SXDL33 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT MITTELFRIST

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 27.12.2015 um 10.30 UTC



Übergang zum GWL-Muster Sa bzw. SEa (Süd bzw. Südost antizyklonal) mit
zurückgehender Temperatur, sehr wahrscheinlich aber keinen nennenswerten
Schneefällen.
__________________________________________________________

Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 03.01.2016


Zu Beginn des Mittelfristzeitraums, der mit dem letzten Tag des Jahres 2015
zusammenfällt, zeigt die großräumige Potenzialverteilung ein markantes Omega mit
einem breiten LW-Trog über dem Ostatlantik und einem etwas schmaleren über dem
nahen Osteuropa. Dazwischen befindet sich ein relativ schmaler, aber sehr
kräftiger und vor allem langgestreckter Höhenrücken, der sich von Nordwestafrika
über Mitteleuropa bis hoch zur Barentssee erstreckt. Dabei stützt er ein
1045-hPa-Hoch über Nordwestrussland, dessen Keil weit nach Süden bis zur
Balkanhalbinsel reicht. Deutschland befindet sich am Rande des Hochkeils, aus
dem mit südöstlicher Bodenströmung relativ kalte Festlandsluft ausfließt. Zwar
befindet sich die Hauptkaltluft deutlich weiter im Osten, trotzdem reicht es
aus, dass Deutschland am letzten Tag des Jahres wahrscheinlich nur noch
einstellige Höchstwerte erreichen wird, was gemessen am bisherigen Verlauf ja
schon mal einen ersten kleinen Schritt in Richtung Winter darstellt. Ob weitere
Schritte folgen werden, dazu später mehr.
Fakt ist, dass sich im Laufe des Silvestertages von Westen her die Okklusion
eines Tiefs über dem Nordpolarmeer nähert, sich im weiteren Verlauf aber
schwertut, gegen die Blockierung des russischen Hochs voranzukommen. Sie bringt
zunächst im Westen, am Freitag und Samstag unter Abschwächung dann auch im Süden
und in der Mitte Niederschläge, wobei die anfangs in der unteren Troposphäre
noch vorhandene Warmluft mehr und mehr getilgt wird. Nimmt man z.B.
Frankfurt/Main als Referenz, so sinkt die 850-hPa-Temperatur von knapp über +3°C
am Donnerstagmittag auf nahe -5°C am Samstagmittag. Damit sinkt auch die
Schneefallgrenze immer weiter, zum Teil bis in tiefe Lagen - sofern noch
Niederschlag fällt, was beim ECMF aber der Fall ist.
Am Sonntag baut sich am Westeingang des Ärmelkanals ein kleines Sturmtief auf,
dem weiterhin hoher Luftdruck über Nordosteuropa gegenübersteht. Somit verstärkt
sich nicht nur der Druckgradient über dem Vorhersageraum, auch die Baroklinität
respektive der thermische Gegensatz zwischen Südwest und Nordost erreicht ein
hohes Maß. So reicht die Spanne der 850-hPa-Temperatur am Sonntagabend von
+1-2°C im Alpenvorland bis zu -13°C! auf Rügen. Die o.e. Okklusion schwenkt
langsam nordostwärts, wobei sie aber kaum noch wetterwirksam ist und letztlich
auch "verreckt". Allerdings greift gleichzeitig das Frontensystem des nach
Frankreich ziehenden Sturmtiefs mit neuen Niederschlägen (Teils Schnee, teils
Regen) auf den Westen und Süden über.
Im weiteren Verlauf der Mittelfrist ab Montag setzt sich der bereits schon zuvor
eingeleitete Druckfall über Südeuropa verstärkt fort, so dass sich über dem
Mittelmeerraum ein umfangreiches Tiefdrucksystem bildet. Über Nordosteuropa
bleibt der Luftdruck auf hohem Niveau, auch wenn sich der Schwerpunkt um einiges
von unseren Breiten entfernt. Letztlich stellt sich eine östliche Grundströmung
ein, mit der kontinentale Kaltluft advehiert wird, die zunehmend unter
Hochdruckeinfluss gelangt. Damit lassen die Anfang der Woche im Süden noch
auftretenden und zunehmend in Schnee übergehenden Niederschläge mehr und mehr
nach. Dafür liegt ganz Deutschland am Mittwoch 00 UTC unter -10 bis -15°C in 850
hPa - endlich Winter wird der eine oder andere sagen, wenn es denn tatsächlich
so kommt.
__________________________________________________________

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Dass es so kommt, ist zunächst mal allein aus Konsistenzgründen fraglich. Das
geht schon damit los, dass die an Silvester auf Deutschland übergreifende
Okklusion nicht wie gestern noch simuliert bis nach Osten durchbricht, sondern
zuvor geblockt wird. Damit stünde auch der bisher für Samstag prognostizierte
(postfrontale) vorübergehende Hochdruckeinfluss auf der Kippe.
Am deutlichsten werden die Abweichungen dann aber im erweiterten
Mittelfristzeitraum ab Montag. Während der aktuelle Lauf auf eine sehr kalte
Kontinentallösung setzt, liefen die Vorgängerversionen eher in Richtung eines
nasskalten, weitgehend vom Atlantik geprägten Strömungsszenarios. Man darf also
sehr gespannt sein, was die nächsten Modellläufe so anbieten, wenn der jetzige
erweiterte Mittelfristraum dichter an den Zeitpunkt der Simulationen heranrückt.

__________________________________________________________

Vergleich mit anderen globalen Modellen


Im Vergleich mit anderen Globalmodellen fällt zunächst mal auf, dass alle
bekannten Modelle den o.e. Tiefausläufer blocken, so dass er den Osten und
Nordosten unseres Landes nicht erreicht. Im Gegensatz zu ECMF lassen ICON, GFS
und auch GEM den Ausläufer sich spätestens in der Nacht zum Samstag soweit
abschwächen, dass kaum noch Niederschlag fällt. Zur Erinnerung: ECMF lässt es am
Samstag tagsüber noch von den Alpen bis hoch nach Ostfriesland regnen oder
schneien.
Uneinigkeit herrscht auch über das darauf folgende Temperaturniveau. So
offeriert ICON am Sonntag (00 UTC) die "wärmste" Variante, bei der die
-5°C-Isotherme in 850 hPa entlang von Oder und Neiße verläuft. GFS bietet in der
gleichen Region zur gleichen Zeit -10°C an, ECMF liegt noch etwas kälter.
Gegensätze fundamentaler Art markieren auch den erweiterten Mittelfristzeitraum.
So folgt zwar das kanadische GEM mit etwas Verzögerung der ECMF-Version, dafür
will GFS vom Winter nichts wissen. Dort baut sich bei UK/Irland ein "fettes"
Sturmtief auf, auf dessen Vorderseite milde Luftmassen die zuvor eingeströmte
Kaltluft sukzessive nach Norden abdrängen.
__________________________________________________________

Bewertung der Ensemblevorhersagen


Stellt sich nun also die Frage, ob die Ensembles etwas mehr Licht in die
Angelegenheit bringen. Nun, auf Basis von ECMF-EPS lässt sich konstatieren, dass
das Temperaturniveau in den nächsten Tagen wenn auch mit leichten Wellen
kontinuierlich nach unten geht. Da gibt es keine zwei Meinungen, übrigens auch
nicht, was den ebenfalls apostrophierten Potenzialverlust angeht. Nach dem
Jahreswechsel allerdings fällt auf, dass sich das Gros der Ensembles konstant
auf einem T850-Level zwischen 0 und -5°C einpendelt (Referenz Offenbach). Nur
ganz wenige Lösungen simulieren milder oder kälter. Haupt- und Kontrolllauf
laufen ab Montag deutlich aus der Kurvenschar nach unten heraus, was übrigens
auch für andere Orte in Deutschland der Fall ist. Es spricht also einiges dafür,
dass die oben beschriebene Entwicklung des deterministischen Laufs "über die
Stränge schlägt". Nach Sichtung der Clusterung (4 Cluster für den Zeitraum
T+192...240h, Montag bis Mittwoch) sowie unter Berücksichtigung der teilweise
zunehmenden Niederschlagspeaks und der Windverteilung könnte man sich ab Montag
eine Troglage mit einem von Nordwest- nach Süd-Südosteuropa verlaufenden
Höhentrog vorstellen, der mit einer breiten Bodentiefdruckrinne korrespondiert.
Danach käme der Osten und Norden zeitweise in den "Genuss" östlicher, der Rest
west-südwestlicher Winde, allerdings bei niedrigerem Temperaturniveau als
bisher.
GFS-EPS zeigt ebenfalls den Temperaturrückgang bis knapp nach Jahreswechsel,
bevor sich danach ein großer Spread mit einigen kalten Lösungen (T850 bis -15°C,
Referenz Frankfurt/Main), mehrheitlich aber milderen Varianten (über dem
30-Jahres-Mittel) einstellt.
_________________________________________________________

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Die mittelfristige Entwicklung steht vornehmlich im Zeichen zurückgehender
Temperaturen, was sich auch deutlich im EFI abzeichnet. Anfangs noch deutlich
überdurchschnittlich aufgestellt, gehen sie sukzessive in den Normalbereich
zurück. Am 6. und 7. Folgetag (Freitag/Samstag) deutet sich für den Nordosten
sogar ein leicht negativer Bias an - wann gab es das zuletzt?

Ansonsten gibt es schwache Signale dafür, dass der südöstliche Wind anfangs an
einigen Küstenabschnitten sowie in exponierten Kamm- und Gipfellagen der
Mittelgebirge Sturmstärke erreicht (meist 8 Bft). Zudem kann es am Neujahrstag
im westlichen Bergland sowie in den Alpen etwas schneien, was per se nicht
außergewöhnlich ist, aufgrund des bisherigen Verlaufs des Winters aber allemal
erwähnenswert ist.
________________________________________________________

Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix mit ECMF-EPS und Modellmix. Der "kalte" Absturz des ECMF zum Ende hin
wird ebenso wenig berücksichtigt wie die lange Lebensdauer des Tiefausläufers
(bei ECMF bis in die Nacht zum Sonntag).
________________________________________________________


VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Hoffmann

Beliebte Posts aus diesem Blog

SXDL31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST

DWD -> Amtliche Warnung vor markantem Wetter - STARKES GEWITTER (-Esslingen-)