SXEU31 DWAV 0800UTC DWD Synoptische Uebersicht KURZFRIST

SXEU31 DWAV 270800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 27.11.2013 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
NW a
Frühwinterlich. Zunächst im Norden und Nordosten, der Nacht in den mittleren Gebieten und
von dort aus zum Teil auf die Regionen südlich der Mittelgebirge übergreifend örtlich
Sprühregen mit Glatteisbildung. Am Alpenrand in den Nächten und in den Frühstunden teils
strenger Frost.


Synoptische Entwicklung bis Freitag 24 UTC
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Mittwoch... liegt Deutschland zwischen einem blockierenden Hoch mir Schwerpunkt über
Irland und einem Höhentief über Mittelitalien und somit unter einer ost- nordöstlichen
Höhenströmung. Die Frontalzone verläuft wenig südlich an Island vorbei über
Mittelskandinavien hinweg ostwärts. Über Osteuropa erfolgt eine Aufspaltung der
Frontalzone in einen nördlichen Ast (der sich bis nach Nordwestrussland verfolgen lässt)
und in einen südlichen, kräftigeren Ast, der über Mitteleuropa hinweg südwestwärts
verläuft. In den letzteren sind Warmfrontreste eines über Nordskandinavien hinweg
ziehenden kräftigen Tiefs eingesteuert worden. In Verbindung mit kräftiger
Warmluftadvektion kommt es an diesen Fronten zu Niederschlägen leichter Intensität. Diese
fallen zunächst im Nordwesten und Norden als Regen, weiter südlich und östlich als Schnee
und dazwischen, zum Teil aber auch ohne vorherige Schneephase, als gefrierender
Sprühregen, wodurch es zur Bildung von Glatteis kommt. Aktuell ist davon ein Streifen
betroffen, der vom Weserbergland nach Nordosten bis zur Ostseeküste gerichtet ist. Diese
Region wird sich aber nach Südosten verlagern.
Allerdings ist nicht allzu viel Niederschlag zu erwarten. Die Feuchte führende Schicht
reicht nur wenig über 700 hPa hinauf; antizyklonaler Einfluss, der aus dem vor Westeuropa
liegenden Hoch resultiert, bewirkt eher eine Schrumpfung der unteren Luftschichten.
Allerdings halten sich, je weiter die frontalen Niederschläge nach Süden vordringen,
Kaltluftseen, deren Beseitigung infolge des schwachen Gradienten mehr als fraglich ist.
Dies dürfte besonders in einigen Regionen südlich der Mittelgebirge der Fall sein. Somit
ist dort, wenn Niederschlag tatsächlich noch fallen sollte, die gefrierende Phase
wahrscheinlicher.
Postfrontal frischt der Wind auf, an der Küste kommen im späteren Tagesverlauf Windböen,
in exponierten Küstenlagen vielleicht auch stürmische Böen auf.
Die Tageshöchsttemperaturen bewegen sich in der Mitte und im Süden meist um den
Gefrierpunkt, in der Donauregion und südlich davon sowie im östlichen Mittelgebirgsraum
jedoch deutlich im Frostbereich. Lediglich im Nordwesten und Norden setzt sich mit Maxima
zwischen 4 und 9 Grad eine deutliche Milderung durch.
In der Nacht zum Donnerstag kommen die mit der Warmfront in Verbindung stehenden
Niederschläge über die Mittelgebirge hinweg südwärts voran. In der auf Ost drehenden
Strömung kommt die Front dann etwas ins Schleifen. Da die Niederschläge dann in die zuvor
ausgekühlte Luftmasse fallen und der Boden gefroren ist, ist die gefrierende Phase sehr
wahrscheinlich. Der meiste Niederschlag (bis etwa 5 mm) sollte dann an den Nordseiten der
Mittelgebirge fallen, aber auch südlich davon sind mehr als 1 mm möglich - und für
Glatteis ist dies hinreichend. Allerdings ist die Phase der Niederschläge noch nicht
eindeutig. Eine "warme Nase" ist am ehesten in den Gebieten unmittelbar südlich der
Mittelgebirge zu finden. Diese ist aber nur schwach ausgeprägt, so dass man bei
Betrachtung der Modelltemps eher auf Schnee setzen würde. Hinzu kommt, dass die Inversion
sehr wahrscheinlich gefaltet ist und die Modelle ohnehin Probleme bei der Simulation der
vertikalen Temperaturverteilung haben. Allerdings liefert MOS recht eindeutige Signale.
In der Mitte ist noch einmal leichter, im Süden mäßiger Frost zu erwarten, am Alpenrand
ist strenger Frost, über Schnee um -15 Grad, möglich. Sehr wahrscheinlich wird es dort die
kälteste Nacht. Im Nordwesten und Norden dürfte dagegen eine gute Durchmischung im
Zusammenspiel mit teils mehrschichtiger Bewölkung für eine frostfreie Nacht sorgen.

Donnerstag... weitet sich über Skandinavien ein breiter Trog zunächst nach Süden und
später eher nach Südosten aus. Dieser Trog hatte sich bereits in der Nacht zuvor gebildet;
er drückt den vom Hoch vor Irland ausgehenden und nach Mitteleuropa gerichteten Keil in
Richtung Alpen. Dies führt zur Ausbildung einer nordwestlichen, ganz im Süden noch
nordöstlichen Strömung. Dabei macht sich im Nordosten zyklonaler, nach Südwesten hin
jedoch antizyklonaler Einfluss bemerkbar.
Die frontalen Niederschläge laufen in den Hochkeil hinein und schwächen sich somit ab.
Niederschlagssummen von mehr als 1 mm innerhalb von 12 Stunden sollten daher auf Staulagen
sowie die Nordseiten der Mittelgebirge beschränkt bleiben. Insgesamt kommen aber die
Niederschläge deutlich nach Süden bis zu den Alpen voran. Allerdings kann, was die
Niederschlagsphase betrifft, weiterhin alles dabei sein - auch gefrierender Regen. Als
wahrscheinlichstes Szenario kristallisiert sich heraus, dass die Niederschläge in Richtung
Donau, verstärkt aber zu den Alpen hin als Schnee oder vielleicht als Schneeregen
auftreten und die gefrierende Phase in diesen Gebieten nicht mehr vertreten ist.
Im Norden, Nordosten und größtenteils auch in den mittleren Gebieten setzt sich bei etwas
zunehmendem Gradienten mildere Luft durch, so dass dort eventuelle Niederschläge nicht
mehr in den gefährlichen Phasen fallen sollten. Dabei steigt die Temperatur auf 4 bis 10,
in Nordseenähe auf Werte um 10 Grad. Dabei weht weiterhin ein kräftiger Wind, im
Küstenumfeld und ganz im Nordosten treten Windböen, unmittelbar an der See teils
stürmische Böen und in exponierten Küstenlagen sowie auf höheren Berggipfeln Sturmböen
auf.
Südlich und südwestlich davon tut es sich mit einem Luftmassenwechsel schwer. Die
Temperaturen bewegen sich zwischen -3 und +3 Grad, wobei dem Südosten und den alpennahen
Gebieten der leichte Dauerfrost sehr wahrscheinlich noch erhalten bleibt.
In der Nacht zum Freitag setzt sich über ganz Mitteleuropa eine nordwestliche Strömung
durch. Der zuvor noch vorhandene Keil wird weggehobelt. Gleichzeitig greift auf die
Britischen Inseln ein weiterer Trog über. Das diesem Trog vorgelagerte okkludierende
Frontensystem kommt bis Freitagfrüh bis in die südliche Nordsee voran. Kompensierendes
Absinken sorgt für eine Abschwächung der vor allem über dem östlichen Mittelgebirgsraum
und im Süden noch auftretenden Niederschläge. Nennenswerte Mengen sollten auf Staulagen
beschränkt bleiben.
Im Südwesten und im Süden kommt der Luftmassenwechsel noch nicht so recht in Gang. Nur
zögernd wird etwas mildere, aber auch feuchtere Nordseeluft beigemischt, so dass
vielerorts Mischungsnebel auftreten kann.
Während es im Norden, Westen und in der Mitte meist frostfrei bleibt, ist südlich der
Mittelgebirge erneut leichter, zu den Alpen hin auch mäßiger Frost zu erwarten.

Freitag... gelangt Deutschland in den Einflussbereich des von Westeuropa übergreifenden
Troges. Das dem Trog vorlaufende Frontensystem kommt infolge nahezu frontsenkrechter
Windkomponente rasch südostwärts voran und sorgt somit auch in den Gebieten für einen
Luftmassenwechsel, wo dies bisher nicht der Fall war. Die feste Niederschlagsphase bleibt
sehr wahrscheinlich auf die Kamm- und Gipfellagen der Mittelgebirge beschränkt. Ganz im
Südosten kann auch noch die gefrierende Phase auftreten, allerdings sind die zu
erwartenden Niederschläge sehr gering.
Mit dem Übergreifen des Frontensystems frischt der Wind spürbar auf. Im Norden und in der
Mitte sind bis in tiefere Lagen verbreitet Windböen, an der Küste und in höheren Berglagen
teils Sturmböen und auf höheren Berggipfeln auch schwere Sturmböen zu erwarten.
Die Tageshöchsttemperaturen erreichen deutschlandsweit Werte zwischen 3 und 8 Grad.
Lediglich ganz im Südosten und am Alpenrand können sich noch Kaltluftseen halten.
In der Nacht zum Samstag weitet sich der allmählich nach Nordostdeutschland schwenkende
Trog nach Südwesten aus. Im Bereich dieses Troges setzt sich labil geschichtete
Höhenkaltluft durch. Dies prägt die Niederschläge zum einen konvektiv. Auch kurze Gewitter
sind nicht ganz auszuschließen. Zum anderen erfolgt bis in mittlere Lagen wieder ein
Übergang der Niederschläge in die feste, zumindest aber die Mischphase. In den Hochlagen
der Mittelgebirge und auch am (westlichen) Alpenrand kann es durchaus auch kräftigere
Schneefälle mit mehr als 10 Zentimetern innerhalb von 12 Stunden geben.
Ein Bodentief, das aus einer Mischform zwischen Okklusionspunkt- und Skagerrakzyklogenese
hervorging, hält einen kräftigen Gradienten aufrecht. Hierdurch sind weiterhin Windböen,
im Bergland und an der Küste teils auch Sturmböen zu erwarten.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle zeigen eine weitgehend ähnliche Entwicklung. Hinsichtlich der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede ableiten.
In Bezug auf die Niederschlagsphase und die Niederschlagssummen wie auch auf die
Verlagerung der Niederschläge erfolgte mittlerweile eine Angleichung der Modellaussagen.
Dies ist auch anhand der MOS-Produkte erkennbar, so dass das hier vorgestellte Konzept als
Konsens-Vorhersage gesehen werden kann. Die in den Hochlagen der Mittelgebirge
aufkommenden kräftigeren Schneefälle werden dabei auch von probabilistischen verfahren
gestützt.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann

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