SXDL31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST

SXEU31 DWAV 251800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 25.09.2017 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Dienstag und Mittwoch vor allem in der Mitte und im Norden einzelne markante
Gewitter möglich.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 12 UTC
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Aktuell ... dauert die Blockadesituation über weiten Teilen Europas mit einer
umfangreichen und hochreichenden fennoskandischen Antizyklone und einem
Höhentrog, der sich von der Nordsee bis zum Ionischen Meer bzw. Griechenland
erstreckt, weiter an. Dabei befindet sich Deutschland nach wie vor im
Einflussbereich eines darin eigelagerten Höhentiefs, dessen Drehzentrum sich
allmählich von den östlichen in die mittleren Landesteile verlagert.
Im Bodenfeld steht dem kräftigen Hochdruckgebiet über Finnland bzw.
Nordwestrussland ein flaches Tiefdruckgebiet über Frankreich gegenüber, das sich
im Laufe der Nacht ein wenig auffüllt. Entsprechend fächert auch der Gradient an
der Ostsee geringfügig auf und der Ostwind schwächt sich dort etwas ab, so dass
auch in exponierten Lagen keine warnrelevanten Böen mehr auftreten sollten. Das
Tief zeigt kaum Verlagerungstendenzen, so dass die Regenfälle in dessen
Einflussbereich nicht mehr auf den Südwesten Deutschlands übergreifen.
Mit weiteren Niederschlägen ist dagegen im unmittelbaren Einflussbereich des
Höhentiefs und an dessen Nordflanke zu rechnen. Diese schwächen sich zwar
tagesgangbedingt ab, kommen aber vor allem im Mittelgebirgsraum nicht komplett
zum Erliegen. Auch an den Küsten bzw. über der offenen See kann es im Laufe der
Nacht einzelne Schauer, eventuell auch noch ein kurzes Gewitter geben.
Im Südwesten und Süden verläuft die Nacht dagegen aufgelockert bis gering
bewölkt. Dort kann sich örtlich Nebel bilden.

Dienstag ... kommt das Höhentief kaum nach Nordwesten voran und füllt sich nur
geringfügig auf. Auch das fennoskandische Hoch und das flache Tiefdruckgebiet
über Frankreich zeigen kaum Verlagerungstendenzen. Das Tief füllt sich weiter
auf und ist kaum mehr als angeschlossene Zirkulation im Bodenfeld erkennbar
(sondern eher als eine flache Tiefdruckrinne, die von Frankreich bis nach
Süddeutschland reicht), so dass wir es per Definitionem wieder eher mit einem
Kaltlufttropfen zu tun haben.
Die höhenkälteste (-20 bis -22 Grad in 500 hPa und um 5 Grad in 850 hPa) und
potenziell instabilste Luftmasse befindet sich weiterhin über dem Norden und der
Mitte des Landes, wobei dort eine ML-Cape von etwa 100 bis 300 J/kg generiert
wird bei PPW-Werten um, teils auch über 25 mm. Dort entwickeln sich im
Tagesverlauf - mit diabatischer Unterstützung und wohl etwas verbreiteter als am
Vortag, schwerpunktmäßig aber ein wenig nach Westen verschoben - erneut Schauer
und auch kurze Gewitter. Als Begleiterscheinungen muss ganz vereinzelt kleiner
Hagel bzw. Graupel und auch Starkregen (eventuell auch sechsstündig) in Betracht
gezogen werden, nicht zuletzt auch wegen der weiterhin niedrigen
Zuggeschwindigkeiten. COSMO-DE-EPS von 03 UTC zeigt die höchsten
Wahrscheinlichkeiten für mehr als 20 mm in 6 Stunden im Zeitraum 12 bis 18 UTC
über dem Sieger- und Sauerland (bis an die 40%) und auch AROME deutet in der
Region erhöhte konvektive Aktivität an. ICON-EU, ECMWF (von 00 UTC) und GFS
simulieren die höchsten Mengen ebenfalls in der "nördlichen Mitte" (etwa von
Harz und Thüringer Wald bis zum Bergischen Land, von dort aus aber auch nach
Süden, bis zur Schwäbischen Alb und zum Schwarzwald reichend) mit Mengen
zwischen 2 und 8 mm in 6 bis 12 Stunden, punktuell darüber (ICON-EU von 12 UTC
vor allem im Harz).
Im äußersten Osten/Nordosten macht sich im Tagesverlauf an der Nordostflanke des
KLT`s leichte WLA bemerkbar, so dass dort die Niederschläge zeitweise auch
skaliger Natur sind, mengenmäßig aber meist unter 5 mm in 12 Stunden liegen.
Auch in der Südhälfte ist die Luftmasse potenziell instabil geschichtet,
allerdings trockener und vor allem im Südosten aufgrund niedertroposphärischer
WLA (in Südostbayern steigen die Temperaturen bis auf 10 Grad in 850 hPa) auch
stärker gedeckelt. Schauer und kurze Gewitter sind dort vor allem im Bergland
ebenfalls zu erwarten, allerdings nicht so verbreitet wie weiter nördlich, vor
allem in Süd- und Ostbayern bleibt es auch vielerorts trocken.
An der Südflanke des Hochs ist der Druckgradient über dem äußersten Nordosten
des Landes nach wie vor recht scharf ausgeprägt, für warnrelevante Böen sollte
es aber nicht reichen.
Die Sonne dürfte sich vor allem im Südosten recht häufig zeigen, aber auch
entlang und westlich des Rheins ist mit längeren sonnigen Abschnitten zu
rechnen. Dort werden Höchstwerte bis 20 Grad erreicht, eventuell auch mal knapp
darüber, sonst meist zwischen 15 und 19 Grad.

In der Nacht zum Mittwoch verlagert der KLT sein Drehzentrum nach
Nordwestdeutschland, wo sich dann auch die höhenkälteste Luftmasse befindet.
Tagesgangbedingt klingt die Schauer- und Gewittertätigkeit, mit Ausnahme der
Nordsee, allerdings in weiten Teilen des Landes ab.
Lediglich im Nordosten und Osten simulieren die meisten vorliegenden Modelle
(vor allem ECMWF und ICON, GFS etwas weiter westlich) die Nacht über hinweg
teils konvektiv durchsetzte Niederschläge (1 bis 7 mm in 12 Stunden, GFS
weniger). Diese sind wohl der durch die dort nach wie vor wirksame schwache WLA
generierten Hebung geschuldet, zudem führt die leichte niedertroposphärische
Erwärmung zu einer zusätzlichen Labilisierung, wodurch MU-Cape generiert wird,
was dann eventuell zur Auslöse von der Grundschicht entkoppelter ("elevated")
Gewitter reichen könnte.
Im Westen und Süden bleibt es dagegen aufgelockert, teils auch gering bewölkt.
Dort kann sich - wohl auch häufiger als in der Vornacht - erneut Nebel bilden.

Mittwoch ... verlagert sich der KLT weiter nordwestwärts und wird schließlich
als Randtrog in den umfangreichen nordatlantischen Langwellentrog mit
Drehzentrum an der Südspitze Grönlands eingegliedert.
Im Bodenfeld füllt sich die vorher schon kaum mehr auszumachende Tiefdruckrinne
über Süddeutschland weiter auf, so dass sich quasi überall eine südöstliche
Bodenströmung einstellt. Diese ist im Nordosten am Südrand des unverändert
kräftigen Fennoskandienhochs nach wie vor relativ kräftig ausgeprägt, so dass
dort lebhafter Ost- bis Südostwind weht. Für warnrelevante Böen reicht es aber
auch an der Ostsee nicht.
Die höhenkälteste Luftmasse (- 20 Grad in 500 hPa, +7 in 850 hPa) verlagert sich
allmählich Richtung Nordwestdeutschland und Nordsee. Dennoch bleibt die
Luftmasse vor allem im gesamten Norden und Osten potenziell instabil
geschichtet. Mit unterschiedlicher räumlicher Verteilung wird eine ML-Cape von
etwa 200 bis 500 J/kg simuliert, regional auch darüber (ICON-EU in der Lausitz,
GFS im Nordwesten). Zudem wird vorderseitig des Höhentiefs bzw. Randtroges
aufgrund von WLA Hebung generiert, nach Lesart des ICON-EU von
Schleswig-Holstein bzw. der Deutschen Bucht bis nach Westsachsen/Thüringen. Vor
allem dort ist dann wohl auch der Schwerpunkt der Gewittertätigkeit zu finden,
die im Tagesverlauf im Norden und Osten wieder einsetzt. Bei ähnlichen
PPW-Werten wie am Vortag muss erneut lokal eng begrenzt mit Starkregen und
kleinkörnigem Hagel als Begleiterscheinungen ausgegangen werden. Hochreichende
Scherung bis knapp über 15 m/s lassen vereinzelt auch organisierte Strukturen
erwarten, wobei dann Böen Bft 7 bis 8 ebenfalls nicht ausgeschlossen sind.
Im Westen und Süden stellen sich auf der Rückseite des Randtroges hingegen
stabilere Verhältnisse ein. Einzelne Schauer und Gewitter sind auch dort -
bevorzugt orographisch getriggert - nicht ausgeschlossen, stellen allerdings
eher die Ausnahme dar. Der äußerste Nordosten/Osten (Ostsachsen bis
Ostvorpommern) befindet sich bereits im Einflussbereich stabiler geschichteter
und vor allem trockenerer kontinentaler Luftmassen. Dort bleibt es weitgehend
trocken.
So zeigt sich die Sonne im Westen und Süden, aber auch Richtung Oder und Neiße
am häufigsten. Die Temperaturen steigen bei 850 hPa- Temperaturen zwischen 7
Grad an der Nordsee und 10 Grad an den Alpen bzw. an der polnischen Grenze auf
etwa 15 bis 20 Grad, mit Sonne auch bis 22 Grad.

In der Nacht zum Donnerstag kommt der Randtrog aufgrund der Blockadewirkung der
nach wie vor umfangreichen und quasistationären fennoskandischen Antizyklone
kaum nach Nordosten voran und weitet sich etwas nach Südosten aus.
Donnerstagfrüh erstreckt er sich von der Deutschen Bucht bis ins Vogtland.
Unmittelbar vorderseitig wird nach wie vor schwache Hebung generiert, so dass es
auch die Nacht über hinweg vor allem zwischen Weser, Werra und Elbe
schauerartige Niederschläge gibt, vereinzelt auch noch eingelagerte Gewitter.
Dort simulieren ICON-EU von 12 UTC und ECMWF von 00 UTC mit sehr ähnlicher
räumlicher Verteilung Mengen zwischen 1 und 10 mm in 12 Stunden, punktuell mehr.

Im Westen und Süden verläuft die Nacht dagegen trogrückseitig ruhig, letzte
Schauer lösen sich rasch auf und teilweise ist es gering bewölkt. Dabei kann
sich aber häufiger wieder Nebel bilden. Auch östlich der Elbe bleibt es
überwiegend trocken und teils gering bewölkt.

Donnerstag ... bleibt das Vorhersagegebiet im Einflussbereich des Randtroges,
dessen Achse am Abend etwa entlang bzw. knapp östlich der Elbe verläuft und der
dann durch einen von Nordwesten hereinlaufenden Randtrog regeneriert wird.
Im Bodenfeld greift zum Abend hin das okkludierte Frontensystem eines Tiefs bei
Island auf den Westen und Südwesten Deutschlands über, schwächt sich aber bei
seiner weiteren Ostverlagerung aufgrund der Blockadewirkung des
Fennoskandienhochs deutlich ab. Etwas Hebungsantrieb aufgrund von PVA ist aber
trotzdem auszumachen, zudem ist die Luftmasse nahezu im gesamten
Vorhersagegebiet - außer im Nordosten - potenziell instabil geschichtet. Dabei
werden meist 100 bis 400 J/kg ML-Cape simuliert bei PPW-Werten um oder gar knapp
über 25 mm.
Somit sind zwei Schwerpunkte der Schauer- und Gewittertätigkeit auszumachen:
Einerseits im Bereich bzw. im unmittelbaren Vorfeld der Trogachse des sich
abschwächenden Randtroges in etwa von Schleswig-Holstein bis nach
Sachsen-Anhalt, wobei hier die konvektive Aktivität im Tagesverlauf nachlassen
sollte. Vor allem GFS hat dort kaum mehr Niederschläge auf der Karte.
Andererseits aber auf der Vorderseite des hereinlaufenden Randtroges im Westen
und Südwesten des Landes. Dort kommt ja auch der oben genannte
synoptisch-skalige Hebungsantrieb ins Spiel und wird zudem noch unterstützt
durch frontale Hebung im Vorfeld der Okklusion. In etwa vom Emsland bis in den
Südwesten Bayerns und westlich davon gibt es im Tagesverlauf Schauer und auch
kurze Gewitter, lokal eng begrenzt mit Starkregen und eventuell auch
kleinkörnigem Hagel bzw. Graupel. In der Fläche simulieren die vorliegenden
Modelle allerdings meist weniger als 5 mm in 12 Stunden.
Die Sonne zeigt sich am ehesten im Nordosten des Landes, aber auch in den
übrigen Regionen lässt sie sich zwischendurch immer mal wieder blicken, am
seltensten wohl in den Mittelgebirgen entlang und westlich des Rheins. Die
Höchstwerte liegen, je nach Sonnenschein, nahezu unverändert zwischen 15 und 21
Grad.


Modellvergleich und -einschätzung
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Alle vorliegenden Modelle zeigen eine ähnliche Wetterentwicklung. Die
Unterschiede bzgl. der räumlichen Verteilung der Niederschläge sind im Großen
und Ganzen nicht prognose- bzw. warnrelevant.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff

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