SXDL33 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT MITTELFRIST

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 27.04.2016 um 10.30 UTC



Nicht mehr so kalt, aber weiterhin wechselhaft.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 04.05.2016


Zu Beginn des Mittelfristzeitraums am kommenden Samstag liegt Deutschland auf
der Vorderseite eines Höhentrogs, der unter Verkürzung seiner Wellenlänge und
deutlichen Signalen für eine bevorstehende Abtropfung den westlichen Teil des
europäischen Kontinents erreicht. Dem vorderseitigen Druckfall folgend hat sich
am Boden eine meridional ausgerichtete Tiefdruckrinne gebildet, die von
Frankreich und Benelux her zunehmend unseren Raum erfasst. Dabei kommt es
insbesondere nach Westen hin zu schauerartigen Regenfällen, die sich in der
Nacht zum Sonntag verstärken sollen. Mit den auf südliche bis östliche
Richtungen drehenden Winden wird gesamttroposphärisch mildere Luft advehiert. So
steigt z.B. die 850-hPa-Temperatur bis zum Tagesende auf etwas über +5°C im
Südosten, während die 0°C-Isotherme bis zur Nordseeküste zurückgedrängt wird.
Zum Sonntag hin tropft der Trog schließlich aus und das resultierende
Cut-Off-Tief zieht mit seinem Drehzentrum in Richtung Sardinien. Zwischen dem
Tief und dem weit nördlich abziehenden Trogresiduum steigt das Potenzial von
Westen her etwas an. Auch am Boden setzt Druckanstieg ein, der zum Aufbau einer
schwachen Hochdruckbrücke führt, die das Azorenhoch mit einem Hoch über
Nordosturopa verbindet. Dabei wird die Tiefdruckrinne mehr und mehr
zugeschüttet, gleichwohl kommt es auch am Sonntag zu zeitweiligen
Niederschlägen.

Zu Beginn der neuen Woche zieht das Höhentief (mittlerweile korreliert mit einem
Bodentief) ostwärts Richtung Balkan ab, so dass es für den Vorhersageraum keine
Bedeutung mehr hat. Dafür setzt sich ein weiteres Tief aus dem Raum zwischen
Island und Schottland in Szene, das zur Mittagszeit mit unter 990 hPa unweit
der Färoer- respektive der Shetlandinseln simuliert wird. Während das Bodentief
in Richtung Norwegische See abdriftet, weitet sich der korrespondierende
Höhentrog unaufhaltsam südostwärts in unsere Richtung aus. Entsprechend wird die
Hochdruckbrücke ebenfalls nach Südosten gedrückt, bevor zum Dienstag hin ein
okkludierendes Frontensystem Deutschland ost-südostwärts passiert. Dahinter
strömt ein neuer Schwall polarer Meeresluft heran, die aber nicht mehr so kalt
ist wie die aktuell wirksame Luftmasse. In 850 hPa geht die Temperatur auf Werte
um -1°C zurück. Bis Mittwoch bleiben der Trog und die polare Meeresluft über
Deutschland liegen, bevor sich - Achtung, erweiterte Mittelfrist - von Westen
her ein deutlicher Druck- und Potenzialanstieg andeutet, der freilich auch
steigende Temperaturen bedeuten würde. Wie lange der Hochdruckeinfluss anhält
und ob er überhaupt kommt, steht derzeit noch in den Sternen.

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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Basisfelder vom ECMF haben sich in den jüngsten Läufen weitgehend angepasst,
so dass summa summarum von einer guten Konsistenz gesprochen werden kann. Kleine
Fragezeichen stehen immer noch über dem für das Wochenende prognostizierten
Abtropfprozess, der sich an dem von Westen heranschwenkenden Höhentrog
vollzieht. So zeichnet sich z.B. in den letzten beiden Läufen für Sonntag eine
schwächere Niederschlagsaktivität an den Alpen ab als das im gestrigen
00-UTC-Lauf noch der Fall war.
Darüber hinaus deutet sich an, dass zu Beginn der neuen Woche der neuerliche
Tiefdruckeinfluss von Nordwesten her etwas schneller vonstattengeht als bisher
angenommen.

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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Betrachtet man die an dieser Stelle üblicherweise genannten Globalmodelle wie
GFS, ICON, GEM oder auch UKMO mit der "groben" Brille, so ähneln sich die Muster
sehr. Ein gänzlich anderes Szenario wird nicht angeboten. Trotzdem zeigen sich
gewisse Unterschiede, die im Wesentlichen die bereits im Kapitel zuvor erwähnten
Punkte betreffen (Cut-Off, Timing). So zieht der jeweils etwas anders gerechnete
Abtropfprozess zu völlig unterschiedlichen Niederschlagsprognosen am kommenden
Wochenende, was eine belastbare Wettervorhersage äußerst schwer macht. Greift
man sich z.B. den Samstag heraus, so lassen ICON, ICON-Nest und auch GFS die
Niederschläge weiter nach Osten vorankommen, wenn auch mit unterschiedlichen
Intensitätsschwerpunkten. Die ICON-Kette simuliert bei uns zum Sonntag hin dann
sogar ein Starkregenereignis, weil der Abtropfprozess mitten über Deutschland
stattfinden soll, was aber auch von GFS so gesehen wird.
Was die Entwicklung ab Wochenanfang angeht, speziell die erneute Störung von NW
her, zeigen sich die meisten anderen Modelle noch etwas progressiver als ECMF.

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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die ECMF-EPS-Rauchfahnen (T850 und Pot500) zeigen bis zum kommenden Wochenende
einen stetigen Trend nach oben bei vergleichsweise geringer Streuung. Am Sonntag
zeigen die meisten Ensembles einen kleinen Rückschlag bei der Temperatur, der
offensichtlich dem Durchgang der Rinne geschuldet ist. Nach einem neuerlichen
Auf am Montag folgt ein abermaliger Rückgang, bevor es in der zweiten
Wochenhälfte bei allerdings zunehmender Streuung z.T. deutlich nach oben geht.
Die Hauptniederschlagspeaks treten am Wochenende (Rinne) und am Dienstag
(Frontpassage) zutage.
Angesichts der bei den Rauchfahnen gewonnenen Erkenntnisse verwundert es ein
wenig, dass die Clusterung für den Zeitraum T+120...168h (Montag bis Mittwoch) mit
sechs verschiedenen Clustern auf. Schaut man auf unseren Raum, so zeigen sich
kleine Unterschiede bezüglich des Timings, der Geometrie und der Nachhaltigkeit
des von NW sich über unseren Raum legenden Höhentrogs angeht.
Auf drei Cluster bringt es die EPS-Vorhersage für T+192...240h (Donnerstag bis
Samstag), wobei Haupt- und Kontrolllauf CL 2 (16 Fälle) zugeordnet werden. CL 1
(22 Fälle) lässt den Höhenrücken durchgehen und stellt dann auf eine zyklonale
Südwestlage. Bei CL 3 (13 Fälle) dauert es deutlich länger, bis sich von Westen
her Hochdruckeinfluss durchsetzt. Kurzum, Phase und Wellenlänge der
Potenzialstrukturen werden von den EPS-Verfahren derzeit noch unterschiedlich
behandelt. Fakt ist, dass sowohl bei ECMF-EPS als auch bei GFS-EPS der
Temperaturmedian von unten kommend am 6. Mai das Klimamittel erreicht - drei
Tage früher als gestern noch gerechnet.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Wie bereits weiter oben angeklungen, ist die Detailprognose für das kommende
Wochenende noch sehr unsicher. Aus den deterministischen Vorhersagen heraus,
ansatzweise aber auch aus der Probabilistik (COSMO-LEPS), gibt es Signale, dass
es zeitweise mal stärker regnet. Wie viel, wie lange und wo genau ist derzeit
nicht zu beantworten. Gleiches gilt für potenzielle Gewitter, die sich in der
Rinne bzw. vorderseitig entwickeln können.
Ab Wochenbeginn - wenn wir in den Wirkungsradius des zur Norwegischen See
ziehenden Tiefs gelangen - sind an der Nordsee und in höheren Lagen Sturmböen
aus westlichen Richtungen möglich.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix mit ECMF-EPS.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Hoffmnn

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