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Thema des Tages

Zwischenbilanz der Tropensturmsaison 2014/15 in Australien

Erst vor wenigen Tagen war in der internationalen Presse von zwei
tropischen Zyklonen die Rede, welche den Norden und Osten Australiens
heimgesucht haben, wobei das Pendant zum tropischen Zyklon ein
Hurrikan im Atlantik wäre. Solch eine Nachricht lässt natürlich
aufhorchen und man stellt sich die Frage, wie denn die
Tropensturmsaison in diesem Bereich der Erde momentan verläuft und
wie diese bisher vorhergesagt wurde.

Versuchen wir daher mal eine kleine Zwischenbilanz zu ziehen. Die
langjährige Saison rund um Australien verläuft vom 1. November bis
zum 30. April und somit haben die Australier bereits mehr als die
Hälfte der Saison überstanden. Die unter anderem vom Australischen
Wetterdienst, dem "Bureau of Meteorology, BoM" erstellte Vorhersage
ließ für die Saison 2014/15 eine durchschnittliche bis geringfügig
unterdurchschnittliche Tropensturmsaison erwarten. Dabei wird das
gesamte Vorhersagegebiet von Australien in 3 große Vorhersagebereiche
aufgeteilt: einen westlichen, einen nördlichen und einen östlichen
Bereich. Der nördliche Bereich wird hingegen nochmals in zwei
Teilbereiche aufgespalten, in einen nordwestlichen und einen
nördlichen Bereich. Der Süden von Australien verläuft bereits in der
aktiven Westwindzone und weist somit neben zu kühlen
Wassertemperaturen auch zu starke (West-)winde auf, die für eine
Windscherung sorgen (Windzunahme mit der Höhe). Da Tropenstürme
scherungsarme Bedingungen benötigen, ist diese Region von Australien
also nicht von solchen Stürmen betroffen.

Im langjährigen Mittel, welches zwischen den Jahren 1970/71 und
2007/08 erstellt wurde, beläuft sich die durchschnittliche Anzahl von
Tropenstürmen auf 11 (was diejenigen mit einschließt, die das Land
nicht erreichen). In einem durchschnittlichen Jahr treffen vier
Tropenstürme auf die Küsten Australiens.

Der Australische Wetterdienst gibt seine Tropensturmvorhersage in
Form von Wahrscheinlichkeitsvorhersagen aus. Wenn wir den gesamten
Vorhersagebereich von Australien betrachten, so wurde für die
aktuelle Saison eine 34%-ige Wahrscheinlichkeit herausgegeben, dass
eine leicht überdurchschnittliche Anzahl an Tropenstürme auftreten
würde. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass eine 66%-ige
Wahrscheinlichkeit für eine unterdurchschnittliche Saison besteht.
Anders ausgedrückt bedeuten diese Zahlen, dass in einem Zeitraum von
10 Jahren mit ähnlichen klimatologischen Bedingungen grob 3.5 Jahre
mit einer überdurchschnittlichen und 6.5 Jahre mit einer
unterdurchschnittlichen Saison erwartet werden. Es wird also gezeigt,
dass mit der vorherrschenden klimatologischen Ausgangslage zwar die
Wahrscheinlichkeit für eine ruhige Saison deutlich höher ist, obwohl
es in der Vergangenheit trotz dieser bestimmten klimatologischen
Bedingungen jedoch auch aktivere Jahre gegeben hat. Daher kann auch
in diesem Jahr aus rein statistischer Sicht ein solcher Fall nicht
grundsätzlich ausgeschlossen werden.

Der Grund für die diesjährige Vorhersage einer normalen
Tropensturmsaison lag im erwarteten El Nino, welcher historisch
gesehen in den tropischen Gewässern vor Australien weniger
Tropenstürme entstehen lässt (u.a. wegen Verschiebung der Aktivität
in den zentralen Pazifik). Bisher traf die Vorhersage auch sehr gut
zu, denn es traten im östlichen Bereich von Australien seit Beginn
der Saison nur zwei tropische Zyklone (und ein tropischer Sturm) auf,
wobei der langjährige Durchschnitt bei vier tropischen Zyklonen
liegt. In der nördlichen Region wurde bisher gar nur ein tropischer
Zyklon beobachtet (im Durchschnitt sind es drei).
Doch dieses Jahr zeigt, dass auch in einer schwach aktiven Saison
heftige Ereignisse ebenfalls möglich sind. Mit dem Landgang von
gleich zwei starken tropischen Zyklonen (dem tropischen Zyklon LAM
als Kategorie 4 und MARCIA als Kategorie 5 auf der 5-stufigen
Intensitätsskala in Australien) am Freitag, den 20. Februar wurde
Geschichte geschrieben. Ein gleichzeitiger Landgang am selben Tag von
zwei solch intensiven Stürmen ereignete sich in Australien bisher
noch nie. Die vorübergehend erhöhte Tropensturmaktivität und der
gleichzeitige Landgang beider Stürme war jedoch nur ein unglücklicher
Umstand. Nach letzten Erkenntnissen war dieses Ereignis einer
sogenannten "äquatoriale Rossbywelle" zu "verdanken", die die
nordöstlichen tropischen Meere vor Australien beeinflusste. Man kann
sich diese atmosphärische Welle sehr stark vereinfacht so vorstellen,
dass sie regional verstärkt Konvektion auslöst und somit
Tropensturmbildungen fördert. Zudem wird die Windscherung in den
Konvektionsbereichen vermindert, was die Bildung wie schon erwähnt
die Bildung von Tropenstürmen begünstigt. Derartige Ereignisse sind
in Langfristprognosen nicht vorhersagbar.

In den letzten Wochen hat sich allerdings der El Nino nicht so
"stark" entwickelt, wie in der ursprünglichen Langfristprognose
angenommen wurde. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit eines weiteren
tropischen Zyklons in den restlichen Monaten der Saison etwas an.
Wenn man zudem die langjährige Statistik anschaut, erkennt man, dass
nicht selten die stärksten Stürme zum Ende der Saison auftreten.
Während der kommenden Tage jedoch deuten die Wetterkarten eine
Fortdauer der ruhigen Lage an, sodass die Küstenbewohner nach diesem
Doppelschlag vorerst durchatmen können.


Dipl.-Met. Helge Tuschy
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 27.02.2015
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst


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