SXDL31 DWAV 0800UTC DWD Synoptische Uebersicht KURZFRIST
SXEU31 DWAV 240800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 24.02.2015 um 08 UTC
GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: TrM (Trog Mitteleuropa)
Vor allem im W und N schauerartige Niederschläge mit einzelnen Gewittern,
vorübergehend windig. An den Alpen meist leichter Schneefall.
Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 24 UTC
--------------------------------------------------------------
Dienstag... befindet sich Deutschland vorderseitig eines im Tagesverlauf bei
Korsika und Sardinien abtropfenden Höhentroges. Das nördliche Residuum wird
immer wieder durch rückseitig hereinlaufende Sekundärtröge regeneriert, die auf
der Vorderseite in abgeschwächter Form über den Norden und Westen des
Vorhersageraums nordostwärts schwenken. Der Hauptteil des Residuums verbleibt
mit seiner Achse zunächst noch westlich von uns.
Im Bodendruckfeld steht alles im Zeichen eines sich allmählich auffüllenden
Tiefs, das am frühen Morgen mit einer Kernisobare von 970 hPa bei den
Faröer-Inseln analysiert werden konnte. Es zieht im Tagesverlauf zur
südwestnorwegischen Küste, wo es um 24 UTC nur noch einen Kerndruck von etwas
unter 990 hPa aufweist. Dieses Tief verfügt über einen ausgeprägten Bodentrog,
der bereits heute Vormittag von der Nordsee und Benelux her auf den Westen und
Norden des Landes übergreift. Er verlagert sich im Tagesverlauf langsam
ostwärts, wobei er zunehmend an Kontur und Wetterwirksamkeit einbüßt. So wird
es sich heute im Wesentlichen in West- und Norddeutschland sowie in der
westlichen Mitte entfalten, wo es in der eingeflossenen, hochreichend kalten und
labil geschichteten maritimen Polarluft (T850 um -4°C, T500 um -34°C) mit
Unterstützung des Tagesgangs sowie einer in den Trog eingebetteten
Konvergenzlinie zu konvektiven Umlagerungen kommt. Heraus kommen dabei - je nach
Intensität - Schauer unterschiedlicher Coleur von Regen über Graupel bis hin zu
Schnee/Schneeregen kann alles dabei sein. Oberhalb etwa 400 m sollte es durchweg
die feste Phase sein, nennenswerte Neuschneemengen sind aber nicht zu erwarten,
liegen doch die von den Modellen apostrophierten Niederschlagssummen meist unter
5 mm/12h. Dafür ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sich unter die Schauer
kurze Gewitter mischen, die mit Graupel und bei anfänglichen (Vormittag)
Höhenwinden von bis zu 45 Kt in 850 hPa auch mit stürmischen Böen 8 Bft
einhergehen können.
Mit Annäherung bzw. Passage des Bodentroges verschärft sich der Gradient
vorübergehend und der Südwestwind frischt merklich auf. Dabei treten in der
Spitze Böen 7 Bft, bei kräftigen Schauern oder kurzen Gewittern 8 Bft auf.
8er-Böen gibt es abseits der Böen auch an der Nordsee, vor allem an der
schleswig-holsteinischen Küste. Auf dem Brocken im Harz wird es wahrscheinlich
für schwere Sturmböen 10 Bft reichen. Am Nachmittag und Abend nimmt der Wind von
Westen her bereits wieder ab, warnwürdige Böen beschränken sich dann noch auf
die Küste (Nordsee eher als Ostsee) sowie die Hochlagen.
Nach Osten hin tut sich heute niederschlagstechnisch wenig bis nichts, da der
Trog - wie bereits geschildert - dort gar nicht richtig ankommt. Zum Teil kommt
zwischen Erzgebirge und Ostsee sogar für längere Zeit die Sonne zum Vorschein.
Und auch Süddeutschland kommt mit dem Trog nur bedingt in Berührung, indem im SW
ein paar wenige Schauer ausgelöst werden. Weiter im Südosten, in Teilen Bayerns,
machen sich die Aufgleitvorgänge des sich über dem Tyrrhenischen Meer
verstärkenden Tiefs bemerkbar. Dabei kommt es zu zeitweiligen Niederschlägen,
die oberhalb etwa 500 bis 600 m als Schnee fallen. Vor allem am östlichen
Alpenrand können mit etwas Stauunterstützung bis zu 10 cm Neuschnee
zusammenkommen, häufig liegen die Mengen aber nur bei 1 bis 5 cm. Tendenziell
lassen die Niederschläge von Westen her aber nach.
Die Temperatur steigt auf 5 bis °C, in den Mittelgebirgen und gebietsweise im
Süden auf 1 bis 5°C (höchste Lagen leichter Dauerfrost).
In der Nacht zum Mittwoch verlagert sich das o.e. Trogresiduum etwas nach Osten,
seine Achse reicht am frühen Morgen etwa von der Deutschen Bucht bis zum
Oberrheingraben. Dadurch wird im W und NW die Schaueraktivität noch mal
angefacht mit Regen-, Schneeregen und Graupelschauern, oberhalb 400 m
Schneeschauern. Auch ein kurzes Gewitter kann nicht ausgeschlossen werden. In
den westlichen Mittelgebirgen sind oberhalb 400 bis 600 m örtlich bis zu 5 cm
Neuschnee möglich. Ein paar Zentimeter Schnee sind auch am Alpenrand drin, wo
schwache WLA auf der Nordflanke des mediterranen Tiefs leichte Hebungsprozesse
auslöst.
Abgesehen vom NW sowie einiger Flussniederungen im W und SW stellt sich
(zumindest am Boden) leichter Frost ein mit der Gefahr von Glätte durch etwas
Neuschnee, Schneematsch oder gefrierende Nässe. Lokal bildet sich Nebel. Der
SW-Wind nimmt auch an der Küste weiter ab und spielt warntechnisch keine Rolle
mehr.
Mittwoch... verlagert sich besagtes Trogresiduum weiter nach Osten. Allerdings
folgt von der westlichen Nordsee sowie den Niederlanden nochmalig ein gut
konturierter Sekundärtrog nach, der im Tagesverlauf auf den W und NW des Landes
übergreift und am Boden mit einem nicht ganz so deutlich gezeichneten Trog
korrespondiert. Vorderseitige WLA sowie PVA am diffluenten Ausgang sorgen für
einen veritablen Hebungsantrieb, der sich in Form schauerartiger Niederschläge,
in der höhenkalten Luft auch durch vereinzelte kurze Gewitter bemerkbar macht.
Diese ziehen wahrscheinlich schon im Laufe des Vormittags in den Westen und
Nordwesten, von wo aus sie sich noch etwas nach Osten ausbreiten. Hinsichtlich
der räumlichen Verteilung der Niederschläge divergieren die Modelle noch, man
ist sich aber einig, dass innerhalb von 6 Stunden durchaus mal 5 bis 10 mm
zusammenkommen können. Die Schneefallgrenze dürfte sich etwa zwischen 400 und
600 m einpendeln, wobei es in den westlichen Mittelgebirgen stellenweise
durchaus 5 bis 10 cm Neuschnee geben kann.
In großen Teilen Ost- und Süddeutschlands läuft das Wettergeschehen allgemein
beschaulicher ab. Zwar können im Osten durch die Verlagerung des ersten Troges
einzelne Schauer nicht ausgeschlossen werden, häufig bleibt es aber ganztägig
trocken mit der Aussicht auf einige sonnige Abschnitte.
Die dürfte es auch im Südwesten, speziell in Südbaden geben, während es rüber in
Richtung Bayern (vor allem vom Alpenrand bis hinüber zum Bayerischen Wald) eher
stark bewölkt bis bedeckt bleibt. Bevorzugt am Alpenrand kommt es in der
Peripherie des allmählich gen Sizilien ziehenden Mittelmeertiefs weiterhin zu
leichten Schneefällen der Größenordnung unter 5 cm/12h.
Der Wind spielt rein vom Gradienten - ICON zeigt eine schwache Hochdruckbrücke
zwischen dem nach Westen verschobenen Azorenhoch und einem Hoch über Russland -
keine Rolle. Allerdings zeigt z.B. GFS die ganze Trogentwicklung in
NW-Deutschland intensiver als die deutsche Modellkette, so dass evtl. konvektive
Böen eine Bedeutung bekommen könnten. Hier gilt es noch etwas abzuwarten, auf
welches Szenario sich die Modelle einpendeln. Temperaturmäßig läuft jedenfalls
alles auf eine Spanne von 3 bis 9°C, am Oberrhein mit Sonne örtlich 10 oder 11°C
hinaus.
In der Nacht zum Donnerstag wird der Trog unter deutlicher Verkürzung seiner
Wellenlänge nach Osten "weggedrückt". Als "Anschieber" fungiert ein veritabler
Höhenrücken, der von Westen her auf den Vorhersageraum übergreift. Er ist das
Ergebnis starker WLA, die vorderseitig einer neuerlichen Austrogung über dem
nahen Ostatlantik weit nach Osten ausgreift. Die Austrogung korrespondiert mit
einer deftigen Zyklogenese knapp westlich von Island, dessen Resultat ein
veritables 945-hPa-Orkantief ist.
Bei uns wird man in dieser Nacht noch nicht viel davon spüren, vor allem
windmäßig (allenfalls etwas auflebender südlicher Wind auf der Nordsee in den
frühen Morgenstunden). Trotz des heranrückenden Höhenrückens simulieren die
Modelle noch gebietsweise schauerartige Niederschläge (teils Regen, teils
Schnee), die offensichtlich dem abziehenden Trog geschuldet sind. Dort, wo es
längere Zeit aufklart, bildet sich örtlich Nebel. Am Alpenrand ist lokal
strenger Frost möglich, sonst stellt sich mit Ausnahme des Westens und
Nordwestens leichter, im Süden gebietsweise mäßiger Frost ein mit der üblichen
Glätteproblematik.
Donnerstag... verlagert sich der Höhenrücken unter Abschwächung in den Osten und
Südosten Deutschlands, wo er für leichten Zwischenhocheinfluss sorgt. Vom
östlichen Alpenrand bis nach Niederbayern sowie von Osterzgebirge bis zur
Niederlausitz halten sich zwar noch einige Restwolken, die dem etwas pomadig
nach Osten abziehenden Trog geschuldet sind. Ansonsten scheint aber - nach
Auflösung der vorhandenen Nebelfelder - in der Südosthälfte vielerorts die
Sonne, wobei die Temperatur auf 4 bis 10°C steigt.
Deutlich zyklonaler geht es im Nordwesten zu, wo sich von der Nordsee und
Benelux her das Frontensystem des o.e. Orkantiefs nähert. Das Tief selbst zieht
am Donnerstag knapp südlich an Island vorbei ostwärts, wobei es beginnt, sich
allmählich aufzufüllen. Das Frontensystem weist um 12 UTC noch einen relativ
schmalen, aber klar skizzierten Warmsektor auf, der wahrscheinlich erst in der
Nacht zum Freitag - mitten über dem Vorhersageraum - wegokkludiert wird.
Wie auch immer, Fakt ist, dass die frontalen Niederschläge mit Unterstützung
mitteltroposphärischer WLA bereits im Laufe des Vormittags auf den Westen und
Nordwesten übergreifen und bis zum Abend eine Linie Mecklenburger
Bucht-Harz-Pfälzer Bergland erreichen - so die Meinung von COSMO-EU. ICON ist
noch einen Tick progressiver, während GFS und ECMF deutlich zurückhaltender
sind. Laut deutscher Modellkette jedenfalls sollen im westlichen
Mittelgebirgsraum zum Teil 10 bis 15, lokal sogar bis zu 20 mm fallen, was
angesichts der angesprochenen Modellunterschiede noch auf sehr tönernden Füßen
steht. Gleiches gilt übrigens für den Zeitpunkt und Ort des Okklusionsprozesses,
die Phase der Niederschläge respektive die Schneefallgrenze, so dass sich an
dieser Stelle eine Detaildiskussion erübrigt. Nur so viel, sollte sich die
"schnelle" Variante der deutschen Modellkette durchsetzen, könnte es in den
westlichen Mittelgebirgen anfangs bis in mittlere Lagen schneien, bevor die
Schneefallgrenze kurzzeitig bis in die Kammlagen oder sogar darüber hinaus
ansteigt, um dann postfrontal wieder abzusinken. Viel Konjunktiv, viel Wenn und
Aber, hier gilt es, die nächsten Modellläufe zu sichten, vor allem auch
hinsichtlich ihrer Konsistenz.
Eins noch, präfrontal frischt der auf südliche Richtungen rückdrehende Wind im W
und NW auf, wobei sich die Böigkeit angesichts der stabilen Schichtung sehr in
Grenzen hält. Stürmische Böen oder gar Sturmböen bleiben von daher auf die
Höhenlagen sowie Teile der Nordsee beschränkt. Allerdings gilt beim Wind die
gleiche Aussage wie beim Niederschlag, dass nämlich in Bezug auf Details noch
einige Fragen offen sind.
Modellvergleich und -einschätzung
--------------------------------------------------------------
Prinzipiell simulieren die Modelle die synoptische Entwicklung schon ähnlich.
Trotzdem offenbaren sich mal weniger, mal stärker ausgeprägte Unterschiede, die
im Text angesprochen wurden. Ins Auge fallen vor allem die unterschiedliche
Ausprägung des Höhen- bzw. Bodentroges am morgigen Mittwoch im NW sowie das
Timing des Frontensystems mit allen geschilderten Konsequenzen am Donnerstag.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 24.02.2015 um 08 UTC
GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: TrM (Trog Mitteleuropa)
Vor allem im W und N schauerartige Niederschläge mit einzelnen Gewittern,
vorübergehend windig. An den Alpen meist leichter Schneefall.
Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 24 UTC
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Dienstag... befindet sich Deutschland vorderseitig eines im Tagesverlauf bei
Korsika und Sardinien abtropfenden Höhentroges. Das nördliche Residuum wird
immer wieder durch rückseitig hereinlaufende Sekundärtröge regeneriert, die auf
der Vorderseite in abgeschwächter Form über den Norden und Westen des
Vorhersageraums nordostwärts schwenken. Der Hauptteil des Residuums verbleibt
mit seiner Achse zunächst noch westlich von uns.
Im Bodendruckfeld steht alles im Zeichen eines sich allmählich auffüllenden
Tiefs, das am frühen Morgen mit einer Kernisobare von 970 hPa bei den
Faröer-Inseln analysiert werden konnte. Es zieht im Tagesverlauf zur
südwestnorwegischen Küste, wo es um 24 UTC nur noch einen Kerndruck von etwas
unter 990 hPa aufweist. Dieses Tief verfügt über einen ausgeprägten Bodentrog,
der bereits heute Vormittag von der Nordsee und Benelux her auf den Westen und
Norden des Landes übergreift. Er verlagert sich im Tagesverlauf langsam
ostwärts, wobei er zunehmend an Kontur und Wetterwirksamkeit einbüßt. So wird
es sich heute im Wesentlichen in West- und Norddeutschland sowie in der
westlichen Mitte entfalten, wo es in der eingeflossenen, hochreichend kalten und
labil geschichteten maritimen Polarluft (T850 um -4°C, T500 um -34°C) mit
Unterstützung des Tagesgangs sowie einer in den Trog eingebetteten
Konvergenzlinie zu konvektiven Umlagerungen kommt. Heraus kommen dabei - je nach
Intensität - Schauer unterschiedlicher Coleur von Regen über Graupel bis hin zu
Schnee/Schneeregen kann alles dabei sein. Oberhalb etwa 400 m sollte es durchweg
die feste Phase sein, nennenswerte Neuschneemengen sind aber nicht zu erwarten,
liegen doch die von den Modellen apostrophierten Niederschlagssummen meist unter
5 mm/12h. Dafür ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sich unter die Schauer
kurze Gewitter mischen, die mit Graupel und bei anfänglichen (Vormittag)
Höhenwinden von bis zu 45 Kt in 850 hPa auch mit stürmischen Böen 8 Bft
einhergehen können.
Mit Annäherung bzw. Passage des Bodentroges verschärft sich der Gradient
vorübergehend und der Südwestwind frischt merklich auf. Dabei treten in der
Spitze Böen 7 Bft, bei kräftigen Schauern oder kurzen Gewittern 8 Bft auf.
8er-Böen gibt es abseits der Böen auch an der Nordsee, vor allem an der
schleswig-holsteinischen Küste. Auf dem Brocken im Harz wird es wahrscheinlich
für schwere Sturmböen 10 Bft reichen. Am Nachmittag und Abend nimmt der Wind von
Westen her bereits wieder ab, warnwürdige Böen beschränken sich dann noch auf
die Küste (Nordsee eher als Ostsee) sowie die Hochlagen.
Nach Osten hin tut sich heute niederschlagstechnisch wenig bis nichts, da der
Trog - wie bereits geschildert - dort gar nicht richtig ankommt. Zum Teil kommt
zwischen Erzgebirge und Ostsee sogar für längere Zeit die Sonne zum Vorschein.
Und auch Süddeutschland kommt mit dem Trog nur bedingt in Berührung, indem im SW
ein paar wenige Schauer ausgelöst werden. Weiter im Südosten, in Teilen Bayerns,
machen sich die Aufgleitvorgänge des sich über dem Tyrrhenischen Meer
verstärkenden Tiefs bemerkbar. Dabei kommt es zu zeitweiligen Niederschlägen,
die oberhalb etwa 500 bis 600 m als Schnee fallen. Vor allem am östlichen
Alpenrand können mit etwas Stauunterstützung bis zu 10 cm Neuschnee
zusammenkommen, häufig liegen die Mengen aber nur bei 1 bis 5 cm. Tendenziell
lassen die Niederschläge von Westen her aber nach.
Die Temperatur steigt auf 5 bis °C, in den Mittelgebirgen und gebietsweise im
Süden auf 1 bis 5°C (höchste Lagen leichter Dauerfrost).
In der Nacht zum Mittwoch verlagert sich das o.e. Trogresiduum etwas nach Osten,
seine Achse reicht am frühen Morgen etwa von der Deutschen Bucht bis zum
Oberrheingraben. Dadurch wird im W und NW die Schaueraktivität noch mal
angefacht mit Regen-, Schneeregen und Graupelschauern, oberhalb 400 m
Schneeschauern. Auch ein kurzes Gewitter kann nicht ausgeschlossen werden. In
den westlichen Mittelgebirgen sind oberhalb 400 bis 600 m örtlich bis zu 5 cm
Neuschnee möglich. Ein paar Zentimeter Schnee sind auch am Alpenrand drin, wo
schwache WLA auf der Nordflanke des mediterranen Tiefs leichte Hebungsprozesse
auslöst.
Abgesehen vom NW sowie einiger Flussniederungen im W und SW stellt sich
(zumindest am Boden) leichter Frost ein mit der Gefahr von Glätte durch etwas
Neuschnee, Schneematsch oder gefrierende Nässe. Lokal bildet sich Nebel. Der
SW-Wind nimmt auch an der Küste weiter ab und spielt warntechnisch keine Rolle
mehr.
Mittwoch... verlagert sich besagtes Trogresiduum weiter nach Osten. Allerdings
folgt von der westlichen Nordsee sowie den Niederlanden nochmalig ein gut
konturierter Sekundärtrog nach, der im Tagesverlauf auf den W und NW des Landes
übergreift und am Boden mit einem nicht ganz so deutlich gezeichneten Trog
korrespondiert. Vorderseitige WLA sowie PVA am diffluenten Ausgang sorgen für
einen veritablen Hebungsantrieb, der sich in Form schauerartiger Niederschläge,
in der höhenkalten Luft auch durch vereinzelte kurze Gewitter bemerkbar macht.
Diese ziehen wahrscheinlich schon im Laufe des Vormittags in den Westen und
Nordwesten, von wo aus sie sich noch etwas nach Osten ausbreiten. Hinsichtlich
der räumlichen Verteilung der Niederschläge divergieren die Modelle noch, man
ist sich aber einig, dass innerhalb von 6 Stunden durchaus mal 5 bis 10 mm
zusammenkommen können. Die Schneefallgrenze dürfte sich etwa zwischen 400 und
600 m einpendeln, wobei es in den westlichen Mittelgebirgen stellenweise
durchaus 5 bis 10 cm Neuschnee geben kann.
In großen Teilen Ost- und Süddeutschlands läuft das Wettergeschehen allgemein
beschaulicher ab. Zwar können im Osten durch die Verlagerung des ersten Troges
einzelne Schauer nicht ausgeschlossen werden, häufig bleibt es aber ganztägig
trocken mit der Aussicht auf einige sonnige Abschnitte.
Die dürfte es auch im Südwesten, speziell in Südbaden geben, während es rüber in
Richtung Bayern (vor allem vom Alpenrand bis hinüber zum Bayerischen Wald) eher
stark bewölkt bis bedeckt bleibt. Bevorzugt am Alpenrand kommt es in der
Peripherie des allmählich gen Sizilien ziehenden Mittelmeertiefs weiterhin zu
leichten Schneefällen der Größenordnung unter 5 cm/12h.
Der Wind spielt rein vom Gradienten - ICON zeigt eine schwache Hochdruckbrücke
zwischen dem nach Westen verschobenen Azorenhoch und einem Hoch über Russland -
keine Rolle. Allerdings zeigt z.B. GFS die ganze Trogentwicklung in
NW-Deutschland intensiver als die deutsche Modellkette, so dass evtl. konvektive
Böen eine Bedeutung bekommen könnten. Hier gilt es noch etwas abzuwarten, auf
welches Szenario sich die Modelle einpendeln. Temperaturmäßig läuft jedenfalls
alles auf eine Spanne von 3 bis 9°C, am Oberrhein mit Sonne örtlich 10 oder 11°C
hinaus.
In der Nacht zum Donnerstag wird der Trog unter deutlicher Verkürzung seiner
Wellenlänge nach Osten "weggedrückt". Als "Anschieber" fungiert ein veritabler
Höhenrücken, der von Westen her auf den Vorhersageraum übergreift. Er ist das
Ergebnis starker WLA, die vorderseitig einer neuerlichen Austrogung über dem
nahen Ostatlantik weit nach Osten ausgreift. Die Austrogung korrespondiert mit
einer deftigen Zyklogenese knapp westlich von Island, dessen Resultat ein
veritables 945-hPa-Orkantief ist.
Bei uns wird man in dieser Nacht noch nicht viel davon spüren, vor allem
windmäßig (allenfalls etwas auflebender südlicher Wind auf der Nordsee in den
frühen Morgenstunden). Trotz des heranrückenden Höhenrückens simulieren die
Modelle noch gebietsweise schauerartige Niederschläge (teils Regen, teils
Schnee), die offensichtlich dem abziehenden Trog geschuldet sind. Dort, wo es
längere Zeit aufklart, bildet sich örtlich Nebel. Am Alpenrand ist lokal
strenger Frost möglich, sonst stellt sich mit Ausnahme des Westens und
Nordwestens leichter, im Süden gebietsweise mäßiger Frost ein mit der üblichen
Glätteproblematik.
Donnerstag... verlagert sich der Höhenrücken unter Abschwächung in den Osten und
Südosten Deutschlands, wo er für leichten Zwischenhocheinfluss sorgt. Vom
östlichen Alpenrand bis nach Niederbayern sowie von Osterzgebirge bis zur
Niederlausitz halten sich zwar noch einige Restwolken, die dem etwas pomadig
nach Osten abziehenden Trog geschuldet sind. Ansonsten scheint aber - nach
Auflösung der vorhandenen Nebelfelder - in der Südosthälfte vielerorts die
Sonne, wobei die Temperatur auf 4 bis 10°C steigt.
Deutlich zyklonaler geht es im Nordwesten zu, wo sich von der Nordsee und
Benelux her das Frontensystem des o.e. Orkantiefs nähert. Das Tief selbst zieht
am Donnerstag knapp südlich an Island vorbei ostwärts, wobei es beginnt, sich
allmählich aufzufüllen. Das Frontensystem weist um 12 UTC noch einen relativ
schmalen, aber klar skizzierten Warmsektor auf, der wahrscheinlich erst in der
Nacht zum Freitag - mitten über dem Vorhersageraum - wegokkludiert wird.
Wie auch immer, Fakt ist, dass die frontalen Niederschläge mit Unterstützung
mitteltroposphärischer WLA bereits im Laufe des Vormittags auf den Westen und
Nordwesten übergreifen und bis zum Abend eine Linie Mecklenburger
Bucht-Harz-Pfälzer Bergland erreichen - so die Meinung von COSMO-EU. ICON ist
noch einen Tick progressiver, während GFS und ECMF deutlich zurückhaltender
sind. Laut deutscher Modellkette jedenfalls sollen im westlichen
Mittelgebirgsraum zum Teil 10 bis 15, lokal sogar bis zu 20 mm fallen, was
angesichts der angesprochenen Modellunterschiede noch auf sehr tönernden Füßen
steht. Gleiches gilt übrigens für den Zeitpunkt und Ort des Okklusionsprozesses,
die Phase der Niederschläge respektive die Schneefallgrenze, so dass sich an
dieser Stelle eine Detaildiskussion erübrigt. Nur so viel, sollte sich die
"schnelle" Variante der deutschen Modellkette durchsetzen, könnte es in den
westlichen Mittelgebirgen anfangs bis in mittlere Lagen schneien, bevor die
Schneefallgrenze kurzzeitig bis in die Kammlagen oder sogar darüber hinaus
ansteigt, um dann postfrontal wieder abzusinken. Viel Konjunktiv, viel Wenn und
Aber, hier gilt es, die nächsten Modellläufe zu sichten, vor allem auch
hinsichtlich ihrer Konsistenz.
Eins noch, präfrontal frischt der auf südliche Richtungen rückdrehende Wind im W
und NW auf, wobei sich die Böigkeit angesichts der stabilen Schichtung sehr in
Grenzen hält. Stürmische Böen oder gar Sturmböen bleiben von daher auf die
Höhenlagen sowie Teile der Nordsee beschränkt. Allerdings gilt beim Wind die
gleiche Aussage wie beim Niederschlag, dass nämlich in Bezug auf Details noch
einige Fragen offen sind.
Modellvergleich und -einschätzung
--------------------------------------------------------------
Prinzipiell simulieren die Modelle die synoptische Entwicklung schon ähnlich.
Trotzdem offenbaren sich mal weniger, mal stärker ausgeprägte Unterschiede, die
im Text angesprochen wurden. Ins Auge fallen vor allem die unterschiedliche
Ausprägung des Höhen- bzw. Bodentroges am morgigen Mittwoch im NW sowie das
Timing des Frontensystems mit allen geschilderten Konsequenzen am Donnerstag.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann