SXEU31 DWAV DWD Synoptische Uebersicht KURZFRIST (Morgen)

SXEU31 DWAV 260800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 26.10.2013 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
SW z, Übergang zu Wz

Zunächst auf den Bergen und an der Küste stürmisch, am Montag Sturm über dem Westen und
Norden, Orkan an der See und auf den Bergen. Mild.

Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
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Samstag... bleibt die südwestliche Strömung über Mitteleuropa erhalten mit der sehr milde,
teilweise sogar warm zu nennende Luftmassen in unseren Raum gelangen. Im Verlauf der
Kurzfrist dreht die Strömung mehr auf West, es bleibt aber vorerst noch mild. In diese
Strömung ist ein Kurzwellentrog eingelagert, der heute rasch den Norden Richtung Polen
überquert, der südliche Rest des Troges ist über der Iberischen Halbinsel als Höhentief zu
finden.

Ein dem Trog vorgelagerter Tiefausläufer zieht über den Norden hinweg nach Osten, hängt
nach Südwesten zurück und kommt somit über dem Süden kaum südwärts voran. Im Norden und
über der Mitte fällt gebietsweise schauerartiger Regen, der aber nicht warnwürdig wird,
anfangs sind auch einzelne Gewitter eingelagert. Die Hebungsvorgänge schwächen sich heute
im Tagesverlauf vorübergehend ab, mit dem Trog werden aber nachmittags über dem Westen und
Nordwesten wieder einzelne Gewitter ausgelöst und die Front kommt unter Wellenbildung
wieder etwas nach Norden voran.
Der Gradient bleibt über der Mitte und vor allem nach Norden recht groß, so dass im Westen
und an der Nordsee Windböen, über der See auf den Inseln stürmische Böen zu erwarten sind.
Im Bergland gibt es in exponierten Lagen weiter stürmische Böen oder Sturmböen, auf dem
Brocken auch schwere Sturmböen.
Die aus Südwesten advehierte Luft ist sowohl vor, als auch hinter der Front warm, was sich
im Norden in Temperaturen von 16 bis 21 Grad äußert, im Süden sind bis 24! Grad drin.
In der Nacht zum Sonntag gelangen wir auf die Vorderseite eines über die Britischen Inseln
nach Osten schwenkenden Troges. Die schleifende Front kommt wieder etwas weiter nach Süden
voran, vor allem in einem Streifen vom Schwarzwald und der Pfalz Richtung Sachsen regnet
es, wobei die Modelle meist eine leichte Aktivierung der Front und damit eine Verstärkung
der Niederschläge andeuten, meist aber im nicht warnwürdigen Bereich. Nur NAE zeigt
Starkregensignale im Südwesten. Da die Schichtung der Luft im Süden leicht potentiell
instabil ist, sind auch vereinzelte Gewitter nicht ausgeschlossen.

Sonntag... dringt vom Nordatlantik eine straffe und zunächst nur leicht mäandrierende
Frontalzone, mit kräftigem Jet in 300 hPa, bis 160 kt, rasch ostwärts zum europäischen
Kontinent vor. Am diffluenten Aushang der Frontalzone mit Trogentwicklung setzt deutlicher
Druckfall im Bodendruckfeld ein und der Gradient nimmt von Westen und Nordwesten her
deutlich zu, so dass in weiten Teilen stürmische Böen erwartet werden können, örtlich auch
Sturmböen BFT 9, an der See und im höheren Bergland Sturmböen BFT 10, auf Gipfeln BFT 11
bis 12. Nur im Osten und Südosten bleibt der Wind schwächer.

Der neue Trog im Delta der Frontalzone dringt dabei zügig von Westen her auf Deutschland
über und aktiviert zum einen die im Süden stagnierende alte Luftmassengrenze, zum anderen
die neue, von Nordwesten her vordringende Kaltfront eines Schottland erreichenden
Sturmtiefs, die zum Abend den größten Teil Deutschlands bereits nach Osten hin überquert
hat.
So muss zunächst an der alten Luftmassengrenze, etwa vom Schwarzwald bis nach Nordbayern
und Thüringen und Sachsen mit Regen, vereinzelt mit Starregen gerechnet werden (Cosmo-EU,
GME und NAE) im Tagesverlauf auch sonst verbreitet mit schauerartigem Regen oder Schauern,
auch kurze Gewitter sind möglich. Dabei muss verstärkt mit Sturmböen Bft 9, vereinzelt 10
gerechnet werden (im Westen über 50 kt in 850 hPa).
Die Temperaturmaxima gehen im Nordwesten und Norden in der einströmenden frischeren
Meeresluft auf Werte um 16°C zurück, während es sonst mit 18 bis 22°C sehr mild bleibt.

In der Nacht zum Montag entwickelt sich in der kräftigen nordatlantischen Frontalzone
vorderseitig eines weiteren nachfolgenden und sehr markant ausgeprägten Troges und im
Bereich kräftiger Frontogenese aus einem markanten Randtief im Seegebiet südwestlich von
Irland ein Orkantief, das als Schnellläufer Kurs auf die Britischen Inseln und die
Nordsee nimmt und Montagmorgen die Irische See erreicht. An den Küsten sind nachts mit
einem Kurzwellentrog einzelne Gewitter möglich, im Nordwesten setzt später infolge
kräftiger Warmluftadvektion Regen ein.

Montag... steht im Norden ein schwerer Sturm an. Das Orkantief verlagert sich rasch über
die Nordsee nach Nordosten zum südlichen Norwegen. Die Warmfront, die nachts den
Nordwesten erreichte, zieht über den Norden sehr schnell ostwärts, die nachfolgende
Kaltfront greift vormittags auf den Nordwesten über und hat Dienstag 00 UTC schon den
äußersten Südosten erreicht.

Das Sturmfeld an der Südflanke dieses ersten starken Herbststurmes erfasst im Tagesverlauf
fast ganz Deutschland, nur der Südosten bleibt teilweise ausgespart. Damit kommt von
Westen her im Nordwesten und Norden, mit Schwerpunkt auf der Rückseite der Kaltfront im
Bereich des nachfolgenden Bodentroges, Sturm auf. Im Nordwesten und Norden sind schwere
Sturmböen, im Norden auch etwas abseits der Küsten vereinzelt orkanartige Böen nicht
ausgeschlossen (siehe Cosmo LEPS und ECM EPS) an der Nordsee auch Orkanböen, vereinzelt
über 140 km/h (extremer Orkan). Im höheren Bergland gibt es orkanartige Böen oder
Orkanböen. Inwieweit der schwere Sturm auch die Ostseeküste betrifft bleibt noch
abzuwarten, möglicherweise bleibt es dort bei teils schweren Sturmböen in der Nacht zum
Dienstag.

Während die Warmfront noch mit teils kräftigen Regenfällen verbunden ist, wird an der
Kaltfront nur geringe Wetteraktivität simuliert. Dies mag einerseits an der überlagerten
Kaltluftadvektion liegen, andererseits ist auch eine Abtrocknung unter dem Jet möglich,
auf jeden Fall sollen mit Passage der Front tagsüber nur geringe Niederschläge verbunden
sein, erst in der Nacht zum Dienstag erfolgt über dem Süden wieder eine Aktivierung der
Front durch eine Wellenbildung über Ostfrankreich und den Westalpen.

Mit der Präfrontal kräftigen Südwestströmung wird die wärmere Luft im Süden immer noch
nicht weggeräumt, so dass dort noch einmal über 20°C, örtlich bis 24 Grad möglich sind.

In der Nacht zum Dienstag verlagert sich der Orkan weiter über Schweden zur Ostsee. Der
Gradient nimmt über dem Norden nur zögernd ab. Es sind dabei weiter Sturmböen, teils auch
schwer zu erwarten. An der Küste treten anfangs orkanartige Böen oder Orkanböen auf, die
dann im Verlauf der Nacht nachlassen.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren die Kurzfrist im synoptischen Scale ähnlich, auch was die
Orkanentwicklung am Montag angeht, auch wenn da noch einige Unsicherheiten bezüglich der
Zugbahn, Timing und Stärke bestehen bleiben.

Inzwischen wird der Höhepunkt des Sturmentwicklung meist am Montagabend simuliert, und die
Zugbahn von der Nordsee über Südnorwegen (Oslo Fjord) nach Osten bis Nordosten. Der Sturm
erreicht am Montagabend und in der ersten Hälfte der Nacht zum Dienstag seinen Höhepunkt
bei uns im Norden. Dabei sind über der Nordsee und im Bereich der nordfriesischen Küste
Orkanböen möglich, bis hin zu extremen Orkanböen! Auch landeinwärts bis in den Hamburger
Raum sind orkanartige Böen nicht ausgeschlossen (Cosmo LEPS, ECM EPS, deutsche Modelle).
Neben diversen operationellen Modellen und probabilistischen Verfahren bietet auch EFI für
den Montag über dem Nordwesten Deutschlands Signale für ein extremes Windereignis.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner

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