SXEU31 DWAV DWD Synoptische Uebersicht KURZFRIST (Abend)

SXEU31 DWAV 291800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 29.10.2013 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Im äußersten Norden starke, an der Küste auch stürmische Böen. Sonst vor allem in der
Mitte und zunehmend auch im Süden ruhiges Hochdruckwetter.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 12 UTC
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Aktuell ... befindet sich Deutschland auf der Vorderseite eines Höhentroges über dem
westlichen Mitteleuropa unter einer relativ glatten südwestlichen Höhenströmung. Im Laufe
der Nacht verlagert sich die Achse des Troges allmählich in den Westen des
Vorhersagegebietes. Die Hebungsprozesse in seinem Einflussbereich halten sich in Grenzen,
da KLA vorherrscht und zusätzlich die Höhenströmung auf seiner Vorderseite eher
konfluenten Charakter annimmt.
Etwas mehr Hebung wird noch im Bereich der Frontalzone simuliert, die von Oberitalien
kommend über den östlichen Alpenraum der Slowakei bis nach Osteuropa verläuft. Im
Bodendruckfeld befindet sich dort das verwellende Frontensystem des inzwischen nach
Karelien gezogenen ehemaligen Orkantiefs "Christian". Es markiert eine Luftmassengrenze,
die die nach Mitteleuropa eingeflossene subpolare Meeresluft von Subtropikluft über
Südosteuropa trennt. Zusätzlich noch orographisch getriggert, haben sich die
Hebungsprozesse über dem Alpenraum noch verstärkt, das daraus resultierende Regengebiet
erfasst auch die Bayerischen Alpen. Die Schneefallgrenze sinkt auf unter 1500 m, in
windschwachen Höhentälern auch auf etwa 1000 m oder knapp darunter. Warnschwellen werden
voraussichtlich nicht erreicht, auch COSMO_EU hat die Mengen im aktuellen 12 UTC- Lauf
zurückgenommen und verbleibt jetzt unterhalb der Warnschwellen vor Dauerregen.
Im Bereich der Nord- und Ostseeküste gibt es, einerseits getriggert durch allerdings nur
sehr schwach ausgeprägte Randtröge, vor allem aber aufgrund des diabatischen
Wärmeüberganges von der See auf die unteren Luftschichten, der für eine zusätzliche
Labilisierung sorgt, einzelne Schauer und eventuell kurze Gewitter, die auch noch
landeinwärts in die Norddeutsche Tiefebene ziehen. Im Umfeld kräftigerer Schauer kann es
stürmische Böen geben. Auch sonst reicht der dort noch recht scharfe Druckgradient aus für
starke Windböen im Küstenbereich und im angrenzenden Binnenland, in exponierten
Küstenlagen kann es, wie auch auf dem Brocken, stürmische Böen geben.
Im übrigen Deutschland dominiert Absinken, so dass es kaum mehr Schauer gibt und unter dem
Einfluss eines von Südwesten heranschwenkenden Bodenhochkeils lockern die Wolken vor allem
im Südwesten und in der Mitte auch mal auf. Dabei bildet sich gebietsweise Nebel und in
ungünstigen Lagen, vor allem im Bergland, auch Bodenfrost.

Mittwoch ... tropft der Höhentrog westlich der Balearen ab, der Resttrog schwenkt bis zum
Abend über Deutschland hinweg nach Polen. Ihm folgt ein Höhenrücken, der sich abends etwa
über der Nordsee und Benelux befindet. Somit stellt sich mehr und mehr eine nördliche
Westlage bei uns ein. Der Höhenrücken stützt am Boden eine Hochdruckzone, die sich vor
allem über Süddeutschland deutlich verstärkt. Im Lee des Norwegischen Gebirges bleibt
dagegen über Südskandinavien und der mittleren Ostsee ein flacher Bodentrog erhalten, so
dass sich die Druckgegensätze wieder etwas verschärfen. Somit frischt der Wind über
Norddeutschland erneut auf. In der Simulation der deutschen Modellkette tauchen im
Tagesverlauf somit vermehrt stürmische Böen (Bft. 8) vor allem an der nordfriesischen
Nordseeküste sowie allgemein entlang der Ostseeküste auf, auch im angrenzenden Binnenland
sind starke Windböen (Bft. 7) möglich. Im nördlichen und östlichen Bergland sind ebenfalls
starke bis stürmische Böen denkbar, auf exponierten Gipfeln (Brocken, Fichtelberg)
eventuell auch mal eine Sturmböe.
Unter dem Einfluss des sich nähernden Höhenrückens stabilisiert die Schichtung auch im
äußersten Norden zunehmend, so dass die Schauer im Tagesverlauf mehr und mehr abklingen.
Anfangs kann es im Küstenbereich eventuell noch einmal ein kurzes Gewitter geben,
spätestens ab mittags sollte das aber nicht mehr der Fall sein.
Mit Abzug des Frontensystems lassen auch im Alpenbereich die Regenfälle im Tagesverlauf
allmählich nach und hören spätestens nachmittags ganz auf.
Im übrigen Deutschland setzt sich, nachdem sich einzelne Nebelfelder teils zögernd
aufgelöst haben, zunehmend die Sonne durch, vor allem im Westen und in der Mitte steht ein
recht sonniger Tag ins Haus. Die Höchstwerte bewegen sich in der eingeflossenen subpolaren
Meeresluft zwischen 9 und 14 Grad.
In der Nacht zum Donnerstag dringt die straffe Frontalzone über dem Atlantik wieder weiter
nach Europa vor. Der Höhenrücken schwenkt recht rasch über Deutschland hinweg ostwärts,
ein weiterer Trog erreicht am Donnerstagfrüh Irland. Ausgehend von einem umfangreichen
Sturmtief südwestlich von Irland erstreckt sich ein okkludiertes Frontensystem über die
Norwegische See, die Deutsche Bucht bis zum Ärmelkanal und weiter südwestwärts zur
Biskaya. Diese Front kommt mangels Schubkomponente aber zunächst kaum südostwärts voran,
voraussichtlich bleibt es auch an der deutschen Nordseeküste noch meist trocken. Der
kräftige Druckgradient bleibt aber erhalten bzw. verschärft sich sogar noch etwas, so dass
es im Küstengebiet nach wie vor starke bis stürmische, in exponierten Lagen (Helgoland,
Nordfriesland) auch mal eine Sturmböe geben kann.
Im übrigen Deutschland dominiert Hochdruckeinfluss; das Bodenhoch verlagert seinen
Schwerpunkt allmählich ins östliche Mitteleuropa und verstärkt sich sogar noch etwas.
Lediglich südlich der Donau halten sich noch dichtere Wolkenfelder. In gradientschwacher
Umgebung nimmt vor allem im Süden und in der Mitte die Nebelneigung weiter zu. Der
nächtliche Auskühlungsprozess schreitet weiter voran, so dass es bei klarem Himmel in der
Mitte und im Süden vielerorts Bodenfrost, in ungünstigen Lagen auch Luftfrost geben kann.

Donnerstag ... erreicht der Höhentrog die Britischen Inseln und Deutschland gerät auf
seine Vorderseite in eine wieder recht kräftig ausgeprägte südwestliche Höhenströmung. Das
Frontensystem des Sturmtiefs südlich von Island verlagert sich über Skandinavien recht
rasch ostwärts, weiter südlich kommt es aber mangels Schubkomponente kaum mehr voran und
verläuft über die südliche Ostsee und das deutsche Küstengebiet. Die hauptsächlich WLA-
induzierten Hebungsprozesse im Bereich des Frontensystems sind nicht allzu stark
ausgeprägt, dennoch reicht es für schauerartige Regenfälle meist leichter, vorübergehend
auch mäßiger Intensität, die auch auf den Nordwesten Deutschlands übergreifen. Warnwürdige
Mengen werden nach Lesart sowohl der deutschen Modellkette als auch der externen Modelle
nicht erreicht (GME simuliert in Nordfriesland mit 15 mm in 12 Stunden noch die höchsten
Mengen).
Der scharfe Druckgradient im Bereich der Frontalzone bleibt erhalten; nach wie vor gibt
es, vor allem im Nordseeumfeld, starke, in exponierten Lagen auch stürmische Böen aus
Südwest. Auch auf dem Brocken und dem Fichtelberg können stürmische Böen auftreten.
Im Süden, in der Osthälfte und in der Mitte dominiert dagegen nach wie vor
Hochdruckeinfluss, auch, wenn sich das Hoch inzwischen nach Osten verlagert hat. Richtung
Alpen halten sich eventuell noch dichtere Wolken und gebietsweise löst sich der Nebel nur
sehr zögernd auf (Bodensee, Donau). Ansonsten scheint aber häufig die Sonne. Die
Höchstwerte liegen zwischen 8 und 14 Grad, die höchsten Werte wohl entlang des Rheins.
Dort, wo sich der Nebel länger hält, vor allem im süddeutschen Raum, kann es auch kälter
bleiben.
In der Nacht zum Freitag schwenkt der Höhentrog über die Nordsee nach Norddeutschland und
auch das Frontensystem des Sturmtiefs südlich von Island kommt, mangels Hebungsantriebs
weiter abgeschwächt, etwa bis in den Nordosten und zur Mitte Deutschlands voran. Die
Regenfälle in seinem Bereich sind allerdings bei Weitem nicht warnwürdig. Dafür frischt
der Wind vor allem in den Höhenlagen stärker auf, so dass es in den Kammlagen der
Mittelgebirge und eventuell auch auf den Alpengipfeln eventuell für stürmische Böen oder
Sturmböen ausreicht. Starke bis stürmische Böen gibt es nach wie vor im Küstengebiet, vor
allem an der Nordsee.
Ein Schwall Höhenkaltluft streift mit Trogdurchgang in der zweiten Nachthälfte auch den
äußersten Norden Deutschlands, so dass die Schauertätigkeit im Küstengebiet und im
angrenzenden Binnenland ein wenig auflebt. Eventuell ist auch mal ein kurzes Gewitter
dabei.
In Süddeutschland dominiert noch weiterhin Hochdruckeinfluss. Dort ist es aufgelockert bis
gering bewölkt und vielerorts bildet sich wieder Nebel. Dabei kann es in ungünstigen Lagen
Boden-, in einigen Tälern der Alpen und des Bayerischen Waldes auch Luftfrost geben.

Freitag ... verläuft die recht glatte kräftige Frontalzone weiterhin vom Ostatlantik
kommend über Deutschland hinweg nach Osteuropa. In ihr schwenken nach wie vor
Kurzwellentröge vor allem über Norddeutschland hinweg ostwärts, in der Südhälfte dominiert
meist schwacher Hochdruckeinfluss. Das in den Frühstunden über der Mitte Deutschlands
angelangte Frontensystem löst sich somit unter dem Einfluss des Bodenhochs über
Süddeutschland auf, der zugehörige Randtrog zieht weiter zur mittleren Ostsee und flacht
mehr und mehr ab. Ihm folgt ein flacher Höhenrücken, während ein weiterer, ebenfalls nur
flacher Kurzwellentrog auf die Britischen Inseln übergreift.
Vor allem vormittags gibt es somit im Küstenbereich noch weitere Schauer, kurze Gewitter
nicht ausgeschlossen. Mittags und nachmittags klingen die Schauer aber ab. Der scharfe
Druckgradient bleibt aufrecht, so dass es weiterhin an den Küsten, eventuell noch im
angrenzenden Binnenland und in den Kammlagen der Mittelgebirge starke bis stürmische Böen,
auf exponierten Gipfeln (Brocken, Fichtelberg) auch Sturmböen gibt.
Ansonsten herrscht aber vielerorts, vor allem in der Südhälfte, ruhiges Herbstwetter,
wobei sich stellenweise der Nebel recht lange hält. Das Temperaturniveau ändert sich
gegenüber dem Vortag nur wenig.


Modellvergleich und -einschätzung
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Auch in den probabilistischen Modellen tauchen keine Hinweise auf Dauerregen am östlichen
Bayerischen Alpenrand mehr auf, so dass wohl davon ausgegangen werden kann, dass
entsprechende Warnungen nicht erforderlich sein werden.
Ansonsten zeigen die externen Modelle im Prognosezeitraum keine signifikant
unterschiedliche Entwicklung im Vergleich zur deutschen Modellkette.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff

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