SXDL31 DWAV 0800UTC DWD Synoptische Uebersicht KURZFRIST

SXEU31 DWAV 290800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 29.11.2013 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
NW
Im Bergland und an den Küsten stark auffrischender Wind mit Sturmböen. In Verbindung mit
kräftigen Schneefällen in der Nacht zum Samstag im Süden sind dort starke
Schneeverwehungen bis in den Unwetterbereich möglich.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 24 UTC
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Freitag... liegen wir zunächst in einer leicht mäandrierenden nordwestlichen
Höhenströmung. Dabei schwenkt zunächst ein Keil über uns hinweg nach Südosten, in der
zweiten Tageshälfte folgt ein Trog. Dieser Trog kräftigt sich infolge Kaltluftadvektion
noch und überquert uns in der Nacht zum Samstag nach Südosten.
Dem Ganzen vorgeschaltet ist ein Tief am Boden, welches sich aktuell im Seegebiet östlich
Islands befindet und von dort aus nach Südosten zieht. Samstag früh erreicht es den Norden
Polens, schwächt sich dann aber schon wieder ab. Das okkludierende Frontensystem greift
aktuell auf den Nordwesten über, in der Nacht zum Samstag überschreitet es die Alpen nach
Süden.

In der feuchten unteren Troposphäre, die bis etwa 800 hPa hinauf reicht, hält sich starke,
teils hochnebelartige Bewölkung, aus der es vor allem im Südosten noch geringen
Niederschlag, teils Schnee, teils Regen oder Nieselregen gibt. Diese Bewölkung wird sich
meist auch zäh halten, bzw. der Nebel sich nur zögernd lichten.
Lediglich im Nordosten, teilweise auch im Süden ist es aufgelockert bewölkt, doch nimmt
auch dort mit Annäherung des Frontensystems die Bewölkung zu und von Nordwesten her kommt
Regen auf, der bis zum Abend den Süden erreicht. Von Nordwesten her erfolgt aber zügig ein
Übergang zu wechselnder Bewölkung mit teils kräftigen Schauern, wobei vor allem im Norden
kurze Gewitter auch mit Graupel wahrscheinlich sind, da mit dem Trog in der Höhe ein
starker Temperaturrückgang bis -34 Grad in 500 hPa verbunden ist.
Nachts kommt der kräftigere, frontale Niederschlag bis zu den Alpen voran und staut sich
dort sowie am Schwarzwald. Dort sind lokal um 20 mm in 12 Stunden zu erwarten. Postfrontal
kommt zu weiteren, meist aber nur leichten schauerartigen Niederschlägen.
Mit Advektion der milderen Luft steigt die Schneefallgrenze im Warmsektor vorübergehend
auf über 800m an, in der kommenden Nacht sinkt sie wieder bis in tiefe Lagen, ca. 300-400m
ab. In den betroffenen Höhenlagen gibt es Glätte durch Schnee, in Hochlagen der Mitte und
des Südens sind 5 bis 10 cm, örtlich in Staulagen bis 20 cm Neuschnee möglich. In großen
Teilen des Südens, wo es bei Temperaturen um 0 Grad schneit, reicht es wahrscheinlich aber
nur für wenig Schnee, bzw. nur für Schneematsch. Sonst ist auch Glätte durch gefrierende
Nässe möglich. Im Norden bleibt es frostfrei, ohne Glätte.

Der Wind frischt heute vor allem im Norden, später auch über der Mitte kräftig auf. In
höheren Berglagen und an den Küsten sowie landeinwärts sind stürmische Böen, an der Küste
auch Sturmböen zu erwarten, in exponierten Berglagen und auf einigen Inseln der Nordsee
sind auch schwere Sturmböen zu erwarten, orkanartige Böen sind auf dem Brocken möglich. Im
Flachland, bzw. in tiefen Lagen der Mitte bleibt es meist bei Windböen Bft 7, nur
stellenweise in exponierten Lagen sind Bft 8 drin. Bei kräftigen Schauern allerdings sind
stürmische Böen, vereinzelt Sturmböen (fast 50kt in 900 hPa) nicht ausgeschlossen.
Nachts lässt der Wind im weiteren Verlauf wieder nach, warnwürdige Böen sind Samstagfrüh
den Hochlagen der Berge und der Küste vorbehalten. Dort bleibt es aber über die Nacht
hinweg in Böen teilweise stürmisch und im höheren Bergland des Süden sind in Verbindung
mit den auftretenden Schneefällen Schneeverwehungen möglich, die in Lagen über 1000m
markant, teilweise unwetterartig ausfallen können.

Samstag... zieht der Trog nach Südosten ab, die Achse liegt im Tagesverlauf südöstlich von
und der Trog tropft zum westlichen Mittelmeer ab. Das kräftige Hoch über dem nahen
Ostatlantik bleibt erhalten und erstreckt einen Keil Richtung Nordwesteuropa, der im
Tagesverlauf nach Südosten zu uns hereinschwenkt. Die Strömung in der Höhe dreht damit auf
nordöstliche Richtungen. Das Bodentief über Nordpolen füllt sich rückseitig des
Höhentroges zusehends auf, so dass der Gradient am Boden schwächer wird.

Die Ausläufer des Tiefs sind südlich der Alpen angekommen und durch den abtropfenden Trog
kommt es an der Kaltfront bei Korsika zu einer Zyklogenese. Mit der schwächer werdenden
nordwestlichen bis nördlichen Strömung wird feuchte und kalte Meeresluft nach Deutschland
geführt, die sich an den Nordrändern der Mittelgebirge und an den Alpen leicht staut.
Dabei treten vor allem nach Süden und Osten hin gebietsweise, meist nur schwache
Niederschläge auf, die im Bergland als Schnee fallen, sonst unter 400 bis 500m als Regen.
Im Tagesverlauf klingen die Niederschläge aber ab. Das Absinken, bedingt durch den Keil
und Kaltluftadvektion kann sich nicht ganz bis zum Bode durchsetzen, meist bleibt es stark
bewölkt mit tiefen Wolken und einer Obergrenze von 900 bis 850 hPa, lediglich im
Nordwesten und stellenweise im Südwesten lockern die Wolken stärker auf und die Sonne
setzt durch.
Mit dem auffüllendem Tief spielt auch der Wind keine große Rolle mehr, an der Nordsee und
im Bergland langt es noch zu Bft 7 in Böen, in Hochlagen der Mittelgebirge sind anfangs
auch Bft 8 möglich, sonst weht meist schwacher bis mäßiger West- bis Nordwestwind.
In der Nacht zum Sonntag zeigt sich am Boden schon ein Hochkeil mit 1030 hPa, der von
Westeuropa über Süddeutschland nach Österreich gerichtet ist. Im Norden dreht an der
Nordflanke dieses Keils die Strömung schon wieder auf West/Nordwest zurück. Dort nimmt
auch der Gradient wieder zu, neben Windböen, die an der Küste wieder ein Thema werden sind
auch im Südwesten in Hochlagen einige stärkere Böen möglich.
Obgleich im Norden schon wieder stärkere Warmluftadvektion einsetzt, überwiegt bei uns
noch Absinken, die aber nicht die tiefe Bewölkung beseitigt, so dass lediglich im Süden
längere gering bewölkte Phasen eine stärkere Abkühlung ermöglich. Ansonsten fällt aus der
meist vertikal nicht sehr mächtigen Wolkenschicht etwas Regen/Nieselregen, im Bergland
örtlich etwas Schnee.
Die Nacht bleibt im Norden meist frostfrei, in der Mitte liegen die Temperaturen um den
Gefrierpunkt und im Süden sind vor allem am Alpenrand Temperaturen unter -5, vereinzelt
bis -10 Grad möglich. Damit ist in der Mitte und im Süden Glätte durch gefrierende Nässe
zu erwarten, im Süden stellenweise durch Reif.


Sonntag... stützt der kräftige ostatlantische Rücken weiter ein Bodenhoch mit mehr als
1035 hPa über Irland. Die Frontalzone verläuft stark mäandriert über Island in einem Bogen
nach Süden über Südskandinavien und biegt dann nach Osten um. Der Bodenhochkeil über
Süddeutschland wird unterdessen nach Süden abgedrängt und von Norden her können die
Ausläufer eines kräftigen von der norwegischen See nach Finnland ziehenden Sturmtiefs
übergreifen.

Allerdings konzentriert sich die Hebung auf die Regionen nordöstlich von uns. Durch den
nahen Keil sind bei uns allenfalls schwache Hebungsvorgänge möglich, dementsprechend wird
die Wetteraktivität der Tiefausläufer stark limitiert. Von Norden kommt ein schmales Band
mit mehrschichtiger Bewölkung und schwachen Niederschlägen abends bis zur Mitte voran, in
der Nacht zum Montag wird dann auch der Süden erreicht.
Dabei fällt ab 300 bis 400m in der Mitte und im Süden zunächst geringer Schnee, von Norden
her steigt die Schneefallgrenze in der Nacht zum Montag über der Mitte bis in Gipfellagen
an, während im Süden die bodennah kalte Luft nicht weggeräumt wird und es auch nachts
teilweise noch zu geringen (~1 mm in 12 Stunden) Schneefällen kommen kann.

Etwas markanter fällt dagegen die Gradientverschärfung im Norden aus, wo vor allem an den
Küsten Böen der Stärke 7, an der Ostsee Böen Bft 8 zu erwarten sind. Im Nordosten können
die warnwürdigen 7er Böen auch etwas landeinwärts ausgreifen. Auch im höheren Bergland
nach Osten und Südwesten hin sind Böen Bft 7 bis 9 möglich.
Während es im Norden mild bleibt: nachts frostfrei und tagsüber 6 bis 10 Grad, fällt im
Süden -so man überhaupt von Milderung sprechen kann- diese höchstens marginal aus.
Nachts gibt es leichten bis mäßigen Frost, tagsüber liegen die Werte häufig nur wenig über
0 Grad. Stellenweise ist an den Alpen auch strenger Frost möglich.
Damit muss in der Mitte und im Süden in der Nacht zum Montag wieder mit Glätte gerechnet
werden, stellenweise bei aufgelockerter Bewölkung ist Reif und Nebel möglich.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren die synoptische Entwicklung sehr ähnlich. Unterschiede sind in
Fragen der Niederschlagsintensität und Phase zu finden. Die größten Mengen finden sich für
Nacht zu Samstag im Comso EU und bei NAE, dort tauchen 6-stündig 10 bis 15mm auf,
12-stündig 20 mm. Die entsprechenden Schneemengen lägen teilweise über 20 cm in 12
Stunden. Damit ist fürs höhere Bergland im Süden eine Unwettersituation in Bezug auf
Schneefall und Schneeverwehungen zu erwarten. Eine Unwettervorwarnung wird heute Vormittag
ausgegeben, die entsprechenden Warnungen schließen sich in den Abendstunden an. Die
Folgetagen sind dann wieder, zumindest meist von Grenzschichtphänomenen wie tiefen Wolken,
Nebel/Hochnebel bestimmt.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner

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