SYNOPTISCHE UEBERSICHT MITTELFRIST

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 30.12.2017 um 10.30 UTC



Windig, mild und häufig nass. Im Süden erhöhte Hochwassergefahr!
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 06.01.2018


Zu Beginn des Mittelfristzeitraums am kommenden Dienstag, den 02. Januar 2018
herrscht nicht nur bei den wilden "Silvester-Partymachern" sondern auch unter
den Winterfans weiterhin Katerstimmung - setzt sich doch die zyklonale
Westwetterlage auch im neuen Jahr nahtlos fort. Immerhin sorgt ein ostwärts
durchschwenkender Höhentrog in der eingeflossenen subpolaren Meeresluft oberhalb
von rund 500 Metern für etwas Neuschnee. Eine erneute Milderung steht mit einer
Warmfront, die von einem kräftigen Zentraltief südlich von Island ausgeht, aber
schon über Frankreich gewissermaßen "ante portas". In tiefen Lagen bleibt es
ohnehin bei der flüssigen Niederschlagsphase, wobei sich im Nordwesten
vorübergehend schwacher Zwischenhocheinfluss durchsetzt.

Am Mittwoch amplifiziert sich am Südrand des Zentraltiefs ein südostwärts
vorstoßender Höhentrog über den Britischen Inseln. Dadurch verstärken sich im
linken Jetausgang über Deutschland nicht nur die Hebungsvorgänge entlang eines
leicht schleifenden Ausläufers, sondern auch der Gradient nimmt vor allem im
Süden wieder deutlich zu. Dort treten verbreitet Sturmböen, im höheren Bergland
schwere Sturmböen bis hin zu Orkanböen auf. Kräftige Niederschläge bei
zeitgleichem Anstieg der Schneefallgrenze auf über 1500 Meter sorgen
insbesondere an Rhein, Donau und deren Nebenflüssen für eine erhöhte
Hochwassergefahr (siehe Abschnitt signifikante Wettererscheinungen)!

Am Donnerstag Beginnt der Höhentrog auf seinem Weg nach Südosten über der Adria
im Tagesverlauf abzutropfen. Das korrespondierende Bodentief hat unter
Abschwächung inzwischen die Ostsee erreicht, wodurch Deutschland wieder auf eine
(nasskalte) Rückseite gerät. Die Schneefallgrenze sinkt bei Temperaturen um -5
Grad in 850 hPa wieder auf Lagen von rund 500 Meter ab, wobei staubedingt vor
allem am Nordrand der Mittelgebirge ein paar Zentimeter Neuschnee
zusammenkommen.

Am Freitag setzt sich das muntere Wechselspiel der zyklonalen Vorder- und
Rückseiten fort und von Westen greifen neue Frontensysteme auf das
Vorhersagegebiet über. Die Position des Jets ist allerdings im Vergleich zum
Mittwoch eine deutlich nördlichere (Englischer Kanal bis Deutsche Bucht). Damit
sollte sowohl die Intensität der Niederschläge als auch die Windentwicklung eine
weniger dominante Rolle spielen wie noch zur Wochenmitte. Windig, im höheren
Bergland auch stürmisch bleibt es aber allemal. Zudem setzt erneut bis in die
Kammlagen Tauwetter ein.

Am Samstag deutet vieles auf eine Austrogung von den Britischen Inseln zur
Iberischen Halbinsel hin. Damit wäre zwar das zonale Regime vorübergehend
unterbrochen, trogvorderseitig würde aber weiterhin mildes und zeitweise nasses
Wetter dominieren. Lediglich der Wind lässt deutlich nach und dreht von
westliche auf südliche Richtungen. Von einer Entspannung der dann eventuell noch
betroffenen Gebiete mit Hochwassergefahr kann in diesem Zusammenhang nicht
gesprochen werden!

In der erweiterten Mittelfrist kommt der Trog kaum ostwärts voran und wird
zugeschüttet. Im Bereich nur schwacher Luftdruckgegensätze bleibt es relativ
mild, die Niederschlagsneigung geht deutlich zurück. Winterwetter bis ins
Flachland ist weiterhin nicht absehbar.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die zyklonale Westwetterlage wird nicht nur vom ECMW mit fast schon
herausragender guter Konsistenz "honoriert".
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Prognoserelevante Unterschiede ergeben sich allenfalls bei Timing und
Schwerpunkte der Niederschläge zum Ende des Mittelfristzeitraums sowie bei der
Windentwicklung. Bezüglich des generellen "Fahrplans" bezogen auf die
großskaligen synoptischen Felder zeigen die anderen Globalmodelle ähnliche
Ergebnisse.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Nachdem die Rauchfahnen in den 12 UTC Läufen des EZMW teilweise die Bandbreite
der Ensemble gesprengt haben und darüber hinausragten, sind sie in den aktuellen
0 UTC Läufen bei der Temperatur in 850 hPa zwar weiterhin am oberen Rand
angesiedelt, aber zumindest wieder eingegliedert. Dies liegt aber weniger an den
veränderten deterministischen Läufen (siehe sehr gute Konsistenz), sondern
vielmehr an einer schrittweisen Anpassung der EPS-Verteilung hin zu höheren
Werten. Bei der aktuellen zyklonalen Westwetterlage ist demnach dessen höhere
Auflösung insbesondere in den stark baroklinen Zonen Trumpf und schlägt die EPS
Varianz. Die sinusförmige Schwingung der Geopotential- und Temperaturverteilung
spiegelt sehr gut die ständigen Wechsel (etwa alle 24h) zwischen Trog
Vorder-/Rückseiten wider. Die jeweilige Trogpassage mit einem vorübergehenden
Absinken der Schneefallgrenze auf rund 500 Meter ist einheitlich am Dienstag und
Donnerstag zu erkennen. Zum Wochenende - an der Schwelle zur erweiterten
Mitelfrist - nimmt der Spread dann deutlich zu und liegt je nach Region grob
zwischen -5 und +5 Grad in 850 hPa. Gleichzeitig steigt im Einklang zum
beschriebenen Szenario einer Wetterberuhigung das Geopotential an und die
Niederschlagssignale gehen zurück.

In den Clustern herrscht bis +168h (Samstag, 06. Januar) Einigkeit über die
Austrogung über Westeuropa bis hin zur Iberischen Halbinsel. Das korrespondieren
Tief über den Britischen Inseln könnte allerdings für die Nordseenahen Gebiete
deutlich "giftiger" sein, als vom deterministischen Lauf vorhergesagt. So sehen
immerhin 15 der insgesamt 51 Member ein gewisses Sturmpotential.

In der Folge wird entscheidend sein, ob der Trog unter "Zuschüttung" ostwärts
durchschwenkt, oder aber ins zentrale Mittelmeer abtropft und damit persistente
WLA auf der Vorderseite bei positiv geneigter Trogachse den Potentialanstieg
über Skandinavien fördert. Auch wenn selbst dort knackige Kaltluft derzeit
Mangelware ist, so könnte das trotzdem die Initialzündung zu einer Umstellung
der Großwetterlage hin zu einem winterlicheren Regime in der zweiten
Januardekade bedeuten. Immerhin wird der Druckanstieg von 3 der 4 Cluster (43
von 51 Member) im Zeitraum bis +240h simuliert.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


TAUWETTER (zum Teil UNWETTER):
Am Mittwoch steigt die Schneefallgrenze bis in Lagen über 1500 Meter an.
Zeitgleich ist im Schwarzwald, Bayerischen Wald sowie am Alpenrand Dauerregen
mit 30 bis 40 l/qm binnen 24 Stunden wahrscheinlich (damit UNWETTERGEFAHR durch
starkes Tauwetter). Sowohl COSMO-LEPS als auch das EZ_EPS geben diesbezüglich
mit Wahrscheinlichkeiten von 30 bis 50%, im Oberallgäu sogar 80% für mehr als 30
l/qm ein deutliches Signal. Auch der EFI schlägt mit Werten zwischen 0.7 und 0.9
(Shift of Tails > 0) an. Es besteht erhöhte Hochwassergefahr!
Auch wenn die Niederschläge zum Wochenende hin nachlassen, fällt zeitweise noch
leichter Regen und die milde Witterung mit Tauwetter bis in die Kammlagen setzt
sich fort. Damit bleibt die Hochwassersituation - wo sie denn bis dahin
eingetreten ist - angespannt.

STURM:
Im gesamten Mittelfristzeitraum ist es recht windig mit häufigen Windböen bis 60
km/h (Bft 7) aus Südwest bis West. In der Südhälfte ist am Südrand der
durchschwenkenden Ausläufer häufig das Windmaximum zu finden. Insbesondere am
Mittwoch muss dort verbreitet mit Sturmböen zwischen 70 und 80 km/h (Bft 8 bis
9), in Gipfellagen zeitweise mit Orkanböen über 120 km/h (Bft 12) gerechnet
werden. Der EFI zeigt im Südwesten flächig Werte von 0.8 bei gleichzeitigem
SOT-Überlapp. Zum Wochenende hin lässt der Wind deutlich nach.

SCHNEE:
Insbesondere am Dienstag und Donnerstag sinkt die Schneefallgrenze auf rund 500
Meter ab. In diesem Zusammenhang sind in den Mittelgebirgen 1 bis 5 cm, im
Nordweststau 10 cm Neuschnee zu erwarten. Im Südschwarzwald und am Alpenrand
sind jeweils 10 bis 15 cm Neuschnee binnen 24 Stunden wahrscheinlich.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZ, EZ-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Robert Hausen

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