SXEU31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST

SXEU31 DWAV 291800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 29.12.2017 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Anfangs im Bergland kräftige Schneefälle. An der See und im Bergland teilweise
Sturmböen. Erhebliche Milderung und im Schwarzwald und im Allgäu starkes
Tauwetter (Unwetter) an den Alpen und im Bayerischen Wald Tauwetter (markant).

Synoptische Entwicklung bis Montag 12 UTC
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Aktuell ... haben von Westen her die Niederschläge einer Okklusion auf
Deutschland übergegriffen und breiten sich nach Osten aus. Sie erreichen den
äußersten Osten nachts nicht, schwächen sich darüber hinaus auch ab, da der
nachfolgende Höhenstrog durch Warmluftadvektion zugeschüttet wird. Das
zugehörige Tief über der südlichen Nordsee füllt sich ebenfalls auf und erreicht
als Rest Samstag früh Jütland.
Die Höhenströmung dreht dabei wieder nach West bis Nordwest zurück, da der
Langwellentrog nach Osten abgedrängt wird, gefolgt von einem flachen Rücken, der
durch die erwähnte WLA kaum wetterwirksam wird.
Da der Okklusion eine zwar etwas mildere, aber noch nicht die "richtig" warme
Luft folgt, steigt die Schneefallgrenze über die Nacht hinweg auch nur langsam,
und auch noch nicht so weit an. Im Westen und Südwesten liegt sie morgens bei
600 bis 800m, im Südosten und Osten schneit es teilweise noch bis ganz runter.
Meist fallen 12-stündig 1 bis 5 cm, im Bergland teilweise 10 cm Neuschnee, in
einigen Staulagen auch etwas mehr, die entsprechenden Warnungen sind ausgegeben.
Die geringen Schneefälle im Osten kann man eventuell auch mit Glättewarnungen
abdecken.
Dazu frischt der Wind auf. Zunächst kommt er präfrontal aus südlichen Richtungen
und dreht mit Passage des Tiefausläufers auf westliche Richtungen. Vor allem im
Bergland und an der Nordsee sind starke bis stürmische Böen zu erwarten, auf
exponierten Bergen auch schwere Sturmböen und orkanartige Böen. Im Laufe der
Nacht flaut der Wind vorübergehend wieder ab. Die einzelnen Gewitter im
Trogbereich westlich von uns, sind auch bei uns nicht ganz ausgeschlossen, da
aber dem Trog aber die Puste ausgeht, eher unwahrscheinlich. Die Modelle zeigen
im Süden zum Teil auch die flüssige Phase, so dass bei Temperaturen um oder
etwas unter dem Gefrierpunkt auch gefrierender Regen nicht ausgeschlossen ist.
Insgesamt geht die Temperatur im Osten und Süden wieder in den Frostbereich
zurück, während es im Nordwesten und Westen in tiefen Lagen frostfrei bleibt.
Mit den von Westen folgenden Auflockerungen könnte auch gefrierende Nässe ein
Thema werden.

Samstag ... folgt rasch ein weiteres Frontensystem, das in die über dem Atlantik
entstandene Zonalströmung eingelagert ist. Die Warmfront erfasst bis Mittag die
mittleren Gebiete und erreicht bis zum Abend den Osten und Nordosten. Die
nachfolgende Kaltfront dringt im Tagesverlauf bis in den Süden vor, bringt aber
keine nennenswerte Abkühlung, da postfrontal lediglich Luft aus dem mittleren
und nicht mehr aus dem südlichen Nordatlantik einfließt.
Mit der Passage der Warmfront erreicht uns sehr milde Meeresluft und die
Schneefallgrenze steigt endgültig bis weit über die Kamm- und Gipfellagen der
Mittelgebirge hinaus. Was dort an Schnee liegt, dürfte hierdurch meist
abschmelzen. In den süddeutschen Mittelgebirgen, wo zur dort vorhandenen
Schneedecke fast warnrelevante Niederschlagssummen hinzukommen, sind
Tauwetterwarnungen in Kraft. Da aber am gesamten Alpenrand bis hin zum
Bayerischen Wald ein rasches und weitgehendes Abschmelzen der Schneedecke
erfolgt, sind auch dort Tauwetterwarnungen nötig.
Mit Passage der Warmfront frischt der Wind auf, so dass im Westen, Süden und zum
Teil in den mittleren Gebieten Windböen und in freien Lagen stürmische Böen
auftreten können. Im Bergland und an der Nordsee treten Sturmböen, auf
exponierten Gipfeln schwere Sturm- oder orkanartige Böen auf. Auf dem Feldberg
im Schwarzwald sieht Mos auch Orkanböen. Nach Osten und Südosten hin ist die
Windzunahme vorerst auf höhere Berglagen beschränkt, wo ebenfalls Sturm- und
exponiert schwere Sturmböen auftreten können.
Die Tageshöchsttemperatur erreicht 7 bis 12 Grad. Von der Ostsee bis zur
Lausitz, in Teilen von Niederbayern sowie im Bergland werden 2 bis 6 Grad
erreicht.
In der Nacht zum Sonntag greift ein breiter Rücken auf Mitteleuropa über, was
die o.g. Kaltfront rasch rückläufig werden lässt. Somit setzt sich die Zufuhr
sehr milder Luft aus dem Azorenraum fort. Da an der Vorderseite des Rückens
vorerst eine westnordwestliche Strömung zu erwarten ist und damit sich die
Warmfront schleifend nach Nordosten herausschiebt, sind weitere Niederschläge zu
erwarten, die im Schwarzwald und an den Alpen warnrelevant sind. Daher sollten
die Tauwetterwarnungen aufrecht gehalten werden. Zudem bleibt der kräftige
Gradient bestehen, so dass sich an der Windsituation nicht viel ändert.
Abgesehen vielleicht von einigen höheren Berggipfeln der Mittelgebirge und der
Alpen sollte es ansonsten durchweg frostfrei bleiben.

Sonntag ... schwenkt der flache Rücken, zunächst WLA überlaufen, nach Osten
durch, so dass sich im Tagesverlauf eine südwestliche Strömung einstellt. Die
nachfolgende Kaltfront eines in die mittlere Nordsee ziehenden Tiefs greift im
Tagesverlauf schleifend auf den Nordwesten über, bringt aber wie die vorherige
Kaltfront ebenfalls keine nennenswerte Abkühlung. Vielmehr lassen im Süden und
Osten die Niederschläge nach, wogegen mit dem Vordringen der, zumindest leicht
schleifenden Kaltfront im Norden und Nordwesten und später auch im Westen erneut
Regen einsetzt.
In den Staulagen der westlichen/nördlichen Mittelgebirge (vor allem im
Hochsauerland, vielleicht auch im Westharz) können die Warnschwellen für
Dauerregen überschritten werden. Da bis dahin der Schnee bereits getaut ist,
sollte dort eine Tauwetterwarnung nicht mehr erforderlich werden.

Im Bereich des Warmsektors frischt in den mittleren Gebieten und im Osten der
Wind auf, so dass dort wie bereits im Nordwesten und Westen ebenfalls Wind- und
in freien Lagen stürmische Böen auftreten können. Im Bergland erreicht der Wind
in Böen Sturmstärke, auf exponierten Gipfeln gibt es wahrscheinlich schwere
Sturm- oder orkanartige Böen.
Nach Süden hin sind Auflockerungen, in Richtung Alpen auch längere sonnige
Abschnitte zu erwarten, wobei leicht föhniger Einfluss zum Tragen kommt. Für
Sturm- oder gar schwere Sturmböen sollte es dort nur in den Gipfellagen reichen.

Die Temperatur steigt auf 9 bis 15 Grad, am Oberrhein bis 18 Grad.

In der Nacht zum Montag (Neujahrsnacht) greift auf Westeuropa ein Trog über, was
die südwestliche Strömung aufsteilen lässt. Die Kaltfront dringt schleifend bis
in den Südosten Deutschlands vor, wahrscheinlich ohne dass die Niederschläge
Warnschwellen erreichen. Auch wenn die Schneefallgrenze beginnt, abzusinken,
reicht es höchstens für einige Gipfellagen der westlichen und nördlichen
Mittelgebirge für die feste Phase, fast überall bleibt es bei Regen.
Unsicher ist die Entwicklung der Windsituation. Während ICON warnrelevante Böen
auf höhere Berglagen beschränkt, wären nach EZMW nahezu überall Wind- und in
freien Lagen stürmische Böen zu erwarten. Da aber auch nach ICON die Lage alles
andere als gradientschwach ist, sollte es auch wie in der Nacht zuvor frostfrei
bleiben.

Montag ... gelangen wir unter einen breiten Trog, der sich über Mitteleuropa
nach Osten ausbreitet. Die Kaltfront wird dabei auch aus dem Südosten
abgedrängt. Postfrontal strömt an der Südflanke eines umfangreichen
Tiefdrucksystems über Nordeuropa mit westlicher Strömung eine frische, aber
immer noch deutlich erwärmte Meereskaltluft nach Deutschland ein. Bei T850 hPa
von -2 bis -3 Grad sinkt die Schneefallgrenze auf 700 bis 900m, ganz im Süden
liegt sie höher.
Bei instabiler Sichtung und zeitweiliger Hebung vor allem durch positive
Vorticityadvektion kommt es zunächst vor allem im Norden zu weiteren
schauerartigen Niederschlägen. Glätte ist bei guter Durchmischung und weiter
milden Temperaturen aber kein Thema.
Auf den Südwesten kann im Tagesverlauf ein vom Ärmelkanal nach Osten bis
Südosten ziehendes Tief mit kräftigen Niederschlägen übergreifen. Die
Schneefallgrenze steigt dort eher vorübergehend wieder an.
Darüber hinaus bleibt der Wind ein Thema. Der kräftige Gradient sorgt weiter für
eine lebhafte westsüdwestliche Strömung mit starken bis stürmischen Böen, im
Bergland und an den Küsten sind Sturmböen möglich, exponiert auf einigen Gipfeln
schwere Sturmböen oder orkanartige Böen.



Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren in groben Zügen ähnlich, den Unschärfen im Detail muss im
Nowcasting begegnet werden. Am Montag wird das Randtief über Frankreich von ICON
nicht simuliert, im Gegensatz zum IFS und GFS.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner

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