DWD Synoptische Uebersicht MITTELFRIST

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 31.10.2013 um 10.30 UTC



Regnerisch und zeitweise stürmisch, am Sonntag an der Nordsee erneut orkanartige Böen
möglich.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 07.11.2013


Nach dem aktuellen Lauf des EZMW wird am kommenden Sonntag (zum Beginn des
Mittelfristzeitraums) ein Langwellentrog von Westeuropa nach Mitteleuropa hereinschwenken.
Dabei gelangt in der Höhe kalte Luft (unter -30 Grad in 500 hPa) in den Norden und die
Mitte Deutschlands. In dieser maritim-polaren Luftmasse stellt sich Schauerwetter ein,
auch Gewitter sind möglich. Dem Trog läuft eine Kaltfront voraus, die anfangs noch über
dem Südosten Deutschlands liegt und dort mäßige Regenfälle bringt, die aber zum Abend nach
Südosten abziehen soll. Das Bodendruckfeld wird von einem Tief über der Nordsee bestimmt,
das vor allem über Jütland und Schleswig-Holstein einen starken Gradienten aufweist. Dort
sind gebietsweise Sturmböen zu erwarten, an der Nordsee auch schwere Sturmböen. Nach Süden
zu ist der Wind schwächer, kann aber bei Schauern auch stürmisch auffrischen.
Am Montag kommt es über dem Nordatlantik zu einer erneuten Austrogung, wobei ein
Kurzwellentrog auf Frankreich übergreift. Gleichzeitig läuft der am Vortag nach in
Deutschland wetterbestimmende Trog inklusive der höhenkalten Luft weiter nach Osten. Der
westeuropäische Trog führt über Frankreich zu einer Zyklongenese, wobei das entstehende
Tief am Abend den Westen Deutschlands erreicht. Damit fächert der Gradient über dem Norden
Deutschlands auf, dafür gelangt der Süden in ein Sturmfeld. Zudem führt kräftige
Warmluftadvektion zu Regenfällen, die auf den Westen Deutschlands übergreifen und vor
allem in den westlichen Mittelgebirgen recht ergiebig ausfallen könnten.
Am Dienstag zieht das Randtief nach Südosten ab und von Westen greift die
Warmluftadvektion des nächsten zu den Britischen Inseln ziehenden Randtiefs auf
Mitteleuropa über. Somit wird der Trog über Deutschland zugeschüttet und über dem Westen
baut sich ein kräftiger Rücken auf, der mit hoch reichend warmer Luft ausgestattet ist.
Die Warmfront des o.e. Tiefs greift mit ihren Regenfällen am Dienstagabend auf den Westen
über, vor allem im Nordwesten frischt auch wieder der Wind stürmisch auf.
Am Mittwoch wölbt sich der Rücken über dem Westen Europas weiter auf, wird aber zum
Donnerstag, wenn er auf Mitteleuropa übergreift schon wieder stark abgehobelt, so dass
sich allmählich eine reine Westlage einstellt. Diese besteht auch am Freitag weiterhin.
Dabei liegt über dem Nordatlantik ein Zentraltief, das mittels einer kräftigen
Höhenströmung in rascher Folge Randtiefs über die Britischen Inseln hinweg nach
Südskandinavien steuert. In Deutschland kommt es dabei zu wiederholten Frontdurchgängen
und damit zu häufigen Luftmassenwechseln, wobei manche der Fronten eventuell über dem
Süden Deutschlands schon wieder rückläufig werden. Wechselhaftes Wetter mit häufigen
Regenfällen ist die Folge. Dabei sollten bei Einzelereignissen keine Warnschwellen
überschritten werden, allerdings könnten 48-stündige Warnschwellen zumindest in den
westlichen Mittelgebirgen relevant werden. Auch der Wind spielt weiterhin eine Rolle vor
allem im Norden und im höheren Bergland kann es dabei auch zeitweise zu schweren Sturmböen
kommen. Orkanentwicklungen werden vom EZMW aktuell nicht simuliert, sind aber bei dieser
Wetterlage jederzeit vorstellbar.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz zwischen dem aktuellen Lauf des EZMW und seinen beiden Vorgängern ist bis
Montag noch recht hoch. Dann zeigen sich aber allmählich Unterschiede, da der Abzug des am
Montag über Deutschland ziehenden Tiefs nach den beiden jüngeren Modellen schneller
verläuft und außerdem nach Südosten, nicht nach Nordosten. Damit stellt sich jetzt
schneller eine Westlage ein. Später stimmen die 3 Läufe wieder dahingehend überein, dass
sie alle eine recht stramme Westlage produzieren, die zumindest im Höhenfeld über
Mitteleuropa zunächst eher antizyklonal geprägt ist. Phasenunterschiede zwischen den
Kurzwellentrögen und den nördlich von uns durchziehenden Randtiefs bleiben zwischen den
einzelnen Läufen natürlich bestehen und sind auch nicht allzu verwunderlich. Bezüglich des
genauen Timings der Frontdurchgänge und der Windspitzen sind die Prognosen einfach noch
nicht stabil.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis Montag stimmen die vorliegenden Globalmodelle weitgehend überein. Lediglich die genaue
Ausprägung des wetterbestimmenden Troges variiert etwas. Das am Montag und in der Nacht
zum Dienstag wetterbestimmende Tief, das über Deutschland hinweg ziehen soll, wird etwas
unterschiedlich behandelt. Die Kanadier unterstützen die recht schwache Entwicklung und
Südostwärtsverlagerung des EZMW, während NAVGEM, Australier, GFS und GME das Tief nach
Nordosten abziehen lassen, wobei die beiden letzten auch eine stärkere Entwicklung
simulieren. Bei UKMO bleibt es eher bei einer flachen Welle. Danach stellt sich bei den
meisten Modellen (EZMW, GFS, GME, Australier) zunächst eine im Höhenfeld recht
antizyklonal geprägte Westlage ein (trotz Fronten, die über Deutschland hinweg ziehen),
wobei das Potenzial im weiteren Verlauf wieder abnimmt, so dass sich dann eine klassische
zyklonale Westlage formiert. GEM und UKMO (soweit vorhanden) lassen von vornherein diese
zyklonale Westlage entstehen. In der erweiterten Mittelfrist deuten alle soweit
vorliegenden Modelle zunächst eine Austrogung über dem Nordatlantik an, was uns einen
Rücken bescheren würde. Im weiteren Verlauf könnte aber mit noch unsicherem Timing der
Trog wieder auf Mitteleuropa übergreifen. Insgesamt wird also die Lage von den Modellen
recht ähnlich eingeschätzt und die Unterschiede liegen eher in Details, die dann in der
Kurzfrist besser vorhergesagt werden können (genaues Timing von Fronten, Stärke von Tiefs
und Gradienten).
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die NewClusters des EZMW-EPS verteilen die 51 Läufe im Zeitraum 72 bis 96 Stunden
(Sonntag, Montag) auf 4 Cluster, die sich aber in unserem Raum alle ähneln und keine
vorhersagerelevanten Unterschiede bringen. Im Zeitraum 120 bis 168 Stunden (Dienstag bis
Donnerstag) werden ebenso 4 Cluster berechnet. Davon bringen 3 eine Westlage, die bei C1
(19 Mitglieder inkl. Kontrolllauf + Hauptlauf) eine klassische Westlage bringen, bei C4 (9
Mitglieder) ebenso eine klassische Westlage, aber mit etwas niedrigerem Potential, bei C2
(13 Mitglieder) eine nördliche Westlage und bei C3 (10 Mitglieder) einen Trog über
Südosteuropa und einen Rücken über Westeuropa, so dass die Lage in Deutschland zunächst
zyklonal Nordwest, später antiyzyklonal Nordwest ist. Dabei ähneln C1 und C4 weniger dem
Hauptlauf, sondern vielmehr der Version von GEM und UKMO).
Der etwas unterschiedliche Verlauf der Frontalzone spiegelt sich auch in den Rauchfahnen
für Offenbach wieder, die nach dem Trog am Montag zwar im Mittel einen deutlichen
Potenzialanstieg bringen, wobei die Streuung aber sehr groß wird. Das gleiche trifft auch
für den Verlauf der Temperaturen zu. Es werden außerdem immer wieder Niederschlagssignale
gezeigt, mit Spitzen am Samstag und Montag.
Das Nordamerikanische Ensemble zeigt ab Dienstag ebenso einen stark ansteigenden Spread
beim Potenzial, wobei aber die niedrigsten Läufe um 552 gpdam liegen und damit höher als
beim EZMW.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Im Mittelfristzeitraum sind im Wesentlichen zwei potenzielle Warnereignisse von Interesse:
Regen und Wind.
Bezüglich der 30 mm-Warnschwelle in 24 h liefern Cosmo-LEPS und EZMW-EPS geringe Signale
am Sonntag im Schwarzwald und an den Alpen, am Montag an der Nordsee und ab Dienstag in
den westlichen Mittelgebirgen. Dies sind auch die Regionen, in denen beim EZMW-EPS auch
bis Freitag immer wieder sehr geringe Signale auftauchen.
Etwas stärker werden die Signale, wenn man ein 48-stündiges Kriterium verwendet (40 mm).
Dann werden beim Cosmo-LEPS mit Wahrscheinlichkeiten bis 30 % am Sonntag zunächst der
Schwarzwald und das Allgäu herausgearbeitet, im weiteren Verlauf bis Dienstag dann wieder
die Schleswig-Holsteinische Nordseeküste sowie das Bergische Land. Auch für über 60 mm
sind geringe Signale da. Das 90%-Perzentil des Cosmo-LEPS liefert 48-stündig bis Dienstag
00 UTC über 70 mm im Bergischen Land. Im weiteren Wochenverlauf tauchen auch
kontinuierlich geringe Signale im EZMW-EPS auf. Zwar erscheint nach den aktuellen Daten
die Wahrscheinlichkeit für das Überschreiten von Warnschwellen nicht sehr hoch, so sollten
wir dennoch darauf gefasst sein, dass im Zeitraum ab Samstag und bis zum Ende der
kommenden Woche an der Nordsee, in den westlichen Mittelgebirgen und im Schwarzwald
wiederholt mäßige Niederschläge auftreten werden. Auch wenn formal keine Warnschwellen
überschritten werden, könnte es in den Einzugsgebieten von Rhein, Neckar und Mosel
hydrologisch interessant werden.
Beim Wind zeigen sich beim COSMO-LEPS signifikante Wahrscheinlichkeiten für stürmische
Böen am Sonntag im Norden, am Montag in den Mittelgebirgen. Am Dienstag steigt die Gefahr
wieder an der Nordsee. Schwere Sturmböen sind am Sonntag vor allem an der Nord- und später
Ostsee wahrscheinlich. Die Gefahr für orkanartige Böen wird vom Ensemble mit Werten von
maximal 20 % in Dithmarschen eher gering eingeschätzt.
Zu ähnlichen Wahrscheinlichkeiten kommt auch das EZMW-EPS. Dabei wird auch im weiteren
Verlauf der nächsten Woche an der See stetig Sturmpotenzial berechnet, das aber allmählich
abnehmen soll. Auch Wahrscheinlichkeiten für schwere Sturmböen werden weiter auf geringem
Niveau (unter 20 %) berechnet.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-EZMW, EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Peter Hartmann

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