SXDL31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST

SXEU31 DWAV 291800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 29.12.2015 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Zunächst ruhiges, allmählich kälteres Hochdruckwetter, an den Küsten und im
Bergland stürmische Böen. Silvester und in der Neujahrsnacht Glatteisregen bis
hin zu Unwetter möglich.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 12 UTC
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Aktuell ... erstreckt sich ein langwelliger und kräftiger Rücken über Italien
und das östliche Mitteleuropa bis nach Nordskandinavien bzw. zur Barentssee. Die
Achse des Rückens verlagert sich zwar zögernd nach Osten, allerdings wölbt sich
im Laufe der Nacht - gestützt durch kräftige WLA auf der Vorderseite eines
umfangreichen und kräftigen Langwellentroges über dem Nordatlantik - von
Südwesten her ein weiterer Rücken über Frankreich nordostwärts bis zur Deutschen
Bucht auf. Zwischen beide Systeme läuft ein schwacher Randtrog von Ostfrankreich
/ Benelux her nach Westdeutschland und tropft dabei bis Mittwochfrüh über
Nordwestitalien ab. Das nördliche, nur noch schwach auszumachende Trogresiduum
befindet sich dann über der Deutschen Bucht und löst sich im weiteren Verlauf
komplett auf.
Im Bodenfeld löst sich das mit dem Randtrog korrespondierende, aktuell knapp
westlich des Vorhersagegebietes gelegene Frontensystem im Laufe der Nacht auf
und beeinflusst die Westhälfte nur noch in Form hoher und mittelhoher
Wolkenfelder, Niederschläge gibt es keine mehr.
Das ist nicht zuletzt der Blockadewirkung des kräftigen Hochs über dem Baltikum
geschuldet, welches sich noch etwas verstärkt und Mittwochfrüh einen Kerndruck
von deutlich über 1045 hPa aufweist.
Zugleich kommt es aktuell auf der Vorderseite des atlantischen Langwellentroges
zu einer kräftigen Zyklogenese, das daraus resultierende Orkantief zieht mit
einem Kerndruck von unter 930 hPa (COSMO_EU: 924 hPa über Island) bis
Mittwochfrüh nach Südisland. Somit kann sich der Druckgradient ausgangs der
Nacht vor allem über Nord- und Ostdeutschland allmählich wieder verschärfen.
Weiterhin ist an der Ostsee mit starken Windböen (Bft. 7) aus Südost zu rechnen,
später kann es auch im Erzgebirge und an der nordfriesischen Küste erste Böen
Bft. 7 geben.
Ansonsten verläuft die Nacht unter Hochdruckeinfluss ruhig. Nach Westen zu
dürfte die Nebelneigung aufgrund der Restbewölkung des oben genannten Troges
etwas geringer ausfallen als in der Vornacht, ansonsten dürften sich aber vor
allem in der Mitte und im Süden wieder häufig Nebel- und Hochnebelfelder bilden
bzw. vorhandene verdichten. Im Osten und Norden bleibt die Nebelneigung generell
gering, was dem etwas stärkeren Gradienten bzw. im Osten auch dem zunehmenden
Einsickern trockenerer gealterter Festlandsluft geschuldet ist. Leichten Frost
gibt es vor allem wieder im Osten und Süden, südlich der Donau stellenweise auch
wieder mäßigen Frost. Entsprechend kann ganz vereinzelt auch Reifglätte
auftreten.

Mittwoch ... verbleiben wir an der Westflanke des sich von Südwesteuropa über
das östliche Mitteleuropa bis zur Kola-Halbinsel erstreckenden Höhenrückens,
wobei die Höhenströmung vorderseitig des umfangreichen nordatlantischen
Höhentroges vor allem über Nordwestdeutschland zunehmend auf Südwest dreht. Ein
erster Randtrog erreicht am Abend die Britischen Inseln.
Im Bodenfeld zieht das Orkantief über Island hinweg nordwärts zur Dänemarkstraße
und füllt sich ab mittags nur sehr zögernd auf. Das baltische Hoch ändert sich
in Lage und Intensität kaum und wirkt weiterhin blockierend auf das Vorankommen
atlantischer Frontensysteme. Entsprechend kommt auch die Kaltfront des
Orkantiefs über den Britischen Inseln unter Wellenbildung kaum ostwärts voran
und führt dort im Westen Englands und Schottlands erneut zu ergiebigen
Regenfällen. Über dem Vorhersagegebiet kann sich dabei der Druckgradient weiter
verschärfen. An den Küsten gibt es im Tagesverlauf wieder verbreitet starke,
exponiert auch stürmische Böen aus Südost. Auch in den Kammlagen vor allem der
Mittelgebirge Ostdeutschlands aber auch der mittleren Landesteile gibt es
stürmische Böen, exponiert Sturmböen (Bft. 8 bis 9), auf freien
Erzgebirgsgipfeln auch schwere Sturmböen (Bft. 10, Fichtelberg abends sogar Bft.
11 nach COSMO_EU). Zudem frischt am Erzgebirge und am Zittauer Gebirge der
Böhmische Wind deutlich auf, in entsprechend ausgerichteten Tälern kann es dann
starke bis stürmische Böen aus Südost bis Ost geben.
Während sich im Nordwesten, im Südwesten und im Süden gebietsweise hartnäckiger
Hochnebel, im Süden auch Nebel bzw. im Nordwesten die Restbewölkung des
ehemaligen Frontensystems hält, scheint vor allem an den Nordrändern der
Mittelgebirge sowie an den Alpen die Sonne. Auch in der Osthälfte steht ein
sonniger Tag ins Haus, was dem Einsickern trockenkalter Festlandsluft geschuldet
ist. Die Höchstwerte gehen vor allem dort zurück. Sowohl in den Nebelgebieten
Süddeutschlands als auch im Nordosten gibt es stellenweise leichten Dauerfrost
(COSMO_EU simuliert im Nordosten sogar verbreitet leichten Dauerfrost, MOSMIX
und GFS dagegen kaum). Ansonsten liegen die Höchstwerte zwischen 3 und 11 Grad
mit den höchsten Werten in NRW.

In der Nacht zum Donnerstag zieht der kurzwellige Randtrog allmählich weiter zur
Nordsee, der vorgelagerte Höhenrücken wird etwas nach Osten abgedrängt, wirkt
aber nach wie vor blockierend.
WLA, zunehmend aber auch PVA sorgen trogvorderseitig für allerdings nicht allzu
markante Hebung, die in der Früh auch auf den Westen Deutschlands übergreift.
Im Bodenfeld ändert sich nur wenig. Das umfangreiche nordosteuropäische Hoch
verlagert seinen Schwerpunkt allmählich zum Ural, wobei ein kräftiger Keil bis
nach Weißrussland gerichtet bleibt. Das Orkantief über der Dänemarkstraße füllt
sich weiterhin nur zögernd auf. Das zugehörige Frontensystem kommt mit
Annäherung des Randtroges etwas rascher nach Osten voran und erreicht in der
Früh Benelux. Die präfrontalen Niederschläge greifen in der zweiten Nachthälfte
auf den Westen und Nordwesten Deutschlands über und kommen bis 06 UTC in etwa
bis zu einer Linie Sylt - Schwarzwald voran. Dabei simuliert die deutsche
Modellkette nach wie vor eine etwas progressivere Variante als die meisten
externen Modelle. In einigen Mittelgebirgstälern kann in der Früh - nächtliche
Auskühlung vorausgesetzt - auch Regen mit Glatteisbildung nicht ausgeschlossen
werden, erscheint aus aktueller Modellsicht aber eher unwahrscheinlich.
Präfrontal bleibt der Druckgradient scharf ausgeprägt, somit ändert sich an der
Windsituation im Laufe der Nacht nur wenig.
Im Osten und Süden bleibt es noch trocken und auch oft gering bewölkt, wobei
sich im Süden erneut Nebel- und Hochnebelfelder bilden bzw. ausweiten. Dabei
gibt es dort verbreitet leichten, Richtung Alpen, östliches Bergland und
polnischer Grenze auch mäßigen Frost.

Donnerstag ... kommt der Randtrog nur noch zögernd gegen das Blockadehoch über
Nordosteuropa voran und verliert an Kontur, abends befindet er sich in etwa über
der Deutschen Bucht und ist nu8r noch schwer im 500 hPa-Feld auszumachen. Die
trogvorderseitigen dynamischen Hebungsprozesse schwächen sich ebenfalls ab, nach
wie vor sorgt die frontale Hebung im Bereich der Kaltfront aber für
Niederschläge.
Im Bodenfeld kommt die Kaltfront in etwa bis zu einer Linie Lübecker Bucht -
Bodensee voran, wobei nach wie vor die deutsche Modellkette eine geringfügig
progressivere Variante fährt als GFS und ECMWF. Der präfrontale Niederschlag
greift noch etwa 100 bis 150 km weiter nach Osten aus, schwächt sich aber nach
Süden zu ab, an den Alpen bleibt es teilweise trocken. Die simulierten
zwölfstündigen Niederschlagsmengen liegen nach COSMO_EU meist zwischen 1 und 3
mm im Süden (Schwarzwald bis über 5 mm) und 2 bis 8 mm, in Staulagen (Harz) bis
an die 10 mm im Norden, die externen Modelle simulieren ähnliche Mengen.
Spannend dürfte es bzgl. der Phase der Niederschläge werden. Bodennah gelangt
von Osten her weiterhin kalte Festlandsluft in die Osthälfte, COSMO_EU simuliert
von Vorpommern bis nach Ostsachsen sowie im östlichen Bayern leichten
Dauerfrost, MOSMIX und GFS dagegen lediglich Werte knapp über 0 bzw. um 0 Grad.
Zudem liegen die Temperaturen in 850 hPa präfrontal im positiven Bereich. Mit
Einsetzen der Niederschläge gehen diese zwar relativ rasch auf knapp unter 0
Grad zurück, dennoch simuliert vor allem COSMO_EU mit dem Übergreifen der
Niederschläge auf die Osthälfte recht verbreitet gefrierenden Regen. Auch GFS
zeigt Signale dafür, wenngleich auch Schneefall bzw. Schneeregen simuliert wird,
MOSMIX nur vereinzelt, in erster Linie in den Dauernebelgebieten in
Südostbayern. Allerdings ist auch ein rascher Übergang der Niederschläge in
Schnee denkbar. Letztendlich kann aus aktueller Modellsicht noch kein
abschließendes Urteil gefällt werden.
Der Wind weht präfrontal weiterhin lebhaft aus Südost bis Süd mit starken bis
stürmischen Böen an den Küsten und einzelnen Sturmböen im höheren Bergland.
Postfrontal schwächt er sich aber mit Gradientauffächerung ab und dreht auf Süd
bis Südwest. Abends gibt es wohl nur noch an der Ostsee und im Zittauer Gebirge
warnwürdige Böen.
Bevor die Niederschläge eintreffen, scheint im äußersten Osten noch zeitweise
die Sonne, im Nordwesten lockern die Wolken postfrontal wieder auf. Während es
im Osten und Südosten sowie in den Hochnebelgebieten Süddeutschlands leichten
Dauerfrost geben kann, liegen die Höchstwerte sonst zwischen 3 und 8 Grad, im
Westen können auch Werte bis 10 Grad erreicht werden.

In der Nacht zum Freitag, der Neujahrsnacht, wird der nach wie vor nur noch
schwach konturierte kurzwellige Randtrog über Nordostdeutschland quasistationär,
vor allem das leicht konvergente Windfeld im Bereich der Bodenfront sorgt aber
weiterhin für Hebung.
Ein weiterer Kurzwellentrog erreicht Freitagfrüh die Deutsche Bucht.
Im Bodenfeld erreicht die Kaltfront in der Früh die polnische Grenze, über dem
Alpenraum wird sie durch Wellenbildung etwas zurückgehalten. Somit gibt es vor
allem im Osten und Süden weitere Niederschläge, zunehmend auch an den Alpen.
Insgesamt werden in etwa 1 bis 7 mm innerhalb von 12 Stunden simuliert. Nach wie
vor gibt es Unsicherheiten bzgl. der Phase der Niederschläge. Vor allem COSMO_EU
simuliert von Vorpommern bis nach Ostsachsen sowie in Ostbayern anfangs noch
verbreitet gefrierenden Regen, der nur langsam ostwärts abzieht. Auch im
GFS-Modell kommt im äußersten Osten die gefrierende Phase wieder häufiger ins
Spiel. Eine Unwettersituation bzgl. Glatteisregens ist also denkbar. Ansonsten
gehen die Niederschläge vor allem im ostbayerischen Bergland und an den Alpen
zunehmend in Schnee über, dort können einige Zentimeter Neuschnee fallen.
Postfrontal lockern die Wolken im Westen und Norden, teilweise auch in der Mitte
rasch wieder auf, wobei sich dann in der einströmenden feuchten Mischluft
vielerorts dichter Nebel bilden kann. Gebietsweise, vor allem im Bergland, gibt
es dort auch leichten Frost und Glätte.
Eine weitere, mit dem oben erwähnten, zur Nordsee ziehenden Kurzwellentrog
korrespondierende Kaltfront erreicht in der Früh die Deutsche Bucht, wobei die
schauerartigen Regenfälle im Frontbereich nach der deutschen Modellkette noch
nicht das Festland erreichen sollen, nach GFS aber bereits in der Früh auf den
Nordwesten übergreifen.

Freitag ... (Neujahr) zieht der Kurzwellentrog über der Nordsee bis zum Abend
rasch weiter zum Kattegat. Dahinter wölbt sich ein Höhenrücken über Frankreich
und Benelux bis zur Nordsee auf. Die Höhenströmung über Deutschland dreht somit
auf Nordwest, wobei keine signifikanten dynamischen Hebungsantriebe mehr
auszumachen sind.
Im Bodenfeld verlagert sich die Kaltfront über der Nordsee und
Nordwestdeutschland allmählich weiter nordostwärts und schwächt sich ab. Die an
ihr simulierten Niederschläge greifen eventuell auch auf die mittleren
Landesteile aus, sind aber insgesamt nicht nennenswert (meist weniger als 2 mm
in 12 Stunden). Innerhalb der advehierten erwärmten Polarluft können in den
höheren Lagen einiger Mittelgebirge auch Schneeflocken fallen. Auch im Bereich
von Oder und Neiße sowie im Süden und Osten Bayerns gibt es anfangs noch
Niederschläge, teils noch als gefrierender Regen, vor allem Richtung Polen meist
aber bis in die Niederungen als Schnee. Nachmittags bleibt es dort dann
überwiegend trocken.
Ansonsten verstärkt sich am Rande des umfangreichen und sich ebenfalls
verstärkenden Hochs über Nordosteuropa der Hochdruckeinfluss auch im
Vorhersagegebiet wieder. Vor allem im Westen und Nordwesten zeigt sich ab und zu
mal die Sonne, ansonsten bleibt es in der feuchten Mischluft aber meist stark
bewölkt, teils - vor allem im Bergland - auch neblig trüb. Die etwas mildere
Meeresluft kann sich wohl auch wieder etwas weiter nach Osten durchsetzen, so
dass es wohl höchstens an Oder und Neiße noch gebietsweise für leichten
Dauerfrost reicht. Ansonsten liegen die Höchstwerte zwischen 2 und 8 Grad, die
höchsten Werte im Westen. Der Wind spielt warntechnisch keine Rolle.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die externen Modelle simulieren eine der deutschen Modellkette ähnliche
Wetterentwicklung im Kurzfristbereich. Auch bzgl. des Vorankommens der
Niederschläge am Silvestertag haben sich die Modelle angeglichen, zumindest der
12 UTC-Lauf des GFS lässt die Niederschläge fast genauso weit nach Osten
vorankommen wie die deutsche Modellkette.
Unsicherheiten bestehen nach wie vor bzgl. der Phase der Niederschläge
insbesondere in der Neujahrsnacht. Dabei kann eine Unwettersituation bzgl.
Glatteisregens aus aktueller Modellsicht für den Osten und Südosten Deutschlands
nicht ausgeschlossen werden.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff

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