DWD Synoptische Uebersicht MITTELFRIST

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 29.10.2013 um 10.30 UTC



Westwetterlage mit Regenfällen und zeitweilig stärkerem Wind, dabei meist
überdurchschnittliche Temperaturen.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 05.11.2013


Zu Beginn des Mittelfristzeitraums am kommenden Freitag liegt Deutschland im südlichen
Bereich der gut ausgeprägten und relativ glatt konturierten Frontalzone, die sich vom
mittleren Nordatlantik über UK und großen Teilen Mitteleuropas bis nach Russland
erstreckt. Der Norden und die Mitte Deutschlands liegen dabei im zyklonal geprägten
Strömungsregime einer umfangreichen und mit mehreren Zentren "gespickten" Tiefdruckzone
über Nord- und Nordwesteuropa sowie dem Europäischen Nordmeer. Der Süden hingegen
profitiert zunächst noch von einer allerdings zunehmend bröckelnden Hochdruckbrücke, die
das Azorenhoch mit einem Hoch im Bereich Ukraine/Kaukasus verbindet.

Am Samstag kommt es über dem nahen Ostatlantik zu einer Austrogung, die wiederum eine
kräftige Zyklogenese über dem Seegebiet westlich Irlands in Gang setzt. Das resultierende
Sturmtief zieht im Laufe des Wochenendes via Irland und Schottland zur nördlichen Nordsee,
wobei der Kerndruck auf unter 975 hPa fällt. Da der korrespondierende Höhentrog unter
Intensivierung und Vergrößerung seiner Amplitude ebenfalls ostwärts schwenkt und bereits
am Sonntagmittag mit seiner Achse über Frankreich liegt, dreht die Strömung im
Vorhersageraum vorübergehend auf südliche bis südwestliche Richtungen zurück, wodurch es
an den Alpen föhnig und ein Schwall mediterraner Warmluft ("10°C-Blase" in 850 hPa)
nordwärts advehiert wird. Noch am Sonntag setzt allerdings schon die Passage der zum
Nordseetief gehörigen Kaltfront ein, die Deutschland von West nach Ost überquert. Dahinter
dreht die Strömung nach rechts und mit Übergreifen des Höhentroges gelangt erwärmte und
labil geschichtete (DeltaT 500/850 hPa > 25 Grad) Meereskaltluft zu uns, die für einen
wechselhaften Wettercharakter sorgt.

Zu Beginn der neuen Woche wird der inzwischen über Mitteleuropa angekommene Höhentrog
durch einen von Nordwesten in die Rückseite hineinlaufenden Kurzwellentrog regeneriert.
Das o.e. Bodentief verlagert sich unter leichtem Auffüllen allmählich in Richtung
Norwegische See. Auf seiner Südwest- bzw. Südflanke wird in Verbindung mit dem
angesprochenen Sekundärtrog ein kleines Randtief generiert, das in den frühen
Morgenstunden des Montags mit einer Kernisobare von 995 hPa die Bretagne erreicht. Es
zieht unter leichter Abschwächung über Nordfrankreich nach Osten und erreicht den
Vorhersageraum wahrscheinlich nur noch als "gewöhnlicher" Bodentrog. Gleichwohl,
vorderseitig dreht die Strömung kurzzeitig noch mal zurück, wodurch an den Alpen der Föhn
noch mal angefacht wird.

Am Dienstag bestimmen erwärmte Meereskaltluft sowie der Höhentrog unser Wettergeschehen.
Der Trog beginnt allerdings sich abzuschwächen und zieht dann auch im weiteren Verlauf
nach Osten ab. Danach - also bereits im erweiterten Mittelfristzeitraum - soll der
Vorhersageraum allmählich in eine nördliche Westlage gleiten (Großwetterlagentypus Wa =>
West antizyklonal). Zunächst mal kommt es am Mittwoch aber noch zur Passage eines
Frontensystems. Es gehört zu einer kräftigen Sturmzyklone, die vom Seegebiet südlich
Islands via Südnorwegen und den Bottnischen Meerbusen Richtung Nordrussland zieht. Der
Kerndruck fällt dabei vorübergehend auf unter 965 hPa und das zugehörige Starkwindfeld
würde bei dieser Zugbahn zumindest die Nordhälfte und die Hochlagen Süddeutschlands mit
Sturmböen, vielleicht auch mehr, traktieren.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Vor dem Hintergrund der Tatsache, dass wir es über den gesamten Vorhersagezeitraum quasi
mit einer Westwetterlage zu tun haben, kann die Konsistenz des operationellen Modelllaufs
als sehr gut bezeichnet werden. Dass bei einer solchen Großwetterlage gewisse Diskrepanzen
von Lauf zu Lauf auftreten, ist nicht ungewöhnlich.
So wird z.B. der Kerndruck des am Wochenende über UK zur Nordsee ziehenden Tiefs mal
höher, mal tiefer gerechnet. Vorgestern waren es im 00-UTC-Lauf rund 960 hPa, gestern nur
noch 980 hPa, jetzt wieder 975 hPa. Auch das Randtief, das zu Beginn der nächsten Woche
von Frankreich kommend unseren Raum erreichen soll, wird immer mal wieder anders
behandelt.
Dass es im erweiterten Mittelfristzeitraum zu Abweichungen kommt, ist fast schon normal.
So fand die o.e. Sturmtiefpassage im gestrigen 12-UTC-Lauf weiter nördlich statt (=>
weniger Wind bei uns), während im 00-UTC-Lauf von Montag die Progression dieses Tiefs
durch ein sich über Fennoskandien aufbauenden Hochs geblockt wurde.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die Grundaussage, die im Kapitel zuvor gemacht wurde, trifft im Großen und Ganzen auch auf
den Vergleich der verschiedenen Globalmodelle zu: Der Generalkurs ist sehr ähnlich, im
Detail gibt es Abweichungen. Sowohl kurzwellige Trog-Keil-Strukturen in der Höhe als auch
Zugbahn und Intensität von Bodendruckgebilden sind freilich nicht hundertprozentig
kongruent, was in der Vorhersage letztlich zwar zu einer Pauschalisierung führt, am
Grundtenor aber nichts ändert.
Erwähnenswert ist noch die Tatsache, dass die Modelle mit erweitertem Vorhersagezeitraum
wie GFS und das kanadische GEM die Sturmzyklogenese Mitte nächster Woche zwar auch auf dem
"Schirm" haben (GEM am stärksten mit einer Kernisobare von 945 hPa), das Tief aber nicht
nach Osten ziehen lassen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Für den Zeitraum T+120...168h (Sonntag bis Dienstag) bietet ECMF-EPS drei Cluster an, die
sich aber für unseren Raum und die unmittelbare Nachbarschaft kaum unterscheiden. Allen
gemein sind die Austrogung über dem nahen Ostatlantik und das nachfolgende Übergreifen des
Troges auf Mitteleuropa. Die Rauchfahne von Offenbach zeigt somit auch einen recht
homogenen Verlauf der Parameter (T850, Pot500) bis kommenden Dienstag, bevor die Streuung
zunimmt (entsprechend sechs verschiedene Cluster für den Zeitraum T+192...240h). Relativ
deutlich fallen die Niederschlagssignale von Freitag bis Dienstag ins Auge, bevor es zu
einer Abnahme der Peaks kommt.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Mindestens bis kommenden Freitag bleibt das Wetter vergleichsweise ruhig. Einzelne
Sturmböen sowie kurze Gewitter an der Küste, leichten Nachtfrost und Nebelfelder weiter
südlich - das war es schon.
Ab dem Wochenende nimmt die Regenintensität zu, was gebietsweise zu einem Überschreiten
der Warnkriterien für Dauerregen führen kann. Belastbare Aussagen sind aus den oben
genannten Gründen aber noch nicht machbar. Gleiches gilt für den Wind. Zwar ist das
Potenzial für Starkwind respektive Sturm durchaus vorhanden, konkrete Angaben sind derzeit
aber nicht möglich. Weiterhin besteht die Möglichkeit vorübergehenden Föhnsturms in den
Alpen am Sonntag und Montag.
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Basis für Mittelfristvorhersage
ECMF-EPS mit den MOS-Verfahren und den operationellen Modellen.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Hoffmann

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