wettererscheinungen zu erwarten sind.
Ab Donnerstag nimmt dann nicht nur die WÄRMEBELASTUNG zu - nach dem bisherigen
Verlauf des Frühlings und des Sommers muss man sich für diese Aussage fast schon
schämen, aber die Vorschriften wollen es so -, auch die GEWITTERNEIGUNG steigt
an. Am Donnerstag sicherlich noch sehr moderat mit nur vereinzelten
HITZEGEWITTERN bevorzugt über dem Bergland, vielleicht auch schon im Westen und
Nordwesten. Am Freitag und am Wochenende könnte es mit Annäherung der Kaltfront
respektive deren Passage teilweise wieder kritisch werden mit kräftigen
GEWITTERN bis in den UNWETTERBEREICH. Aufgrund der oben geschilderten
Schwierigkeiten mit dem Timing der Front ist es für Details aber noch deutlich
zu früh.
________________________________________________________

Basis für Mittelfristvorhersage
Mischung aus ECMF-EPS (sofern vorhanden), den MOS-Verfahren sowie einer Mischung
aus den operationellen Modellen.
________________________________________________________


VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Hoffmann

Beliebte Posts aus diesem Blog

SXDL31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST

DWD -> Amtliche Warnung vor markantem Wetter - STARKES GEWITTER (-Esslingen-)