SXDL31 DWAV 1800UTC DWD Synoptische Uebersicht KURZFRIST

SXEU31 DWAV 291800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 29.12.2014 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Weiterhin winterlich, verbreitet etwas Neuschnee und Glätte. An den Alpen teils
ergiebige Schneefälle (Unwetter). Im Norden und Westen milder und tagsüber
frostfrei.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 12 UTC
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Aktuell ... befindet sich Deutschland an der Ostflanke eines umfangreichen
Höhenrückens, der sich von den Kanaren bis zur Norwegischen See erstreckt,
unterhalb einer kräftigen nordnordöstlichen Höhenströmung. Um den Keil herum
kommt es zu kräftiger WLA, die von Norden her auch auf das Vorhersagegebiet
übergreift, verbreitet für Hebung sorgt und entsprechend zu allerdings meist
leichten Niederschlägen führt.
Im Bodendruckfeld ist die WLA gekoppelt an eine Warmfront, die im Laufe der
Nacht auf den Nordwesten übergreift und sich allmählich ostsüdostwärts
verlagert. Davor kann sich über Süddeutschland vorübergehend ein Bodenhochkeil
verstärken, so dass die leichten Schneefälle dort - abgesehen vom unmittelbaren
Alpenbereich, wo in Staulagen nochmals 10 cm fallen - vorübergehend nachlassen.
Ansonsten weiten sich von Norden her leichte Niederschläge bis Dienstagfrüh etwa
bis ins nördliche Baden-Württemberg und nach Nordbayern aus. Im Norden und
Nordwesten lassen diese relativ bald wieder nach. Meist werden nur wenige mm
simuliert, lediglich im Stau des Harzes können auch über 5 mm in 12 Stunden
fallen (COSMO_EU). Im äußersten Osten bleibt es meist trocken und auch im
Nordwesten und Westen fallen meist nur zwischen 0 und 1 mm.
Auch niedertroposphärisch kommt die WLA mehr und mehr in Gang, in 850 hPa steigt
die Temperatur bis Dienstagfrüh auf -1 Grad an der dänischen Grenze, während sie
in Südostbayern noch unter -10 Grad verharrt. Entsprechend können die
Niederschläge im Norden und Westen auch in Regen übergehen, wobei im
Übergangsbereich auch Glatteis auftreten kann.
Der Wind frischt mit Frontannäherung etwas auf. In den Kamm- und Gipfellagen
einiger Mittelgebirge und auf den Alpengipfeln gibt es stürmische Böen Bft. 8,
auf exponierten Alpengipfeln eventuell auch Sturmböen Bft. 9 aus Nordwest. An
der Nordsee kann es in exponierten Küstenlagen starke Windböen geben.
Vor allem im Südosten kann es bei vorübergehendem Aufklaren auch wieder strengen
Frost geben, allerdings nicht so verbreitet wie in der vergangenen Nacht.

Dienstag ... kommt die Warmfront allmählich südostwärts voran und erreicht auch
die Bayerischen Alpen. Nach wie vor sorgt WLA für leichte Hebung, die an den
Alpen noch zusätzlich orographisch unterstützt wird. Generell lassen die
Hebungsvorgänge von Norden her aber vorübergehend nach, ehe zum Abend hin eine
weitere Warmfront den äußersten Nordwesten erreicht.
Vor allem in der Südhälfte und in der Mitte gibt es somit weitere, meist nur
leichte Niederschläge, die von Nordwesten her aber allmählich nachlassen. Die
zwölfstündigen Mengen liegen lt. COSMO_EU, abgesehen von Südbayern, meist
zwischen 1 und 8 mm, im Stau von Thüringer Wald und Schwäbischer Alb auch teils
über 10 mm, was Neuschneehöhen zwischen 1 und 10 cm entspricht, in Staulagen bis
15 cm. In Südbayern, vor allem an den Alpen und im angrenzenden Alpenvorland,
schneit es länger anhaltend und im Stau der Alpen auch ergiebig. Dort werden bis
zum Abend über 10 mm simuliert, im Stau der Alpen auch bis 20 mm in 12 Stunden.
Bis Mittwochfrüh kommen dann nochmals ähnliche Mengen dazu, so dass sich
24-stündige Mengen zwischen 15 und 25 mm ergeben, im Stau der Alpen auch über 30
mm. Somit sind dort Neuschneehöhen bis Mittwochvormittag zwischen 10 und 30 cm
im Alpenvorland und bis über 50 cm in exponierten Staulagen zu erwarten.
COSMO_LEPS zeigt am direkten Alpenrand ebenfalls Wahrscheinlichkeiten bis über
60% für über 35 mm als Schnee in 24 Stunden, nach ECMWF-EPS werden ähnliche
Wahrscheinlichkeiten aber nur für Mengen über 15 mm gezeigt.
Die externen Modelle simulieren insgesamt etwas geringere Mengen, in den
Staulagen allerdings ebenfalls bis an die 30 mm in 24 Stunden. Dabei können die
Kriterien für eine Unwetterwarnung (30 bis 40 cm Neuschnee in 24 Stunden bzw. 40
bis 60 cm in höheren Lagen und im Alpenstau) gebietsweise überschritten werden.
Weitgehend trocken bleibt es in der West- und Nordhälfte sowie an Oder und
Neiße.
Die niedertropospärische Milderung schreitet weiter voran. Am Abend steigt die
Temperatur in 850 hPa auf Werte zwischen 0 Grad an der Nordsee und -8 Grad in
Südostbayern. In den mittleren Landesteilen geht der Schnee somit stellenweise
in Regen über, wobei es gebietsweise vorübergehend auch Glatteis geben kann.
Der Wind weht in den Kamm- und Gipfelregionen einiger Mittelgebirge und auf
exponierten Alpengipfeln weiterhin in Böen stürmisch aus Nordwest. Zum Abend hin
lässt er aber auch dort allmählich nach. Im Alpenvorland kann es einzelne starke
Böen Bft. 6 und Schneeverwehungen geben.
Die Sonne zeigt sich kaum und am ehesten im Nordwesten. Dabei bleibt es im
Norden und Westen mit Höchstwerten zwischen 1 und 6 Grad frostfrei, im Süden und
Südosten liegen die Höchstwerte zwischen -5 und +2 Grad.

In der Nacht zum Mittwoch verlagert sich die Achse des umfangreichen
Höhenrückens allmählich südostwärts und verläuft Mittwochfrüh über die Biskaya,
der Deutschen Bucht bis nach Südskandinavien. Dabei wird eine weitere
Warmfrontwelle um den Keil herum nach Norddeutschland geführt, wobei die WLA-
induzierten Hebungsprozesse aber nicht allzu markant ausfallen.
Somit setzen im Nordwesten erneut Niederschläge ein, die wohl meist als Regen
oder Nieselregen fallen dürften und in der Früh auch den nördlichen
Mittelgebirgsraum erfassen. Die simulierten Mengen bis Mittwochfrüh liegen meist
zwischen 0 und 3 mm. Dabei bleibt es im Nordwesten überwiegend frostfrei, so
dass Glätte keine Rolle spielt. Richtung Mittelgebirge kann es aber leichten
Frost geben, so dass erneut die Gefahr von Glatteisregen besteht, allerdings
wohl nicht unwetterartig.
In Sachsen sowie in weiten Teilen Bayerns und im südlichen Baden-Württemberg
gibt es weitere Schneefälle, die aber nördlich des Alpenvorlandes mit 1 bis 5 mm
nicht mehr allzu ergiebig ausfallen. Im südlichen Alpenvorland und an den Alpen
gibt es aber weiterhin, wie weiter oben beschrieben, anhaltende und im Stau der
Alpen auch ergiebige Schneefälle.
Vom nördlichen Brandenburg bis nach Rheinland-Pfalz bleibt es, abgesehen von
vereinzeltem Schneegriesel oder Nieselregen, meist trocken. Vereinzelt kann sich
Nebel bilden.
Angesehen vom Nordwesten besteht verbreitet Glättegefahr durch überfrorene Nässe
und Schnee.
Auf exponierten Alpengipfeln kann es noch stürmische Böen aus Nordwest geben,
ansonsten spielt der Wind keine Rolle mehr.
Aufgrund der dichten Wolken ist auch die Wahrscheinlichkeit für strengen Frost
im Osten und Südosten nur gering.

Mittwoch ... verlagert sich die Achse des Höhenrückens weiter nach
Norddeutschland, so dass auch mitteltroposphärisch die Hebungsprozesse
weitgehend zum Erliegen kommen. Die über Norddeutschland liegende Warmfrontwelle
zieht allmählich ostwärts ab. Dabei kommt es in der Nord- und Osthälfte noch zu
leichten Niederschlägen, meist als Regen oder Nieselregen, die sich bis auf die
Mitte ausweiten, im Norden und im Südwesten aber bald wieder nachlassen. Vor
allem im Mittelgebirgsraum kann der Regen gebietsweise noch gefrieren und zu
Glatteis führen, örtlich fällt dort auch Schnee. Die simulierten Mengen betragen
meist 1 bis 3 mm, stellenweise bis 5 mm.
Auch an den Alpen und im südlichen Alpenvorland schneit es weiter, wobei die
Schneefälle aber allmählich nachlassen. COSMO_EU simuliert im östlichen
Alpenvorland nochmals Mengen bis nahe 10 mm, die externen Modelle weniger. Somit
können dort nochmals bis zu 10 cm Neuschnee fallen, in Staulagen vielleicht noch
etwas mehr.
Die Sonne zeigt sich, wenn überhaupt, am ehesten noch an der Nordsee und im
äußersten Südwesten. Ansonsten bleibt es meist bedeckt oder trüb. Leichten
Dauerfrost wird es wohl nur noch im Südosten und äußersten Süden geben,
vielleicht noch in einigen geschützten Mittelgebirgstälern. Ansonsten werden 1
bis 7 Grad erreicht mit den höchsten Werten im Nordseeumfeld.

In der Nacht zum Donnerstag, der Neujahrsnacht, verlagert sich die Achse des
Höhenrückens in die Mitte des Landes. Auch im Bodendruckfeld verstärkt sich der
Hochdruckeinfluss über Süddeutschland.
Die Schneefälle an den Alpen hören somit auf. Lediglich im Bereich der sich
abschwächenden und kaum mehr ostwärts verlagernden Warmfront kommt es über der
Osthälfte und teilweise auch der Mitte noch zu leichten Regen- oder
Nieselregenfällen (weniger als 5 mm/12 h), wobei es stellenweise glatt werden
kann.
Ansonsten bleibt es weitgehend trocken, aber vielerorts trüb durch Nebel und
Hochnebel. In der Nordhälfte bleibt es meist frostfrei, sonst gibt es leichten,
nach Süden zu auch mäßigen Frost und Glätte durch überfrorene Nässe. Bei
Aufklaren kann es in einigen Alpentälern auch wieder strengen Frost geben.
Mit Annäherung eines weiteren Frontensystems verschärft sich im Nordwesten
ausgangs der Nacht wieder der Druckgradient, so dass es im Nordseeumfeld dann
starke Windböen aus Südwest geben kann.

Donnerstag ... Am Neujahrstag verlagert sich die Achse des Höhenrückens weiter
nach Süddeutschland. Vor allem der Nordwesten und Norden gerät dann auf die
Vorderseite eines kräftigen und umfangreichen Höhentroges mit Drehzentrum bei
Island.
Im Bodendruckfeld setzt somit vor allem im Nordwesten Druckfall ein, die
Kaltfront eines zur Norwegischen See ziehenden Sturmtiefs erreicht am späteren
Abend den Nordwesten. Somit nimmt dort der Wind zu und im Tagesverlauf gibt es
zunächst an der Nordsee stürmische Böen oder Sturmböen aus Südwest. Im
angrenzenden Binnenland und an der Ostsee kann es im weiteren Tagesverlauf
starke Windböen geben, in einigen Mittelgebirgslagen (vor allem Harz) am
Nachmittag und Abend stürmische Böen. Zum Abend hin setzt dann an der
Nordseeküste Regen ein.
Ansonsten überwiegt im Vorhersagegebiet noch Hochdruckeinfluss, wobei sich die
Frage stellt, wo sich Nebel und Hochnebel auflösen. Am ehesten wird das wohl an
den Alpen und im Vorland und wohl auch im Westen der Fall sein. Noch immer kann
die kalte Luft nicht vollständig aus Süddeutschland verdrängt werden. Dort, vor
allem südlich der Donau, gibt es gebietsweise weiterhin Dauerfrost. Ansonsten
werden Höchstwerte zwischen 1 und 7 Grad erreicht.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die externen Modelle unterscheiden sich nur in Nuancen von den Lösungen der
deutschen Modellkette und sind nicht warnrelevant. Naturgemäß haben die
hochauflösenden Modelle (COSMO_EU, EURO4, WRF) die Staulage an den Alpen besser
im Griff als die globalen Modelle. Signale für Mengen über 30 mm in 24 Stunden
als Schnee treten in mehr oder weniger allen hochauflösenden Modellen und auch
in der Probabilistik auf, woraufhin heute Abend auch eine Unwetterwarnung für
die Alpenlandkreise ausgegeben wird, Laufzeit von Dienstag, 07 UTC bis Mittwoch,
07 UTC.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff

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