SXDL33 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT MITTELFRIST

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 28.04.2016 um 10.30 UTC



Nach kurzer Wetterberuhigung am Dienstag und Mittwoch erneut Troglage und kühl,
danach Tendenz zu nachhaltiger Wetterbesserung und Erwärmung.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 05.05.2016


Zu Beginn des Mittelfristzeitraumes - am Sonntag - hat sich über dem westlichen
Mittelmeerraum ein Abtropfprozess vollzogen. Das nördliche Trogresiduum über
Norddeutschland verlagert sich bis Montag, 00 UTC rasch zur mittleren Ostsee,
rückseitig wölbt sich ein Höhenrücken über den Süden der Britischen Inseln bis
nach Norddeutschland bzw. Südskandinavien auf.
Korrespondierend dazu weitet sich auch im Bodenfeld der Keil eines Hochs knapp
nordöstlich der Azoren über Deutschland hinweg bis weit ins östliche
Mitteleuropa auf, die anfangs im Südosten noch vorhandene Tiefdruckrinne wird
zugeschüttet.
Niederschläge werden vor allem noch im Süden und Südwesten - im Einflussbereich
der Tiefdruckrinne - simuliert, diese ziehen sich aber spätestens in der Nacht
zum Montag mehr und mehr Richtung Alpen zurück. Von Nordosten her kann sich ab
und zu die Sonne durchsetzen, dabei bleiben bodennah noch relativ kühle und
feuchte Luftmassen wetterbestimmend, so dass sich nachts vielerorts Nebel bilden
kann. In ungünstigen Lagen ist dann leichter Frost nicht ausgeschlossen.
Am Montag kann sich der Keil aufgrund von WLA auf der Vorderseite eines
umfangreichen Höhentroges mit Drehzentrum bei Island noch etwas verstärken und
nach Nordosten aufwölben, wird aber gleichzeitig auch nach Südosten abgedrängt.
Dabei greift das Frontensystem eines mit dem oben genannten Höhentrog
korrespondierenden Bodentiefs südöstlich von Island bereits im Tagesverlauf auf
den Nordwesten Deutschlands über, so dass dort im Nachmittagsverlauf leichter
Regen einsetzt.
Weiter südlich bleibt die sich abschwächende und zunehmend nach Süden
abgedrängte Hochdruckbrücke noch wetterbestimmend, während es an den Alpen noch
leichte Niederschläge geben kann, die noch immer in Zusammenhang des ehemals
abgetropften Höhentiefs über Süditalien in Zusammenhang stehen.
Insgesamt werden von Südwesten mildere Luftmassen herangeführt.
Am Dienstag und in der Nacht zum Mittwoch weitet sich der Trog und somit auch
die höhenkalte labil geschichtete Meeresluft (-30 Grad in 500 hPa) bis nach
Deutschland aus. Im Bodenfeld wird das Vorhersagegebiet bis Mittwoch, 00 UTC vom
okkludierenden Frontensystem des Tiefs südöstlich von Island überquert, ihm
folgt auch niedertroposphärisch erneut ein Schwall Meeresluft polaren Ursprungs
mit Temperaturen zwischen 0 und -3 Grad in 850 hPa, so dass es in höheren Lagen
und auch in höheren Alpentälern wieder schneien kann.
Am Mittwoch verbleibt der gesamte Vorhersagebereich innerhalb der höhenkalten
und labil geschichteten Meeresluftmasse, in der es wohl recht verbreitet zu
Schauern und kurzen Graupelgewittern kommt, in höheren Lagen fällt auch etwas
Schnee. Erst im späteren Tagesverlauf, vor allem dann aber in der Nacht zum
Donnerstag setzt mit Annäherung eines breit angelegten Höhenrückens, dessen
Achse Donnerstagfrüh die Britischen Inseln erreicht, Wetterberuhigung ein. In
der eingeflossenen kühlen Meeresluftmasse kann es örtlich Nebel und in
ungünstigen Lagen auch wieder leichten Frost geben.
Bis Freitag, 00 UTC verlagert sich der Höhenrücken ins westliche Mitteleuropa
und auch im Bodenfeld baut sich ein Hochdruckgebiet über Deutschland auf. Im
Osten und Süden können sich in der dort noch recht labil geschichteten
Meeresluftmasse vereinzelte Schauer bilden, ansonsten setzt sich aber mehr und
mehr die Sonne durch. Vor allem im Westen und Südwesten wird es bereits deutlich
milder, in der Osthälfte bleibt es bei Temperaturen um oder knapp unter 0 in 850
hPa noch recht kühl.

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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Am Sonntag und Montag weist der aktuelle Lauf eine sehr gute Konsistenz zu
seinen beiden Vorgängern auf. Lediglich im gestrigen 00 UTC-Lauf vollzog sich
der Abtropfprozess im westlichen Mittelmeerraum etwas langsamer als in den
beiden nachfolgenden Läufen, so dass der Süden und Osten Deutschlands noch ein
wenig länger, nämlich bis in der Nacht zum Montag, im Bereich der Tiefdruckrinne
verblieben.
Leichte Phasenunterschiede ergeben sich dann am Dienstag, was das Übergreifen
des Höhentroges auf Mitteleuropa angeht. Der gestrige Lauf simulierte diesen
Prozess etwas schneller als der 12 UTC- bzw. der aktuelle 00 UTC-Lauf. Dasselbe
gilt für den sich annähernden Höhenrücken am Mittwoch, dessen Achse am
Donnerstag, 00 UTC bereits über der Nordsee simuliert wurde, während diese sich
nach den beiden letzten Läufen dann noch weiter westlich, über dem Westen der
Britischen Inseln befindet. Somit dürfte die Wetterberuhigung am Mittwoch bzw.
in der Nacht zum Donnerstag etwas langsame vonstattengehen als vom gestrigen 00
UTC-Lauf noch gezeigt.
Am Donnerstag gleichen sich die Läufe dann sogar wieder etwas an, wobei der
gestrige 00 UTC-Lauf den Keil noch etwas weiter nach Norden aufgewölbt simuliert
hat.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die externen Globalmodelle simulieren am Sonntag und Montag eine dem ECMWF sehr
ähnliche Wetterentwicklung mit nur geringen Differenzen innerhalb der
synoptischen Basisfelder.
Etwas größere Unterschiede ergeben sich dann bzgl. des Übergreifen des
nordatlantischen Höhentroges auf Mitteleuropa. Die progressivste Lösung hat das
ICON auf der Karte, wonach sich die Trogachse am Dienstag, 12 UTC bereits mitten
über dem Vorhersagegebiet befinden würde, während sie nach GEM, GFS und ECMWF
noch etwas weiter westlich liegt.
Am Mittwoch simulieren ECMWF und ICON ein deutlich meridionaleres Muster als das
GFS und lassen den Trog über dem östlichen Mitteleuropa recht weit nach Süden
ausgreifen bzw. den nachfolgenden Höhenrücken über dem Westen der Britischen
Inseln weit nach Norden aufwölben. GFS hat ein zonaleres Muster auf der Karte
und lässt den nur flachen Trog recht rasch nach Osten verlagern, so dass sich
der Vorhersagebereich am Mittwoch bereits unterhalb eines flachen Höhenrückens
befindet, der für eine deutlich raschere Wetterberuhigung sorgen würde.
GEM lässt den Trog dagegen am Mittwoch über Nordostdeutschland abtropfen und bis
Donnerstag rasch südostwärts abziehen.
Am Donnerstag lässt das GFS den Höhenrücken bereits wieder sehr rasch ostwärts
schwenken und hat eine Austrogung über Westeuropa auf der Karte, wodurch das
Vorhersagegebiet bereits auf die Vorderseite des Troges gerät, womit bereits
deutlich mildere Luft nach Mitteleuropa gerät als nach ECMWF, ICON oder GEM.
Während ECMWF am Donnerstag, 12 UTC noch die 0 Grad-Isotherme in 850 hPa in etwa
über der Mitte Deutschlands simuliert, hat GFS dort dann schon die +10 Grad auf
der Karte.

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Bewertung der Ensemblevorhersagen


In der frühen Mittelfrist (72 bis 96 Stunden) verteilen sich die Ensembleläufe
des ECMWF auf 3 Cluster (jeweils 25, 19, 7 Member), die mit dem vorübergehenden
Aufbau eines flachen Höhenrückens über Mitteleuropa aber allesamt ein ähnliches
Muster zeigen.
Für den nächstfolgenden Zeitraum (120 bis 168 Stunden) weist die Clusterung dann
4 Cluster auf (21, 12, 10, 8 Member). Alle Cluster zeigen am Dienstag das
Übergreifen des Troges auf Mitteleuropa. Danach ergeben sich dann Unterschiede,
die Nachhaltigkeit und Geometrie des Troges betreffend. Cluster 1 (mit
Kontrolllauf) und Cluster 2 (mit Hauptlauf) lassen den Trog über das östliche
Mitteleuropa nach Südosten ausweiten und simulieren den nachfolgenden Keil am
Donnerstag, 00 UTC über Westeuropa. Cluster 3 zeigt - ähnlich wie GEM, nur etwas
schneller - über dem östlichen Mitteleuropa am Mittwoch einen Abtropfprozess;
der nachfolgende Höhenrücken befindet sich am Donnerstag, 00 UTC dann bereits
über dem westlichen Mitteleuropa.
Cluster 4 hat ein "beschleunigtes GFS-Szenario" auf der Karte mit einem über
Mitteleuropa rasch ostwärts schwenkenden, wesentlich flacher konturierten
Trog-Keil-Muster am Mittwoch und einer neuen Trogvorderseite bereits am
Donnerstag, 00 UTC.
Größere Unterschiede ergeben sich dann zwischen den 4 Clustern (17, 14, 11, 9
Member) in der erweiterten Mittelfrist (192 bis 240 Stunden). Cluster 1 und 4
zeigen eine Austrogung über West-/Südwesteuropa und den Aufbau eines über
Mitteleuropa ostwärts schwenkenden Keils, deuten also eine eher zyklonale
Südwestlage an. Cluster 2 (mit Hauptlauf) hat einen recht beständigen Keil über
Westeuropa bzw. dem westlichen Mitteleuropa auf der Karte, so dass im
Vorhersagegebiet antizyklonales Wetter überwiegen dürfte mit allmählicher
Erwärmung.
Cluster 3 (mit Kontrolllauf) simuliert einen kräftigen und beständigen Keil über
dem östlichen Mitteleuropa und über dem Vorhersagegebiet eine antizyklonal
geprägte Südwestlage, was sogar fast schon ein sommerliches Temperaturniveau zur
Folge hätte.
Die Offenbacher Rauchfahne zeigt am Sonntag eine recht breite Streuung, die
Temperatur in 850 hPa betreffend, was wohl mit der unterschiedlichen Beurteilung
der sich auffüllenden Tiefdruckrinne zusammenhängt. Am Montag wird ein
kurzzeitiger geringer Anstieg bei 850er-Temperatur gezeigt bei wieder enger
werdendem Spread, bevor sich dann am Dienstag wieder ein Rückgangandeutet, der
am Mittwoch seinen Höhepunkt erreicht Dann bewegen sich die 850 hPa-Temperaturen
der einzelnen Member zwischen +3 und -4 Grad, das Gros der Member aber unter 0
Grad.
Danach deutet sich ein deutlicher Temperaturanstieg an, bei allerdings deutlich
größer werdendem Spread (zwischen +11 und -3 Grad am Freitag). Haupt- und vor
allem Kontrolllauf bewegen sich dabei im oberen Bereich.

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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EFI gibt im gesamten Zeitraum keine Hinweise auf außergewöhnliche
Wetterereignisse.
Hinweise auf signifikante Wetterescheinungen tauchen in der Probabilistik nur
wenige auf. ECMWF-EPS hat am Dienstag und Mittwoch geringe Wahrscheinlichkeiten
für Böen Bft. 8 über der Nordsee auf der Karte, auch die deterministischen Läufe
simulieren zumindest im Bergland immer wieder markante Böen Bft. 8 bis 9.
Zudem ergeben sich aus der Synoptik heraus am Dienstag und Mittwoch auch
Anzeichen für konvektive Aktivität, zumindest bzgl. der die dabei auftretenden
Gewitter begleitenden Böen bis hinein in den markanten Bereich.
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Basis für Mittelfristvorhersage
ECMWF, ECMWF-EPS, MOS-Mix
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Winninghoff

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