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Thema des Tages

Die meteorologische Welt des Gleichen

"Wetter" beruht auf zahlreichen physikalischen (meist
thermodynamischen) Prozessen in der unteren Atmosphäre (Troposphäre),
die permanent Veränderungen unterworfen sind. Diese Komplexität macht
die Berechnung der zahlreichen Wetterparameter für Wetterprognosen
auch so schwer Grundlegend gilt, dass die Natur bestrebt ist
Unterschiede auszugleichen vor allem bei gasförmigen wie auch
flüssigen Materien. Dies geschieht dann in der Regel von einem
höheren zu einem tieferen Potential.
So strömt z.B. Luft als ein Gasgemisch von einem Bereich mit hohem
Druck zu einem mit niedrigem. Aufgrund der sich drehenden Erde und
den sich daraus ergebenden "Fliehkräften" (Corioliskraft) erfolgt
diese Ausgleichsbewegung nicht auf direktem Weg, sondern wird durch
die Corioliskraft abgelenkt, was uns jedoch hier nicht weiter
interessieren soll. Denselben Ausgleichsvorgang erleben wir bei der
Temperatur, wobei hier dann noch die unterschiedliche Dichte eine
Rolle spielt, denn kalte Luft ist schwerer als warme und schiebt sich
unter letztere, während die Warmluft auf kältere Luft aufgleitet
usw..
Wenn nicht wir, die wir in Mitteleuropa in der Westwindzone mit oft
sehr wechselhaften Wetter leben, wer dann sollte ein Lied von dem
"Auf und Ab" der Temperaturen, aber auch der schnell wechselnden
Hochs und Tiefs singen können. Nicht das Gleichgewicht, sondern
gerade das Ungleichgewicht und die sich daraus ergebenden
Ausgleichsbewegungen machen unser Wetter aus und sorgen besonders in
unseren Breiten für das große Wechselspiel des Wetters.
Beim Blick auf eine Wetterkarte z.B. abends in den Fernsehnachrichten
sind Tief- und Hochdruckgebiete zu erkennen, die sich verlagern und
dabei auch ihre Intensitäten verändern. In Erscheinung treten diese
Druckgebilde mit Hilfe von Linien, in diesem Fall den Isobaren
(griechisch:(báros) Gewicht), die mal mehr, mal weniger eng zusammen.
Im Zentrum der Linien befindet sich dann der Punkt mit dem höchsten
bzw. tiefsten Luftdruck, gekennzeichnet durch das "H" als Hochzentrum
bzw. durch das "T" als Tiefkern. Die Linien stellen Linien gleichen
Luftdrucks dar lassen die Gestalt der jeweiligen Druckgebilde
erkennen Anhand dieser Luftdruckverteilung können dann von uns
Fachleuten Wetterentwicklungen erkannt und vor allem einigermaßen
verständlich erklärt werden.
In der Folge werden einige der am häufigsten verwendeten Begriffe
kurz erläutert, die jeweils mit der Vorsilbe "iso" beginnen, was in
der Meteorologie (Physik der Atmosphäre) bedeutet, dass die zugrunde
liegenden meteorologischen Parameter wie z:B. Luftdruck und
Temperatur auf diesen Linien die gleiche physikalische Eigenschaft
aufweisen.
Wie bereits kurz erwähnt sind die sog. "Isobaren", also die Linien
gleichen Luftdrucks, ein bewährtes Mittel, um die Verteilung der
Hochs und Tiefs auf einer bestimmten Fläche darzustellen. Diese
Methode geht auf den Meteorologen Alexander Buchan zurück, der im 19.
Jahrhundert lebte. Dabei bekommen nun nicht nur Tiefdruck- oder
Hochdruckgebiete "ein Gesicht", sondern man kann aus dem Abstand der
Isobaren auch Aussagen über die Luftbewegung, dem "Wind" machen.
Liegen sie nämlich eng beisammen, dann herrscht eine stramme
Luftbewegung bzw. ein starker bis stürmischer Wind bis hin zum Orkan
vor. Fächern die Isobaren auf, dann lässt die Windgeschwindigkeit
entsprechend wieder nach.
Für die Meteorologen sind auch noch der Verlauf und die Verlagerung
der Isobaren während der vergangenen Stunden von Bedeutung, denn
damit wird ein Hinweis darauf gegeben, wohin die jeweiligen
Druckgebilde ziehen. Ein Beispiel wird im angehängten Bild links oben
gezeigt. Die gelben und roten Farben nordwestlich von Schottland
bedeuten z.B. starker Nordostwind, denn dort liegen die weiß
dargestellten Isobaren eng bei einander (starker Gradient), während
der Wind in Richtung Biskaya bei einem sich auffächernden Gradienten
deutlich nachlässt.
"Isothermen" sind wiederum die Linien gleicher Temperatur. Sie sind
in der Meteorologie ein wichtiges Instrument zur Darstellung von
Luftmassengrenzen, den so genannten "Kalt- oder Warmfronten". Eine
Front ist dabei gekennzeichnet durch einen meist starken
Temperaturgradienten. Anhand der Drängung von Isothermen kann man
also die Lage und auch die Intensität einer Front ausmachen. Im
beigefügten Bild ist die 850 hPa Temperatur (also die Temperatur in
etwa 1.5 km Höhe). Rot markiert sind Bereiche mit gedrängten
Isothermen, wo man also auch Fronten vermuten kann (z.B. westlich von
Schottland ist auch eine Okklusion zu finden).
Es gibt noch viele weitere Möglichkeiten, Orte gleicher
physikalischer Eigenschaften zusammenzufassen. "Isotachen" z.B. sind
Bereiche mit gleicher Windgeschwindigkeit. Dies bietet sich vor allem
für die Positions- und Intensitätsbestimmung von sogenannten
Starkwindbändern in 9 bis 11 km Höhe an (bei uns unter dem Begriff
"Strahlstrom", im Englischen als "Jet" bekannt), die auf
Langstreckenflügen oft zur Spriteinsparung genutzt werden.
"Isodrosothermen" beschreiben die Orte mit derselben
Taupunkttemperatur und geben u.a. Auskunft über die Feuchteverteilung
in der Troposphäre.
Isolinien ermöglichen den Meteorologen also die einzelnen Parameter
des dreidimensional stattfindenden Wetters in der Fläche
darzustellen und somit mit einem schnellen fachmännischen Blick
abschätzen zu können, was gerade "draußen" geschieht bzw. zukünftig
geschehen wird.


Dipl.-Met. Helge Tuschy
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 28.04.2016

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

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