SXDL31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST

SXEU31 DWAV 290800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 29.12.2015 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
S a
Ruhige Hochdruckrandlage. In einigen höheren Berglagen und an exponierten
Küstenabschnitten stürmische, vereinzelt auch Sturmböen. Sonst vorerst keine
markant zu bewarnenden Wetterereignisse. Erst Silvester gefrierender
Niederschlag mit Glatteisgefahr möglich.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 24 UTC
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Dienstag... liegt Deutschland am Rande eines blockierenden Hochs mit Schwerpunkt
über dem Finnischen Meerbusen. Aus diesem Hoch fließt bodennah gealterte
kontinentale Polarluft aus, die mit einer östlichen bis südöstlichen bodennahen
Komponente nach Deutschland gelangt. In dieser Luftmasse konnte sich eine flache
bodennahe Inversion ausbilden, die durch eine kräftige Abkühlung gekennzeichnet
war. In der Mitte und im Süden gingen die Temperaturen verbreitet in den Bereich
leichten, in der Donauniederung und südlich davon auch mäßigen Frostes zurück.
Nach Norden hin wurde die Abkühlung durch den Gradienten sowie mittelhohe und
hohe Wolkenfelder unterbunden. In der Mitte und im Süden konnte sich verbreitet
Nebel bilden, der sich aufgrund des Gradienten und der flachen Inversion wohl
besser auflösen dürfte als es aufgrund der Jahreszeit zu erwarten wäre.
Gleichzeitig entwickelt sich über dem nahen Ostatlantik ein Orkantief. Dieses
wird zwar nordwestlich an Irland und westlich an Schottland vorbei nach Norden
gesteuert. Dessen vorderseitige Warmluftadvektion erfasst weite Teile
Westeuropas. Zwar quält sich ein schwacher Trog bis nach Ostfrankreich voran, an
welchen aktuell noch etwas Niederschlag gekoppelt ist. Dieser Trog wird zum
einen durch das o.g. Hoch blockiert, zum anderen durch Warmluftadvektion
weitgehend zugeschüttet, so dass hiervon allenfalls mehrschichtige Wolkenfelder
ohne nennenswerte Niederschläge übrig bleiben dürften. Diese werden im
Tagesverlauf den Westen erfassen, wogegen in den anderen Gebieten das Wetter
eher antizyklonal geprägt bleibt. Bedingt durch den nach Norden hin kräftiger
werdenden Gradienten sind auch tagsüber an der Küste Wind- und in exponierten
Lagen einzelne stürmische Böen möglich.
Die Tageshöchsttemperaturen erreichen je nach Nebelauflösung 3 bis 9 Grad, im
Rheinland noch einmal Werte um 11 Grad. Dort, wo aktuell noch mäßiger Frost
herrscht, dürfte es schwierig werden, den Gefrierpunkt zu erreichen.
In der Nacht zum Mittwoch verlagert sich das o.g. Orkantief unter Vertiefung auf
ca. 925 hPa nach Island. Ansonsten ist kaum eine Änderung zu sehen. Somit dürfte
sich vor allem in der Mitte und im Süden, wo der Gradient schwächer ist als nach
Norden hin, erneut Nebel und Hochnebel bilden bzw. sich noch vorhandene
Nebelfelder verdichten. Aufgrund der Restbewölkung des o.g. Troges dürfte dies
aber nicht mehr so verbreitet der Fall sein wie in den Nächten zuvor; auch
sollte dann der Nebel weniger dicht sein.
Leichter Frost ist im Osten und Süden zu erwarten; dort klart es sehr
wahrscheinlich auf, bevor sich zumindest auch im Süden Nebel bilden kann.

Mittwoch... entwickelt sich an der Kaltfront des zur Dänemarkstraße ziehenden
Orkantiefs eine Welle, die über Schottland hinweg nordostwärts gesteuert wird.
Diese Welle hält die Kaltfront zurück und sorgt an der Westküste von Nord- und
Mittelengland für erneute ergiebige Niederschläge. Da sich an der Position und
Stärke des Hochs nicht allzu viel ändert, führt diese Welle auch über
Mitteleuropa zu einer deutlichen Gradientzunahme. Nebel und Hochnebel dürften
sich daher, abgesehen vielleicht von einigen orografisch ungünstigen Regionen in
Süddeutschland, weitgehend auflösen. Im Tagesverlauf frischt der Wind auf; an
der Küste sind Wind- und stürmische Böen, in den Kamm- und Gipfellagen vor allem
der östlichen Mittelgebirge Böen bis Sturmstärke vorstellbar. Auch der Böhmische
Wind sollte dann in Teilen von Sachsen und der Lausitz wieder warnrelevant
werden.
Auflockerungen und Aufheiterungen sind im Nordosten, ganz im Osten, an den
Nordrändern der Mittelgebirge und unmittelbar an den Alpen am
wahrscheinlichsten.
Das Einsickern kälterer Luft von Osten her macht sich auch bei den
Tageshöchsttemperaturen bemerkbar. Diese erreichen nur noch 0 bis 6, im
Nordwesten, Westen und in Oberrheinnähe (falls sich Nebel und Hochnebel alsbald
auflösen) 7 bis 10 Grad.
In der Nacht zum Donnerstag verlagert sich der Schwerpunkt des blockierenden
Bodenhochs zum nördlichen Ural. Ausgehend von diesem Hoch erstreckt sich ein
Keil zur Balkanhalbinsel, so dass sich an den oben beschriebenen Gegebenheiten
nicht allzu viel ändert. Von Nordwesten und Westen her greift bis auf die
mittleren Gebiete mehrschichtige Bewölkung über, wodurch sowohl die Nebelbildung
als auch eine Abkühlung bis in den Bereich leichten Frostes in diesen Gebieten
eher unterbunden wird. Niederschläge sind vorerst noch nicht zu erwarten.

Donnerstag... greift die Kaltfront des mittlerweile verschwundenen Orkantiefs
mit Niederschlägen auf Deutschland über. Vor allem nach Norden hin sind bis 10
mm Niederschlag innerhalb von 12 Stunden möglich. Aufgrund der positiven
Temperaturen oberhalb der Grundschicht dürfte es sich dabei durchweg um Regen
handeln. Wahrscheinlich bleibt es nur im Osten und Südosten noch trocken. Dort
sind Auflockerungen noch am wahrscheinlichsten.
Ob anfangs die Niederschläge in gefrierender Phase auftreten, ist noch nicht
sicher. Dies wäre in der ersten Tageshälfte in einem Streifen von
Schleswig-Holstein bis in die mittleren Gebiete hinein am wahrscheinlichsten.
Fraglich ist dabei, ob aufgrund des raschen Wolkenaufzuges die bodennahe
Abkühlung entsprechend erfolgen kann und ob nicht die zu erwartenden
Niederschläge weiter reduziert werden, d.h., ob überhaupt Niederschlag fällt.
Postfrontal fächert der Gradient deutlich auf, so dass dann keine warnrelevanten
Böen mehr auftreten dürften. Präfrontal sind allerdings an der Ostsee sowie in
den höheren Lagen der östlichen Mittelgebirge weiterhin Wind- und stürmische
Böen, anfangs in exponierten Lagen auch Sturmböen zu erwarten, wobei sich
tendenziell mit Annäherung der Front auch in diesen Gebieten der Wind allmählich
abschwächen dürfte.
Die Tagestemperaturen ändern sich gegenüber Mittwoch nur unwesentlich. In
einigen Regionen Süd- und Südostdeutschlands herrscht auch tagsüber leichter
Frost.
In der Silvesternacht kräftigt sich das Bodenhoch mit Schwerpunkt über dem
nördlichen Ural noch etwas. Die Kaltfront kann mit Niederschlägen dann auch die
östlichen und südöstlichen Teile Deutschlands erfassen. Mit der weiteren
Ostverlagerung nimmt allerdings der Anteil der gefrierenden Phase zu. Ob sich
daraus möglicherweise sogar eine unwetterartige Glatteissituation entwickeln
kann, ist noch nicht sicher.
Postfontal sorgt Kaltluftadvektion für einen raschen Druckanstieg und von
Nordwesten und Westen her für ein rasches Nachlassen der Niederschläge. Sollten
zudem Auflockerungen einsetzen, dürfte sich rasch dichter Nebel bilden.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle zeigen durchweg eine ähnliche Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten. Auch das Übergreifen der Niederschläge und deren Vordringen nach Osten
wird weitgehend ähnlich gesehen.
Unterschiede ergeben sich hinsichtlich der Niederschlagsphase der Niederschläge
in der Silvesternacht. EZMW (anhand von MOS) setzt im Mittelgebirgsraum und nach
Osten hin wesentlich mehr auf die feste Phase als die deutsche Modellkette. Dies
wird auch von COSMO-LEPS gestützt. Nach GFS würden diese Niederschläge neben der
gefrierenden Phase zum Teil als Schneeregen fallen, wobei dieses Modell das
Übergreifen der Niederschläge nach Osten eher etwas verzögert.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann

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