SXDL31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST

SXEU31 DWAV 300800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 30.04.2016 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Tr M
Heute von Südwesten auf den Süden übergreifend einzelne Gewitter, teils mit
kleinerem Hagel und Sturmböen. Ab dem Abend im Südwesten und Westen gebietsweise
kräftiger Regen, in Staulagen Gefahr von Dauerregen. Im Schwarzwald dabei bis 40
mm Niederschlag innerhalb von 12 Stunden.

Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
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Samstag... liegt Deutschland an der Vorderseite eines lang gestreckten Troges,
der über Ostfrankreich austropft. Vorderseitig erfolgt über Deutschland
Druckfall, wodurch sich ein ausgedehntes Tiefdrucksystem ergibt. Der hierfür
erforderliche Hebungsantrieb wird zum einen durch positive Vorticityadvektion,
zum anderen durch Auspumpen, was aus der Überströmung der Alpen resultiert,
geliefert. Im Bereich dieses Tiefdrucksystems setzt länger andauernder Regen
ein; im Bereich der westlichen Mittelgebirge können dabei bevorzugt in Staulagen
die Warnschwellen für Dauerregen überschritten werden. In diesen Niederschlag
können auch einzelne Gewitter eingelagert sein.
Mitteltroposphärisch dauert trogvorderseitig eine süd-südwestliche Strömung an,
die mit der Verlagerung des Cut-Off-Tiefs nach Ostfrankreich eher sogar noch
etwas aufsteilt. In Bodennähe stellt sich auf der Rückseite des flachen, sich
entwickelnden Tiefs eine nordwestliche bodennahe Komponente ein. Diese
Gegenläufigkeit zwischen bodennaher und mitteltroposphärischer Strömung liefert
einen zusätzlichen Hebungsantrieb.
In dem flachen Tief über Süddeutschland bildet sich in der labil geschichteten
Luft eine Konvergenz, an der es zur Entwicklung von teils heftigen Gewittern
kommen kann. CAPE liegt bei 200 bis 500 J/kg, allerdings erreicht der Gehalt an
niederschlagbarem Wasser kaum 20 mm, was eher gegen heftigere Entwicklungen
sprechen würde. Zudem ist durch die Überströmung der Alpen eine föhnbedingte
Austrocknung wirksam. Vorstellbar ist, dass sich, eben durch diesen Föhn, im
Bereich des Tiefs sich die Luft erwärmt und durch leichten Föhn Maxima bis etwa
20 Grad und damit die Auslösetemperatur erreicht wird, wogegen in den Gebieten
mit länger andauerndem Regen die 10 Grad-Schwelle wohl deutlich verfehlt werden
dürfte. Hierdurch kann es zu einer Querzirkulation mit entsprechenden Böen
kommen, die, verstärkt durch den Leitplankeneffekt, durchaus warnrelevant sein
können. Ob diese nur in Verbindung mit Gewittern auftreten oder auch als
trockene Böenfront zustande kommen, ist noch nicht sicher. Sollten sich Gewitter
entwickeln, sind aufgrund der vor allem niedertroposphärisch stark ausgeprägten
Scherung organisiertere Strukturen hoch reichender Konvektion vorstellbar. Dabei
sind auch kleinerer Hagel und Sturmböen möglich.
Da aber dieses flache Tief nicht mehr so intensiv gezeigt wird wie von weiter
zurückliegenden Modellläufen und die größte Labilität nicht gerade dort
simuliert wird, wo die Luftmasse den größten Flüssigwassergehalt aufweist, ist
die Wahrscheinlichkeit für heftigere konvektive Entwicklungen geringer als am
Vortag noch angenommen wurde.
Im Nordosten und ganz im Osten ist eher noch leichtes Absinken zu erwarten,
wodurch dort keine warnrelevanten Wetterereignisse auftreten sollten.
Allerdings kann sich dazwischen, d.h. in einer Region, die vom östlichen
Schleswig-Holstein und östlichen Niedersachsen über Westmecklenburg, das
westliche Sachsen-Anhalt und Thüringen bis nach Hessen reicht, einzelne Gewitter
bilden. Dort entwickelt sich an der Vorderseite des über dem Nordwesten
Deutschlands schleifenden Frontensystems eine Konvergenz. Die Luftmasse ist
einigermaßen labil; auch etwas CAPE ist vorhanden. Allerdings ist der Gehalt an
niederschlagbarem Wasser mit deutlich unter 20 mm gering, so dass derartige
Gewitterentwicklungen wenig wahrscheinlich sind und falls diese auftreten, nur
von geringer Intensität sind.
In der Nacht zum Sonntag verlässt die Böenfront das Vorhersagegebiet nach Osten,
das flache Bodentief an den Alpen füllt sich auf, der Föhn bricht zusammen und
die länger andauernden Niederschläge greifen auch auf die südöstlichen
Landesteile aus. Der meiste Regen fällt wahrscheinlich im Bereich vom Westerwald
über Taunus und Odenwald bis zum südlichen Schwarzwald. In Staulagen können die
Warnschwellen für Dauerregen überschritten werden. Zumindest anfangs können
diese Niederschläge von eingelagerten Gewittern begleitet sein. Die Mehrzahl der
Modelle sieht ein Maximum der Niederschläge im Schwarzwald, das z.T. konsistent
(EU4) gerechnet wird. Somit ist dort bereits eine Dauerregenwarnung aktiv. Sonst
ist für die Ausgabe einer Warnung vor Dauerregen noch keine Regionalisierung
möglich; hierzu sind die Prognosen noch zu unsicher. Daran hat sich gegenüber
den gestrigen Aussagen nichts geändert.
Je nach Entwicklung dieses Bodentiefs frischt an dessen Nordwestflanke der Wind
böig auf, so dass im Westen im Bergland stürmische Böen, in tieferen Lagen
durchaus auch Windböen auftreten können.
Im Osten und im Norden dominiert Absinken, so dass dort keine nennenswerten
Niederschläge zu erwarten sind. Vor allem nördlich der östlichen Mittelgebirge
kann es auch längere Zeit aufklaren, leichter Frost ist jedoch eher
unwahrscheinlich.

Sonntag... füllt sich das über Deutschland liegende flache Tief vollends auf, so
dass das Vorhersagegebiet an die Südflanke einer Hochbrücke gelangt. Diese
stellt die Verbindung zwischen dem Azorenhoch und einem Hoch über
Nordwestsibirien dar. Mittlerweile ist der bis dahin unmittelbar vor
Mitteleuropa liegende Trog vollständig ausgetropft. Das resultierende
Cut-Off-Tief liegt über dem westlichen Mittelmeer sorgt über dem gesamten
westlichen und zentralen Mittelmeerraum für eine rege Wetteraktivität. Zwischen
diesem Cut-Off-Tief und einem Trog über dem mittleren Nordatlantik erfolgt über
Mitteleuropa Geopotentialgewinn, was die Hochbrücke, die knapp nördlich des
Vorhersagegebietes liegt, stützt. Allerdings bleibt die Situation über
Süddeutschland und anfangs auch über der Mitte durch das über Südeuropa liegende
Höhentief zyklonal geprägt. Somit dürften die Niederschläge in der Mitte im
Tagesverlauf nachlassen. In der Donauregion und südlich davon sind bis zum Abend
Niederschläge zu erwarten. Dabei wird die Lage zusehends schwachgradientig, so
dass der Wind im Tagesverlauf dann nicht mehr warnrelevant ist.
Von Norden her setzen sich zusehends Auflockerungen auch in den mittleren
Landesteilen und südlich der Mittelgebirge durch.
Im Norden und Osten steigt die Temperatur auf 14 bis 18, im Westen und Süden je
nach Sonne auf 7 bis 13 Grad.
In der Nacht zum Montag verlagert sich die Achse der Hochbrücke ein wenig nach
Süden, wodurch, abgesehen vom Süden Deutschlands, der Himmel aufklart. Die
Niederschläge ziehen sich dabei an den Alpenrand zurück. Warnschwellen werden
selbst in Staulagen wohl nicht mehr erreicht.
Daher sind erneut Minima im niedrigen einstelligen Bereich zu erwarten. In
ungünstigen Lagen, bevorzugt in den Mittelgebirgsregionen, kann es leichten
Frost oder zumindest Frost in Erdbodennähe geben. Außerdem kann sich
gebietsweise Nebel bilden.

Montag... greift ein weiterer Trog vom nahen Ostatlantik kommend auf die
Britischen Inseln und die westliche Nordsee über. Vorderseitiger Druckfall sorgt
für einen Abbau der über dem Norden Deutschlands liegenden Hochbrücke, die bis
zum Abend wahrscheinlich noch frontale Prozesse fernhält. Diese nähern sich in
Form eines okkludierenden Frontensystems, das bis zum Abend auf die mittlere
Nordsee und den Ärmelkanal übergreift. In Verbindung mit diesem Frontensystem
können gegen Abend im äußersten Nordwesten Niederschläge einsetzen.
Ansonsten bleibt die Hochbrücke bzw. was davon noch übrig ist, bestehen.
Absinken sorgt im weitaus größten Teil Deutschlands für Auflockerungen und auch
Aufheiterungen. Lediglich am Alpenrand kommt es anfangs noch zu geringen
Niederschlägen, die im Tagesverlauf allmählich nachlassen.
Die Tageshöchsttemperaturen erreichen 15 bis 19, im Bergland und in Richtung
Alpen 9 bis 14 Grad.
In der Nacht zum Dienstag greift der o.g. Trog auf den Westen Deutschlands über
und weitet sich dabei gleichzeitig südostwärts aus. Das an dessen Vorderseite
liegende Frontensystem erfasst mit zeitweisen Niederschlägen den gesamten
Nordwesten und Westen und greift gegen Morgen auch auf die mittleren Regionen
Deutschlands über. Rückseitig frischt der Wind etwas auf; für warnrelevante Böen
sollte es jedoch allenfalls an der Nordseeküste und im westlichen Bergland
reichen.
Nach Osten und Süden hin dauert das Absinken an, so dass es dort noch einmal
aufklaren kann. In diesen Gebieten sind niedrige einstellige Temperaturminima zu
erwarten. Zumindest im östlichen Bergland kann es noch einmal leichten Frost
oder Bodenfrost geben. In den anderen Gebieten wird es mit Tiefstwerten zwischen
9 und 5 Grad nicht mehr so kalt wie in den vergangenen Nächten.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle zeigen in Bezug auf ihre Basisfelder ein weitgehend
ähnliches Verhalten. Prognoserelevante Unterschiede lassen sich nur bei
abgeleiteten Parametern finden.
So haben sich die Indizien für eine mögliche Gewitterlage heute Nachmittag und
Abend doch weitgehend abgeschwächt. Und wenn es zu derartigen Entwicklungen
kommen sollte, werden diese nicht mehr so weit nach Osten ausgreifen, wie am
Vortag noch angenommen wurde (WRF 4 km sowie COSMO-DE, simulierte
Reflektivität). Da das Bodentief nördlich der Alpen mittlerweile schwächer
simuliert wird, sind auch die Signale für Böen bis Sturmstärke weitgehend
verschwunden.
Ein weiteres Thema ist der mögliche Dauerregen für die kommende Nacht. Hier
ergibt sich auch noch kein eindeutiges Bild. Favorisiert werden folgende
Schwerpunkte: Schwarzwald (GFS, COSMO-DE EPS, konsistent EU4). Westerwald,
westlicher Taunus bis zum Odenwald (COSMO-EU, WRF; auch mit GEM-Antrieb).
Gesamte Pfalz bis zum nördlichen Schwarzwald (COSMO-LEPS, PEPS). Oder es sind
keine warnrelevanten Niederschlagssummen zu erwarten (ICON(EU), EZMW). Am
ehesten würde sich daher eine Warnung vor Dauerregen für den Schwarzwald
anbieten, wobei das 12-std. Kriterium zum Ansatz kommen sollte.
Die am Vortag beschriebene bogenförmige Struktur ist nicht mehr zu finden; auch
in den Gebieten von der Eifel bis zum Saarland ist es relativ unwahrscheinlich,
das Warnschwellen in Bezug auf Dauerregen erreicht werden. Anhand der 00
UTC-Läufe drängt sich daher die Ausgabe einer Dauerregenwarnung nicht unbedingt
auf.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann

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