SXDL33 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT MITTELFRIST

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 30.12.2015 um 10.30 UTC



Nordosten zunehmend Dauerfrost, Südwesten weiterhin mild. Von
Nordwestdeutschland bis zu den Bayerischen Alpen wiederholt Niederschläge, nach
Osten zu als Schnee, Schneeregen oder gefrierender Regen. Nach Westen zu als
Regen. Zunehmende Glättegefahr.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 06.01.2016


Für die Beschreibung der synoptischen Entwicklung wurde bis einschließlich
Montag ein Mittelweg zwischen den Globalmodellen EZMW und GFS genommen (dank
guter Übereinstimmung), bevor nachfolgend das von Modelllauf zu Modelllauf
konstantere EZMW am stärksten gewichtet wurde.

In der Mittelfrist wird der Schwerpunkt der Wetterentwicklung auf eine sich
intensivierende Luftmassengrenze gelegt, die besonders den Nordosten
Deutschlands beeinflusst. Niederschläge entlang dieser Luftmassengrenze fallen
teils als Glatteisregen, Schneeregen oder Schnee.

Zum Beginn der Mittelfrist - am Samstag - befindet sich Deutschland unter einem
schwach ausgeprägten Höhenkeil, der besonders die Bereiche südlich der
Mittelgebirge beeinflusst. Die Keilachse verschiebt ihren Schwerpunkt jedoch
sukzessive nach Südosten und macht einem sich abschwächenden/auffüllenden
negativ geneigten Höhentrog Platz, der sich besonders im Westen und Süden
Deutschlands bemerkbar macht. Entsprechend seiner Achsenneigung und Interaktion
mit einer Front über Norditalien wird zudem im Tagesverlauf und während der
Nacht zum Sonntag mit einer schwachen Zyklogenese über Oberitalien gerechnet.
Dies hat zur Folge, dass eine von Westen nach Deutschland ziehende Front
besonders im Südwesten Deutschlands aktiv sein wird, mit Regen in tieferen Lagen
und etwas Neuschnee im oberen Bergland. Da die Front jedoch in den abziehenden
Keil reinläuft wird allgemein mit einer Abschwächung gerechnet, so dass keine
intensiven Niederschläge mehr erwartet werden. Dabei wird die Schneefallgrenze
in der Nacht zum Sonntag jedoch vom östlichen Nordrhein-Westfalen bis Bayern
allmählich bis in tiefe Lagen absinken.

Am Sonntag verlagert sich der Trog unter weiterer Abschwächung rasch ostwärts,
da von Westen bereits erneut kräftige Warmluftadvektion vorderseitig eines
Tiefdruckgebietes über Irland einsetzt und zum Abend hin einen Keil in den
Westen Deutschlands aufwölben lässt. Somit nehmen die steuernden Mechanismen für
die quer über Deutschland liegende Front zwar ab, jedoch sorgt ein zunehmender
Temperaturgradient entlang der Front für leicht frontogenetische Unterstützung,
sodass besonders vom Nordwesten über die Mitte bis zu den Alpen bis in tiefe
Lagen mit etwas Neuschnee zu rechnen ist. Gebietsweise kann auch Glatteisregen
nicht ausgeschlossen werden. Im Südwesten verharrt die Schneefallgrenze im
höheren Bergland, während es östlich der Elbe ganztags trocken bleiben sollte.

In der Folge entwickelt sich ein kräftiges Tiefdruckgebiet über Irland zum
steuernden System mit einer weit nach Süden reichenden Frontalzone (der Höhenjet
mit mehr als 120 kt in 300 hPa erreicht das westliche Mittelmeer). Eine stark
zyklonal geprägte Höhenströmung, in Verbindung mit deutlich absinkenden 500 hPa
Temperaturen von Westen, sorgen dafür, dass eine weitere atlantische Front
bereits in der Nacht zum Montag den Westen und Südwesten erfasst. Diese arbeitet
sich am Montag tagsüber erneut bis in die Mitte Deutschlands vor. Dank erneut
stärker fallenden Geopotentials über Norditalien wird die Ostverlagerung der
Front im Tagesverlauf abgeschwächt und beide Globalmodelle (GFS/EZMW) zeigen
eine für diesen Vorhersagezeitraum gute Übereinstimmung, indem sie die Front
erneut bis zu einer Linie Nordwestdeutschland-Bayerischer Wald und Alpen
bringen. Im direkten Frontbereich fallen die Niederschläge weiterhin bis in
tiefe Lagen als Schnee, gebietsweise ist Glatteisregen möglich. Im Schwarzwald
verharrt die Schneefallgrenze weiterhin im obersten Bergland.

Zum Dienstag nehmen die Modelldiskrepanzen deutlich zu (z.B. mit einer
Kerndruckdifferenz von 15 hPa über Großbritannien) und somit auch die
Unsicherheit, wie weit ost-/nordostwärts atlantische Fronten auf Deutschland
übergreifen können. EZMW zeigt den Dienstag besonders zyklonal geprägt mit
weiteren Schneefällen in der Mitte und im Südosten Deutschlands und Regen im
Südwesten, während der Mittwoch zunehmend antizyklonaler geprägt ausfällt. Daher
geht auch die Niederschlagswahrscheinlichkeit von Westen her zurück. Der
Unterschied zu anderen Globalmodellen ist jedoch beträchtlich (GFS z.B. weitete
die Niederschläge im Zuge einer kräftigeren Zyklogenese deutlich weiter nach
Norden aus). An beiden Tagen sollte aber mit Niederschlägen gerechnet werden,
die, je weiter nach Nordosten man geht, zunehmend bis in tiefe Lagen als Schnee,
im Südwesten weiterhin bis in hohe Lagen als Regen fallen.

Hinsichtlich der Temperatur baut sich eine hochreichend barokline
Zone/Luftmassengrenze auf, die dem Nordosten leichten bis mäßigen Dauerfrost
beschert, während im Südwesten weiterhin milde Maxima von 5 bis 8 Grad zu
erwarten sind. Nachts muss aber auch im Westen zum Wochenbeginn zunehmend mit
Frost und entsprechender Glätte gerechnet werden.
Auch bei den Niederschlägen wird entlang dieser Luftmassengrenze eine beständige
Gefahr von teils gefrierendem Regen, teils Schneeregen oder auch Schnee
bestehen. Aus heutiger Sicht sind vor allem die Bereiche vom Osten
Nordrhein-Westfalens über die Mittelgebirge bis zum Bayerischen Wald und die
Hochlagen der Alpen davon betroffen.
Während der Mittelfrist ist mit keinem signifikanten Windereignis zu rechnen,
wobei besonders im Bergland im Westen und Südwesten mit der Nähe zum Tief auch
Sturmböen möglich sind.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz der letzten 4 Läufe von EZMW kann zunächst als sehr gut, ab
Montag als gut angesehen werden. Am Wochenende werden zunächst der Höhenkeil und
nachfolgend die schwache Zyklogenese über Oberitalien gut erfasst. Die einzige
Differenz ist, dass mit dem neuesten Lauf die Front am Sonntag etwas weiter nach
Nordosten ausgreifen kann, im Vergleich zu den Vorläufen.
Dem gegenüber wird die Lage der Front am Montag weiterhin konstant quer über
Deutschland gerechnet (sich von den Niederlanden bis zum Erzgebirge
erstreckend). Selbst am Dienstag herrscht mit der Passage eines breiten
Höhentroges in Verbindung mit einer diffusen Bodenzyklogenese recht gute
Übereinstimmung und die Mehrzahl der Modellläufe lässt den Niederschlag nicht
bis in den Nordosten Deutschlands ausgreifen. Erst zum Mittwoch nimmt die
Unsicherheit hinsichtlich eines kräftigen Tiefdruckgebietes über dem Nordwesten
Deutschlands erneut zu. Diese Unsicherheit hat jedoch in der Mittelfrist noch
keinen Einfluss auf Deutschland, das unter einen neuen Höhenkeil gerät.
Etwas größere Unsicherheiten bestehen noch in der genauen Lage der
Luftmassengrenze, was sich in einer andauernden Spreizung der 850 hPa Isothermen
beim Modellvergleich über dem Nordosten Deutschlands zeigt. Dies hat für die
Niederschlagsphase natürlich eine gewichtige Bedeutung. Allerdings scheinen nach
EZMW die zentralen Mittelgebirge, das westliche Erzgebirge, der Bayerische Wald
und die Alpen einige Zentimeter Neuschnee zu erhalten und auch die tieferen
Lagen sollten in diesen Bereichen etwas Neuschnee sehen. Spezifischere
Vorhersagedetails ergeben sich mit zunehmender Konsistenz der Vorhersage der
Lage der Luftmassengrenze.

Über die gesamte Mittelfrist betrachtet weist EZMW die größte Konstanz unter den
Globalmodellen auf und wurde in der Erstellung der Mittelfristvorhersage sehr
stark gewichtet.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Zum Beginn der Mittelfrist, am Wochenende, ist die Übereinstimmung der
Globalmodelle noch gut, einzig GFS liegt am Sonntag mit einem sich von Westen
annähernden Trog über Großbritannien etwas am östlichen Rand der Modellschar und
weist in der Folge auch am Montag ein leicht phasenverschobenes Bild auf mit
einer antizyklonaleren Variante über Frankreich. ICON und EZMW stimmen hingegen
recht gut überein. Jegliche Unterschiede haben in diesem Zeitraum jedoch für
Deutschland kaum eine gravierende Auswirkung, einzig die Orientierung der
Luftmassengrenze über dem Nordosten Deutschlands schwankt geringfügig (ICON
etwas West-Ost orientierter im Vergleich zu EZMW und GFS mit einer
Nordwest-Südostausrichtung).
In der Folge nehmen zum Dienstag und Mittwoch die Unterschiede deutlich zu,
wobei GFS eine besonders kräftige Bodenzyklogenese über Nordwesteuropa
entwickelt, weit abseits der Erwartungen von ICON und EZMW. Entsprechend wurde
GFS deutlich geringer gewichtet, auch im Einklang einer deutlichen Inkonsistenz
innerhalb der letzten Modellläufe von GFS. ICON nimmt zum Mittwoch wiederum eine
Außenseiterrolle ein mit einer deutlich zyklonaleren Variante im Vergleich zu
EZMW und GFS. Zusammengefasst kann man sagen, dass zu diesem Zeitraum die
Unsicherheiten sehr groß sind, grundsätzlich aber mit einer Fortdauer der
Luftmassengrenze über dem äußersten Norden und Nordosten Deutschlands gerechnet
werden kann.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Cluster vom EZMW EPS weisen am Wochenende 3 Lager auf, alle als blockierend
klassifiziert. Übereinstimmend wird eine signifikante positive
Geopotentialanomalie über Skandinavien gezeigt, wobei Deutschland an deren
Südrand verbleibt. Entsprechend sorgen kleinere Wellen/Tröge über Mitteleuropa
für eine zunehmende Unsicherheit hinsichtlich zeitlichen Eintreffens und der
Frage, wie weit diese gegen den Hochdruck über Skandinavien nach Nordosten
vorankommen. Alle Cluster zeigen jedoch das Übergreifen schwacher Tröge in einer
zyklonal geprägten Höhenströmung.
Von Montag bis Mittwoch nimmt die Unsicherheit zu, was sich in 4 Clustern
widerspiegelt (die Mehrheit mit einer negative NAO). 3 der Cluster sind recht
gleich gewichtet und zeigen eine weit südlich (ins Mittelmeer) verlaufende
Frontalzone mit tiefem Geopotential über dem westlichen Mitteleuropa. Auch hier
würde der Dienstag deutlich zyklonaler verlaufen verglichen zum Mittwoch. Da
sich Deutschland jedoch auf der gradientschwachen Nordseite der Frontalzone
befindet, sind Detailfragen im Zuge dieser Unsicherheit nicht zu beantworten.
Bei den Rauchfahnen ist die Vorhersagesicherheit stark abhängig von der Lage zur
Luftmassengrenze. In Offenbach findet von Samstag bis Dienstag eine starke
Bündelung der Member mit 850 hPa Temperaturen von 0 bis -3 Grad statt und
wiederholte Niederschlagspeaks deuten auf das Durchschwenken zahlreicher
atlantischer Tiefausläufer hin. Ein nasser und mäßig kalter Witterungsabschnitt
ist wahrscheinlich. Dem gegenüber ist die Streuung z.B. in Kopenhagen in
Verbindung mit der Luftmassengrenze deutlich größer.
Ein ähnliches Verhalten ist bei den ENS von GFS zu erkennen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Bei den EFIs fällt nach langer Zeit mal wieder eine negative Temperaturanomalie
ins Auge, die besonders den äußersten Norden und Nordosten Deutschlands während
der Mittelfrist "fest im Griff" hat. Die Ausschläge sind jedoch nicht
gravierend, sodass zwar mit Dauerfrost, jedoch mit keinem signifikanten
Frostereignis zu rechnen sein wird.
Hinsichtlich des Windes werden keine signifikanten Ereignisse erwartet.
Beim Niederschlag deuten wiederholt schwache Signale im Bereich des
Schwarzwaldes für zeitweise kräftigere Regenfälle hin.
Auch beim Schneefall gibt es sehr schwache Signale entlang der Luftmassengrenze,
die sich von Nordwestdeutschland bis zum Bayerischen Wald erstreckt.
Gebietsweise muss mit kräftigeren Schneefällen gerechnet werden, für Details ist
es jedoch noch zu früh, da stark abhängig von der Lage und Intensität der
Luftmassengrenze.
Sowohl beim COSMO-LEPS als auch beim EZMW EPS finden in der Windvorhersage nur
sporadische Ausschläge im Bergland von West- und Südwestdeutschlands statt, wo
zeitweise Sturmböen auftreten können.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW EPS, MOSMIX, GFS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Helge Tuschy

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