SYNOPTISCHE UEBERSICHT MITTELFRIST

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 28.12.2017 um 10.30 UTC



Im Großen und Ganzen Wz (West zyklonal) mit wiederholten Niederschlägen, häufig
als Regen, dazu oft sehr windig oder stürmisch. Am Wochenende z.T. sehr mild,
danach wieder frischer, aber nicht wirklich kalt.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 04.01.2018


Zu Beginn des mittelfristigen Prognosezeitraums am kommenden Sonntag (Silvester)
liegt Deutschland unter der Frontalzone, die sich - leicht mäandrierend - von
Nordamerika über den mittleren Nordatlantik bis zum europäischen Kontinent
erstreckt. Dabei sind die Isohypsen über Mitteleuropa am letzten Tag des Jahres
2017 leicht antizyklonal gekrümmt, was aber keine falschen Hoffnungen wecken
soll. Der rasche Blick auf die Bodendruckverteilung reicht aus um anzuzeigen,
was wettermäßig Trumpf ist. Weiträumig tiefer Luftdruck über Nord- und
Nordwesteuropa induziert bei uns eine relativ flotte westliche Grundströmung,
mit der etwaige Randtiefs, Wellen oder Tröge nebst zugehöriger Fronten
vergleichsweise zügig nach Osten durchgewunken werden.
So stellt sich am Sonntag nach Abzug eines kleinen Randtiefs in Richtung
Baltikum/Weißrussland zwar kurzzeitig schwacher Zwischenhocheinfluss ein, der
aber bald schon wieder obsolet ist. Grund ist ein weiteres kleines Tief, das von
UK/Irland via Nordsee zum Skagerrak zieht, wo es den Jahreswechsel verbringen
wird. Die zugehörige Warmfront überquert den Vorhersageraum im Tagesverlauf
ostwärts, während die nachfolgende Kaltfront - und hier wird jetzt mal eine
Ausnahme vom o.e. "zügigen Durchwinken" gemacht - über der Mitte ins Schleifen
kommt, evtl. sogar zusätzlich durch eine an der Front ablaufende flache Welle
ausgebremst wird. Wenn es so kommt, würde das für die mittleren Landesteile
teils ergiebigen Dauerregen bis in die Nacht der Nächte bedeuten, so dass dort
statt Raketen, Böllern und Batterien eher dezentes Tischfeuerwerk angesagt wäre
- wie gesagt, hier gilt noch der Konjunktiv.

Am Montag (Neujahr) greift von Westen her ein recht breit angelegter, mit
mehreren kurzen Anteilen gespickter Trog auf Mitteleuropa respektive Deutschland
über. Die Kaltfront schwenkt nach Süden bzw. Südosten durch und es gelangt ein
Schwall erwärmter Meereskaltluft in den Vorhersageraum, in der die
850-hPa-Temperatur auf rund -2°C, die 500-hPa-Temperatur auf etwas unter -30°C
zurückgeht. Entsprechend sinkt die Schneefallgrenze in den auftretenden Schauern
auf 700 bis 400 m.
Schon in der Nacht zum Dienstag folgt von Benelux/Nordostfrankreich eine nächste
Welle, die mit einem Kurzwellentrog in der Höhe gekoppelt ist und der Mitte
sowie dem Süden weitere Niederschläge bei steigender Schneefallgrenze bringt.

Nach nur kurzem Zwischenhocheinfluss am Dienstag folgt bereits das nächste
okkludierende Frontensystem nach, das Deutschland bis Mittwoch rasch ostwärts
überquert. Es gehört zu einem Sturmtief, das vom Seegebiet westlich Schottlands
(Dienstag, 12 UTC) über die nördliche Nordsee hinweg bis nach Südschweden zieht
(Donnerstag, 00 UTC). Vorderseitig wird kurzfristig wieder niedertroposphärisch
mildere Atlantikluft angezapft (T850 im Süden über +5°C), bevor postfrontal
erneut erwärmte Meereskaltluft (T850 um -3°C) das Vorhersagegebiet flutet.
Begleitet wird der geschilderte Ablauf von einem lebhaften, teils stürmischen
westlichen Wind sowie wiederholten Niederschlägen, die in tiefen Lagen
überwiegend als Regen, im Bergland teils als Schnee, teils als Regen fallen.

Stichwort erweiterte Mittelfrist: Nach Passage eines weiteren Frontensystems am
Donnerstag/Freitag deutet sich über Westeuropa eine substanzielle Austrogung an,
die dem gesamten Strömungsmuster mal wieder eine meridionale Duftmarke verleihen
würde. Deutschland verbleibt auf der Vorderseite, wobei der Wetterablauf nach
wie vor zyklonal beeinflusst ist.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Nachdem der 00-UTC-Lauf des IFS vom ECMF gestern nur mit erheblicher Verzögerung
bereitgestellt werden konnte, läuft heute alles nach Plan. Dazu gehört auch eine
gute Konsistenz, die trotz kleiner Phasen- und Timingunschärfen konstatiert
werden kann. Somit bleibt es bei der Kernaussage, wonach der mittelfristige
Prognosezeitraum von sehr wechselhaftem, häufig windigem bis stürmischen Wetter
atlantischer Prägung bestimmt wird (siehe oben).
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die anderen vom Verfasser für gewöhnlich begutachteten Globalmodelle ICON, GFS,
GEM und UKMO haben auch keine grundlegend anderen Ideen als IFS. Dass es im
Detail trotzdem Unterschiede gibt, ist vor dem Hintergrund einer atlantisch
geprägten Witterung mit schnellen Abläufen wenig verwunderlich. Nimmt man sich
als Beispiel die o.e. schleifende Kaltfront zum Jahreswechsel heraus, so wird
diese jeweils etwas anders behandelt. Bei ICON erreicht die Front schon
Silvesterabend den Süden des Landes (keine Bremsmechanismen durch Schleifen oder
Wellenbildung). GFS wiederum bremst die Front an Silvester weiter im Norden aus,
lässt sie dann aber in der Nacht zum 1. Januar rascher südostwärts schwenken als
IFS.
Man könnte jetzt noch weitere Exempel statuieren, wenn aber nicht sinnvoll ist,
weil a) kein Mensch weiß, welche Lösung letztlich richtig ist und weil b) die
nächsten Läufe sowieso immer wieder leichte Abweichungen simulieren werden, bis
hoffentlich kurz vor dem Ereignis ein belastbarer Konsens erreicht ist. Wichtig
ist - und das kann man auch als FAZIT ziehen -, dass die Modelle alle auf Kurs
wechselhaft, windig und zu mild gepolt sind.

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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen verschiedener deutscher Städte (ECMF-EPS) zeigen einen recht gut
gebündelten Verlauf der Parameter T850 und Pot500, begleitet von wiederholten
Niederschlagssignalen. Sehr gut herausgearbeitet wird das Temperatur- und
Potenzialmaximum am kommenden Wochenende. Danach nimmt die Streuung zwar etwas
zu, der oszillierende Kurvenverlauf des Haupt- und Kontrolllauf von IFS (wie im
ersten Abschnitt beschrieben), wird von den Ensembles aber gut nachgezeichnet
(bei GFS-EPS ist der Kurvenverlauf in der nächsten Woche etwas weniger
strukturiert bei gleichzeitig höherer Streuung).
Die Tatsache, dass für den Zeitraum T+72...96h (Sonntag auf Montag) drei Cluster
angeboten werden, ist insofern leicht verwirrend, als dass sich für unseren Raum
keine Unterschiede abzeichnen. Um Nuancen unterscheiden sich auch nur die für
T+120...168h (Dienstag bis Donnerstag) apostrophierten zwei Cluster, die beide dem
Klimaszenario "Positive NAO" zugeordnet werden. Im erweiterten
Mittelfristzeitraum T+192...240h (Freitag bis Sonntag) erhöht sich die Anzahl der
Cluster auf vier (15, 14, 14, 8 Fälle; HL und KL in CL 3). Alle vier Cluster
zeigen den Trend in Richtung zunehmende Meridionalisierung, allerdings mit
unterschiedlicher Taktung der Phasen. So gesehen ist von einer SW-Lage über TrM
(Trog Mitteleuropa) bis hin zu einer NW-Lage eigentlich alles drin.

FAZIT: Die Ensembles bestätigen bis nächsten Donnerstag den Kurs von IFS und
seiner Modellgesellen. Danach wird es allmählich unscharf.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Wie nicht anders zu erwarten bei der bevorstehenden Wetterlage, stehen aus
warntechnischer Perspektive im Grunde zwei Parameter im Blickpunkt des
Geschehens: STURM und NIEDERSCHLAG!

STURM: Quasi für den gesamten Mittelfristzeitraum von Sonntag bis Donnerstag
werden von der Probabilistik mal mehr, mal weniger Signale für Starkwind
respektive Sturm ausgesandt. Aufgrund der geschilderten Unschärfen im genauen
Ablauf sowie der Erfahrung mit einer solchen Großwetterlage macht es an dieser
Stelle nicht allzu viel Sinn, die genaue Windentwicklung in hoher zeitlicher
Auflösung aufzudröseln. Nur so viel, laut ECMF-EPS lassen sich der Sonntag und
der Mittwoch als die Tage herauskristallisieren, an denen der Wind am stärksten
ist. Außerdem birgt die Wetterlage immer die Gefahr, dass mal ein wirksamer
Schnellläufer durchgeht, der mittelfristig noch nicht so richtig erkannt wird
(oder besser erkannt werden kann).

NIEDERSCHLAG: Ein diffiziles Kapitel, weil erstens sich die Modelle mit diesem
Parameter in der Regel schwerer tun als mit Wind/Sturm und zweitens noch der
Phasenunterschied zwischen fest und flüssig berücksichtigt werden muss.
Grundsätzlich kommt es im Mittelfristzeitraum immer wieder zu Niederschlägen,
trockene Phasen treten eher selten zutage. Die Wahrscheinlichkeit, dass es zum
Jahreswechsel in Staulagen der westlichen und zentralen Mittelgebirge ein
markantes Dauerregenereignis gibt, ist gar nicht mal so klein. Vor allem
COSMO-LEPS unterstützt die Variante von IFS mit bis zu 40% Wahrscheinlichkeit
für mehr als 30 mm/24 h, während ECMF-EPS defensiver agiert.
Ein zweites markantes Ereignis deutet sich von Mittwoch auf Donnerstag für den
Schwarzwald und das Allgäu an (ECMF-EPS bis 40%), wobei das aber noch sehr weit
weg ist und zudem die Schneefallgrenze stark schwankt.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix mit Modellmix und ECMF-EPS.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Hoffmann

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