SXDL31 DWAV 1800UTC DWD Synoptische Uebersicht KURZFRIST

SXEU31 DWAV 311800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 31.12.2014 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
PROSIT NEUJAHR !!!

In der Nacht in der Mitte und im Süden Glätte verschiedener Facon.
Später nach vergleichsweise ruhigem Jahresstart wieder windig bis stürmisch mit
Niederschlägen, am Freitag in der Mitte und im Süden mit Glatteisgefahr.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 12 UTC
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Aktuell ... befindet sich Deutschland im Bereich eines zunehmend zonal
exponierten Höhenrückens, der mit einem von der Iberischen Halbinsel bis zur
Ukraine gerichteten Bodenhoch korrespondiert. Die Längsachse des Rückens reicht
heute Abend von der Biscaya bis zum Baltikum, wird aber bis morgen früh noch ein
kleines Stück nach Süden "kippen". Die vorderseitige WLA schwächt sich zwar
immer weiter ab, kommt aber nicht gänzlich zum Erliegen. Sie reicht aus, um in
der Nacht im Südosten und in der östlichen Mitte noch etwas Hebung zu
generieren. Da aber nur in der Grundschicht bis etwa 800 oder 850 hPa (gemessen
heute 12 UTC) ausreichend Feuchte vorhanden ist, fallen die resultierenden
Niederschläge ziemlich schwach aus. Dabei sind alle Phasen von Nieselregen über
gefrierenden Nieselregen bis hin zu geringfügigem Schneefall oder Schneegriesel.
Entsprechende Glättewarnungen wurden bereits herausgegeben bzw. müssen noch
verlängert werden, wobei die untere Warnstufe (gelb) ausreichen sollte.
Auch abseits der Regionen mit leichtem Niederschlag ist Glätte ein Thema, sei es
durch gefrierende Nässe/Schneematsch, gefrierenden Nebel oder einfach durch
gefallenen Schnee. Betroffen davon sind die mittleren und südlichen Landesteile,
wobei das Bergland anfälliger ist als die tiefen Lagen. Allerdings sollte man
die Mikrometerschraube diesbezüglich nicht überstrapazieren und durchaus etwas
großzügiger warnen, nicht zuletzt auch, weil manche Landkreise über reichlich
strukturiertes Gelände verfügen und auch ein vorübergehendes überraschendes
Aufklaren nicht gänzlich ausgeschlossen ist. Im Norden und Nordwesten, wo die
feuchte Nordseeluft Einzug gehalten hat, ist Glätte aufgrund der relativ hohen
Temperaturen und der meist abgetrockneten Fahrbahnen kein Thema, auch wenn es
zum Teil aufklart.
Zum Teil verdichtet sich der jetzt bereits vorhandene Nebel noch, wozu auch das
Silvesterfeuerwerk einen gewissen Beitrag leistet. Besonders in den Hochlagen
einiger Mittelgebirge kann die Sichtweite zum Teil erheblich reduziert sein
durch aufliegende Wolken.
Richtung Alpen sowie im äußersten Süden Baden-Württembergs kann es später - auch
wenn es derzeit nicht so aussieht - hier und da aufklaren, so dass die
Temperatur über dem frisch gefallenen Schnee in den "Keller" rauscht auf unter
-10°C (strenger Frost).
Der Wind spielt keine große Rolle, einzig an der Küste frischt er aus Südwesten
kommen zunächst an der Nordsee, später auch an der Ostsee auf böig auf. An und
auf der Nordsee sind gegen Morgen die ersten 7er-Böen möglich.

Donnerstag ... verlagert sich die Achse des Höhenrückens noch etwas nach Süden.
Allerdings wird er durch einen zweiten, von Westen vorstoßenden Rücken
regeneriert, so dass er retrograd wird. Am Abend verläuft die Längsachse etwa
von der Bretagne über die nördliche Mitte bis nach Polen. Im Bodendruckfeld
bleibt das zonal orientierte Hoch auf der Wetterkarte erhalten. Es reicht um 12
UTC etwa vom Seegebiet westlich der Iberischen Halbinsel über Frankreich und
große Teile Deutschlands bis zum Balkan. Entsprechend gestaltet sich der
Jahresanfang - zumindest aus atmosphärischer Perspektive - vergleichsweise
ruhig. In der Südhälfte, wo sich die Mischluft bzw. noch immer Reste der alten,
im Süden z.T. durch nächtliche Abkühlung aber auch wieder "aufgemotzten"
Kaltluft befinden, bleibt es teils trüb oder hochnebelartig bedeckt, teils setzt
sich die Sonne durch. Letzteres dürfte vor allem Richtung Alpen (nach Westen
wahrscheinlicher als Richtung BGL) sowie im südlichen Baden-Württemberg der Fall
sein.
Auch in der Nordhälfte gibt es einige Regionen, in denen die Chancen auf einen
zumindest zeitweise sonnigen Jahresstart gar nicht so schlecht sind. Besonders
in einem Streifen, der von NRW über das südliche Niedersachsen und
Sachsen-Anhalt bis in den Berliner Raum reicht, prognostiziert MOS-Mix (übrigens
schon seit einigen Tagen) eine hohe Sonnenscheindauer. Offensichtlich handelt es
sich dabei um das wolkenarme Gebiet, was aktuell bereits den äußersten Norden
und Nordwesten erreicht hat und sich bis morgen noch weiter in Richtung Mitte
verlagert. Dabei besteht allerdings die Gefahr, dass sich zuvor (also in der
Nacht) - wenn die Zeit denn ausreicht - an der einen oder anderen Stelle Nebel
bildet. Die Numerik jedenfalls hält den Ball diesbezüglich eher flach.
Signifikante Wettererscheinungen beschränken sich tagsüber auf die Küste und die
vorgelagerten Inseln sowie - wie sollte es anders sein - auf dem Brocken. Am
unmittelbaren Nordrand des Hochs reicht der Gradient aus, um einen mäßigen bis
frischen SW-Wind zu generieren, der an der See und im nördlichen SH Böen 7 Bft,
bevorzugt an der Nordsee und auf dem Brocken auch einzelne Böen 8 Bft bringt.
Ansonsten sorgt eine schwache Kaltfront, die aktuell die Britischen Inseln
erreicht hat, für einige Wolkenfelder aber keinen Regen.
Die Temperatur erreicht nördlich der Mittelgebirgsschwelle 4 bis 7°C, weiter
südlich 0 bis 4°C. Stellenweise hält sich im Süden leichter Dauerfrost.

In der Nacht zum Freitag kommt wieder deutlich mehr Schmackes in die Atmosphäre,
der Hochdruckeinfluss zieht sich nach Süden zurück. Ursache ist eine anfangs
noch offene Frontalwelle, die unter deutlicher Intensivierung zu einem kleinen
Sturmtief von den Hebriden (Donnerstag, 12 UTC) zum Kap Svinöy (Norwegen) zieht.
Die zugehörige Kaltfront erreicht spätestens am frühen Morgen den äußersten
Nordwesten. Bereits im Vorfeld verschärft sich der Gradient, so dass der SW-Wind
weiter zunimmt und dabei über die Norddeutsche Tiefebene bis in die mittleren
Landesteils ausgreift. An der Küste, im küstennahen Binnenland sowie im höheren
Bergland werden allgemein Böen 8 bis 9 Bft, in exponierten Lagen auch schwere
Sturmböen 10 Bft erwartet. Ansonsten dürften die Spitzenböen aufgrund der
stabilen Schichtung Windstärke 7 Bft kaum überschreiten.
Vor der KF greift spätabends ein Regengebiet auf den NW über, das sich rasch
südostwärts verlagert und bis zum Morgen etwa eine Linie
Eifel-Braunschweig-Oderhaff erreicht. Zwar deutet C-EU ein paar Peaks mit mehr
als 10mm/12h an, meist dürfte sich das Quantum aber im einstelligen Bereich
bewegen. Problematischer ist da schon die Phase des Niederschlags. Die
Schneefallgrenze liegt in der präfrontal einfließenden Meeresluft extrem hoch,
so dass es auch in den betroffenen westlichen Mittelgebirgen meist regnet. Da
die Temperatur zuvor aber besonders im Bergland, teils aber auch in tieferen
Lagen in den leichten Frostbereich zurückgegangen ist, besteht in den
Morgenstunden durchaus die Gefahr von gefrierendem Regen mit Glatteisbildung.
Welche Ausmaße das Ganze annimmt, ist noch sehr unsicher. Wahrscheinlich wird
sich der gefrierende Regen aber auf geschützte Tallagen mit Kaltluftresten
konzentrieren, während in den übrigen Regionen der auflebende Wind und die damit
verbundenen WLA die Temperatur relativ zügig ansteigen lassen. Außerdem ist
lediglich die Oberfläche gefroren, weiter unten ist es meist frostfrei. Details
stehen wahrscheinlich erst relativ kurzfristig zur Verfügung.
Erwähnt sei an dieser Stelle noch, dass es bei Aufklaren über den Schneeflächen
Süddeutschlands mäßigen, teils auch strengen Frost gibt. Zudem muss ab der Mitte
südwärts mit Glätte durch gefrierende Nässe/Schneematsch gerechnet werden.

Freitag ... zieht das kleine Sturmtief zum nördlichen "Bottenbusen",
gleichzeitig schwenkt die Kaltfront über einen Großteil des Vorhersageraums
südostwärts hinweg. Zum Mittagstermin hat sie etwa eine Linie
Saarland-Mainfranken-Erzgebirge erreicht (GME, T+48h). Damit verlagert sich auch
das zugehörige Regengebiet über die Mitte bis nach Süddeutschland, allerdings
bleibt es an den Alpen noch bis zum Abend meist trocken (mit vorherigem
Sonnenschein). Beim Überqueren des Mittelgebirgsraumes sowie beim Erreichen
Süddeutschlands gelten hinsichtlich der Phase der Niederschläge die gleichen
Überlegungen wie im Kapitel zuvor. Im Klartext, dort, wo es noch frostig ist
bzw. der Boden gefroren ist, besteht die Gefahr von gefrierendem Regen mit
Glatteisbildung. Die diversen numerischen Produkte liefern völlig
unterschiedliche Signale hinsichtlich der Phase, was zwar nachvollziehbar und
verständlich ist, für die Prognose hier und heute aber wenig nützt. Kurzum, man
wird sich auch in diesem Fall wieder mit den üblichen Werkzeugen der
Kürzestfristvorhersage und des Nowcastings bedienen müssen. Nur so viel an
dieser Stelle: Je länger es tagsüber trocken ist, desto mehr arbeitet die
Temperaturentwicklung gegen den gefrierenden Regen. Von daher wären am ehesten
der Mittelgebirgsraum sowie die nördlichen Teile BWs und Bayerns vielleicht bis
hinunter nach Niederbayern betroffen. Tatsache ist, dass die Schneefallgrenze
auch im Süden mit deutlich über 1000 m ziemlich hoch liegt, während sie im
nördlichen Mittelgebirgsraum später - wenn allerdings kaum noch Niederschlag
fällt - auf 800 bis 500 m sinkt.
Mit Erreichen eines flachen Höhentroges wird die postfrontale einströmende
Meeresluft subpolaren Ursprungs im Norden labilisiert (T500 -30 bis -35°C), was
die Auslöse einzelner Schauer oder kurzer Gewitter, teils mit Graupel zur Folge
hat. Zudem sind einzelne Sturmböen 8 bis 9 Bft möglich.
Apropros Sturm, der südwestliche, postfrontal eher auf westliche Richtungen
drehende Wind bleibt auch tagsüber flott unterwegs. Zwar kommt es hinter der
Front zu einer vorübergehenden kleinen Auffächerung des Gradienten, vor allem an
der See, im Bergland sowie bei KF-Passage treten weiterhin Böen 8 bis 9 Bft, in
exponieren Kammlagen 10 bis 12 Bft auf. Insgesamt etwas ruhiger bleibt es im
Süden des Landes, wo sich signifikante Windgeschwindigkeiten im Wesentlichen auf
das Bergland beschränken.
Die Temperatur steigt im Norden und Westen auf 6 bis 9°C, sonst auf 1 bis 6°C.

In der Nacht regnet es im Süden noch längere Zeit, vor allem südlich der Donau.
Die Schneefallgrenze sinkt dabei allmählich ab, ob allerdings bis in die Täler,
ist derzeit noch nicht sicher. Vor allem GFS belässt die Schneefallgrenze
ziemlich hoch (über 1000 m), was bei Anstau und T850 um 0°C zu hoch erscheint.
Im Norden kommt es mit Durchschwenken des Troges zu Regen- und Graupelschauern
sowie kurzen Gewittern, die von stürmischen Böen oder Sturmböen begleitet sein
können.
Überhaupt rückt der Wind nun wieder stärker in den Fokus, weil sich der Gradient
zwischen dem sich noch vertiefenden Sturmtief über Nordskandinavien und dem nach
Südwestdeutschland vorrückenden Keil eines südwesteuropäischen Hochs deutlich
verschärft. Vor allem im Norden und Osten frischt der SW-W-Wind merklich auf mit
Böen 8 Bft bis ins Flachland, an der See Böen 9 bis 19 Bft, evtl. sogar 11 Bft,
auf den Bergen 10 bis 12 Bft.

Samstag ... dauert die flotte westliche Strömung zwischen dem inzwischen nach
Finnland gezogenen Sturmtief und einer schmalen, zonal orientierten
Hochdruckzone über den Alpen an. Dabei strömt erwärmte Meereskaltluft in den
Vorhersageraum, das den Wetterablauf zunächst wechselhaft mit einigen Regen-, im
Bergland auch Schneeschauern gestaltet. Besonders in der Nordhälfte bleibt es
windig bis stürmisch, an der Küste anfangs noch mit schweren Sturmböen.
Im Tagesverlauf soll dann von Westen her das großräumige Hebungsgebiet eines
kleinen, über Südengland ostwärts ziehenden Teiltiefs auf den Vorhersageraum
übergreifen. Dabei soll es zu Regen- und Schneefällen kommen. Die Vorhersage ist
derzeit aber noch sehr unsicher, weshalb hier und heute, in der letzten
synoptischen Übersicht des Jahres 2014, auf weitere Erörterungen verzichtet und
auf die erste Übersicht 2015 morgen früh hingewiesen wird. Der Verfasser gönnt
sich zur Feier des Tages nun ´ne Flasche Karamalz und wünscht allen geneigten
LeserInnen dieser Lektüre ein glückliches und gesundes neues Jahr mit spannenden
Wetterlagen.




Modellvergleich und -einschätzung
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Die meisten Unsicherheiten der ansonsten auf Kurs liegenden Modelle wurden im
Text bereits angesprochen. Auf einige Fragen gibt es schlichtweg noch keine
Antworten, was uns einmal mehr eindrucksvoll vor Augen führt, dass die Natur
sich nicht vollständig in die Karten schauen lässt.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann

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