SXDL33 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT MITTELFRIST

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 28.09.2017 um 10.30 UTC



Windig, wechselhaft und kühl, an der Küste und im Bergland stürmisch.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 05.10.2017


Zu Beginn des Mittelfristzeitraums am kommenden Sonntag, dem 01. Oktober löst
sich ein schwacher Randtrog über Ostdeutschland auf, womit die
korrespondierende, alternde Okklusionsfront der Vortage zunehmend an
Wetterwirksamkeit verliert. Ob die Restlabilität über Südostbayern noch für ein
vereinzeltes Gewitter ausreicht, erscheint aufgrund der mangelnden Dynamik mehr
als fraglich. Ein flacher, vom Azorenhoch ausgehender Keil über Ostfrankreich
zeigt allerdings ebenfalls kaum Wetterrelevanz, wird er doch von WLA überlaufen,
die die Warmfront eines kräftigen Sturmtiefs mit Zentrum südlich von Island
ankündigt. Somit verbleibt lediglich ein schmaler Streifen kompensatorischen
Absinkens in den Mittagsstunden über Deutschland, bevor zum Nachmittag von
Westen neuer Regen einsetzt. Im Vorfeld frischt der Südwind auf den
Nordseeinseln sowie in den westlichen Mittelgebirgen spürbar auf und erreicht
exponiert Sturmstäke.

Am Montag verbleibt Deutschland noch auf der warmen Seite der Polarfront über
dem rechten Jetausgang. Entsprechend induzierte Hebungsprozesse sind vor allem
in Verbindung mit Passage der bereits weitgehend okkludierten Front zu erwarten,
die im Tagesverlauf auch den Südosten Bayerns erreicht. Das dazugehörige
Sturmtief zieht langsam ostwärts und erreicht mit einem Kerndruck von etwa 980
hPa die Färöer Inseln. Inwieweit der ehemalige Hurrikan "MARIA" über der
Keltischen See noch in das Geschehen eingreift bleibt unsicher (siehe
Modellunterschiede), aber wohl ohne gravierende Auswirkungen auf unser
Wettergeschehen. In jedem Falle legt der Wind landesweit zu und erreicht an der
See und im Bergland in Böen Sturmstärke, auf exponierten Gipfeln auch
orkanartige Geschwindigkeiten über 100 km/h. Die Höchstwerte zwischen 15 und 21
Grad fühlen sich dabei noch vergleichsweise mild an.

Am Dienstag amplifiziert sich der Höhentrog über Südskandinavien und schwenkt
über den Nordosten Deutschlands mit Temperaturen um -25 Grad in 500 hPa hinweg.
Schauerartige Regenfälle, örtlich auch mit Blitz und Donner, sind insbesondere
über der Nordhälfte die Folge. Die Front - die eventuell durch das
außertropische Tief "Ex-MARIA" etwas zurückgehalten wurde - legt sich an die
Alpen und sorgt dort für länger anhaltende Regen-, oberhalb etwa 2000 Metern
Schneefälle. Rückseitig wird der Rest des Landes von subpolarer Meeresluft mit
Temperaturen unter 5 Grad in 850 hPa geflutet. Bei gut durchmischter
Grundschicht werden zwar noch 13 bis 18 Grad erreicht, die sich aber deutlich
kühler anfühlen. Dazu bleibt es verbreitet sehr windig, an den Küsten sowie im
höheren Bergland stürmisch.

Am Mittwoch und Donnerstag steigen Potential respektive Luftdruck von Südwesten
rasch an, womit sich die Niederschläge Richtung Oder und Neiße zurückziehen und
abklingen. Der Wind lässt nach, zuletzt an der Ostsee und in den östlichen
Mittelgebirgen.

In der erweiterten Mittelfrist liegt der Norden tendenziell in der Nähe der
Frontalzone, wo es aufgrund flacher Randtröge leicht unbeständig und auch recht
windig bleibt. Im Süden, insbesondere entlang von Ober- und Hochrhein bleibt es
unter Hochdruckeinfluss meist freundlich und trocken. Am Temperaturniveau ändert
sich kaum etwas.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Hinsichtlich der allgemeinen Wetterentwicklung hin zu einem
tiefdruckdominierenden und damit windigen, kühlen und wechselhaften
Witterungsabschnitt zum Wochenwechsel sind keine relevanten Unterschiede zu den
Vorläufen auszumachen. Der übrig geblieben Randtrog im Osten Deutschlands am
Sonntag wird immer marginaler simuliert, signifikante Regenfälle sollten dabei
kaum noch zustande kommen.

Deutliche Unterschiede zeigen sich zum Ende des Mittelfristzeitraums Mitte der
nächsten Woche. Aus der Wetterlage Nordwest zyklonal (NWz) ist dabei im neusten
EZ-Lauf West antizyklonal (Wa) geworden mit einem kräftigen Hoch am kommenden
Mittwoch über Süddeutschland. Damit würden die Niederschläge bereits im Laufe
des Dienstags von Südwesten nachlassen. Dabei wird keine neue Entwicklung,
sondern lediglich eine schnellere Progression der Trog-Keil-Strukturen ostwärts
vollzogen. Speziell am westlichen Alpenrand, dem Allgäu und Schwarzwald sind in
der Konsequenz länger andauernde und intensive Regenfälle eher unwahrscheinlich
geworden.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Eine große Herausforderung für die Modellwelt besteht bereits in der Kurz- ,vor
allem aber in der Mittelfrist darin, die aktuellen Hurrikane "LEE" und "MARIA"
in die Westwinddrift zu integrieren und deren weitere Entwicklung möglichst
realitätsnah darzustellen. Dabei besteht im Falle MARIA's am Montag zwar
dahingehend Einigkeit, dass sich das außertropische Tief im Bereich des
Englischen Kanals auflösen soll, hinsichtlich des zeitlichen Ablaufs sowie einer
eventuellen Wechselwirkung mit der vorlaufend durchschwenkenden Front gibt es
aber noch geringe Unschärfen, jedoch voraussichtlich ohne große Auswirkungen auf
unser Wettergeschehen.

Der zyklonale Einfluss hält nach GFS und ICON aber zumindest über Ostdeutschland
noch bis zum Donnerstag an, nach GFS am Rande eines Cut-Offs über Osteuropa
sogar im gesamten Zeitraum. GEM zeigt ähnlich wie ECMWF eine rasche
Zonalisierung mit "Nachteilen" im Norden und "Vorteilen" im Süden. Durch das
deutlich intensiver gerechnete Zentraltief über der Norwegischen See stünde
allerdings für die Küstenbewohner eine erneute Sturmlage ins Haus, was derzeit
aber eine Einzellösung darstellt.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Ein Blick auf die Rauchfahnen genügt, um die Lage ab Montag als nahezu chaotisch
zu bezeichnen. Landesweit nimmt die Streuung sowohl im Geopotential als auch in
der 850 hPa Temperatur dermaßen zu, dass eine seriöse Vorhersage ab diesem
Zeitpunkt unmöglich erscheint. Gleichwohl lässt sich konstatieren, dass Haupt-
und Kontrolllauf zumindest im Mittelfristzeitraum ein ähnliches Verhalten an den
Tag legen und auch innerhalb der Ensemblemember gut eingebettet sind. Speziell
das Temperaturminimum am Dienstag und Mittwoch wird mit Werten nahe 0 Grad in
850 hPa gut herausgearbeitet. Die Umstellung hin zu einer teils stürmischen und
kühlen Westwetterlage wird summa summarum vom EPS gestützt (im Norden mehr als
im Süden - bedingt durch die Nähe zum Sturmtief bei den Färöer), wie schnell und
wie weit ostwärts sich aber in der Folge (Wochenmitte) Hochdruckeinfluss
bemerkbar macht, ist aus jetziger Sicht vollkommen offen! Hierbei spielt die
bereits erwähnte Implementierung der Ex-Hurrikane eine entscheidende Rolle. Die
Ensembles des GFS stützen im Mittel ebenfalls den Hauptlauf. Abschließend lässt
sich noch feststellen, dass eine stabile und landesweite Hochdrucklage auch in
der erweiterten Mittelfrist eher nicht zu erwarten ist.

Und was zeigen die Cluster? Die große Streuung in den Rauchfahnen schlägt sich
auch in der Clusteranalyse nieder. So wurden 5 Cluster mit nahezu identischer
Mitgliederanzahl (7-13) identifiziert, wobei der Hauptlauf in Cluster 3, der
Kontrolllauf in Cluster 4 zu finden ist. Während die Cluster 1 und 5 meridional
geprägt sind mit einem sich aufbauenden Blocking-Regime über Westeuropa und
einem Cut-Off über Osteuropa (GFS-Variante), sind die Cluster 2-4 zonal geprägt
- beginnend mit zyklonalem Einfluss am Dienstag (Trog im Norden) hin zu
antizyklonalem Einfluss am Donnerstag (Keil von Südwesten). Von daher wird im
Großen und Ganzen der beschriebene Wetterablauf gestützt, steht aber aus
genannten Gründen auf extrem "wackligen Beinen".
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Bezüglich zu erwartender warnwürdiger Niederschlagsmengen zeigen EFI und EZ-EPS
und COSMO-LEPS nur marginale Signale. Dass von Sonntag bis Dienstag binnen 12
Stunden im Zuge kräftiger Schauerstraßen im Norden beziehungsweise im Weststau
der Mittelgebirge lokal Mengen von mehr als 25 Litern pro Quadratmetern
überschritten werden, ist zwar nicht komplett ausgeschlossen, aber
unwahrscheinlich.

Etwas anders sieht es beim Wind aus. Die Wahrscheinlichkeit für die
Überschreitung von Windgeschwindigkeiten über 65 km/h (Bft 8) im Küstenbereich
beträgt bei COSMO-LEPS und EZ-EPS unisono rund 50% (im Nordseeumfeld etwas höher
als an der Ostsee). Der EFI springt hier ebenfalls kaum an, am ehesten noch über
der freien Nordsee sowie über Skandinavien, was aber angesichts der inzwischen
schon recht "hohen" Klimatologie Anfang Oktober in Küstennähe auch nicht
verwundert. Zumindest die von der Deterministik (ICON) angebotenen schweren
Sturmböen an der Nordsee erscheinen auf Grundlage der probabilistischen
Verfahren zu hoch gegriffen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZ, EZ-EPS, Mos-Mix
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Robert Hausen

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