SXDL31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST

SXEU31 DWAV 301800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 30.09.2017 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
In der Nacht zum Sonntag vor allem anfangs noch Gewitter und Starkregen. Am
Sonntag vorübergehend Wetterberuhigung, ab der Nacht zum Montag zunehmend
windig.
Synoptische Entwicklung bis Dienstag 12 UTC
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Aktuell ... zeigt sich ausgehend von einem Langwellentrog über dem
Nordostatlantik ein scharfer Randtrog, der sich mit seiner Achse von Island über
Schottland bis zum Ausgang des Ärmelkanals und nach Nordostfrankreich hinein
erstreckt. Korrespondierend dazu existiert am Boden ein Tief über Island, dessen
Ausläufer sich über dem Nordmeer bis nach Mitteleuropa und Südwesteuropa
erstrecken. Allerdings werden diese Ausläufer auf ihrem Weg nach Osten durch die
starke Blockierung des kräftigen Hochs über Teilen Skandinaviens und Russlands,
das durch einen breiten Höhenrücken gestützt wird, abgebremst. Einerseits
bewirkt Absinken dabei auch Frontolyse, andererseits kann der Höhentrog keinen
weiteren Impuls für die Fronten liefern, da das breite Hoch in der Höhe
ebenfalls stark dagegen hält. Damit wird dem Höhentrog quasi die Luft
abgeschnürt, wodurch er sich abschwächt, nach Norden ausweichen muss und seine
Wellenlänge verkürzt. Die bis auf die Mitte ausgegriffenen Niederschläge
schwächen sich folglich im Laufe der Nacht ab, im frontalen Bereich bzw. im
Vorfeld östlich und südöstlich davon können insbesondere in der ersten
Nachthälfte in potenziell instabiler Luft aber noch kräftige Schauer mit
Starkregen über 15 mm in kurzer Zeit auftreten, eventuell kommt auch 6-stündiger
Starkregen über 20 mm mit dem nachfolgenden Frontdurchgang in Betracht. In einem
Streifen in der Mitte und später noch im Südosten Bayerns zeigt COSMO-LEPS 20
bis 50 % Wahrscheinlichkeit für mehr als 20 mm Regen in 6 Stunden. Die
Gewitterneigung nimmt aufgrund des fehlenden Tagesgangs jedoch mehr und mehr ab
und die CAPE-Werte sinken nachts gegen 0. Ganz im Osten, etwa zwischen
Vorpommern und dem Erzgebirge, bleibt es noch trocken. Ebenso lassen die
Niederschläge im Westen wieder nach, sodass es zwischen Deutscher Bucht und
Hessen sowie bis nach Rheinland-Pfalz bzw. dem Saarland und Baden-Württemberg
spätestens in der zweiten Nachthälfte trocken bleibt. Dort kann es bei
Auflockerungen dann gebietsweise Nebel geben. Darüber hinaus schwächt sich der
tagsüber etwas aufgefrischte Wind wieder weitgehend ab. Hinter der Front sickert
ein wenig kühlere Meeresluft ein, während davor noch mildere Luft wirksam ist.
So sinkt die Temperatur nach Osten hin nur auf 13 bis 7 Grad, sonst auf 11 bis 4
Grad.
Sonntag ... schwenkt der Randtrog über die Nordsee nach Norden ab, wobei er
weiter an Struktur verliert. Gleichzeitig macht sich vom Atlantik ein weiterer
Randtrog in Richtung Europa auf dem Weg. Abends erreicht er das Seegebiet
nordwestlich von Schottland. Im Gepäck hat er ein Bodentief mit einem minimalen
Kerndruck von etwa 975 hPa am Mittag. Das Entwicklungspotenzial des Tiefs ist
aufgrund einer achsensenkrechten Lage aber bereits ausgereizt. Die Ausläufer
erreichen am Tage außerdem noch nicht Deutschland. Dafür liegt über dem Osten
das alternde Frontensystem der Nacht. Im Zuge dessen werden über dem Osten
dichte Wolken und noch schwache Niederschläge (1 bis 5 mm) simuliert, Gewitter
stehen jedoch nicht mehr auf dem Plan, zumal auch kein CAPE produziert wird.
Hauptgrund dürfte die starke Bewölkung sein, die den Tagesgang deutlich dämpft.
Richtung Oder bleibt es voraussichtlich trocken. In den anderen Regionen
Deutschlands nach Westen hin bewirkt der schwache Zwischenhocheinfluss nach
Auflösung morgendlicher Nebelfelder einen Sonne-Wolken-Mix, bevor zum Abend hin
im Westen mehrschichtige Bewölkung des neuen Tiefs aufzieht. Beim Wind ist unter
dem Zwischenhocheinfluss nicht viel zu erwarten, zum Abend hin können an der
Nordsee aber erste starke Böen Bft 7 aus Süd aufkommen. Die Temperatur liegt mit
12 bis 17 Grad im Regen und 15 bis 20 Grad sonst nicht mehr ganz so hoch wie an
den Vortagen.

In der Nacht zum Montag verlagert sich der neue Höhentrog/Höhentief ins
Seegebiet nordöstlich von Schottland. Das Bodentief bleibt sogar leicht westlich
davon zurück und liegt dann nördlich von Schottland. Die Ausläufer des Tiefs
kommen bis auf eine Linie Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Hessen und
Rheinland-Pfalz voran und bringen zeitweiligen Regen. Nach derzeitigem Stand
werden dabei keine warnwürdigen Mengen erreicht und keine Gewitter erwartet. Mit
zunehmendem Gradienten frischt jedoch der Wind auf. So treten an der See und in
höheren Lagen starke Bft 7, exponiert stürmische Böen Bft 8 aus Süd bis Südwest
auf. Auf dem Brocken sind auch schwere Sturmböen Bft 10 wahrscheinlich. Nach
Südosten hin ist die Windentwicklung noch stark gedämpft, sodass sich bei
einzelnen Auflockerungen Nebel bilden kann. Die Temperatur geht unter den Wolken
nur auf 14 bis 10 Grad zurück, sonst auf 10 bis 4 Grad.
Montag ... verändert das Höhentief seine Lage kaum. Das zugehörige Bodentief
verlagert sich nur unwesentlich nach Osten hin. Die Ausläufer des Tiefs
überqueren im Tagesverlauf Deutschland und erreichen den Osten und Südosten
Deutschlands. Entsprechend weitet sich der Regen bis zum Abend bis zur Oder und
bis zu den Alpen hin aus, während er von Westen her bald schon wieder nachlässt.
In der postfrontal einströmenden feuchtkühlen Meeresluft können aber nachfolgend
insbesondere an der Nordsee Schauer aufkommen. Das Gewitterrisiko bleibt jedoch
eher gering. Zudem sind warnrelevante Mengen weder an der Front (bis maximal
etwa 10 mm, nach ICON6 punktuell bis 20 mm/12 Stunden) noch postfrontal (1 bis 5
mm) zu sehen. Warnrelevanz dürfte hingegen der Wind erlangen, da durch das Tief
über der Nordsee der Gradient noch etwas zunimmt. So treten im Norden und teils
bis in der Mitte gebietsweise starke Böen Bft 7, an der See und im Bergland
stürmische Böen bis Sturmböen Bft 8 bis 9 und auf exponierten Gipfeln schwere
Sturmböen Bft 10 oder mit geringer Wahrscheinlichkeit vor allem auf dem Brocken
sogar orkanartige Böen Bft 11 aus Südwest auf. In der eingeflossenen frischeren
Meeresluft sind Höchstwerte von 13 bis 20 Grad zu erwarten.

In der Nacht zum Dienstag weiter sich das Höhentief ein wenig nach Skandinavien
und bis nach Mitteleuropa aus. Das darunter liegende Bodentief liegt dann knapp
vor Norwegen. Die Ausläufer des Tiefdrucksystems kommen im Süden ins Schleifen
und neigen zur Wellenbildung. Die in den vorherigen Modellläufen gezeigte
Unterstützung durch den ehemaligen Hurrikan "Maria", jetzt "Ex-Maria", wurde mit
dem neusten Lauf vom ICON mehr oder weniger zurückgenommen, soll "Ex-Maria" doch
über der Bretagne sein Ende finden und sich auffüllen. Gleichwohl neigen andere
Modelle noch zu anderen Lösungen und involvieren "Ex-Maria" mitsamt starker
Feuchtigkeit in die Wellenbildung. Folgerichtig simulieren die Modelle die
Niederschlagsmengen mit unterschiedlicher räumlicher Exposition und Quantität.
So legt ICON6-NEST den Fokus auf Alpenrand mit Mengen bis etwa 25 mm/12 Stunden,
im Allgäu auch um 40 mm. EZMW und GFS sehen den stärksten Regen vom Saarland bis
nach Bayern und südlich der Mainlinie mit Mengen bis 30 oder 40 mm. Eine
mindestens markante 12-stündige Dauerregenwarnung scheint damit allemal
anzustehen, zumal auch COSMO-LEPS und EZMW-EPS Hinweise (Wahrscheinlichkeiten
bis 40 %) vor allem am Alpenrand für mehr als 25 mm liefern. Nördlich des
Regengebietes bleibt es dagegen teilweise trocken, insbesondere im Küstenumfeld
ziehen aber weitere Schauer durch (Regenmengen 2 bis 5 mm). Der Gradient bleibt
in der Nacht zwar weitgehend erhalten, bei fehlendem Tagesgang schwächt der Wind
sich dennoch ab. So sind in höheren Lagen und an der See starke bis stürmische
Böen Bft 7 bis 8, auf exponierten Gipfeln auch noch Sturmböen Bft 9 aus West bis
Südwest dabei. Die Luft kühlt sich unter den meist dichten Wolken nur auf 13 bis
7 Grad ab.
Dienstag ... amplifiziert der Höhentrog unter langsamer progressiver
Ostverlagerung weiter, sodass sein Einflussbereich bis nach Tschechien, Polen
und dem Baltikum reicht. Das Bodentief liegt mit Zentrum abends etwa über
Jütland, somit bleibt die nordwestliche Strömung mit recht starkem Gradienten
über Deutschland weiter vorhanden. Im Süden dauern die Niederschläge noch an,
die nun vor allem staubedingt getriggert werden. Im Tagesverlauf ziehen die
Ausläufer aber bald nach Südosten ab und die Niederschläge sich immer mehr zum
Alpenrand zurück. Dennoch werden nach ICON6 in 12 Stunden noch einmal 10 bis 20
mm vom Allgäu bis zum Berchtesgadener Land prognostiziert, sodass dort eher
sogar das 24-stündige Dauerregenkriterium, möglicherweise bis in den
Unwetterbereich, in Frage kommt. Auch EZMW liefert südlich der Donau 10 bis 20
mm. Weiter nördlich hingegen ziehen nur einzelne Schauer durch, im Küstenumfeld
treten sie zum Teil vermehrt auf. Dort sind auch Gewitter möglich. Im Binnenland
bleibt es gebietsweise länger trocken. Die Mengen liegen bei den Schauern und
Gewittern meist zwischen 3 und 10 mm. Wie bereits erwähnt muss bei weiterhin
kräftigem Gradienten erneut mit starken Böen Bft 7 vorzugsweise in der
Nordhälfte gerechnet werden. An der See und auf den Bergen kommt es exponiert zu
stürmischen Böen Bft 8 oder mit geringer Wahrscheinlichkeit sogar zu Sturmböen
Bft 9 aus West bis Nordwest. Die Temperatur erreicht für die Jahreszeit übliche
Werte zwischen 12 bis 18 Grad.


Modellvergleich und -einschätzung
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Bis zum Montag sind sich die Modelle recht einig. Ab der Nacht zum Dienstag
offenbaren sich bezüglich des Wellentiefs über Süddeutschland und der möglichen
Inklusion von "Ex-Maria" jedoch größere Differenzen insbesondere beim
Niederschlag. Die Unterschiede wurden im Text aber schon diskutiert.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Simon Trippler

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