SXDL31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST

SXEU31 DWAV 271800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 27.09.2017 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Vor allem im Norden und in der Mitte auch am Donnerstag einzelne markante
Gewitter.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 12 UTC
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Aktuell ... gliedert sich der Kaltlufttropfen mit Drehzentrum über der Deutschen
Bucht (in 300 hPa) als Randtrog, der von der Nordsee südostwärts bis nach
Ostbayern reicht, in den umfangreichen nordatlantischen Höhentrogkomplex ein. Im
Laufe der Nacht kommt er aufgrund der Blockadewirkung der nach wie vor
umfangreichen und hochreichenden Antizyklone über dem fennoskandischen Raum mit
Drehzentrum über Finnland aber nur wenig nach Nordosten bzw. Norden voran. Von
Westen her läuft ein - gestützt durch WLA - anfangs noch markanter, aber
schmaler Höhenrücken in den Randtrog, wodurch beide Systeme an Kontur verlieren.
Morgens befindet sich der nur noch sehr flach ausgeprägte Rücken über
Westdeutschland, gefolgt von einem weiteren Kurzwellentrog, der dann den
Ärmelkanal erreicht.
Im Bodenfeld stellt sich die Lage weitaus weniger komplex dar. Das
Vorhersagegebiet bleibt am Südwestrand des kräftigen Hochdruckgebietes mit
Schwerpunkten über Finnland und Nordwestrussland, wobei die südöstliche
Grundströmung im Nordosten etwas kräftiger ausgeprägt ist als im übrigen Land.
Eventuell reicht es auf Kap Arkona und - mit orographischer Unterstützung
(Böhmischer Wind) - in einigen Erzgebirgstälern für eine Bft 7, ansonsten sollte
der Wind aber nicht warnrelevant sein.
Von Westen her nähert sich das Frontensystem eines Tiefs bei Island, im Vorfeld
ziehen bereits im Laufe der Nacht dichtere hohe und eventuell mittelhohe
Wolkenfelder in die westlichen und nordwestlichen Landesteile.
Hebung, in erster Linie aufgrund von WLA, wird auch knapp vorderseitig des
Randtroges über dem Osten und Norden des Landes simuliert. Betroffen davon ist
vor allem die Region von Schleswig-Holstein über den Hamburger Raum und das
nordöstliche Niedersachsen bzw. Westmecklenburg bis nach Sachsen-Anhalt und dem
Vogtland.
Während sonst die Schauer- und Gewittertätigkeit (vor allem im Norden und in der
Mitte des Landes ist die Luftmasse nach wie vor leicht instabil geschichtet mit
Temperaturen um -20 Grad in 500 hPa und etwa 7 Grad in 850 hPa) bereits in der
ersten nachthälfte zum Erliegen kommen sollte, kann es in der oben genannten
Region auch bis in die zweite Nachthälfte zu schauerartigen Regenfällen kommen,
vereinzelt noch begleitet von kurzen Gewittern. COSMO-DE von 12 UTC simuliert
knapp östlich von Hamburg kleinräumig sogar Mengen bis über 35 mm in 6 bis 12
Stunden, COSMO-DE-EPS hat in Ostholstein und Westmecklenburg aber nur leicht
erhöhte Wahrscheinlichkeiten (bis knapp über 10 %) für Starkregen (sechsstündig)
auf der Karte und auch die deterministischen Modelle bleiben meist unter der 10
mm- Marke in 12 Stunden.
Während im Westen die aufziehenden Wolken und ganz im Osten bzw. Nordosten der
teils lebhafte Südostwind Nebelbildung unterdrücken, bleibt es im Süden bis in
die mittleren Landesteile teils gering bewölkt. Dort kann sich wieder
gebietsweise dichter Nebel bilden.

Donnerstag ... läuft von Westen her der flache Kurzwellentrog in den Randtrog,
wodurch sich dieser ein wenig regenerieren kann und sich mit seinem Drehzentrum
abends vor der dänischen Ostseeküste befindet. Der Kurzwellentrog selbst tropft
abends zumindest nach ICON-EU als nur sehr flach ausgeprägter und wenig
wetterwirksamer Kaltlufttropfen über dem südöstlichen Niedersachsen ab.
Rückseitig wölbt sich ein Keil über Frankreich und dem Ärmelkanal hinweg bis zur
südwestlichen Nordsee auf, während die umfangreiche Antizyklone über Finnland
quasistationär bleibt und sich nur ein wenig abschwächt.
Hebungsantriebe synoptisch-skaliger Art sind vor allem in der ersten Tageshälfte
noch vorderseitig des sich annähernden Kurzwellentroges auszumachen und
resultieren in erster Linie aus WLA, allerdings vorübergehend durch PVA
unterstützt.
Im Bodenfeld greift das teilokkludierte Frontensystem nachmittags und abends auf
den äußersten Westen Deutschlands über. Im Vorfeld setzen im Vormittagsverlauf
im Westen schauerartige Regenfälle ein, die sich allmählich auch auf die
mittleren Landesteile ausweiten und dann zunehmend konvektiv durchsetzt sind.
Differenzen ergeben sich dabei zum ECMWF-Lauf von 00 UTC (der aktuelle liegt
noch nicht vor), der den Randtrog bzw. den hineinlaufenden Kurzwellentrog etwas
weiter westlich simuliert und entsprechend auch die Niederschläge von Westen her
deutlich später auf das Vorhersagegebiet übergreifen lässt, auch GFS simuliert
im Westen geringere RR-Mengen als ICON-EU.
Nach wie vor befindet sich über weiten Teilen des Vorhersagegebietes eine
potenziell instabile Luftmasse mit -17 bis -20 Grad in 500 hPa vor allem über
der Nord- und Osthälfte bis in die mittleren Landesteile reichend und etwa 7 bis
10 Grad in 850 hPa. In den Nordosten und äußersten Osten gelangt an der
Südwestflanke des kräftigen Hochs von Südosten her trockene Festlandsluft, auch
in den äußersten Westen und Nordwesten gelangen bereits stabiler geschichtete
Luftmassen. Ansonsten sollte - Einstrahlung vorausgesetzt, was natürlich
wiederum abhängig von den Bewölkungsverhältnissen und der Nebelauflösung ist -
etwa 100 bis 300 J/kg ML-Cape generiert werden bei PPW-Werten von etwa 25 mm.
Somit entwickeln sich sowohl im Einflussbereich des Randtroges über
Schleswig-Holstein den Hamburger Raum bis nach Westmecklenburg und
Sachsen-Anhalt als auch in den mittleren Landesteilen erneut Schauer und
Gewitter, wobei das Starkregenrisiko vielleicht nicht mehr als ganz so hoch
einzustufen ist wie am Vortag, da die Labilität etwas geringer ausfällt und die
Zellen eine gewisse Zuggeschwindigkeit aufweisen sollten.
Auch im Süden ist die Luftmasse leicht labil geschichtet, dorthin gelangt aber
bodennah von Südosten her etwas trockenere Luft, zudem ist kaum Hebungsantrieb
auszumachen, so dass sich dort die konvektive Aktivität - soweit überhaupt
vorhanden - wohl auch die Mittelgebirge bzw. auf den Alpenrand beschränkt.
Anzusprechen bleibt noch der Wind, der vor allem im Nordosten nach wie vor
teilweise lebhaft aus Südost weht. Warnrelevante Böen sind aber weiterhin kaum
zu erwarten, am ehesten vielleicht noch auf Rügen und in einigen
Mittelgebirgskammlagen.
Vor allem in die Südhälfte gelangt ein Schwall recht warmer Luft mit knapp über
10 Grad in 850 hPa. Dort scheint zudem noch am häufigsten die Sonne und die
Temperaturen können gebietsweise auf knapp 25 Grad steigen (MOSMIX im südlichen
Oberrheingraben). Ansonsten werden ebenfalls recht milde bis warme 16 bis 22
Grad erreicht, abhängig vom Sonnenschein.

In der Nacht zum Freitag tropft auch der Randtrog über Jütland wieder ab, wobei
sich an dessen Süd- und Ostflanke aufgrund von WLA die Hebungsprozesse wieder
ein wenig verstärken. Der Kaltlufttropfen über der Mitte Deutschlands zieht nach
Sachsen, weist aber, abgesehen von einigen, vom ICON-EU simulierten Schauern,
kaum Wetterwirksamkeit auf. Rückseitig schwenkt ein flacher Höhenrücken nach
Benelux.
Im Bodenfeld kommt die Okklusion über Norddeutschland noch ein wenig nach Osten
voran, löst sich aber mehr und mehr auf. Im Druckfeld ist über dem Norddeutschen
Tiefland eine flache Tiefdruckrinne erkennbar, die aus den Hebungsprozessen am
Südrand des Randtroges resultieren. Vor allem an deren Nordflanke gibt es auch
die Nacht über hinweg gebietsweise schauerartige Niederschläge, anfangs können
auch noch kurze Gewitter dabei sein. ICON_EU simuliert im 12 UTC-Lauf vom
östlichen Niedersachsen und dem nördlichen Sachsen-Anhalt über Westmecklenburg
bis nach Schleswig-Holstein allerdings nur noch Mengen bis über 5 mm (im Vorlauf
noch bis über 20 mm), GFS hat die Mengen gegenüber dem Vorlauf ebenfalls
deutlich zurückgenommen und simuliert sie zudem noch etwas weiter östlich, in
Vorpommern.
Eine abweichende Entwicklung zeigt das ECMWF (von 00 UTC), das grade in der
Region keine Niederschläge simuliert, dafür aber im Südwesten des Landes (bis 5
mm in 12 Stunden), die bereits aus WLA vorderseitig eines weiteren
Frontensystems resultieren, welches nach GFS und ICON-EU erst später auf den
Vorhersagebereich übergreifen soll.
Im übrigen Land klingen, soweit überhaupt vorhanden gewesen, die Schauer und
anfangs auch Gewitter im Laufe der Nacht ab und vor allem im Süden und Südosten
ist es teilweise auch klar, so dass sich bevorzugt dort (bei längeren
Auflockerungen natürlich auch in anderen Regionen) wieder dichter Nebel bilden
kann.

Freitag ... wird der abgetropfte Randtrog über Jütland wieder in den
umfangreichen Langwellentrogkomplex über dem Nordost- bzw. Ostatlantik wieder
eingegliedert, kommt aber gegen das blockierende Höhenhoch über Finnland nur
wenig nach Norden voran. Der Höhenrücken über Benelux greift auf den Westen
Deutschlands über, wird aber bereits wieder von WLA vorderseitig des
ostatlantischen Langwellentroges überlaufen und flacht vor allem in seinem
Nordteil zusehends ab.
Während also im Westen mit der WLA Stabilisierung einsetzt und in den Osten bzw.
Nordosten weiterhin trockene Festlandsluft advehiert wird, bleibt die Luftmasse
in den Regionen dazwischen, also in etwa in einem breiten Streifen von den
Regionen zwischen Weser und Elbe südostwärts bis nach Bayern reichend
einigermaßen instabil geschichtet. ICON-EU simuliert erneut etwa bis zu 300 J/kg
ML-Cape, in Bayern regional gar bis an die 500 J/kg, deren Generierung aber
fraglich ist, zumal sich der Nebel teilweise nur zögernd auflöst. Zudem
dominiert dort vorderseitig des Rückens Absinken.
Somit ist generell fraglich, ob es zur Auslöse reicht. Während ICON-EU
diesbezüglich recht zurückhaltend agiert, simuliert GFS zumindest entlang der
Elbe etwas verbreiteter Schauer und Gewitter in der genannten Region. Als
Begleiterscheinungen kommen bei PPW-Werten um 25 mm nach wie vor vereinzelt
Starkregen und vielleicht Graupel bzw. kleinkörniger Hagel in Frage.
Auf die Westhälfte greift im Laufe des Abends die Warmfront eines recht
kräftigen Tiefs südlich von Island über, im Vorfeld setzt am Nachmittag leichter
Regen ein mit Mengen bis 5 mm bis 18 UTC.
Die Sonne zeigt sich am häufigsten wohl im Süden und Osten, wobei am Oberrhein
regional erneut eventuell noch einmal ein Sommertag ins Haus steht. Auch sonst
bleibt es mit Höchstwerten zwischen 17 und 23 Grad mild bis warm.

In der Nacht zum Samstag schwenkt der Höhenrücken rasch nach Südostdeutschland
und vor allem der Westen und Norden gelangen auf die Vorderseite des
umfangreichen ostatlantischen Höhentroges, der mit seiner Achse mittlerweile die
Britischen Inseln erreicht hat.
Vorderseitig wird vor allem aufgrund von WLA - unterstützt durch PVA - Hebung
generiert, die zunehmend auch die Nordwesthälfte des Vorhersagegebietes
beeinflusst.
Im Bodenfeld kommt die Warmfront des kräftigen Tiefs südlich von Island über
Norddeutschland recht flott nordostwärts voran, zumal sich auch die
hochreichende nordeuropäische Antizyklone allmählich etwas abschwächt und ein
wenig nach Norden zurückzieht. Die Kaltfront erreicht morgens den äußersten
Nordwesten des Landes.
Somit weiten sich die Regenfälle im Westen im Laufe der Nacht auch auf die
nördlichen und mittleren Landesteile aus. Im äußersten Westen und im
Nordseeumfeld werden gebietsweise mehr als 10 mm in 12 Stunden simuliert, wobei
sich GFS und ICON-EU nur wenig unterschieden, ECMWF die Niederschläge dagegen
bereits bis in die Osthälfte vorankommen lässt.
Im Süden und Osten (nach ECMWF nur im Süden) bleibt es dagegen - nachdem sich
die letzten eventuellen Schauer am Abend aufgelöst haben - trocken und teilweise
aufgelockert bis gering bewölkt, so dass sich örtlich Nebel bilden kann.

Samstag ... greift der Langwellentrog mit seiner Achse auf die Nordsee über, so
dass sich im ganzen Land eine südwestliche Höhenströmung einstellt.
Darin strömungsparallel eingebettet kommt die Kaltfront nur langsam ostwärts
voran und neigt zur Wellenbildung, zumal das fennoskandische Hoch weiterhin noch
blockierend wirkt. Gegen Abend erreicht sie im aktuellen ICON-EU-Lauf - im
GFS-Lauf ähnlich - in etwa eine Linie Mecklenburg - Pfalz.
In ihrem Einflussbereich gibt es nach wie vor schauerartige Regenfälle, wobei
von Modell(lauf) zu Modell(lauf) mit regional unterschiedlicher Verteilung
Mengen zwischen wenigen mm und 15 mm in 12 Stunden simuliert werden, kleinräumig
vor allem in Staulagen der westlichen Mittelgebirge auch bis 20 mm.
Im Vorfeld der Front gelangt in die Südosthälfte nochmals eine potenziell
instabile Luftmasse, so dass auch einzelne Gewitter (bei PPW-Werten um 25 mm
durchaus auch mit Starkregen und kleinkörnigem Hagel) möglich sind, das Gleiche
gilt für die Kaltfrontpassage, wobei dann auch starke bis stürmische Böen
auftreten können.
Im äußers5ten Westen und Nordwesten setzt zumindest nach Lesart des aktuellen
ICON-EU am Nachmittag und Abend bereits wieder Wetterberuhigung ein und die
Regenfälle klingen ab.
Vor allem von Baden-Württemberg bis zur Lausitz kann sich - nach teils zögernder
Nebelauflösung - noch einmal die Sonne durchsetzen und bei Werten bis 12 Grad in
850 hPa ist lokal noch einmal ein Sommertag möglich. Ansonsten liegen die
Höchstwerte zwischen 15 und 20 Grad, bei Dauerregen darunter.



Modellvergleich und -einschätzung
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Die großräumige Wetterentwicklung wird von allen Modellen im Kurzfristzeitraum
ähnlich simuliert. Unterschiede ergeben sich bzgl. der räumlichen Verteilung der
konvektiven Niederschläge.
Die Unterschiede zwischen ECMWF und ICON-EU bzw. GFS, die Nacht zum Freitag und
Samstag betreffend wurden bereits im Text erläutert. GFS und ICON rudern, was
die RR-Mengen in der Nacht zum Freitag betrifft jedenfalls im aktuellen Lauf
zurück. In der Nacht zum Samstag bzw. am Samstag lässt ECMWF im 00 UTC-Lauf das
Frontensystem über Norddeutschland rascher ostwärts vorankommen als GFS und
ICON.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff

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