SXDL33 DWAV 1030UTC DWD Synoptische Uebersicht MITTELFRIST

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 29.12.2014 um 10.30 UTC



Übergang zu einer zyklonalen West-Nordwestlage mit wiederholten Niederschlägen,
im Bergland meist als Schnee, in tiefen Lagen nasskalt. Am Freitag gefrierender
Regen mit Glatteis möglich. Zeitweise windig, teils stürmisch.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 05.01.2015


Nachdem der Winter zum Ende des Jahres in weiten Teilen des Landes (am wenigsten
bis gar nicht im Nordwesten) Einzug gehalten hat, stellt sich jetzt natürlich
die Frage, ob es zu Beginn des neuen Jahres so weiter geht. Nun, die Antwort auf
diese Frage lautet eindeutig "jein". Tatsache ist, dass sich die Großwetterlage
über den Jahreswechsel wieder umstellt und zwar in Richtung zyklonale
Nordwestlage (GWL-Muster NWz), was kurz und knapp ausgedrückt für das Flachland
nasskaltes, für das Bergland weitgehend winterliches Wetter zur Folge hat. Doch
der Reihe nach.

Zu Beginn des mittelfristigen Zeitraums, der mit dem ersten Tag des neuen Jahres
am kommenden Donnerstag zusammenfällt, liegen große Teile Deutschlands unter
Hochdruckeinfluss. Dabei erstreckt sich ein Höhenrücken zonal vom nahen
Ostatlantik über Frankreich und große Teile Mitteleuropas bis hinüber nach
Weißrussland und zur Ukraine. Das korrespondierende, ebenfalls zonal exponierte
Bodenhoch reicht zum 12-UTC-Termin vom Seegebiet westlich der Iberischen
Halbinsel über Süddeutschland bis hinüber zum Schwarzen Meer. Davon ausgehend
ist ein schwacher Keil bis in den Norden des Vorhersageraums gerichtet. Unter
dem Strich bedeutet das zwar einen weitgehend niederschlagsfreien, aber nicht
durchweg sonnigen Jahresstart. Die zuvor in weite Teile des Landes (Ausnahme
Süden) vorgedrungene feuchte Nordseeluft oder zumindest feuchte Mischluft sorgen
vielerorts für trübe Verhältnisse mit einem hochnebelartig bedeckten Himmel, so
dass man ohne schlechtes Gewissen einige Stunden vor dem Glotzophon
(Neujahrskonzert, Neujahrsspringen usw.) verbringen kann. Gebietsweise scheint
aber auch die Sonne, besonders nach Süden hin.

Im weiteren Verlauf kommt dann aber wieder Schmackes in die Atmosphäre. Der
Höhenrücken verlagert sich nach Süden, so dass von Norden her die gut
ausgeprägte und zunächst recht glatt konturierte Frontalzone auf unseren Raum
übergreifen kann. Auf der kalten Seite der FZ befindet sich ein umfangreicher
Tiefkomplex mit mehreren Kernen, von denen einer am Freitag 12 UTC etwa über dem
nördlichen Finnischen Meerbusen liegt. Die zugehörige Kaltfront überquert
Deutschland am Freitag von Nordwest nach Südost, was mit merklich auffrischendem
SW-, später W- bis NW-Wind einhergeht. Rückseitig strömt ein Schwall erwärmter
Polarluft maritimen Ursprungs heran, in der die -5°C-Isotherme in 850 hPa bis
nach Süddeutschland vorankommt (Samstag, 00 UTC).
Gleichzeitig formiert sich innerhalb der FZ ein zunächst noch flacher Trog, der
unter allmählicher Amplifizierung hinter der Kaltfront folgt und am Samstag
bereits knapp östlich von uns liegt. Damit gelangt Deutschland genau unter die
von NW nach SO verlaufende Frontalzone, die mal etwas zyklonaler, mal etwas
antizyklonaler gekrümmt ist, in der Summe aber eine recht glatte Struktur
aufweist. Bodennah stellt sich eine flotte W-NW-Strömung ein, mit der weiterhin
maritime Polarluft herangeführt wird. Die
-5°C-Isotherme verläuft dabei im Schnitt diagonal von NW nach SO über unser Land
hinweg, wobei sie mal mehr nach Osten, mal mehr nach Westen oszilliert.

Zu Beginn der erweiterten Mittelfrist schiebt sich von Westen her ein
Höhenrücken bis zum westlichen Mitteleuropa heran. Er wandert relativ zügig über
den Vorhersageraum hinweg und beendet damit die NW-Lage. In der Folge strömt
dann niedertroposphärisch mildere Luft heran (T850 vielfach über 0°C), dabei
bleibt es weiterhin wechselhaft. Ob das gesamte Strömungsregime dann nachhaltig
und dauerhaft auf Südwest zurückdreht und damit eine längere Mildphase
einleitet, lässt sich heute noch nicht seriös beantworten.


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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des ECMF kann insgesamt als gut bezeichnet werden. Der gestern
noch für den kommenden Sonntag apostrophierte Zwischenhocheinfluss soll nun zwar
etwas später kommen, allerdings sind solche Phasenunterschiede normal und
begründen keine wirklich andere Wetterentwicklung. Von daher stehen die Zeichen
nach einem relativ ruhigen Jahresstart auf nasskalt im Flachland und meist
winterlich im Bergland.
Für den erweiterten Mittelfristzeitraum ist die Entwicklung rein aus
Konsistenzgründen noch sehr unsicher.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Zwar sind sich die Modelle dahingehend einig, dass sich die Großwetterlage
ändert, der von ECMF gezeigte NW-Kurs wird dabei aber nicht so scharf oder z.T.
verzögert simuliert. Am ehesten kommt noch UKMO an die oben geschilderte
Entwicklung heran, allerdings liegt das Modell auch nur bis zum Termin T+144h
vor.
Bei GFS schwenkt zwar am Freitag auch die Kaltfront durch, allerdings bleibt die
Strömung postfrontal zonaler als bei ECMF. Zudem zieht von Samstag zu Sonntag
ein kleines, von UK kommendes Tief über Deutschland hinweg ostwärts. Erst danach
stellt sich kurzzeitig eine NW-Lage ein, die dann aber rasch wieder durch von
Westen übergreifenden Hochdruckeinfluss getilgt wird. Ähnlich sieht es das
kanadische GEM, bei denen aber das kleine Tief fehlt.
Das wiederum findet sich - noch etwas intensiver als bei GFS ausgeprägt - in der
GME-Version, allerdings schon einen Tag früher, nämlich von Freitag zu Samstag.
Beide Lösungen, GFS und GME, entbehren nicht einer gewissen Brisanz (Schneefall,
im Süden vielleicht Regen, dazu evtl. viel Wind/Sturm), die natürlich aber auch
bei ECMF gegeben ist. Rein aus deterministischer Perspektive lässt sich an
dieser Stelle lediglich konstatieren: Wetterumstellung ja, Details noch sehr
unsicher.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Bei solchen Konstellationen schaut man natürlich besonders gern auf die
Probabilistik. Betrachtet man z.B. mal die Einzellösungen "Bodendruck" für das
kommende Wochenende, dann findet man tatsächlich ein paar Lösungen, die der
GFS-Variante ähneln (Passage eines kleinen Tiefs oder einer Welle). Die meisten
Ensemblemitglieder signalisieren aber einer west-nordwestliche Grundströmung
ähnlich der operationellen Lösung.
Das spiegelt sich freilich auch in der Rauchfahne von Offenbach wider. Bis
Freitag verlaufen die Kurven sehr homogen, um danach stärker zu streuen. Vor
allem beim Parameter T850 setzt ein munteres Schwingen ein, das im Grunde die
oben beschriebene Oszillation der -5°C-Isotherme beschreibt, hier allerdings mit
erheblichen Phasenverschiebungen (übrigens sieht die Kurvenschar von GFS-EPS
ziemlich ähnlich aus). Auffällig sind die recht deutlichen Niederschlagssignale,
die ab Freitag quasi jeden Tag auftauchen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Donnerstag deutet im Süden Vieles auf strengen Frost in der Frühe (lokal) und
leichten Dauerfrost tagsüber hin. Sonst verläuft der Tag vergleichsweise ruhig,
erst später frischt der südwestliche Wind erst an der Nordsee, dann auch an der
Ostsee sowie im küstennahen Binnenland stürmisch auf.

Im weiteren Verlauf deuten sich für das Bergland - vor allem in
West-Nordweststaulagen der Mittelgebirge aber auch für den Alpennordrand -
stärkere Schneefälle an, die aufgrund der oben beschriebenen Unsicherheiten (vor
allem beim Modellvergleich) aber noch nicht quantifiziert werden können (was
natürlich auch für die genaue Schneefallgrenze gilt).
Kritisch könnte der Freitag werden, wenn nämlich der Niederschlag der von NW
nach SO ziehenden Kaltfront durch die präfrontale niedertroposphärische Warmluft
fällt und auf gefrorenen Boden trifft. Besonders im Mittelgebirgsraum und im
Süden ist dabei eine Glatteislage möglich, die sogar unwetterartig ausfallen
kann.
Zudem bleibt der westliche Wind prominent im Spiel mit der Gefahr von Sturmböen
an der Küste und im Bergland, bei kräftigen Schauern oder kurzen Gewittern
(Samstag) auch mal weiter unten. In Verbindung mit den erwähnten Schneefällen
besteht die Gefahr von Schneeverwehungen (höheres Bergland).
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Basis für Mittelfristvorhersage
ECMF-MOS mit ECMF-EPS.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Hoffmann

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