SXEU31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST

SXEU31 DWAV 270800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 27.12.2017 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: Übergang zu TrM (Trog Mitteleuropa), aber nur kurzzeitig. Danach Übergang
zu Wz (West zyklonal)

Heute außer im Osten und Südosten etwas Regen, im Bergland etwas Schnee, in der
kommenden Nacht dort etwas mehr Schnee. In den Alpen Südföhn.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 24 UTC
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Mittwoch... ,den 27. Dezember - Weihnachten ist mittlerweile schon wieder
Geschichte - befindet sich Deutschland auf der Vorderseite eines Höhentroges
über Westeuropa, der sich im Tagesverlauf immer weiter dem Vorhersageraum
annähert und sich dabei amplifiziert. Das korrespondierende Bodentief EDILBERT
lag in der Nacht mit einem Kerndruck von etwas unter 980 hPa über Südengland,
von wo aus es heute ohne signifikante Intensitätsänderung via südwestliche
Nordsee gen Jütland zieht. Gleichzeitig füllt sich das eigentlich steuernde Tief
DIETHELM - heute Nacht immerhin mit einem Kerndruck von unter 970 hPa analysiert
und an der norwegischen Westküste gelegen - deutlich auf, während unmittelbar
vor der Spitze des o.e. Troges in diffluent konturiertem Potenzialumfeld eine
Zyklogenese über dem Golf von Genua angestoßen wird. Summa summarum befinden wir
uns heute Mittag in einer schier unendlich wirkenden Tiefdruckzone, die von der
Barentssee (dort liegt auch noch ein Tief) bis hinunter nach Tunesien/Algerien
reicht.
Dabei greift relativ gemächlich das okkludierende Frontensystem des Tiefs
EDILBERT mit seinem Niederschlagegebiet - der Westen ist davon ja bereits
erfasst - ostwärts aus, ohne aber bis zum Abend das gesamte Vorhersagegebiet zu
erfassen. Oder mit anderen Worten, in weiten Teilen Ost- und Südostdeutschlands
bleibt es nicht nur weitgehend niederschlagsfrei, sondern es zeigen sich auch
noch größere Wolkenlücken, die der Sonne zumindest für ein paar Stunden irdische
Präsenz gewähren. Vorderseitig der Front wird dabei niedertroposphärisch milde
Luft nordwärts advehiert, in der die 850-hPa-Temperatur im Osten und Süden
positive Werte bis zu 5°C annimmt. In Teilen Bayerns geht es mit
Föhnunterstützung z.T. noch etwas höher (bis zu +7°C), während postfrontal ein
Schwall erwärmter Meereskaltluft polaren Ursprungs einströmt (Temperaturrückgang
im Westen und Süden bis Donnerstagfrüh auf rund -5°C). Insgesamt pendelt sich
das Niveau der 2m-Temperatur heute Mittag und Nachmittag bei 3 bis 8°C ein.
Zurück noch mal zu den Niederschlägen, die bis zum Abend nur leichter Intensität
sind. Die Schneefallgrenze liegt tagsüber etwa zwischen 600 und 800 m, dürfte
zum Abend hin im Westen aber allmählich absinken. Viel Neuschnee steht zunächst
nicht auf der Karte, so dass man in den genannten Höhenlagen überwiegend mit
einer Glättewarnung auskommt - wenn überhaupt. Lediglich im Hochschwarzwald
können rund 5 cm Neuschnee zusammenkommen.
Thema Wind, der kommt zunächst aus Südosten bis Süden und frischt besonders im
Westen, an der Nordsee sowie allgemein in höheren Lagen etwas nachhaltiger auf.
Dabei treten Böen 7 Bft, in exponierten Kamm- und Gipfellagen 8-9 Bft auf. Ein
paar steife Böen 7 Bft sind auch in den Tälern von Erz- und Zittauer Gebirge
möglich (Light-Version des Böhmischen Windes). In den Alpen hat sich eine
Südföhnlage eingestellt, die auf exponierten Gipfeln schwere Sturmböen,
vereinzelt sogar Orkanböen bringt (10 bis 12 Bft), während die meisten Täler mit
Stärke 7 Bft, in anfälligen Hochtälern vielleicht mal 8 Bft auskommen sollten.
Am Nachmittag und Abend nimmt der Wind im Westen und an der Nordsee
vorübergehend ab, gleichzeitig bricht der Föhn in den Alpen zusammen.

In der Nacht zum Donnerstag setzt sich die KLA bzw. die Advektion polarer
Meeresluft im ganzen Land durch, so dass bis morgen früh überall negative
850-hPa-Temperaturen zu verzeichnen sind. Über Süddeutschland baut sich ein
Hochkeil auf, der als Ableger des fernen Azorenhochs gewertet werden kann. Wie
auch immer, der Wind dreht über Südwest auf westliche Richtungen und frischt im
Westen, stärker aber noch im Südwesten und Süden wieder auf. Dabei treten bis in
tiefe Lagen Böen 7 Bft, am Bodensee sowie im Alpenvorland 8 Bft auf. Im höheren
Bergland sind es je nach Exposition Böen der Stärke 8-10 Bft.
Darüber hinaus kommt insbesondere in der Mitte und im Süden zu schauerartigen,
in Staulagen teils auch andauernden Niederschlägen, wobei die Schneefallgrenze
auf rund 400 m sinkt. In kräftigen Entwicklungen kann es auch mal bis in tiefe
Lagen Schnee oder Graupel mit etwas Matsch respektive Glätte geben. Oberhalb
400-600 m fallen einige Zentimeter Neuschnee, in Staulagen des Schwarzwalds, der
Alpen und des Bayerischen Waldes sind bis zu 10 cm, vereinzelt bis zu 15 cm
möglich. In den höchsten Lagen - grob oberhalb rund 1000 m - muss mit
Schneeverwehungen gerechnet werden. Davon ist man im Norden weit entfernt, dort
entwickeln sich nur vereinzelte Schauer.
Frost bleibt aufgrund der wechselnden, vielfach starken Bewölkung im
Wesentlichen dem Bergland vorbehalten (etwa 400-500 m aufwärts), gleichwohl
sollte man dort, wo sich vielleicht mal eine stehende Wolkenlücke bildet,
zumindest Bodenfrost (incl. möglicher Glätte durch gefrierende Nässe) nicht
kategorisch ausschließen.

Donnerstag... erfasst der o.e. Höhentrog den gesamten Vorhersageraum, wobei sich
seine Achsstellung von positiv in negativ ändert (d.h. er kommt in seinem
Südteil etwas forscher ostwärts voran als im Norden). Wahrscheinlich wird der
südlich der Alpen sogar schlussendlich abtropfen. Mit dem Trog breitet sich
höhenkalte Luft über Deutschland aus, in der die 500-hPa-Temperatur bis
Tagesende auf unter -30°C, gebietsweise sogar auf unter -35°C zurückgeht.
Am Druckfeld ändert sich gegenüber der Vornacht relativ wenig. Zwischen dem nur
langsam über Norditalien Richtung Adria abziehenden Tief im Süden und dem sich
zur nördlichen Nordsee (Seegebiete Fischer und Utsira) verlagernden Tief im
Norden bleibt der markante Bodenkeil über Süddeutschland respektive den Alpen
liegen. Der anfänglich in der Mitte und im Süden auftretende, vielfach bis in
tiefe Lagen als Schnee fallende Niederschlag zieht sich im Tagesverlauf langsam
in den Südosten zurück, wobei nachfolgend aber noch einzelne Schnee-,
Schneeregen- oder Graupelschauer auftreten können. Besonders im Erzgebirge, im
Bayerischen Wald sowie an den Alpen können in der Summe noch mal um 5,
vereinzelt bis 10 cm Neuschnee fallen.
Nach Norden hin hält sich die Schauerneigung in Grenzen, allerdings können von
der Nordsee her einige Regen- oder Graupelschauer bis ins nordwestdeutsche
Binnenland hineindriften (ICON hört in seiner Niederschlagssimulation abrupt an
der Küstenlinie auf, was unrealistisch erscheint). Auch ein kurzes
Graupelgewitter ist dabei nicht ausgeschlossen.
Der anfänglich im Süden noch mäßige bis frische westliche Wind verliert dort mit
Ausnahme der Berge (dort Böen 8-9 Bft) zunehmend an Kraft, so dass für tiefe
Lagen ab dem Nachmittag keine Warnungen mehr erforderlich sind. Ansonsten muss
in exponierten Hochlagen weiterhin mit Böen 7-8 Bft (Brocken/Fichtelberg bis 9
Bft) gerechnet werden, und auch an der Nordsee legt der SW-W-Wind zu mit Spitzen
7 Bft, auf offener See bis 8 Bft.
Temperaturmäßig läuft das Ganze morgen auf Tageshöchstwerte von 2 bis 6°C, an
der Nordsee auch mal 7°C hinaus. Oberhalb etwa 600 m gibt es leichten
Dauerfrost.

In der Nacht zum Freitag schwenkt der Trog zögerlich ost-nordostwärts, ohne aber
schon ganz den Vorhersageraum hinter sich zu lassen. Zwar kommt die
eingeflossene Kaltluft etwas zur Ruhe, trotzdem entwickeln sich gerade in der
Mitte und im Süden noch einzelne Schneeschauer. Dagegen sind an der Küste
weiterhin vereinzelte kurze Gewitter möglich. Während die Frostgefahr im Norden
sehr gering ist, ist das Potenzial in der Mitte und vor allem im Süden ungleich
höher. Allerdings wird der Temperaturverlauf im Detail stark von der
Bewölkungsentwicklung abhängen. Über den Schneeflächen des süddeutschen
Berglands jedenfalls geht die Temperatur bei Aufklaren in den mäßigen,
vereinzelt sogar in den strengen Frostbereich zurück.
Zwischen dem zum Skagerrak ziehenden Tief und dem Hochkeil im Süden bleibt
besonders im Norden ein leidlicher Gradient über, der der Küste einen steifen
bis stürmischen SW-W-Wind bringt. Ansonsten beschränken sich Böen 7-8 Bft auf
einige exponierte Kamm- und Gipfellagen.

Freitag... verlagert sich der Höhentrog endgültig zum östlichen Mitteleuropa. In
der rückseitigen nordwestlichen Höhenströmung wandert ein flacher Rücken über
den Vorhersageraum südostwärts, der aber von WLA überlaufen wird. Sie kündigt
die Annäherung eines neuen Frontensystems an, dessen Okklusionsprozess schon
sehr weit fortgeschritten ist. Zur Mittagszeit liegt das zugehörige Tief
südwestlich von Island, die zugehörige Okklusion verläuft über UK bis nach
Westfrankreich. Wir befinden uns zu dieser Zeit noch in einer mäßigen
antizyklonal konturieren westlichen Grundströmung, in der der Wind insbesondere
an der Küste und in einigen Hochlagen so flott unterwegs ist, dass dort
Warnungen vor Böen 7 bis 8 Bft, auf dem Brocken bis 9 Bft fällig sind.
Ansonsten lockert die Wolkendecke vornehmlich im Süden und Osten vorübergehend
auf, trotzdem sind in der dort noch befindlichen Polarluft anfangs noch einzelne
Schnee- oder Schneeregenschauer unterwegs. Nach Westen zu zieht im Vorfeld der
sich langsam nähernden Okklusion immer mehr mehrschichtige Bewölkung ins Land,
aus der es am späten Nachmittag respektive frühen Abend zwischen Nordsee und
Saarland anfängt zu regnen oder zu schneien (teils bis in tiefe Lagen).

Am Abend und in der Nacht zum Samstag verlagert sich die Okklusion unter
merklicher Abschwächung ostwärts, wobei sich auch die zugehörigen Niederschläge
nach Osten ausbreiten. Dabei kann es bis in tiefe Lagen (nass) schneien, während
die Schneefallgrenze im Westen bis in mittlere, vielleicht sogar in höhere Lagen
steigt. Dort steht in den Frühstunden bereits das nächste Regengebiet vor der
Tür - ein Menetekel der am letzten Wochenende des Jahres bevorstehenden windigen
bis stürmischen und milden Westwetterlage.
So nimmt der auf SW bis S rückdrehende Wind schon in der Nacht zumindest
vorübergehend zu mit Böen 7 Bft, an der Nordsee 8 Bft, im Bergland je nach
Ausrichtung 8 bis 10 Bft, im Süden vereinzelt 11 Bft, bevor es dann am Samstag
und wahrscheinlich auch noch am Sonntag richtig zur Sache geht.


Modellvergleich und -einschätzung
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Zunächst simulieren die Modelle die Entwicklung weitgehend kongruent. In der
Nacht zum Samstag offenbaren sich dann aber doch einige Unterschiede, die auch
Warnrelevanz haben können. Während bei ICON die Okklusionsniederschläge quasi
das ganze Land erfassen sollen, bleibt es nach GFS und IFS (alter Lauf, der neue
liegt noch nicht vor) in weiten Teilen Norddeutschlands sowie zwischen Thüringer
Wald/Erzgebirge und Ostsee weitgehend niederschlagsfrei. Die Ursache liegt u.a.
darin begründet, dass ICON die Frontalzone bereits etwas weiter nach Osten
ausgreifen lässt, was bei uns eine zunehmende Zonalisierung zur Folge hätte. Bei
den externen Modellen hingegen ist der Nordwesteinschlag noch stärker
ausgeprägt. Darüber hinaus simuliert IFS von gestern 12 UTC einen gesamtheitlich
schwächeren Wind, lediglich im Süden würden demnach Warnschwellen überschritten.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann

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