SXEU31 DWAV DWD Synoptische Uebersicht KURZFRIST (Morgen)

SXEU31 DWAV 270800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 27.10.2013 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Wz
Von Westen her weiter auffrischender Wind, Sturmböen bis ins Flachland, bei Gewittern
schwere Sturmböen nicht ausgeschlossen
Am Montag schwerer Herbststurm über dem Norden, Orkan an der Nordsee. An der
nordfriesischen Küste extreme Orkanböen möglich.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Sonntag... dringt vom Nordatlantik eine straffe und zunächst nur leicht mäandrierende
Frontalzone, mit kräftigem Jet in 300 hPa, bis 160 kt, rasch ostwärts zum europäischen
Kontinent vor. Am diffluenten Aushang der Frontalzone, auch markiert durch einen kräftigen
Trog setzt deutlicher Druckfall im Bodendruckfeld ein und der Gradient nimmt von Westen
her über Mitteleuropa deutlich zu. Mit Vordringen des Troges zu uns wird die über dem
Südosten liegende "alte" Front Richtung Alpen und Südosteuropa abgedrängt und zwei weitere
Tiefausläufer, Okklusion und nachfolgende Konvergenz, die beide gut in den morgendlichen
Satellitenbildern zu erkennen sind, greifen mit schauerartigen, teils gewittrigen
Regenfällen von Westen her auf Deutschland über. Der dazwischen liegende Streifen mit
aufgelockerter Bewölkung resultiert aus kompensierendem Absinken. Er liegt morgens über
der Westhälfte, verlagert sich im Tagesverlauf rasch ostwärts und wird dabei immer
schmaler.

Der Wind nimmt heute von Westen her weiter zu, so dass abgesehen vom äußersten Osten in
weiten Teilen zunächst Windböen, später auch stürmische Böen oder Sturmböen BFT 9
erwartet werden können, im höheren Bergland schwere Sturmböen Bft 10, auf exponierten
Gipfeln Bft 11 bis 12.

So muss zunächst an der alten Luftmassengrenze, etwa vom Schwarzwald bis nach Nordbayern
und Thüringen und Sachsen mit Regen, anfangs vereinzelt mit Starregen gerechnet werden. Im
Tagesverlauf kommt mit den neuen Fronten aus Westen erneut verbreitet schauerartiger Regen
auf, auch Gewitter sind dabei möglich. Wobei dank vorhandenem CAPE, zunehmender Scherung
und dem stützenden Tagesgang besonders über der Mitte und dem Süden auch mit kräftigeren
Gewittern gerechnet werden muss, auch organisierte Strukturen sind möglich. Die
Möglichkeit einzelner Tornados scheint auch gegeben. In der Konvektion sind dann verstärkt
Sturmböen Bft 9, teils Bft 10 möglich, da dort der starke Oberwind, der in 850 hPa um 55
kt erreicht, nach unten gemischt wird.
Die Temperaturmaxima gehen im Nordwesten und Norden in der einströmenden frischeren
Meeresluft auf Werte um 16°C zurück, während es sonst mit 18 bis 22°C sehr mild bleibt.

In der Nacht zum Montag greift auf die Britischen Inseln ein Sturmtief über, das sich zum
Orkantief entwickelt. Dieses Sturmtief liegt "entwicklungsgünstig" an der Vorderseite
eines breiten Troges, der ausgangs der Nacht das Seegebiet unmittelbar vor Westeuropa
erreicht. Kräftige Warmluftadvektion und der hiervon ausgehende Hebungsantrieb sorgt im
Zusammenspiel mit positiver Vorticityadvektion für eine rasche Intensivierung dieses
Tiefs. Stromab wölbt sich ein breiter Rücken auf, der in der Nacht zum Montag das
Vorhersagegebiet überquert. Dieser sorgt für eine vorübergehende Wetterberuhigung, wobei
wahrscheinlich nur im Süden der Wind deutlich abflaut. Ansonsten bleibt es windig mit
Sturmböen an der See und in höheren Berglagen. Im Westen kommt mit Annäherung der
Warmfront WLAbedingt Regen auf.

Montag... ist im Nordwesten und an der Nordsee der erste schwere Herbststurm zu erwarten.

Mit der Verlagerung des Orkantiefs über die Nordsee hinweg zur Südspitze Norwegens
gelangen der Nordwesten und die
nordseenahen Gebiete in das Sturmfeld dieses Tiefs. Dabei führt ein Bodentrog, der dieses
Tief umläuft, eine weitere Zunahme des Gradienten herbei. Die Modelle haben sich, was die
Intensität des Sturms angeht, meist angeglichen und der Kerndruck des Tiefs wird abends
wohl zwischen 965 und 960 hPa liegen.

Mit der erneuten Gradientverschärfung, die durch die Annäherung des Sturmtiefs erfolgt,
sind bereits ab den Frühstunden im Norden, Westen und in der Mitte Windböen und stürmische
Böen und in höheren Berglagen der Mittelgebirge Böen bis Sturmstärke zu erwarten. Der Wind
wird im Nordwesten und Westen rasch weiter zunehmen, in Hochlagen der nördlichen und
westlichen Mittelgebirge können im Verlauf des Vormittags schwere Sturmböen auftreten. Ab
etwa Mittag sind von Westen her an der Nordseeküste orkanartige, später auch Orkanböen zu
erwarten. Orkanartige Böen können auch im Emsland und im schleswig-holsteinischen
Binnenland sowie an der schleswig-holsteinischen Ostseeküste auftreten. Die höheren
Berglagen sind dann ebenfalls mit Orkanböen dabei. Auf den Nordfriesischen Inseln besteht
dann sogar die Gefahr von extremen Orkanböen. Die Ostseeküste ist vom Sturm deutlich
weniger betroffen, dort reichen möglicherweise Warnungen vor schweren Sturmböen.

Wahrscheinlich bleibt nur der Südosten unseres Bereichs von der Windentwicklung weitgehend
verschont. Im Südwesten erfolgt vorübergehend mit Passage der Kaltfront eine deutliche
Windzunahme, so dass auch dort bis in tiefere Lagen stürmische und in höheren Berglagen
Sturm- oder schwere Sturmböen auftreten; auf höheren Berggipfeln (Schwarzwald) sind
orkanartige Böen möglich. Ansonsten ist mit der Passage der Kaltfront wohl nur geringe
Wetteraktivität verbunden, lediglich im Südwesten fällt etwas mehr Regen.
Was den Gradienten angeht, könnte die Böenentwicklung wesentlich heftiger erfolgen. Die
Schichtung ist jedoch stabil, so dass die Gefahr, dass der Wind der freien Atmosphäre zum
Boden heruntergemischt wird, gering ist.
Mit der Annäherung des Troges greifen später schauerartige Niederschläge auf den
Nordwesten Deutschlands über, wobei als schauerartig eher ein Intensitätswechsel der
Niederschläge anzusehen ist und Konvektion nicht in Frage kommt.
Im Südosten sind zumindest vorübergehend Auflockerungen möglich; dort bleibt es im
Wesentlichen niederschlagsfrei.
Die Tageshöchsttemperaturen erreichen in der gut durchmischten Luftmasse 17 bis 23 Grad
und an der See sowie im höheren Bergland Werte um 15 Grad.

In der Nacht zum Dienstag wird das sich nur allmählich abschwächende Sturmtief über
Schweden hinweg nordostwärts gesteuert. Der Gradient bei uns beginnt aufzufächern.
Allerdings setzt im Nordwesten in der zweiten Nachthälfte eine deutliche Labilisierung
ein. Hierdurch sind dann konvektive Umlagerungen, die auch von kurzen Gewittern begleitet
sein können, wahrscheinlicher. Wenn auch der Gradient schwächer wird, so dürfte die
Böigkeit des Windes insgesamt zunehmen, d.h. die Böen werden nur wenig und nur sehr
zögernd schwächer. An der Küste sind zumindest in der ersten Nachthälfte orkanartige Böen
und danach schwere Sturmböen möglich. Weiter im Binnenland schwächt sich der Wind
deutlicher ab. Im Süden und Osten sind dann warnrelevante Böen auf die höheren Lagen
beschränkt.

Dienstag... weitet sich der nachfolgende Trog über Westeuropa nach Süden aus und kommt
etwas nach Osten voran. Dadurch verbleibt Deutschland unter einer südwestlichen
Höhenströmung, die relativ glatt verläuft. Somit bleibt die Schichtung nur im Nordwesten
labil, was weitere schauerartige Niederschläge und vor allem in Nordseenähe auch kurze
Gewitter zur Folge hat.

Im Süden und Südosten kommt es zu zeitweiligen Niederschlägen, die aus Warmluftadvektion
an der Nordseite der über den Alpen liegenden Bodenfront resultieren. Warnschwellen in
Bezug auf Dauerregen werden wahrscheinlich nicht erreicht.
Als Folge der ausgedehnten Kaltluftadvektion setzt sich im größten Teil des
Vorhersagegebietes Absinken durch. Hierdurch sind Auflockerungen und zum Teil auch
Aufheiterungen zu erwarten. Somit dürfte es südlich der westlichen Mittelgebirge und von
dort bis in den Nordosten abgesehen vom Ostseeküstenbereich weitgehend niederschlagsfrei
bleiben.

Allerdings bleibt im Nordwesten und Norden aufgrund der Nähe zur Frontalzone ein kräftiger
Gradient bestehen, so dass bis in die mittleren Gebiete hinein Windböen, im küstennahen
Binnenland, in exponierten Lagen der Mitte stürmische Böen und an der Küste sowie in
höheren Berglagen Sturmböen auftreten. In exponierten Küsten- und Berglagen sind nach wie
vor schwere Sturmböen möglich.

Gegenüber den Vortagen gehen die Temperaturen deutlich zurück. Es sind "nur noch"
Tageshöchstwerte zwischen 12 und 18 Grad und im höheren Bergland um 10 Grad zu erwarten.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren den kurzfristigen Wetterablauf ähnlich, auch die Entwicklung des
Orkans am Montag. Nur GFS zeigt abweichend von den anderen Modellen eine deutlich
schwächere Sturmentwicklung.
Die Signale für Orkanböen an der Nordseeküste und die Gefahr extremer Orkanböen auf den
nordfriesischen Inseln und an der dortigen Küste sind in den meisten Modellen zu erkennen,
so dass Sonntagvormittag Vorwarnungen für die Nordseeküste (Orkan), Nordfriesland
(extremer Orkan) und das angrenzende Binnenland (orkanartige Böen) ausgegeben werden.
Die probabilistischen Verfahren (Sa. 12 UTC) und EFI (Sa. 12 UTC) stützen die Aussagen der
deterministischen Modelle.
Höhepunkt des Sturms an der Nordsee, auch da besteht unter den meisten Modellen Einigkeit,
dürfte der Montagabend sein.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner

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