SXEU31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST

SXEU31 DWAV 300800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 30.12.2017 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
W z
Im Südwesten und Westen Windzunahme, auch in freien Lagen einzelne stürmische
Böen, auf exponierten Berggipfeln Gefahr schwerer Sturm- und orkanartiger Böen.
Zudem auch an der Küste (zunächst Nordsee, in der Nacht Ostsee) Sturmböen nicht
auszuschließen. Starkwindlage in die Neujahrsnacht hinein andauernd.
In den süddeutschen Mittelgebirgen und an den Alpen einsetzendes (im Schwarzwald
und Allgäu) unwetterartiges Tauwetter, bis weit in den Sonntag hinein anhaltend.
Am Montag (Neujahr) dann im Südwesten und Süden windig, in freien Lagen mit
stürmischen Böen, im höheren Bergland schwere Sturmböen und auf exponierten
Gipfeln orkanartige Böen.

Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
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Samstag... gelangt Deutschland unter eine westliche, zunächst leicht
antizyklonal gekrümmte Strömung. Nach Abzug des okkludierten Frontensystems vom
Vortag folgt rasch die Warmfront einer in die mittlere Nordsee ziehenden flachen
und (nach ICON; nach EZMW sieht das anders aus) nicht entwicklungsfähigen Welle.
Diese erfasst bis Mittag die mittleren Gebiete und erreicht bis zum Abend auch
den Osten und Nordosten. Die nachfolgende Kaltfront, die lediglich den
Küstenbereich erreicht, bringt keine nennenswerte Abkühlung, da postfrontal
lediglich Luft aus dem mittleren und nicht mehr aus dem südlichen Nordatlantik
einfließt.
Mit der Passage der Warmfront steigt die Schneefallgrenze endgültig bis weit
über die Kamm- und Gipfellagen der Mittelgebirge hinaus. Was dort an Schnee
liegt, dürfte hierdurch weitgehend abschmelzen. In den süddeutschen
Mittelgebirgen, wo zur dort noch vorhandenen Schneedecke noch warnrelevante
Niederschlagssummen hinzukommen, ist eine Tauwetterwarnung (im Allgäu und im
Hochschwarzwald Unwetter) aktiv. Da aber am gesamten Alpenrand ein rasches und
weitgehendes Abschmelzen der Schneedecke erfolgt, wurde dann auch bis nach Osten
hin zu den Berchtesgadener Alpen eine Tauwetterwarnung ausgegeben.
Mit Passage der Warmfront frischt der Wind auf, so dass im Westen und Südwesten
sowie an der Küste Windböen und in freien Lagen stürmische Böen auftreten
können. Im Bergland treten Sturmböen, auf exponierten Gipfeln schwere Sturm-
oder orkanartige Böen auf. Nach Osten und Südosten hin ist die Windzunahme
vorerst auf höhere Berglagen beschränkt, wo ebenfalls Sturm- und exponiert auch
schwere Sturmböen auftreten können. In Abhängigkeit von der Entwicklung der in
die Nordsee ziehenden Welle muss auch an der Nordsee und später, d.h. in der
Nacht zum Sonntag an der Ostseeküste mit Böen bis Sturmstärke gerechnet werden.
Die Tageshöchsttemperaturen erreichen 7 bis 12 Grad. Von der Ostsee bis zur
Lausitz, in Teilen von Niederbayern sowie im Bergland werden 2 bis 6 Grad
erreicht.
In der Nacht zum Sonntag greift ein breiter Rücken auf Mitteleuropa über, was
die o.g. Kaltfront rasch rückläufig werden lässt. Somit setzt sich erneut die
Zufuhr sehr milder Luft aus dem Azorenraum fort. Da an der Vorderseite des
Rückens vorerst eine nordwestliche Strömung zu erwarten ist und damit sich die
Warmfront schleifend nach Nordosten herausschiebt, sind im Mittelgebirgsraum
weitere Niederschläge zu erwarten, die im Schwarzwald und zum Teil auch an den
Alpen warnrelevant sind. Daher sollten die Tauwetterwarnungen aufrecht gehalten
werden. Zudem bleibt der kräftige Gradient bestehen, so dass sich an der oben
beschriebenen Windsituation nicht allzu viel ändert. Sehr wahrscheinlich kann
der Wind im Südwesten, aber auch an der Küste noch etwas auffrischen, so dass es
vor allem in freien Lagen häufiger zu stürmischen Böen kommt. Aufgrund der
stabilen Schichtung sollte sich dies vor allem in höheren Lagen bemerkbar
machen. Abgesehen vielleicht von einigen höheren Berggipfeln der Mittelgebirge
und der Alpen dürfte es ansonsten durchweg frostfrei bleiben.

Sonntag... wird der Höhenrücken rasch nach Osten geführt, so dass sich im
Tagesverlauf eine südwestliche Strömung einstellt. Die nachfolgende Kaltfront
eines in die mittlere Nordsee ziehenden Tiefs greift im Tagesverlauf schleifend
auf den Nordwesten über, bringt aber wie die vorherige Kaltfront ebenfalls keine
nennenswerte Abkühlung. Vielmehr lassen im Süden und Osten die Niederschläge
nach, wogegen mit dem Vordringen der Kaltfront zunächst im Nordwesten und Norden
und von dort übergreifend auf den Nordosten und später auch im Westen erneut
Regen einsetzt. In den Staulagen der westlichen Mittelgebirge (vor allem im
Hochsauerland) können dann punktuell die Warnschwellen für Dauerregen
überschritten werden. Da bis dahin der Schnee bereits getaut ist, sollte dort
eine Tauwetterwarnung nicht mehr erforderlich werden. Eine Dauerregenwarnung
drängt sich dort vorerst nicht auf.
Im Bereich des Warmsektors frischt dann auch in den mittleren Gebieten und im
Norden der Wind zusehends auf, so dass dort wie bereits im Nordwesten und Westen
ebenfalls Wind- und in freien Lagen stürmische Böen auftreten können. Im
Bergland erreicht der Wind in Böen Sturmstärke, auf exponierten Gipfeln gibt es
wahrscheinlich schwere Sturm- oder orkanartige Böen. Im Süden und Südosten ist
dagegen der Wind schwächer, dort sind warnrelevante Böen im Wesentlichen auf
höhere Berglagen beschränkt.
Nach Süden hin sind Auflockerungen, in Richtung Alpen auch längere sonnige
Abschnitte zu erwarten, wobei leicht föhniger Einfluss zum Tragen kommt. Für
Sturm- oder gar schwere Sturmböen sollte es dort nur in den Gipfellagen reichen.
Die Temperatur steigt auf 10 bis 15 Grad, am südlichen Oberrhein vielleicht auch
noch etwas darüber. Lediglich im Küstenbereich und im Bergland wird es mit 5 bis
9 Grad nicht ganz so mild.
In der Nacht zum Montag, d.h. z Neujahr, greift auf Westeuropa ein breiter Trog
über, was die südwestliche Strömung noch ein wenig aufsteilen lässt. Die
Kaltfront dringt dann schleifend bis in die mittleren Gebiete Deutschlands vor,
wahrscheinlich ohne dass die Niederschläge Warnschwellen erreichen. Auch wenn
die Schneefallgrenze beginnt, abzusinken, so reicht es nicht, dass die
Niederschläge wenigstens in den Kamm- und Gipfellagen der Mittelgebirge wieder
in Schnee übergehen.
Mit dem Übergreifen der nur wenig ausgeprägten Kaltfront frischt nach einer
vorübergehenden Windabnahme der Wind erneut auf, so dass im gesamten Nordwesten
und Westen sowie zum Teil auch in den mittleren Gebieten Windböen aufkommen. In
freien Lagen sind dann einzelne stürmische Böen, im höheren Bergland Böen bis
Sturmstärke zu erwarten.

Montag... gelangt Deutschland in den Bereich des o.g., breiten Troges, der eine
Doppelstruktur aufweist. Während die erste Teilachse das Vorhersagegebiet unter
Abschwächung weitgehend überquert, folgt ein weiterer, kräftigerer Teiltrog, der
auf Frankreich übergreift. An dessen Vorderseite dreht die Strömung auf Südwest
zurück. Das mit dem zweiten Teiltrog korrespondierende Bodentief erreicht als
Welle mit einer entwicklungsgünstigen Lage den Ärmelkanal, wird dann aber nach
ICON vom rasch nachfolgenden Trog überlaufen, so dass eine weitere
Intensivierung dieses Tiefs wahrscheinlich nicht erfolgt. Dies ist jedoch
unsicher.
Im Bodendruckfeld bleibt jedoch ein kräftiger Gradient bestehen, so dass,
abgesehen vielleicht vom Südosten, erneut verbreitet Wind- und in freien Lagen
stürmische Böen zu erwarten sind. Aufgrund einer leichten Labilität, die durch
die Höhenkaltluft im Trog gegeben ist, kommt die Böigkeit des Windes mehr zum
Tragen, d.h. die EZMW-Böensimulation (mit den etwas höheren Böen) dürfte den
Beobachtungen näher kommen. Im höheren Bergland gibt es dann wieder Sturm- und
auf exponierten Gipfeln schwere Sturmböen.
Vorübergehendes Absinken zwischen den beiden Trögen sollte im Tagesverlauf die
Schauertätigkeit etwas dämpfen, so dass zu Neujahr vor allem nach Osten und
Süden hin Auflockerungen wahrscheinlich sind. Zwar gehen in den Kamm- und
Gipfellagen der Mittelgebirge die Schauer wieder in Schnee über, aber
nennenswerte Schneemengen sind nicht in Sicht. Bereits im Tagesverlauf setzt an
der Vorderseite des zweiten Teiltroges von Westen her Warmluftadvektion ein, so
dass dort alsbald wieder Regen einsetzt. Wie rasch dies erfolgt, ist noch
einigermaßen unsicher. Sehr wahrscheinlich wird im Südwesten und im Westen der
Wind zusehends auffrischen, so dass Wind- und stürmische Böen und im Bergland
dann durchweg Sturmböen auftreten. Auf höheren Berggipfeln wären dann schwere
Sturm- und orkanartige Böen nicht auszuschließen.
Da es sich im Bereich des o.g. Troges um eine eingeflossene Kaltluft handelt
(die aber vom mittleren Nordatlantik herangeführt wurde), wird es mit
Höchstwerten zwischen 7 und 12 Grad nicht mehr so mild wie am Silvestertag.
In der Nacht zum Dienstag greift das mit dem zweiten Trog korrespondierende
Bodentief unter weiterer Auffüllung auf Deutschland über und wird rasch
nordostwärts gesteuert. Während es im Norden vergleichsweise windschwach bleibt
und warnrelevante Böen allenfalls auf einige Küstenabschnitte beschränkt
bleiben, sind vom Mittelgebirgsraum an südwärts Wind- und stürmische Böen zu
erwarten. Im süddeutschen Bergland gib es dann durchweg Sturmböen, auf höheren
Berggipfeln schwere Sturm- und orkanartige Böen.
Auf der Rückseite des Bodentiefs wird kühlere Luft herangeführt, so dass die
Niederschläge in den Kamm- und Gipfellagen der Mittelgebirge wieder in Schnee
übergehen. Nennenswerte Schneefälle, durch welche der Schnee auch liegenbleibt,
sollte es vorerst nur oberhalb von etwa 800 Metern geben. Insgesamt ist die
Entwicklung in Verbindung mit diesem Tief aber noch relativ unsicher.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle zeigen hinsichtlich der synoptischen Grobstrukturen
eine weitgehend ähnliche Entwicklung. Allerdings ergeben sich in Bezug auf
mesosynoptische Strukturen bereits kurzfristig Unterschiede. So belässt es
bereits heute EZMW und auch das kanadische Modell nicht bei einer flachen Welle,
die in die mittlere Nordsee gelangt, sondern beide Modelle simulieren ein
kräftiges Tief, das zum nördlichen Schleswig-Holstein gesteuert wird. Folglich
liegen nach EZMW die Böen im Nordwesten und vor allem in Nordseenähe um
mindestens 2 Bft höher als nach ICON.
Auch danach ergeben sich in Verbindung mit dem in der Nacht zum Dienstag von
Frankreich übergreifenden Bodentief Unsicherheiten. GFS und ICON füllen dieses
Tief rascher auf uns zeigen eine geringere Intensität als EZMW. Folglich
operiert EZMW auch im Südwesten und Süden mit deutlich stärkeren Böen. Das
Modell des kanadischen Wetterdienstes stützt dabei die EZMW-Variante.
Bemerkenswert ist bei den aktuelleren Modellläufen die Reduktion des
Niederschlagsdargebotes durch das SNOW-Modell. Dies ist besonders in den
Regionen auffällig, in welchen die Unwetterwarnung vor starkem Tauwetter läuft.
Auch ergeben sich unrealistische Summen für das Wasseräquivalent der Schneedecke
sowie für das Niederschlagsdargebot auch in Gebieten, wo kein Schnee mehr liegt
bzw. nicht so viel Niederschlag fällt. Hier sind die aktuellsten Vorhersagen mit
Vorsicht zu genießen. Da sich die Ausgangslage durch die erneuten Schneefälle
eher noch etwas verschärft hat, sollten die neuesten Modellläufe keinesfalls
dazu verleiten, die Unwetterwarnungen vor Tauwetter vorzeitig aufzuheben oder
zurückzustufen. Vielmehr sollte für den Bayerischen Wald noch eine
Tauwetterwarnung (markant) ausgegeben werden.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann

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