DWD Synoptische Uebersicht MITTELFRIST

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 27.11.2013 um 10.30 UTC



Anfangs unbeständig mit Wind und Niederschlägen, später Hochdruckeinfluss.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 04.12.2013


Zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums am kommenden Samstag zeigt die
großräumige Potenzialverteilung eine relativ glatte, knapp an Grönland vorbeilaufende
Frontalzone, die knapp östlich von Island fast rechtwinklig nach Süden abknickt, um über
Frankreich ebenso nahezu rechtwinklig wieder nach Osten umbiegt (00 UTC). Unter dem Strich
ergibt diese Konstellation einen recht markanten Trog über dem nördlichen Mitteleuropa,
der mit höherkalter Luft von bis zu -35°C in 500 hPa auch große Teile Deutschlands
traktiert.
Im Tagesverlauf tropft der Trog in seinem Südteil in Richtung westliches Mittelmeer ab,
während das nördliche Residuum mit dem korrespondierenden Bodentief in Richtung Polen und
Baltikum abzieht. Rückseitig strömt ein Schwall erwärmter Meereskaltluft subpolaren
Ursprungs in den Vorhersageraum, die von Westen her langsam unter Hochdruckeinfluss
gelangt.

Dieser manifestiert sich am Sonntag in Form eines Hochkeils, der sich - ausgehend von
einem umfangreichen Hoch über dem nahen Ostatlantik mit Schwerpunkt unweit von Irland -
über Frankreich und den Alpenraum bis hinüber zum Balkan erstreckt. Er wird von Norden her
allerdings von der schwachen Okklusion eines Sturmtiefs über Skandinavien "angelaufen",
ohne dass diese Front eine große Wetterwirksamkeit entfacht.

Zu Beginn der neuen Woche dehnt sich das Hoch deutlich in Richtung Kontinent aus, was mit
Potenzialanstieg in der mittleren Troposphäre einhergeht. Der Schwerpunkt des Hochs von
etwas über 1035 hPa verlagert sich dabei peu a peu nach Osten. Durch Absinken steigt die
Temperatur in 850 hPa bis Dienstag vielerorts auf 3 bis 6°C, im äußersten Südwesten sogar
bis zu 8°C. Im Vertikalaufbau ergibt sich eine klassische Inversionslage mit einer
entkoppelten Grundschicht, die nur bedingt von der Erwärmung in der unteren Troposphäre
profitiert und in der das beliebte, typisch herbstlich-winterliche Meteorologenspiel
namens "Nebel-/Hochnebellotterie" Einzug hält.

Davon wird auch noch am Mittwoch, an der Schnittstelle zur erweiterten Mittelfrist, die
Rede sein, auch wenn der äußerste Norden von der sich etwas nach Süden verlagernden
Frontalzone leicht tangiert wird.
Ab Donnerstag deutet sich dann aber bereits wieder eine Umstellung der Großwetterlage hin
zu deutlich zyklonaleren Bedingungen an, die durch eine Austrogung über dem nahen
Ostatlantik bzw. UK/Irland eingeleitet wird. Der resultierende Höhentrog greift im Laufe
des Freitags auf Mitteleuropa respektive Deutschland über, während das korrespondierende
Sturmtief über die nördliche Nordsee Richtung Südschweden zieht - nicht ohne mit lebhafter
West- bis Nordwestströmung eine Portion maritimer Polarluft bei uns "abzuladen".

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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Der neueste Lauf des ECMF von heute 00 UTC zeigt eine gute Konsistenz zu seinen
Vorgängern. Nachdem der Kurzfristzeitraum bis einschließlich Samstag noch weitgehend
zyklonal geprägt ist, setzt sich ab Sonntag (Übergangstag) vom Atlantik her zunehmend
hoher Luftdruck durch. Dieser wird in der aktuellen Modellversion etwas kräftiger
gerechnet als das gestern um 00 UTC noch der Fall war. Die Konsequenz: Am Mittwoch
profitieren Teile Norddeutschlands vom Hoch, lediglich die Küstenbereiche und
Schleswig-Holstein würden von Tiefausläufern mit etwas Regen tangiert.
Danach deutet sich auch in der heutigen Version wieder ein Übergang zu zyklonal geprägtem
Wetter an.

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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die beschriebene Entwicklung wird von den einschlägig bekannten Globalmodellen ähnlich
simuliert. Allerdings fällt auf, dass vor allem GFS, bedingt aber auch GME den ab Montag
greifenden Hochdruckeinfluss nicht ganz so kräftig wirken lassen wie ECMF. So rechnet GFS
bereits für Mittwoch das Vordringen von Tiefausläufern mit etwas Niederschlag bis in die
mittleren Landesteile. Außerdem deuten sich von Süden her ganz leichte Hebungsprozesse an,
die über die Alpen nordwärts ausgreifen und dem äußersten Süden des Landes zumindest
einige hohe und mittelhohe Wolkenfelder bescheren könnten.
Die Umstellung im erweiterten Mittelfristzeitraum wird sowohl vom amerikanischen GFS als
auch vom kanadischen GEM simuliert, wobei allerdings bei beiden Modellen das Sturmtief
schwächer ausfällt als bei ECMF.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Clusterung des ECMF zeigt für den Zeitraum T+120...168h vier Cluster, die sich - bezogen
auf den Vorhersageraum - aber nur in der Intensität des Hochdruckeinflusses etwas
unterscheiden. Der Haupt- und Kontrolllauf werden dabei CL1 (18 Fälle) zugeordnet. CL4 (6
Fälle) simuliert den antizyklonalen Einfluss am geringsten (GWL-Typus Wa = West
antizyklonal) und ähnelt im Großen und Ganzen der Version von GFS.
Für den Zeitraum T+192...240h wartet ECMF-EPS sogar mit fünf Clustern auf, von denen CL1 (12
Fälle plus Haupt- und Kontrolllauf) das Übergreifen des Höhentroges am stärksten
simuliert. CL2 (ebenfalls 12 Fälle) lässt den Trog knapp westlich von uns nach Süden
abtropfen, während CL3 (11 Fälle) und CL4 (8 Fälle) den Trog sehr flach über den
Vorhersageraum hinwegschwenken lassen. CL5 (8 Fälle) wiederum ähnelt CL1, positioniert den
Trog aber etwas weiter östlich.
Kurzum, im erweiterten Mittelfristzeitraum sind noch einige Fragezeichen offen, die
Weichen stehen aber größtenteils auf zunehmend zyklonal. Das wird auch deutlich bei
Sichtung der Rauchfahne von Offenbach, die "nach hinten raus" sowohl zunehmende
Niederschlagspeaks als auch einen Abfall (allerdings mit großer Streuung) des
Geopotenzials zeigt.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Die Wahrscheinlichkeit für signifikante Wettererscheinungen (Wind/Sturm, Schnee/Glatteis,
kurze Gewitter) ist im Kurzfristzeitraum am größten. Danach erfolgt mit Übergang zu
antizyklonalen Bedingungen vorübergehend eine Entspannung.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix mit den Modellen und ECMF-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Hoffmann

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