SXDL31 DWAV 1800UTC DWD Synoptische Uebersicht KURZFRIST

SXEU31 DWAV 271800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 27.12.2014 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Im Süden weitere Schneefälle, teils mit Verwehungen (auch Unwetter).
Glättegefahr. Lokal strenger Frost.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 12 UTC
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Aktuell ... (19 Uhr GZ) liegt Schneetief HILTRUD mit einem Kerndruck von 995 hPa
über dem Saarland. In etwa gleicher Position befindet sich auch der Kern des mit
HILTRUD korrespondierenden Langwellentroges, woraus ersichtlich ist, dass
HILTRUD ihren Entwicklungszenit überschritten hat und sich allmählich auffüllt.
Der Langwellentrog selbst erstreckt sich von Skandinavien bis nach Westeuropa,
wobei ein sekundärer Troganteil auch in Richtung Ägäis weist. Somit befindet
sich, mit Ausnahme des äußersten Südwestens und des Südostens, der gesamte
europäische Kontinent unter niedrigem Geopotential. Der sekundäre Troganteil
wird in der Nacht über das Schwarze Meer nach Nordosten geführt, während es über
Mitteleuropa zu einem Cut-Off-Prozess kommt. Dabei verlagert sich das Zentrum
des Cut-Off-Tiefs zur nördlichen Adria und spiegelt damit in der Höhe die
Drucksituation am Boden wieder. Dort hat sich nämlich über Oberitalien, im Lee
des Alpenhauptkamms, ein neues Tief gebildet, welches zunehmend die dominierende
Rolle im Bodendruckfeld übernimmt, während HILTRUD rasch an Kraft verliert.
Dabei spielt eine Rolle, dass die Tiefneubildung entwicklungsgünstig am Ausgang
der Frontalzone liegt, die sich in einem weiten Boden von den Britischen Inseln
über die Pyrenäen bis nach Sardinien erstreckt. Für Deutschland bedeuten diese
Entwicklungen, dass der Schneefall im Südwesten und Süden allmählich nachlässt.
COSMO-DE simuliert bis morgen früh vom Schwarzwald bis ins Allgäu über 10 mm
Niederschlag, lokal sollen nach diesem Modell nochmals 20 mm zusammen kommen.
Weiter nördlich dagegen bleiben die Niederschlagsmengen meist deutlich unter 10
mm, nördlich des Mains fallen, wenn überhaupt, nur noch einige wenige cm Schnee.
Dieses Szenario teilen die anderen deutschen Modelle ebenso wie die Externen
weitgehend, sie lassen die starken Niederschläge in der Nacht aber nicht so weit
nach Osten (bis ins Allgäu) ausgreifen. Dabei zeigt sich aber, dass COSMO-DE in
Sachen Niederschlagsmengen die Speerspitze bildet, die anderen Modelle sind dort
etwas moderater. Bezüglich des Windes ist zu sagen, dass in der zweiten
Nachthälfte letzte Residuen von HILTRUD über dem südlichen Baden-Württemberg und
später am Bodensee zu erkennen sind. Entsprechend wird der Wind in diesen
Regionen, die dem Kern des sich abschwächenden Tiefs entsprechen, vorübergehend
nachlassen. Von Mittelgebirgsraum allmählich nach Süden ausgreifend lebt der
Wind an der Südostflanke eines Bodenhochs über der Nordsee aber wieder auf, so
dass in höheren Lagen starke Böen auftreten. Oberhalb von etwa 200 Meter kommt
es in den Regionen, wo es am Tage geschneit hat, zu Schneeverwehungen. Strenger
Frost ist bei längerem Aufklaren über Schneeflächen ebenfalls möglich.

Sonntag ... geht Schneetief HILTRUD komplett in dem neuen Tief über Oberitalien
auf, welches anfangs mehrere Kerne aufweist. Derjenige über der Adria erweist
sich als der sozusagen stabilste, das Tief selbst verlagert sich nach Südosten,
in Richtung südlicher Adria und Griechenland. In der Folge nimmt auch sein
Einfluss auf den Süden Deutschlands ab. Stattdessen kann sich von Westen her
vorübergehend hoher Luftdruck bei uns durchsetzen. Der Schwerpunkt des
entsprechenden Hochs liegt zum Abend über der Irischen See und damit
vorderseitig eines Höhenrückens, der sich vom subtropischen Ostatlantik bis nach
Island und an die Küste Grönlands erstreckt. Mit dem Tief wandert auch der
Langwellentrog bzw. das Cut-Off-Höhentief nach Südosten, allerdings ist die
Verlagerung etwas zögerlicher als im Bodenniveau, da der Trog durch einen
Kaltluftvorstoß auf seiner Westflanke regeneriert wird. Letztendlich sorgt aber
auch die langsame Verlagerung des Troges für eine Abnahme des
Tiefdruckeinflusses über Süddeutschland. In der Folge kommt es nur noch südlich
der Donau und im südlichen Baden-Württemberg zu nennenswerten Schneefällen, an
den Alpen sind in Staulagen bis zum Abend laut COSMO-EU nochmals bis zu 20 cm
Neuschnee möglich, meist bewegen sich die Neuschneemengen laut COSMO-EU an den
Alpen um 10 cm und sonst um 5 cm. GME sieht dieses Szenario bei insgesamt
geringeren Niederschlagsmengen ähnlich, auch EZMW tendiert in diese Richtung.
Den Hebungsgebieten über dem Süden stehen im Norden anfangs größere Gebiete
gegenüber, in denen Absinken dominiert, dies gilt speziell in der Norddeutschen
Tiefebene. Kaltluftzufuhr und Absinken lassen die Temperaturen verbreitet im
dauerfrostigen Bereich verharren, allenfalls im Küstenumfeld und am Oberrhein
steigen die Temperaturen leicht in den positiven Bereich. Im Tagesverlauf nähert
sich aber von der Ostsee her ein kleinräumiges Tief (welches mit seinem über der
Nordsee befindlichen Warmsektor auch im Nordwesten für ein leichtes Ansteigen
der Temperaturen sorgt), das in der Nacht zu Montag auf den Nordosten
übergreift. Im thermischen Feld wie auch beim Hebungsantrieb ist es gut zu
erkennen, bis zum Morgen sollen seine Niederschläge etwa zur Mainlinie
vorankommen. Dabei sind die Niederschläge im Osten tendenziell etwas stärker als
im Westen, gleichwohl sind auch dort in Staulagen nach COSMO-EU bis zu 10 cm
Neuschnee möglich. Demgegenüber fallen lauf GME im Westen nur punktuelle
Niederschläge, GFS bietet 2 Niederschlagsschwerpunkte, einen über NRW, den
anderen über Brandenburg, an. Die Niederschläge bzw. die damit verbundenen
Wolken sorgen zumindest für ein nur mäßiges auskühlen. Während somit in der
Mitte und im Norden meist nur leichter bis mäßiger Frost auf dem Programm
stehen, kann es im Süden strengen Frost unter -10 Grad geben.

Montag ... verlagert sich der wetterbestimmende Trog noch etwas nach Osten.
Nachdem er in den Frühstunden das ehemalige Cut-Off-Tief über der Adria wieder
eingefangen hat, setzt er am Abend erneut zum Austropfen an. Mit der Ausweitung
des atlantischen Höhenrückens nach Skandinavien kippt die Strömung über
Mitteleuropa auf Nord-Nordost. Hierdurch strömt in den Osten und Süden weiterhin
hoch reichende Kaltluft, während sich im Nordwesten mitteltroposphärisch etwas
wärmere Luft durchsetzt. In der niederen Troposphäre bleibt die Kaltluft jedoch
überall erhalten. Mit der Ausweitung des Bodenhochkeils nach Osten bis zum
Finnischen Meerbusen dauert in Bodennähe die nördliche bis leicht nordöstliche
Strömung an. Das kleinräumige Bodentief über dem Nordosten zieht noch bi zum
Erzgebirge und füllt sich dabei zunehmend auf. Die Reste dieses Tiefs werden von
dort über die Ostalpen südwärts gesteuert. Die hierdurch ausgelösten Schneefälle
werden durch (in höheren Niveaus erfolgende) Warmluftadvektion gestützt. Bis
Montagabend sind laut COSMO-EU nochmals um 10, in den Staulagen der Alpen auch
20 bis 25 Zentimeter Neuschnee möglich, was im Vergleich zu den Vorläufen eine
deutliche Steigerung bedeutet. Eine unwetterartige Entwicklung deutet sich in
Verbindung mit diesem Tief jedoch nicht an. Im Bereich der westlichen
Mittelgebirge sollte es jedoch nur für bis etwa 5 Zentimeter Neuschnee reichen.
Später lockert de Bewölkung im Küstenbereich und im Nordosten Deutschlands auf.
An der Süd- und Westflanke dieses Tiefs frischt der Wind noch einmal auf.
Aufgrund der weniger heftigen Entwicklung sollten Windböen auf freie Lagen
beschränkt bleiben. In den Kamm- und Gipfellagen sind jedoch einzelne Sturmböen
möglich. In der Nacht zum Dienstag kräftigt sich über Mitteleuropa der
antizyklonale Einfluss, wobei die nördliche Strömung am Rande des Bodenhochs mit
Schwerpunkt über Südengland und Nordfrankreich vorerst noch bestehen bleibt.
Dabei stellt sich eine zunehmend schwachgradientige Lage ein, so dass die
Luftmasse zur Ruhe kommt. Erneut von Norden einsetzende leichte
Warmluftadvektion lässt jedoch von der Nordsee her leichte Schneefälle
einsetzen. Diese gehen ganz im Nordwesten in Regen über. An den Alpen kann es
noch etwas schneien, vor allem zu den Ostalpen hin sind weitere 5 bis 10
Zentimeter Neuschnee möglich. Gebietsweise, d.h. vor allem südlich der
Mittelgebirge und im Nordosten, kann es jedoch aufklaren. In schneebedeckten
Gebieten ist bei klarem Himmel strenger Frost unter -10 Grad zu erwarten.

Dienstag ... liegt Deutschland weiter zwischen dem über die Britischen Inseln
nach Südskandinavien abkippenden Höhenhochkeil und dem hochreichenden
Tiefkomplex über dem Mittelmeerraum, der aus dem Abtropfprozess der Vortage ein
eigenständiges Höhentief aufweist, unter einer nordöstlichen Höhenströmung. Im
Bodendruckfeld hat sich eine kräftige, über Frankreich und Deutschland nach
Polen weisende Hochdruckzone etabliert. Die über die Hochdruckzone anfangs
hinweglaufende Warmfront eines Barents-See-Tiefs bringt dabei über Deutschland
gebietsweise etwas Schnee, zur Küste hin örtlich auch gefrierenden Regen.
Während zumindest in der Südhälfte bis Freitag zunächst noch Dauerfrost und
teils mäßiger bis strenger Nachtfrost zu erwarten ist, kann sich im Norden und
Nordwesten schon etwas mildere Luft durchsetzen. Die vor dem von Nordwesten
hereinschwenkenden Höhenkeil allgemein von Tag zu Tag fortschreitende leichte
Absinkerwärmung kann nämlich an der Hoch-Nordflanke durch eine entsprechende
Westwindkomponente advektiv ergänzt werden.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Abläufe werden von den Modellen im synoptischen Skale recht ähnlich
simuliert. Unterschiede in den Modellinterpretationen, speziell bezüglich der
Niederschläge, wurden im Text angesprochen.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Martin Jonas

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