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S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 31.12.2015 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Gefrierender Regen mit Glatteis im äußersten Osten, dort teils unwetterartig und
bis zum Neujahrsmorgen andauernd.
Bereits in der Nacht zum Samstag wieder auffrischender Wind mit Sturmböen an der
Küste und auf höheren Berggipfeln.
Im Laufe des Samstags im Westen aufkommende Niederschläge. In der Nacht zum
Sonntag und am Sonntag in einem breiten Streifen von der Nordsee bis in den
östlichen Mittelgebirgsraum Schneefall, teils auch gefrierender Regen mit
erneuter Glätte.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 12 UTC
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Aktuell ... liegt Deutschland am Rande eines blockierenden Hochs mit Schwerpunkt
über Karelien. An dessen Südflanke konnte ein umfangreicher Kaltlufttropfen bis
zur Ukraine vordringen. Hierdurch wird der auf Westeuropa übergreifende Trog an
seinem Übergreifen nach Osten gehindert. Somit kann auch die dem Trog
vorgelagerte maskierte Kaltfront nur langsam nach Osten vorankommen. Dies hat
zur Folge, dass die kalte Grundschicht, die im Osten vorhanden ist und im
östlichen Mittelgebirgsraum sowie südlich davon negative Temperaturen aufweist,
mächtiger ist als es die bisherigen Prognosen zeigten. Zudem ist es von
Vorpommern bis zur Lausitz noch klar, so dass auch dort einer Abkühlung auf
Temperaturen unter dem Gefrierpunkt vor dem Übergreifen der frontalen Bewölkung
und Niederschläge nicht viel im Wege stehen sollte. Somit können die dort am
Abend und in der Silvesternacht einsetzenden Niederschläge ebenfalls am Erdboden
gefrieren, was entsprechende Glätte, örtlich eng begrenzt durchaus auch
unwetterartig, zur Folge haben kann. Allerdings hat diese Lage nichts mit den
Glatteis-Unwetterlagen früherer Winter gemein. Im Osten und im östlichen
Mittelgebirgsraum wird sehr wahrscheinlich die Temperatur nicht über den
Gefrierpunkt ansteigen.
Aber auch nach Passage der Kaltfront findet vorerst noch keine richtige
Durchmischung statt, so dass die Temperatur nur sehr zögernd ansteigt. Somit
dürfte sich die Situation in den Glätte-Gebieten nur sehr zögernd entspannen.
Postfrontal ist der Gradient sehr schwach, so dass sich in den Gebieten, wo es
zunächst noch aufgeklart hat, rasch zum Teil dichter Nebel bildet. Dies
resultiert zum einen aus der durch die zuvor gefallenen Niederschläge
resultierenden bodennahen Feuchte, zum anderen aus dem Überangebot an
Kondensationskernen in der Silvesternacht. Uns sollte es noch längere Zeit klar
bleiben, erfolgt auch postfrontal eine Abkühlung in den Bereich leichten Frosts
mit entsprechender Glättegefahr durch überfrierende Nässe oder Reif.

Freitag ... Neujahr greift die o.g. maskierte Kaltfront zögernd auf Polen über,
allerdings gehen erst weit jenseits von Oder und Neiße die Niederschläge in die
feste Phase über. Somit dürfte sich die Glättesituation im Osten sowie im
östlichen Mittelgebirgsraum erst zu Neujahr in den Vormittagsstunden entspannen.

Von Südwesten her setzt im Tagesverlauf alsbald Warmluftadvektion ein, was einen
entsprechenden Wolkenaufzug zur Folge hat. Abgesehen von geringen Niederschlägen
im Nordwesten und anfangs auch im Nordosten sowie in Richtung Ostalpen (die zur
Oder und Neiße hin zunächst auch noch am Erdboden gefrieren können) bleibt es
ansonsten weitgehend niederschlagsfrei.
Auflockerungen sind in Richtung Nordsee am wahrscheinlichsten, dort ist noch
etwas Durchmischung vorstellbar. Ansonsten sollte es meist trüb oder
hochnebelartig bedeckt bleiben.
Die Tageshöchsttemperaturen erreichen 3 bis 8 Grad, ganz im Osten und Südosten
sowie in Teilen des östlichen Mittelgebirgsraumes nur Werte um oder ein wenig
über dem Gefrierpunkt.
In der Nacht zum Samstag greift ein Sturmtief auf Cornwall über. Da das
wetterbestimmende Bodenhoch nicht von der Stelle weicht, verschärft sich über
Mitteleuropa der Gradient mit der Folge, dass dann der Wind aus Südost
auffrischt. Im Bergland sind dann Windböen, an der Küste und auf höheren
Berggipfeln stürmische Böen zu erwarten.

Samstag ... kommt das Sturmtief von Cornwall bis nach Mittelengland voran und
beginnt sich abzuschwächen. Der von diesem Tief ausgehende Trog erfasst
Frankreich. Das diesem Trog vorgelagerte, aber bis dahin weitgehend okkludierte
Frontensystem greift mit Niederschlägen auf den Westen und zum Teil auch auf die
mittleren Gebiete über. Dabei fällt meist Regen; lediglich in höheren
Mittelgebirgslagen deutlich östlich des Rheins fällt anfangs nasser Schnee oder
diese Niederschläge sind zumindest zunächst mit Schnee vermischt.
Nach Nordosten hin bleibt es weitgehend trocken; zur Ostsee hin kann auch
längere Zeit die Sonne scheinen. Das weiterhin über Karelien liegende Bodenhoch
hält von diesen Gebieten frontale Prozesse fern. Der kräftige Gradient sorgt für
einen böigen Ost bis Südostwind. Im nördlichen und nordöstlichen Binnenland sind
verbreitet Windböen, an der Küste Sturmböen zu erwarten. Auch in höheren
Berglagen vor allem der nördlichen Mittelgebirge sind Sturmböen möglich.
Die Tageshöchsttemperaturen erreichen von Nordosten nach Südwesten hin
ansteigend 2 bis 8, in Oder- und Neißenähe sowie in den Höhenlagen der östlichen
Mittelgebirge kaum 0 Grad.
In der Nacht zum Sonntag tropft der Trog über Frankreich nach Süden aus; der
Resttrog erreicht unter Abschwächung den Südwesten Deutschlands, das
Cut-Off-Tief bringt über der Adria eine Zyklogenese in Gang. Infolge der
blockierenden Wirkung des o.g. Hochs kommen die Niederschläge kaum noch nach
Osten voran und konzentrieren sich auf einen breiten Streifen von der Nordsee
bis in den zentralen und östlichen Mittelgebirgsraum. In Staulagen können um 5,
am Alpenrand auch mehr als 10 Zentimeter Neuschnee zusammenkommen. Zudem können
in den Kammlagen der Mittelgebirge Schneeverwehungen nicht ganz ausgeschlossen
werden. Im Westen und Südwesten liegt dabei die Schneefallgrenze zwischen 800
bis 1000 Metern.
Nach Nordosten hin kann es aufklaren, dort ist mäßiger, in Vorpommern und an der
unteren Oder durchaus auch strenger Frost möglich.

Sonntag ... liegt Deutschland weiterhin im Grenzbereich zwischen arktischer
Polarluft im Nordosten und relativ milder Atlantikluft im Südwesten. Auf
Westeuropa greift im Tagesverlauf ein weiterer Trog über; folglich wölbt sich
nach Osten hin (und somit über Mitteleuropa) ein flacher Rücken auf. Dieser wird
allerdings durch Warmluftadvektion überlaufen. Bedingt durch einen in den Rücken
hereinlaufenden Kurzwellentrog können von Nordwesten her erneut Niederschläge
einsetzen, die auf ganz Niedersachsen und den östlichen Mittelgebirgsraum
übergreifen. Wahrscheinlich bleibt es nordöstlich der Elbe noch
niederschlagsfrei, zur Ostsee hin sind sogar Auflockerungen und auch
Aufheiterungen vorstellbar.
In den Staulagen der Mittelgebirge können innerhalb von 12 Stunden 5 bis 10
Zentimeter Neuschnee zusammenkommen, wobei in Kammlagen nach wie vor die Gefahr
von Schneeverwehungen besteht. Nach Westen hin steigt die Schneefallgrenze rasch
auf 600 bis 1000 Meter an. Relativ wenig Niederschlag ist dagegen an den Alpen
zu erwarten. Dort macht sich noch leichtes Absinken, das aus dem schwachen
Höhenrücken resultiert, bemerkbar.
Im Norden und Osten bleibt der kräftige Gradient bestehen, so dass sich dort an
der Windsituation gegenüber dem Vortag nicht allzu viel ändern dürfte. Südlich
der Mittelgebirge fächert, bedingt durch die Zyklogenese südlich der Alpen, der
Gradient etwas auf, was dort den Wind abflauen lässt.
Östlich der Weser und im Bayerischen Wald herrscht auch tagsüber leichter
Dauerfrost, von Vorpommern bis zur Niederlausitz zum Teil mit Temperaturen um
oder unter -5 Grad. Ansonsten steigt die Temperatur auf 1 bis 6, an Rheinnähe
und an dessen Nebenflüssen auf 6 bis 9 Grad.



Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle zeigen eine weitgehend ähnliche Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten.
Auch probabilistische Verfahren liefern hierzu keine wesentlich anderen
Ergebnisse. Demnach dürften, abgesehen vom aktuellen Ereignis, ab morgen Mittag
wahrscheinlich keine nennenswerten Niederschläge mehr auf die Gebiete
nordöstlich der Elbe übergreifen.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann

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