SXDL31 DWAV 1800UTC DWD Synoptische Uebersicht KURZFRIST

SXEU31 DWAV 291800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 29.11.2015 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Im Norden orkanartige Böen oder Orkanböen. In der Mitte und im Süden Sturmböen,
auf Berggipfeln Orkanböen. Im Böhmerwald Dauerregen-Unwetter, sonst in den
Mittelgebirgen verbreitet Dauerregen.


Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 12 UTC
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Aktuell ...
In der kommenden Nacht liegt über Norddeutschland ein breiter Trog, der
höhenkalte Luft zu uns führt. Daher sind vor allem im Küstenbereich während der
ganzen Nacht Gewitter möglich. Diese Gewitter können dann mit Orkanböen
verbunden sein. Rückseitig des Troges setzt eine Zonalisierung der Strömung ein,
sodass wir in eine west-nordwestliche Höhenströmung kommen.
Im Bodendruckfeld hat uns das Frontensystem eines Tiefs über der Norwegischen
See erfasst. Sein Warmsektor erfasst momentan fast ganz Deutschland und die WLA
in diesem Bereich sorgt für Regenfälle. Am Abend folgt von Nordwesten her die
Kaltfront und die kommt in der kommenden Nacht bis etwa in den Bereich der
Mittelgebirge voran. Im Bereich der Frontalzone hat sich eine Welle (Nils II)
gebildet, die am Abend Jütland erreicht und sich in der kommenden Nacht über
Schweden hinweg ostwärts verlagert. Sie ist morgen früh bereits über SW-Finnland
zu finden. Mit der Welle und dem Übergreifen der Kaltfront kommt es im NW und
Norden zu teilweise orkanartigen Böen, die auch auf das Binnenland in
Schleswig-Holstein und Niedersachsen übergreifen. Die entsprechenden
Unwetterwarnungen laufen bis Montagfrüh. Auch in den Hochlagen der Mittelgebirge
sowie der Alpen kann es orkanartige- bzw. Orkanböen geben. Weiterhin sind auch
im Flachland stürmische Böen möglich.

Ein zweites markantes Warnelement, nicht nur für die kommende Nacht, sondern
auch für die nächsten Tage, ist der Dauerregen. Die in der Frontalzone
eingelagerte Luftmassengrenze schleift in den nächsten Tagen etwa über der Mitte
Deutschlands und sorgt für länger andauernde und ergiebige Regenfälle. Dem
entsprechend wurden die bereits veröffentlichten Dauerregenwarnungen für einen
48-stündigen Zeitraum bis zum Dienstagabend terminiert. Gebietsweise, wie etwa
im Bereich des Fichtelgebirges und des Bayerischen Waldes sind auch
unwetterartige Mengen zu erwarten.
In der kommenden Nacht bleibt es zumeist frostfrei. Die Nullgradgrenze liegt im
Norden zwar unterhalb 1000m, im Süden aber deutlich darüber.


Montag ...
verlagert sich der Höhentrog weiter ostwärts und dahinter stellt sich eine recht
kräftige west-nordwestliche Strömung ein, die eine schwache anti-zyklonale
Krümmung aufweist. Im Bodendruckfeld hat sich das Wellentief Nils II recht
schnell nach Nordostskandinavien verlagert. Sein Frontensystem liegt aber
weiterhin parallel zur Höhenströmung und kommt nur wenig in die Südhälfte voran.
Eine weitere Wellenentwicklung östlich von Irland sorgt für dafür, dass die
Front wieder rückläufig wird. Die Welle verlagert sich bis zum späten Abend
unter Abschwächung nach Norddeutschland.

Im Bereich der Schleifzone der Front kommt es vom Westen und Nordwesten bis in
den Südosten gibt es den ganzen Tag zu Regen. Er wird durch WLA verursacht, die
nach kurzer Unterbrechung in der Nacht zum Montag, wieder kräftig einsetzt.
Dadurch steigt auch die niedertroposhärische Temperatur kräftig an, sodass ab
Abend die T850 fast in ganz Deutschland über 0 Grad liegt. Aufgrund der guten
Durchmischung steigt auch die Temperatur am Boden auf 7 Grad im Nordosten und
bis 14 Grad im Südwesten an.
Über den Tag gesehen fallen in den Mittelgebirgen verbreitet über 30mm/24h
Regen, wobei die höchsten Mengen nach C-EU und EURO4 neben dem schon mit einer
Unwetterwarnung bedachten ostbayerischen Gebirgen auch im Spessart/Odenwald und
u.U. im Sauerland fallen. Eventuell müssen hier die vorhandenen Ockerwarnungen
bei Bedarf noch hoch gestuft werden. Aufgrund der hohen Temperaturen ist die
feste Phase selbstverständlich kein Thema mehr.

Beim Wind ist mit Abzug der Welle Nils II zunächst erst einmal von einer
Entspannung auszugehen. Zwar gibt es anfangs an der Küste stürmische Böen, an
der Ostsee auch Sturmböen oder schwere Sturmböen. Der Wind schwächt sich
allerdings in der zweiten Tageshälfte im Norden ab. Im Süden gibt es dagegen
weiterhin im Bergland Sturmböen, exponiert auch schwere Sturmböen oder
Orkanböen. Auch im Flachland muss mit starken bis stürmischen Böen gerechnet
werden. In der Mitte schwächt sich der Wind deutlich ab und erst mit Annäherung
des Wellentiefs und der damit verbundenen Nordwärts-Verlagerung der
Luftmassengrenze frischt der Wind von Süden nach Norden fortschreitend wieder
auf.

In der Nacht zum Dienstag erfolgt der Durchgang der schwachen Welle durch
Norddeutschland. In der Folge schwächt sich der Wind an der Küste deutlich ab,
sodass abgesehen vom Nordosten keine Windwarnungen erforderlich sind. Nach Süden
zu, im Warmsektor der Welle gibt es auch im Flachland starke, zum Teil auch
stürmische Böen. In den Hochlagen sind Böen der Stärke 8 bis 9, exponiert auch
10 bis 12 zu erwarten. Für die Gipfellagen der Alpen werden von C-EU sogar
Windböen über 140km/h simuliert, ein Wert der von OOG natürlich nicht bestätigt
wird. Wie dem auch sei, Orkanböen sind dort sehr wahrscheinlich.

In weiten Teilen der Mitte und des Nordens hält der Regen an, nach Süden zu
bleibt es gebietsweise trocken. Die Nacht ist von den Temperaturen her relativ
mild, Frost gibt es nur in Gipfellagen der Alpen.


Dienstag ...
steilt sich ein anfangs westlich der Britischen Inseln befindlicher Rücken auf
und entwickelt sich im Tagesverlauf zu einem Langwellengebilde, dessen Achse am
Tagesende bis fast an unsere Westgrenze herankommt. Dabei steigt das
Geopotential über Deutschland weiter an.

Nach Abzug der Welle bleibt auch am Dienstag insbesondere das mittlere und
nördliche Deutschland noch im Bereich der schleifenden Front. Sie kommt zum
Mittag hin als Warmfront allmählich nach Nordosten voran und erreicht zum
Tagesende den äußersten Nordosten unseres Landes. Auch am Dienstag dominiert WLA
verbreitet große Teile des Vorhersagegebietes, so dass die niederschlagsreiche
Lage fortbesteht. Erst in der Nacht zum Mittwoch verlässt die Warmfront unser
Gebiet in Richtung Nordosten und damit klingen die Regenfälle von der Mitte nach
Nordosten langsam ab. Zuvor muss in Teilen der Mitte und des Nordens nochmals
mit über 10mm/24h, im Bergland mit den Dauerregenwarnungen mit über 20mm/24h
gerechnet werden.

Gegenüber den Vortagen nimmt der Wind ab, vor allem in der ersten Tageshälfte
treten aber nach C-EU in der Mitte und im Süden noch Böen Bft 7 bis 8 auf, in
exponierten Gipfellagen gibt es aber teilweise bis zum Abend noch orkanartige
Böen. In der Nacht zum Mittwoch sorgt der Höhenkeil bei uns für kräftigen
Druckanstieg und im Süden und im Alpenraum baut sich ein 1030er Hoch auf. Somit
kann es im Südwesten in den Nachtstunden zu Nebelbildung kommen.


Mittwoch ...
wandert die Achse des Hochkeils im Tagesverlauf langsam nach Osten ab. Das Hoch
über Süddeutschland baut sich folglich wieder ab. Trotzdem dominiert bei uns am
Mittwoch im Süden Hochdruckeinfluss und es kann sich gebietsweise für längere
Zeit auch einmal die Sonne zeigen. Lediglich in den Flussniederungen
Süddeutschland hält sich der Nebel stellenweise recht zäh. Nach Norden zu halten
sich mehr Wolken und im Tagesverlauf nimmt auch der Wind im Küstenbereich wieder
zu, sodass dort starke und mitunter auch stürmische Böen auftreten können. Grund
ist ein von der Nordsee herannahendes Frontensystem, dessen Niederschlagsband
jedoch wahrscheinlich nicht auf Deutschland übergreift. Gegen Abend kommt auf
den durchfeuchteten Böden Süddeutschlands wieder Nebel auf, bzw. verstärkt sich.

Der Wind spielt lediglich auf den Bergen eine Rolle. Hier können es in
Gipfellagen Böen der Stärke 7 bis 8 geben, auf dem Brocken auch Stärke 10.


Modellvergleich und -einschätzung
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Insgesamt prognostizieren die Modelle bis Mittwoch eine ähnliche Entwicklung.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Rolf Ullrich

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