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Thema des Tages

Die meteorologische Welt des Gleichen

In der Wettervorhersage beschäftigt man sich im Allgemeinen mit dem
Nivellieren von Ungleichheiten. Wetter ist ein dynamischer Prozess,
der immer wieder Veränderungen unterworfen ist, die wiederum
Auswirkungen auf weitere Parameter haben. Zum Beispiel ist die Natur
bestrebt, einen Luftdruckunterschied auszugleichen. Aus diesem Grund
strömt Luft von einem Bereich mit hohem Luftdruck zu einem Bereich
mit niedrigem Luftdruck. Dank der sich drehenden Erde erfolgt diese
Ausgleichsströmung nicht auf direktem Weg, sondern wird durch die
Corioliskraft abgelenkt, was uns heute jedoch nicht weiter
interessieren soll. Denselben Ausgleichsmechanismus erleben wir bei
der Temperatur. Wenn nicht wir, die in der oft sehr wechselhaften
Westwindzone leben, wer dann sollte ein Lied von dem Auf und Ab der
Temperaturen singen können. Nicht das Gleichgewicht, sondern gerade
das Ungleichgewicht macht unser Wetter aus und sorgt besonders in
unseren Breiten für ein abwechslungsreiches Wetterjahr.

Stellen Sie sich nun einmal eine Wetterkarte vor, die sie abends im
Fernsehen kurz zu Gesicht bekommen. Sie können Tiefdruckgebiete und
Hochdruckgebiete erkennen, die sich verlagern und ihre Intensitäten
verändern. Doch erklärt werden diese Druckgebilde mit Hilfe von
Linien, die sich mal mehr, mal weniger eng zusammenschmiegen und vom
Wettermoderator mit den Worten "Sturm" oder "schwachwindig" begleitet
werden. Entlang dieser Linien ändert sich zum Beispiel der Luftdruck
nicht und somit kann man die Gestalt der jeweiligen Druckgebilde
erkennen. Wir Meteorologen sind also auch an den Bereichen
interessiert, die dieselben physikalischen Eigenschaften wie zum
Beispiel von Temperatur oder Druck aufweisen. Anhand dieser Linien
können Wetterabläufe erkannt und verständlich erklärt werden. In der
Folge sollen einige der am häufigsten verwendeten Begriffe kurz
erklärt werden. Die dafür notwendigen Wörter beginnen jeweils mit dem
Präfix (der Vorsilbe) "iso", was aus dem Altgriechischen abstammt und
so viel bedeutet wie "gleich". Es werden also in der Meteorologie
Orte miteinander verbunden, die dieselbe physikalische Eigenschaft
aufweisen.

Wie bereits kurz erwähnt gibt es die "Isobaren", also Linien gleichen
Luftdrucks. Diese Methode zur Darstellung der Luftdruckverteilung auf
Wetterkarten geht auf den Meteorologen Alexander Buchan zurück, der
während des 19. Jahrhunderts lebte. Dabei bekommen nun nicht nur
Tiefdruck- oder Hochdruckgebiete "ein Gesicht". Wenn die Linien
gleichen Luftdrucks eng beisammen liegen, dann kann man mit einer
starken Windentwicklung rechnen, fächern sie auf, dann lässt die
Windgeschwindigkeit entsprechend wieder nach. Für die Meteorologen
ist es wichtig die Struktur der Isobaren zu sehen, denn sie zeigen
die Bereiche an, wo zum Beispiel Tröge (ein Bereich niedrigen
Luftdrucks) zu finden sind. Auch die Verlagerung der Isobaren während
der vergangenen Stunden ist von Bedeutung, denn sie geben an, wohin
die jeweiligen Druckgebilde ziehen. Ein Beispiel wird im angehängten
Bild links oben gezeigt. Sehen Sie die gelben und roten Farben
nordwestlich von Schottland (starker Nordostwind), wo auch die weiß
dargestellten Isobaren eng zusammenliegen, während der Wind in
Richtung Biskaya bei einem sich auffächernden Gradienten deutlich
nachlässt?

"Isothermen" zeigen die Orte, die dieselben Temperaturwerte
aufweisen. Das ist in der Wettervorhersage eine wichtige
Darstellungseigenschaft, denn so erkennt man die Lage von Fronten.
Eine Front ist unter anderem gekennzeichnet durch einen mehr oder
weniger stark ausgeprägten Temperaturgradienten. Anhand einer
Drängung von Isothermen kann man also die Lage und Intensität einer
Front ausmachen. Daraus wiederum können häufig Rückschlüsse auf
Intensität und räumliche Ausprägung des Niederschlags getroffen
werden. Im beigefügten Bild wurde die 850 hPa Temperatur aufgetragen
(also die Temperatur in etwa 1.5 km Höhe). Rot markiert sind Bereiche
mit gedrängten Isothermen, wo man also auch Fronten vermuten kann
(z.B. westlich von Schottland ist auch eine Okklusion zu finden).

Es gibt noch viele weitere Möglichkeiten, Orte gleicher
physikalischer Eigenschaften zusammenzufassen. "Isotachen" sind
Bereiche mit gleicher Windgeschwindigkeit. Dies ist vor allem für die
Positions- und Intensitätsbestimmung von sogenannten
Starkwindgebieten wichtig (im Deutschen unter dem Begriff
"Strahlstrom", im Englischen als "Jet" bekannt). "Isodrosothermen"
beschreiben die Orte mit demselben Taupunkt. Diese sind zum Beispiel
wichtig, wenn man stark gealterte Fronten erkennen, oder allgemein
einen Überblick über die Feuchteverteilung erhalten möchte.

Das ist jedoch nur eine kleine Auswahl dessen gewesen, was in der
Meteorologie tagtäglich verwendet wird. Nur so können Sie abends im
Fernsehen die Wetterkarte bestaunen und visuell leicht
nachvollziehen, wie sich das Wetter in der nahen Zukunft entwickeln
wird.


Dipl.-Met. Helge Tuschy
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 28.04.2016

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

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