SXDL31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST

SXEU31 DWAV 260800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 26.04.2016 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: TrM (Trog Mitteleuropa)

Weiterhin unbeständig und kühl mit spätwinterlichen Komponenten wie Schneefall,
Frost, Glätte.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 24 UTC
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Dienstag... befindet sich Deutschland nach wie vor im Innern eines umfangreichen
LW-Troges, der vom Nordpolarmeer bis hinunter in den Mittelmeerraum reicht. Das
Hauptdrehzentrum innerhalb des Troges befindet sich heute früh über der
Deutschen Bucht (500 hPa, ICON), während das korrespondierende Bodentief UTA
zwei Kerne aufweist: einen über Schleswig-Holstein und einen über der Nordsee
(Beide etwas unter 995 hPa), von denen tagsüber wohl nur der Kern über der
Nordsee übrigbleibt, ohne sich aufgrund der quasisenkrechten Achsstellung
großartig zu bewegen.
Das zugehörige Frontensystem hat große Teile des Bundesgebietes bereits
überquert, wobei die Okklusion gerade dabei ist, den Osten in Richtung Polen
bzw. Ostsee zu verlassen. Dort kommt es anfangs noch zu frontalen Regenfällen
und auch etwas Schneeregen bzw. Nassschneefall, die aber ab Mittag Geschichte
sein sollten. Etwas anders sieht es im Süden aus, wo die langsam südwärts
schwenkende Kaltfront mehr und mehr gebremst wird. Vorderseitiger Druckfall
sorgen respektive haben schon gesorgt über den Alpen sowie südlich davon für
eine Tiefdruckzone, die eine Art Pufferwirkung ausübt. Hinzu kommt ein
Rückdrehen der Höhenströmung von NW auf westliche Richtungen, was ebenfalls
bremsende Wirkung hat. Kurzum, die frontalen, zum Teil aber schauerartig
verstärkten Niederschläge im Süden kommen nur langsam in Richtung Alpen voran,
wobei das meiste im Schwarzwald (in Staulagen um 15 mm innert 12 h) fallen soll.
Die Schneefallgrenze steigt im äußersten Süden zum Nachmittag hin auf 800 bis
1000 m, wo zum Teil 5 bis 10 cm, im Schwarzwald exponiert bis 15 cm Neuschnee
zusammenkommen können. Im nördlichen Teil des Niederschlagsgebietes liegt die
Schneefallgrenze zwischen 300 und 700 m, so dass sich in den entsprechenden
Lagen am Vormittag noch eine dünne Schneedecke bilden kann, bevor es später
aufhört zu schneien.
Postfrontal strömt ein neuerlicher Schwall maritimer Polarluft arktischen
Ursprungs insbesondere in den N und W des Vorhersageraums, die mit T500 knapp
unter -35°C und T850 bei -4°C reichlich labil geschichtet ist. Hinzu kommt ein
Bodentrog mit eingelagerter Konvergenz auf der SW-Flanke des Tiefs, der
allmählich von der Nordsee hereinschwenkt und neben dem Tagesgang für
zusätzliche Hebung sorgt. Schon jetzt (05 UTC) sind reichlich konvektive
Umlagerungen über den Niederlanden erkennbar, die sich in den nächsten Stunden
noch verstärken und auf große Teile West- und Nordwestdeutschlands ausbreiten.
Dabei kommt es zu Regen-, Graupel- und Schneeschauern sowie kurzen Gewittern,
die mit kleinkörnigem Hagel/Graupel und Böen 7-8 Bft einhergehen können. In und
nach kräftigen Schauern besteht bis ganz runter die Gefahr von Glätte durch Eis
oder Schnee- bzw. Graupelmatsch. Hinter dem nach O und S abziehenden frontalen
Niederschlag und der sich von NW ausbreitenden konvektiven Zone kristallisiert
sich ein sichelförmiges Gebiet minderer Hebungsaktivität heraus (Stichwort
kompensatorisches Absinken), das über die mittleren Landesteilen bis in den O
und NO reicht. Dort fallen nur wenige Schauer, zum Teil bleibt es sogar längere
Zeit oder ganztägig trocken und die Sonne zeigt sich hin und wieder. Da ändert
aber nichts an der Tatsache, dass auch heute einmal mehr ein extrem kühler, am
unteren Rand des praktisch Möglichen, Tag auf der Karte steht mit
Tageshöchstwerten von 4 bis 11°C, im Bergland 0 bis 5°C.
Nicht zu vergessen ist freilich der Wind, der zwei Schwerpunkte aufweist. Zum
einen im äußersten Süden, wo er vor und an der Front mit Unterstützung des
Leitplankeneffekts merklich auffrischt mit Böen 7-8 Bft, in exponierten Kamm-
und Gipfellagen 9 bis 10 Bft. Das zweite Windmaximum "bohrt" sich mit
Heranschwenken des o.e. Bodentrogs von Westen der bis in die mittleren
Landesteile hinein, wo allein aus dem Gradienten heraus ein flotter SW-W-Wind
generiert wird mit Böen 7 Bft, in freien Lagen 8 Bft, im Bergland 8 bis 9 Bft,
auf dem Brocken 10 Bft, Tendenz zum Abend hin etwas abschwächend.

In der Nacht zum Mittwoch erreicht das Bodentief das nordwestliche
Niedersachsen, während die zugehörige Kaltfront die Alpen überquert. Der
Höhentrog weitet sich erneut nach Süden aus, wodurch auch die höhenkalte Luft um
-35°C zumindest die westlichen Teile Süddeutschlands erfasst. Südlich der Donau,
vor allem aber an den Alpen kommt es zu weiteren schauerartig verstärkten
Niederschlägen, in denen die Schneefallgrenze auf rund 500 m absinkt. Dabei
fallen 1 bis 5 cm, in höheren Lagen bis 10 cm, in exponierten Staulagen auch 15
cm Neuschnee, alles inclusive Glätte durch Schnee, Matsch oder Eis.
Auch im W und N stehen dem Tagesgang zum Trotz weitere, teils linienhaft
organisierte Niederschläge auf der Karte, die je nach Intensität bis in tiefe
Lagen als Schnee fallen und vereinzelt von Gewittern begleitet sein können. In
den westlichen Mittelgebirgen kann sich oberhalb 200 bis 400 m eine dünne
Schneedecke bilden, aber auch weiter unten besteht die Gefahr von kurzzeitiger,
aber nicht minder gefährlicher Glätte durch nassen Schnee, Match oder Graupel.
Zwischen dem NW und dem S gibt es nach wie vor eine Zone, die etwa von RP bis in
die östlichen Bundesländer reicht, in der wenig passiert und es teilweise sogar
aufklart. Die Folge ist leichter Frost und stellenweise Glätte durch gefrierende
Nässe.
Der SW-W-Wind nimmt im Süden immer weiter ab, im höheren Bergland bleibt es aber
stürmisch. In den mittleren Landesteilen muss noch mit Böen 7 Bft, in höheren
Lagen 8 bis 9 Bft, auf dem Brocken 10 Bft gerechnet werden.

Mittwoch... "schleicht" sich Tief UTA unter leichter Auffülltendenz über
Norddeutschland hinweg in Richtung westliche Ostsee. Dabei bleibt uns die Zufuhr
hochreichender Polarluft mit T500 um -35°C und T850 um -4°C erhalten, so dass
auch dieser Endapriltag alles andere als frühlingshaft über die Bühne geht. Im
Gegenteil, bei Tagesmaxima von 5 bis 11°C, im Osten lokal vielleicht auch mal
12°C, kommt es verbreitet zu schauerartigen Niederschlägen (im N und W
zahlreicher und kräftiger als in den übrigen Regionen) in Form von Regen,
Graupel und Schnee sowie zahlreichen kurzen Gewittern. Die Schneefallgrenze
dürfte sich dank der guten Durchmischung bei rund 500 m (im Süden etwas höher)
einpendeln, wobei sich erneut eine dünne Schneedecke bildet oder die vorhandene
weiter anwächst. Auch für morgen gilt natürlich die Regel, dass es in und nach
kräftigen konvektiven Entwicklungen auch weiter unten kurzzeitig mal glatt
werden kann.
Während es im Norden im Kernbereich des Tiefs vergleichsweise windschwach
bleibt, frischt der westliche Wind zur Mitte und nach Süden hin erneut auf mit
Böen 7 Bft, in kräftigen Schauern 8 Bft. Im Bergland bleibt es stürmisch mit
Spitzen bis 10 Bft in exponierten Kamm- und Gipfellagen.

In der Nacht zum Donnerstag ändert sich nichts Monumentales an der GWL. Der Wind
schwächt sich ab, bleibt aber in den mittleren Landesteilen noch mäßig bis
frisch unterwegs mit Böen 7 Bft, Bergland 8 bis 9 Bft. Tendenziell lässt die
Schauerneigung zwar nach, kommt aber nicht gänzlich zum Erliegen. Hinsichtlich
der räumlichen Verteilung zeigen die Modelle derzeit noch Differenzen, so dass
eine abschließende Bewertung nicht möglich ist. Es besteht aber weiterhin die
Gefahr, dass es auch mal bis ganz nach unten schneit und entsprechend glatt
wird. Auch glätte durch gefrierende Nässe ist nach wie vor ein Thema.

Donnerstag... füllt sich das Tief - mittlerweile über Südschweden angekommen -
weiter auf, so dass auch der Gradient bei uns mehr und mehr aufweicht. Der
Höhentrog schwenkt mit seiner Achse allmählich nordostwärts mit der Folge, dass
von SW her gesamttroposphärisch etwas mildere, nicht aber wirklich milde Luft
herangeführt wird. So steigt die Temperatur in 500 hPa auf über -30°C
(Südhälfte) und in 850 hPa kratzt zum Abend hin die 0°C-Isotherme am Alpenrand.
Wie auch immer, der Wettercharakter bleibt unbeständig und kühl mit weiteren
schauerartigen Niederschlägen mit Gewittern, die im Süden und Westen aufgrund
der zunehmenden Stabilisierung aber weniger werden. Zu den Alpen hin zeigt sich
sogar für längere Zeit die Sonne. Ansonsten lässt sich konstatieren, dass die
Schneefallgrenze etwas ansteigt, gleichwohl aber immer noch Graupelschauer
auftreten können. Im Westen setzt zum Abend hin vorderseitig eines neuerlichen
Tiefs über UK Regen ein.
Während es im Süden schwachwindig bleibt, lebt der westliche Wind nach Norden
hin mitunter noch auf, allerdings in schwächerem Maße als die Tage zuvor. Für
die eine oder andere Böe der Stärke 7 Bft wird es aber noch reichen. Insgesamt
wird es etwas wärmer mit Tageshöchstwerten zwischen 7 und 13°C.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die beschriebene Entwicklung wird auch von den externen Modellen mitgetragen.
Dass dabei meist kleinere Unschärfen auftreten, liegt in der Natur der Sache.
Dazu gehört auch, dass viele Dinge (vor allem Niederschlag, Glätte)
warntechnisch erst vergleichsweise kurzfristig abgearbeitet werden können.
Aufgrund der fortgeschrittenen Jahreszeit sollte bei der Warnstrategie für Frost
und Glätte aber eher offensiv agiert werden, auch wenn große Teile eines
Landkreises vielleicht nicht betroffen sind.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann

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