SXDL31 DWAV 0800UTC DWD Synoptische Uebersicht KURZFRIST

SXEU31 DWAV 300800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 30.12.2014 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: nicht klar definiert

Heute vor allem im Süden teils kräftige Schneefälle, Richtung Alpen ergiebig
(Unwetter). Im Mittelgebirgsraum und im Osten teils Glatteis.
Zum Jahreswechsel vergleichsweise ruhig, gebietsweise noch leichte
Niederschläge, teils mit Glätte. Am Neujahrstag leichter Hochdruckeinfluss,
vielerorts aber bedeckt oder trüb.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 24 UTC
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Dienstag... befindet sich Deutschland auf der Ostflanke eines veritablen
Höhenrückens, dessen Achse heute Mittag vom Seegebiet knapp westlich der
Iberischen Halbinsel bis hoch nach Nordskandinavien reicht. Entsprechend liegt
bei uns eine nord-nordöstliche Höhenströmung vor, während in der unteren
Troposphäre nordwestliche Wind vorherrschen. Unter dem Strich bedeutet das eine
Rechtsdrehung des Windes mit der Höhe, was nach den Gesetzmäßigkeiten des
thermischen Windes WLA zur Folge hat. Sie ist in der mittleren Troposphäre am
intensivsten ausgeprägt, wodurch verbreitet Hebungsprozesse generiert werden,
deren Schwerpunkt sich im Tagesverlauf mehr und mehr in den Süden verlagert.
Aber auch niedertroposphärisch macht die Milderung von Nordwesten her
Fortschritte, was gut an der 850-hPa-Temperatur auszumachen ist. So wurden heute
um 00 UTC in Schleswig -4°C gemessen, während der Aufstieg in Oberschleissheim
-13°C zu verzeichnen hatte. Bis Mittwoch 00 UTC soll T850 auf etwas über 0°C im
Küstenbereich und rund -8°C im Süden steigen. Entsprechend steigen auch die
Temperaturen im 2m-Niveau. Hinter der Warmfront eines Tiefs über der Barentssee
strömt feuchte und relativ milde Nordseeluft in den Norden und Nordwesten, so
dass dort die Temperatur teilweise auf 6/7°C ansteigt (westliches Niedersachsen,
SH). Weiter nach Osten und Süden hingegen findet aufgrund des limitierten
Gradienten und der "schweren" Kaltluft kein wirklicher Luftmassenwechsel statt,
man könnte eher von einem allmählichen Einsickern oder besser noch von einer
zähen Durchmischung der Luftmassen sprechen. Entsprechend fällt auch der
Temperaturanstieg ehre pomadig aus, so dass auch heute in weiten Teilen
Süddeutschlands (Ausnahme Teile des Oberrheingrabens) und in der östlichen Mitte
ein Eistag auf der Karte steht.

Im Blickpunkt des heutigen Geschehens stehen freilich die Niederschläge, die -
wie sollte es bei einer solchen Konstellation auch anders sein - einmal mehr mit
allen mögliche Phasen aufwartet. Was den NW des Landes angeht, kann man aus
warntechnischer Perspektive aufgrund der Temperaturentwicklung über jeden
Zweifel erhaben sein. Dort fällt etwas Regen oder Nieselregen, der im
Tagesverlauf tendenziell aufhört.
Kritischer gestaltet sich die Situation mit Erreichen der Mittelgebirgsschwelle
sowie gebietsweise auch im Osten, also im Übergangsbereich zur Kaltluft bzw. zum
vorlaufenden Schneefall. Dort kommt es, wiederholt durch mehrere Meldungen
("rote Schlangen") belegt, zu gefrierendem Regen/Nieselregen mit Glatteis.
Aufgrund der meist geringen Stundensummen sowie der Tatsache, dass vielerorts
zuvor Schnee gefallen ist, sollte man eigentlich mit einer markanten
Glatteiswarnung auskommen, wenngleich kleinräumig durchaus eine latente
Unwettergefahr besteht. Zwar lassen die Niederschläge von NW her im Tagesverlauf
nach und die Temperatur steigt langsam an, trotzdem kann aus der dichten
Bewölkung hier und da noch etwas Nieselregen oder auch Schnee - der Grat
dazwischen ist sehr schmal - fallen, so dass eine detaillierte Terminierung
quasi nicht möglich ist und entsprechend in situ gewarnt werden muss.
Wesentlich berechenbarer sind da die Niederschläge im Süden und Südosten des
Landes, wo die feste Phase den Ton angibt und das teilweise nicht zu knapp.
Besonders am Alpenrand sowie im höheren Vorland schlägt der Winter mit
orografischer Unterstützung (Stau) voll zu, so dass bereits gestern Abend eine
Unwetterwarnung herausgegeben wurde, die heute früh in Kraft getreten ist und
bis Mittwochfrüh gilt. An den numerischen Simulationen hat sich nicht viel
geändert, so dass davon auszugehen ist, dass in den genannten Gebieten 15 bis 30
cm in exponierten Staulagen auch um 50 cm innert 24 Stunden Neuschnee
zusammenkommen können - endlich wird man zumindest dort sagen, wo Schnee von
existenzieller Bedeutung ist.
Abgesetzt von Alpen und Vorland fallen die Schneefälle nicht so kräftig aus,
dort stehen tagsüber etwa 1 bis 8 cm, in einigen Staulagen um 10 cm und
vereinzelt bis 15 cm (z.B. Schwäbische Alb) auf dem Programm.
Der Wind spielt heute keine große Rolle, einzig in einigen Kamm- und Gipfellagen
frischt er aus nordwestlichen Richtungen kommend mitunter stark bis stürmisch
auf (Einzelfallentscheidung), bevor er zum Abend und zur Nacht hin allmählich
abnimmt.

In der Nacht zum Mittwoch "kippt" der Höhenrücken allmählich nach Südosten, am
Morgen ist seine Achse von der Biscaya bis nach Südschweden gerichtet. Dabei
wird um den Keil herum eine weitere Warmfront herumgeführt, die von NW her auf
den Norden übergreift. Dabei kommt es zu neuerlichen, WLA-getriggerten
Niederschlägen, die als Regen oder Nieselregen fallen und bei positiven
Temperaturen zunächst keine Glätteprobleme bereiten. Das könnte sich allerdings
ändern, wenn die Niederschläge den nördlichen Mittelgebirgsraum erreichen.
Teilweise gehen sie dort in Schnee über, teils ist aber auch gefrierender
Regen/Nieselregen mit Glatteis möglich. Und auch nach Osten hin ist nicht
zuletzt wegen des immer noch recht tief im Boden steckenden Frostes Glatteis ein
Thema, wenn denn Niederschlag fällt, was keinesfalls gesichert ist.
Im südlichen Sachsen (Erzgebirge) sowie in weiten Teilen Bayerns und im
südlichen bzw. südöstlichen BW schneit es noch weiter, mit Ausnahme des
Alpenrandes und des Vorlands (siehe oben) nimmt die Intensität aber ab,
wesentlich mehr als 1 bis 5 cm sollten nicht mehr zusammenkommen.
Ansonsten gilt noch zu konstatieren, dass sich stellenweise Nebel bilden kann,
dass es abgesetzt von den genannten Gebieten vereinzelt etwas "sprühen" oder
"schneegrieseln" kann und dass mit Ausnahme des Nordwestens allgemeine
Glättegefahr durch gefrierende Nasse oder Schnee/-matsch besteht. Strenger Frost
dürfte aufgrund der Bewölkung im S und SO kein Thema mehr sein.

Mittwoch... verlagert sich die Achse des Höhenrückens weiter südostwärts und
erreicht in der Neujahrsnacht 00 UTC etwa eine Linie Westfrankreich-Baltikum.
Die WLA schwächt sich kontinuierlich ab, so dass auch die dynamischen
Hebungsantriebe in der mittleren Troposphäre immer schwächer werden.
Folgerichtig werden auch die Schneefälle in Süddeutschland immer schwächer bzw.
hören ganz auf, an den Alpen könnte es bis zum Abend aber noch mal für 5 bis 10
cm weiteren Neuschnee reichen (nach Osten mehr als Richtung Allgäu).
Darüber hinaus kommt es in der feuchten, bis maximal etwa 700 hPa reichenden
feuchten Grundschicht trotz Überlagerung des Höhenrückens zu leichten
Hebungsvorgängen, wozu auch ein flacher Bodentrog seinen Beitrag leistet, der
über die Nordhälfte ostwärts schwenkt. Nördlich der Mittelgebirgsschwelle fällt
meist Regen oder Nieselregen, der nach Osten hin anfangs zum Teil gefrieren
kann. Auch im Mittelgebirgsraum besteht die Gefahr von gefrierendem
Niederschlag, teils fällt aber auch Schnee. Das entsprechende Warnmanagement
muss kurzfristig anhand der aktuellen Beobachtungen erfolgen und sehr
wahrscheinlich ist auch da der Grat zwischen Warnen und Nichtwarnen, zwischen
Schnee und gefrierendem Regen sowie zwischen Regen und gefrierendem Regen wieder
sehr schmal.
Die Sonne macht sich am letzten Tag des Jahres ziemlich rar, am ehesten bekommt
sie wahrscheinlich im äußersten Süden und Südwestens BWs sowie im äußersten
Nordwesten ein paar bescheidene Auftrittsmöglichkeiten. Die Temperatur steigt im
N und W auf 4 bis 8°C, sonst auf -2 bis +3°C. Besonders im äußersten S und SO
hält sich trotz leichter Milderung weiterhin örtlich leichter Dauerfrost.

In der Nacht zum Donnerstag steigt der Luftdruck von Süden etwas an und es baut
sich eine zonale Hochdruckzone aus, die von der Iberischen Halbinsel über
Frankreich und Süddeutschland bis zum Balkan reicht. Der o.e. Bodentrog zieht
gen Polen, sorgt aber in Teilen der Mitte und des Nordostens noch für etwas
Niederschlag, teils als Regen/Nieselregen, teils als Schnee. Dabei besteht
streckenweise nach wie vor Glättegefahr durch gefrierenden Regen. Mit Ausnahme
des Nordwestens und Nordens, wo es meist frostfrei bleibt, kann es auch ohne
Niederschlag glatt werden durch gefrierende Nässe, gefrierenden Schneematsch
oder bereits vorhandenen Schnee. Teils bildet sich auch Nebel, der ebenfalls zu
Glätte führen kann. In den Alpentälern ist Nebel eher unwahrscheinlich, dafür
geht dort bei Aufklaren die Temperatur rasant in den Keller (frisch gefallene
Schneedecke), so dass örtlich strenger Frost auftritt.
Last but not least soll nicht unerwähnt bleiben, dass gegen Morgen im Vorfeld
einer Kaltfront über der nördlichen Nordsee der südwestliche Wind an der
deutschen Nordseeküste böig auffrischt (erste 7er-Böen über See und auf den
nordfriesischen Inseln).

Donnerstag... verlagert sich die Achse des Höhenrückens allmählich nach
Süddeutschland. Dadurch verstärkt sich auch der Einfluss des Bodenhochs, das
weiterhin von der Iberischen Halbinsel bis zum Balkan verläuft, wobei sich über
dem Süden des Vorhersageraums ein regionaler Schwerpunkt etabliert. Unter dem
Strich ergibt sich für den ersten Tag des neuen Jahres ein Strömungsmuster Wa
(West antizyklonal oder nördliche Westlage), bei der Norddeutschland am Nordrand
des Hochs liegt.
Wettertechnisch stellt sich deutschlandweit ein relativ ruhiger Tag ein, an dem
es in der trotz leichten Absinkens weiterhin feuchten Grundschicht verbreitet
bedeckt, teils auch neblig trüb bleibt. Besonders nach SO hin fällt hier und da
etwas Nieselregen oder Schneegriesel, teils mit Glätte. Die Sonne zeigt sich am
ehesten Richtung Alpen sowie in Südbaden, zum Teil aber auch im Westen sowie
unmittelbar nördlich der Mittelgebirgsschwelle. Im Süden, wo die Kaltluft nach
wie vor nicht ausgeräumt ist, hält sich stellenweise leichter Dauerfrost.
Ansonsten liegen die Tageshöchstwerte zwischen 1 und 7°C.
In großen Teilen Norddeutschlands bleibt es ganztägig bedeckt, aber zunächst
weitgehend trocken. Dazu weht vor allem in Küstennähe ein frischer SW-Wind mit
einzelnen Böen 7 Bft (Nordsee eher als an der Ostsee). Am Abend und in der Nacht
zum Freitag zieht eine Frontalwelle unter deutlicher Entwicklung von Schottland
in Richtung Norwegen. Dadurch nimmt nicht nur der Wind im gesamten Norden,
später auch in der Mitte zu (Sturmböen an der Küste und im unmittelbar
angrenzenden Binnenland sowie auf den Bergen). Zudem setzt von der Nordsee her
Regen ein, der gegen Morgen den westlichen Mittelgebirgsraum erreicht. Dort
besteht dann Glatteisgefahr, was tagsüber auch weiter östlich und südlich ein
Thema werden könnte.

Modellvergleich und -einschätzung
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Im Grunde ist alles gesagt, einschließlich der bei einer solchen Lage
unabdingbaren Unschärfen der Niederschlagsentwicklung. Eine grundsätzlich andere
Geschichte wird von keinem der einschlägig bekannten Modelle "erzählt".

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann

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