SXDL31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST

SXEU31 DWAV 280800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 28.04.2016 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: TrM (Trog Mitteleuropa)

Heute noch Schauerwetter, in der Nacht verbreitet Frost. Morgen ruhiges Wetter,
im NW windig und regnerisch.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 24 UTC
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Donnerstag... befindet sich Deutschland nach wie vor im kalten Bereich eines
umfangreichen Höhentroges, in dem sich zwei Drehzentren befinden, die verstärkt
unser geschätztes Interesse verdienen. Da ist zum einen das alternde, uns seit
Tagen auf Trab haltende hochreichende Tief UTA über Dänemark, das heute aber
ganz allmählich abdankt und sich allmählich ins schwedische Königreich
verabschiedet. Die nächste "Lady" namens VIOLA steht aber schon ante portas in
Form eines weiteren hochreichenden Tiefs, das heute früh knapp nördlich
Schottlands positioniert ist, um von dort langsam südwärts zu ziehen. Zwischen
diesen beiden Tiefs beginnt sich ein flacher Rücken aufzuwölben, der dann aber
erst in der kommenden Nacht unseren Raum beehrt. Zuvor bleibt das
Strömungsregime zumindest in der Höhe noch zyklonal geprägt, während sich am
Boden zumindest im Süden leichter Hochdruckeinfluss einstellt.
Immerhin, das Minimum der höhenkalten Luft - mit Ausnahme des äußersten Südens
liegt T500 um -35°C - verlagert sich im Tagesverlauf allmählich nordostwärts, so
dass es von Süden her zu einer Stabilisierung der Schichtung kommt. Diese reicht
zunächst allerdings noch nicht aus, um konvektive Umlagerungen zu verhindern. So
wird es auch am heutigen Donnerstag zum gefühlt x-ten Mal wieder zu einer regen
Schauertätigkeit kommen, die ihren Schwerpunkt gemäß der höhenkältesten Luft in
der Nordhälfte hat, im Süden aber einen sekundäres Maximum aufweist, das etwa um
die Donau herum sowie von dort etwas nach Norden ausgreifend platziert ist und
offensichtlich einem kleinen, nach Osten ablaufenden Sekundärtrog geschuldet
ist. Dagegen deutet sich Richtung Alpen und südliches Vorland sowie in Teilen
SW-Deutschlands (RP, Saarland, Nordbaden, Südhessen) eine vergleichsweise
inaktive Zone an, in der es weitgehend trocken bleibt und zeitweise die Sonne
scheint. Ansonsten ist bei den Schauern wieder alles dabei von Regen über
Graupel bis hin zu Schnee, wobei die Schneefallgrenze aber auf etwa 500 bis 700
m, im Süden noch etwas höher steigt. Auch kurze Gewitter, teils mit Graupel
und/oder Böen der Stärke 7 Bft stehen in der Nordhälfte erneut auf der Karte. Am
Nachmittag und Abend macht sich dann von Süden her zögernd die einsetzende
Stabilisierung bemerkbar, was zu nachlassender, aber nicht völlig zum Erliegen
kommender Schaueraktivität führt.
Der Wind spielt mit Abzug des Tiefs gegenüber den vergangenen Tagen kaum noch
eine Rolle, einzig an den Küsten (Nordsee anfangs, Ostsee später) reicht es
vielleicht noch für einzelne nicht-konvektive Böen 7 Bft, das aber wohl auch nur
sehr vereinzelt und exponiert. Bei der Temperatur scheint das tiefe Tal des
thermischen Troges durchschritten, auch wenn Maxima von etwa 7 bis 13°C für
einen 28. April nicht unbedingt eine Frühlingsempfehlung darstellen.

Diese Aussage lässt sich mit etwas anderen Zahlenwerten auch auf die kommende
Nacht projizieren. Letzte Schauer im Norden und Nordosten fallen alsbald
zusammen und es klart verbreitet auf. Dabei geht die Temperatur vielerorts auf
Gefrierpunktnähe oder in den leichten Frostbereich zurück, Frost in Erdbodennähe
tritt verbreitet auf. Glätte sollte aufgrund meist abgetrockneter Straßen kein
großes Thema mehr sein, trotzdem besteht an der einen oder anderen Stelle die
Gefahr von gefrierender Nässe oder auch Reif. Dazu bildet sich im Süden das eine
oder andere Nebelfeld.
Während der größte Teil des Landes also unter leichten Hochdruckeinfluss
gelangt, machen sich im Nordwesten die ersten Fühler des Tiefs VIOLA bemerkbar.
Zwar bleibt frontales Geschehen noch außen vor, einsetzende WLA sowie auch etwas
PVA (diffluenter Ausgang des Höhentiefs) sorgen für mehrschichtige Bewölkung,
die von der Nordsee und den Niederlanden hereindriftet und gegen Morgen auch die
ersten Tropfen im Grenzbereich bringt. Im NW bleibt es aufgrund der Bewölkung
luftfrostfrei, am Boden könnte es aber je nach Timing des Wolkenaufzugs für
lokalen Frost reichen.
Fakt ist, dass der auf südliche Richtungen drehende Wind zum Morgen hin etwas
auflebt mit Böen bis Stärke 7 Bft an und auf der Nordsee und ersten 8er-Böen auf
dem Brocken.

Freitag... zieht das hochreichende Tief mit einem Kerndruck von etwas unter 1000
hPa von England her kommend langsam in Richtung mittlere Nordsee. Bei uns dreht
die Höhenströmung dadurch mehr und mehr auf Südwest. Die im Kernbereich bereits
okkludierte Kaltfront greift noch im Laufe des Vormittags auf NW-Deutschland
über, tut sich aufgrund ihrer strömungsparallelen Exposition zunehmend schwer,
Boden nach Südosten hin gutzumachen. Immerhin, es reicht aus um die kompakte
frontale Bewölkung und die dazugehörigen Regenfälle noch etwas landeinwärts
vorankommen zu lassen. Von NRW bis hoch nach SH werden von der Numerik solide 2
bis 10 mm Regen innert 12 Stunden vorhergesagt. In SH reicht es nach deutscher
Modellkette mit schauerartigen Verstärkungen sogar für etwas mehr als 10 mm.
Mit jedem Kilometer weiter nach Osten und Süden nimmt die Wahrscheinlichkeit für
Sonnenschein und trockenes Wetter zu, auch wenn sich in der alternden Kaltluft
sicherlich einige Quellwolken bilden werden und von SW her teilweise ein hoher
Wolkenschirm aufzieht.
Mit Annäherung der Front nimmt der Gradient im W und NW zu, so dass der südliche
bis südwestliche Wind im W und NW auffrischt mit Böen 7 Bft, an und auf der
Nordsee sowie auf dem Brocken vereinzelt 8 Bft. Temperaturmäßig zeigt der Daumen
weiter nach oben, auch wenn die ganz großen Sprünge nach dem Motto "Kaltluft
bleibt Kaltluft" freilich nicht zu erwarten sind. Trotzdem kann man sich am
Nachmittag auf 13 bis 17°C freuen, einzig im regnerischen Nordwesten stehen
weiterhin nur 9 bis 12 °C auf dem Zettel.

In der Nacht zum Samstag kommen die Front und das zugehörige Regenband aufgrund
der weiterhin strömungsparallelen Ausrichtung und einer möglichen Wellenbildung
nur wenig ost-südostwärts voran. Vielleicht reicht es aber aus, um dem äußersten
NW schon die Rückseite zu bescheren (trocken und auflockernde Bewölkung). In den
höchsten Lagen des westlichen Berglands geht der Regen in Schnee oder
Schneeregen über.
Nach Süden und Osten hin wird die Nacht überwiegend gering bewölkt oder klar,
Nebel bildet sich aber nur vereinzelt. Auch die Temperatur geht nicht mehr so
weit in den Keller, so dass lokaler Luftfrost im Wesentlichen nur noch auf das
Bergland sowie Teile Süddeutschlands beschränkt bleibt.
Der Wind nimmt bereits ab den Abendstunden wieder ab, weil sich das Tief über
der Nordsee merklich auffüllt.

Samstag... verlagert sich das Tief VIOLA unter weiterer Abschwächung in Richtung
Südnorwegen. Gleichzeitig setzt sich knapp westlich des Vorhersageraums eine
bereits zuvor schon begonnene Austrogung fort, in deren Zuge es über Frankreich
zu einem Cut-Off kommt. Das resultierende Höhentief zieht über die Westalpen
hinweg langsam südwärts, während sich bei uns eine südliche Höhenströmung
einstellt. Im Bodendruckfeld gelangt Deutschland in eine recht breite,
meridional angeordnete Rinne, in der sich - teils mit orografischer und
diabatischer Unterstützung - ein kleines Tief über Süddeutschland bildet.
Eingelagert darin verbleibt die o.e. Kaltfront, die aber nicht mehr ostwärts
vorankommt, eher sogar als Warmfront etwas rückläufig wird, letztlich aber eine
quasistationäre Luftmassengrenze darstellt. Sie trennt subpolare Meeresluft im W
und NW (T850 um 0°C) von milderer und zum Teil leicht labil geschichteter Luft
(T850 im SO über 5°C, ML-CAPE bis zu 300 J/kg) in den übrigen Regionen.
Während es im O und SO weitgehend trocken bleibt und trotz einiger Wolkenfelder
häufig die Sonne scheint, kommt es nach Westen hin zu schauerartigen, teils auch
länger andauernden Regenfällen (in den höchsten Lagen Schnee/Schneeregen), die
sich nach jetzigem Stand in der Nacht zum Sonntag im SW deutlich intensivieren
sollen und "dem Tanz in den Mai" die ganz dicke rote Kelle vor die Nase halten.
Apropros rot, einige Modelle (GFS, COSMO-EU, ICON-Nest) signalisieren zumindest
punktuell 12h-Mengen von etwas über 40 mm, vereinzelt sogar über 50 mm, was de
facto eine Unwetterwarnung vor Dauerregen erfordern würde. Allerdings ist es für
Details noch etwas zu früh, das genaue Warnmanagement (wo in welchem Zeitraum
wie viel, Stark- oder Dauerregen) sollte in der morgigen Frühkonferenz
festgezurrt werden.
Zurück noch mal zum Tag, an dem sich insbesondere im Frontbereich sowie knapp
östlich davon auf der warmen Seite einzelne Gewitter entwickeln können, die nach
SW hin mit Starkregen einhergehen können.
Bei der Temperatur stellen sich große Unterschiede ein. Im größten Teil des
Landes werden Maxima von 14 bis 19°C, lokal mit Sonnenunterstützung vielleicht
sogar 20°C erreicht. Dagegen reicht es im regnerischen W und NW gerade mal für 7
bis maximal 12°C, im höheren Bergland noch darunter.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle liefern unter dem Strich sehr ähnliche Ergebnisse und haben sich vor
allem hinsichtlich des am Wochenende bevorstehenden Abtropfprozesses deutlich
angepasst. So zeigte die RR-Prognose für den kommenden Samstag gestern noch ein
sehr heterogenes Bild, wohingegen heute der o.e. Schwerpunkt über SW-Deutschland
bei allen natürlichen Unschärfen schon recht kongruent simuliert wird. Am
hebungssensibelsten scheint jedenfalls die N-NO-Flanke des abtropfenden Tiefs
unter Einbeziehung bodennah milderer und labil geschichteter Luft von Südosten
her zu sein.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann

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