SXDL33 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT MITTELFRIST

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 26.11.2017 um 10.30 UTC



Unbeständiger und frühwinterlicher Witterungsabschnitt mit wiederholt
auftretenden Schauern, zunehmend bis in tiefe Lage als Schnee oder Schneeregen.

__________________________________________________________

Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 03.12.2017


Zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums am Mittwoch liegt Deutschland
im Bereich eines ausgeprägten Höhentroges, der sich vom Nordmeer über
Skandinavien und Deutschland hinweg bis zur Iberischen Halbinsel erstreckt und
am Boden mit mehreren Bodentiefs korreliert. Die intensivsten Bodentiefs
befinden sich dabei über dem Nordmeer sowie über Südschweden. Hebung wird zum
einen durch Einfließen von Höhenkaltluft, zum anderen dynamisch durch ein
wellendes Frontensystem, das den äußersten Südosten streift, sowie
Durchschwenken kurzwelliger Troganteile generiert. Zudem setzt im Lee der Alpen
mit dem zügig südwärts vordringenden Frontensystems eine Zyklogenese ein.

Am Donnerstag führt postfrontal wirksame massive KLA führt über Mitteleuropa zu
einer markanten Amplifizierung des Troges, der sich nach Süden bis Nordafrika
ausweitet, wobei die Trogachse allmählich ostwärts vorankommt und den westlichen
und mittleren Mittelmeerraum überquert. Gleichzeitig beginnt der Höhentrog über
Nordskandinavien langsam abzutropfen.

Am Freitag setzt sich der Abtropfungsprozess weiter fort, wobei das Höhentief
bei Schwerpunkten über der Ostsee sowie dem nördlichen Mittelmeerraum zwei
Drehzentren aufweist, die mit entsprechenden Bodentiefs korrelieren. Vor allem
der Westen von Deutschland gelangt dabei unter leichten antizyklonalem Einfluss.


Am Samstag verlagert sich das nördliche Drehzentrum weiter nach Norden, während
sich der südliche Teil des Langwellentroges südostwärts schiebt. Nachfolgend
setzt über Norddeutschland Potentialanstieg ein, der am Boden zu einer
Verstärkung der Hochdruckbrücke über Deutschland führt.

Für Deutschland ergibt sich durch die synoptischen Prozesse zumindest bis zum
Wochenende eine weitgehend zyklonal geprägte frühwinterliche Periode. Mit einer
überwiegend nördlichen Grundströmung wird dabei kalte Polarluft über die Nordsee
und Skandinavien hinweg weit nach Süden transportiert. In 850 hPa liegen die
Temperaturen über Mitteleuropa anfangs zwischen 0 und -5 Grad und sinken bis
Freitag auf Werte zwischen -5 und -10 Grad ab. Erst ab Samstag fließt aus
Nordwesten bei Temperaturen um -2 Grad wieder etwas mildere Luft ein. Da die
Temperaturen in 500 hPa im gleichen Zeitraum auf Werte zwischen -30 und -38 Grad
zurückgehen, ist eine zunehmende Labilisierung der Schichtung zu verzeichnen,
die zu einem konvektiv geprägtem Wettercharakter führt. Die Niederschläge fallen
dabei meist bis in tiefe Lagen als Schnee. Vor allem im Küstenumfeld sind auch
einzelne Gewitter möglich.

Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum scheint sich die nasskalte
Troglage fortzusetzen. Nur vorübergehend kann sich am Montag antizyklonaler
Einfluss mit einem Einschub etwas milderer Luft in Deutschland bemerkbar machen,
bevor zum Dienstag nach derzeitigem Stand von Norden her ein neuer
Langwellentrog auf Mitteleuropa übergreift.
__________________________________________________________

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des heutigen 00 UTC Laufes des EZMW kann bezüglich der
allgemeinen Zirkulationsmuster bis einschließlich Freitag als gut bezeichnet
werden. Sowohl das EZMW als auch die weiteren Globalmodelle der führenden
Wetterdienste prognostizieren bis Ende der kommenden Woche die Wetterlage "Trog
Mitteleuropa". Dabei korreliert das Höhentief am Boden mit mehreren Bodentiefs,
mit Drehzentren im Norden des Landes sowie über Skandinavien.

Geringfügige Abweichungen in der Konsistenz des EZMW bezüglich der Vorläufe gibt
es ab Freitag. Nach dem neusten EZMW-Lauf weitet sich der Langwellentrog weiter
nach Süden aus und beginnt dabei allmählich abzutropfen. Nachfolgend geraten der
Norden und Westen unter leichtem antizyklonalen Einfluss, was sich dort wiederum
in einer abnehmenden Niederschlagsneigung bemerkbar macht. Mit Fortschreiten des
Abtropfungsprozesses, kann sich entgegen der Vorläufe bodennah über dem Südteil
Deutschlands eine Hochdruckbrücke ausbilden, während der Norden und Westen
erneut unter zyklonalem Einfluss geraten. Entsprechen dürfte sich der
Niederschlagsschwerpunkt nach dem neusten EZMW-Lauf über dem Norden und
Nordwesten des Landes befinden.
__________________________________________________________

Vergleich mit anderen globalen Modellen


Analog zum EZMW zeigen auch die anderen vorliegenden operationellen Modelle im
Mittelfristzeitraum eine nasskalte Troglage mit eher frühwinterlichen
Wettererscheinungen. Vor allem bis einschließlich Donnerstag ist zwischen den
Globalmodellen der führenden Wetterdienste eine hohe Konsistenz zu verzeichnen.


Erst ab Freitag nehmen die Abweichungen zwischen den Modellen allmählich zu.
Während das EZMW und das GFS zunächst weiter ähnliche Strukturen und
Intensitäten aufweisen, verlagert das ICON den stärker ausgeprägten Trog etwas
schneller ostwärts. Am Boden kann sich beim ICON über Süddeutschland hoher
Luftdruck ausbreiten, während über der südlichen Nordsee ein Tief entwickelt und
im Verlauf über Deutschland hinweg langsam ostwärts zieht. Beide Prozesse sind
beim EZMW und GFS nicht bzw. deutlich später zu sehen. Entsprechend sind
zwischen EZMW und GFS auf der einen Seite und ICON auf der anderen Seite auch
Unterschiede in der Niederschlagsverteilung sowie auch Intensität zu erkennen.

Auch in der erweiterten Mittelfrist zeigen sich gerade zwischen EZMW und ICON
signifikante Unterschiede. Während das EZMW wie beschrieben nach kurzzeitigem
antizyklonalen Einfluss über Deutschland, erneut einen Langwellentrog von
Nordwesten her übergreifen lässt, setzt das ICON auf kaum veränderte
Grundstrukturen mit antizyklonalem Einfluss im Norden und Westen.
__________________________________________________________

Bewertung der Ensemblevorhersagen


Der Verlauf der Rauchfahnen der 850 hPa Temperatur sowie die EPS-Diagramme der
Temperatur in 2 m von Offenbach und Hamburg weisen von Mittwoch bis
einschließlich Freitag, die Rauchfahne und das EPS-Diagramm von München sogar
bis Sonntag, einen teils sehr geringen Spread auf. Dabei ist im beschriebenen
Zeitraum in 850 hPa ein Temperaturrückgang von -2 bis -10 Grad in München, von
-4 bis -9 Grad in Offenbach und von -3 bis -7 Grad in Hamburg zu erkennen. Ab
Samstag nehmen vor allem in den Rauchfahnen von Offenbach und Hamburg die
Unsicherheiten zu, wobei jedoch die Mehrzahl der Member zunächst weiter eine
Stagnation der Temperatur zeigen. Der Haupt- sowie auch Kontrolllauf liegen im
gesamten Zeitraum im Mittel des Ensembles. Auch bei der Niederschlagsprognose
kann bis Samstag eine hohe Übereinstimmung bei den Modellmembern registriert
werden.

Für den Zeitraum 72 bis 96 Stunden liegen drei Cluster vor, wobei sich der
Hauptlauf in Cluster drei und der Kontrolllauf in Cluster eins befindet.
Insgesamt beschreiben alle Cluster ähnliche blockierende Grundstrukturen mit
ausgeprägt hohem Potential von Grönland bis zum Ostatlantik und tiefem Potential
vom Nordmeer bis in den Mittelmeerraum. Signifikante Unterschiede sind lediglich
auf dem nordamerikanischen Kontinent zu erkennen.
Für den Zeitraum 120 bis 168 Stunden sind die Zirkulationsmuster in 4 Cluster
unterteilt. Dabei weisen alle Cluster weiter blockierende Muster mit sehr hohem
Potential über dem Nordatlantik und tiefem Potential über Mitteleuropa und
Teilen Südeuropas auf. Deutschland würde demnach über dem gesamten Zeitraum bei
Zustrom polarer Luftmassen aus Norden mehr oder weniger stark unter tiefem
Potential verbleiben.
_________________________________________________________

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Im Zustrom kalter polarer Luftmassen sinkt die Schneefallgrenze teils bis in
tiefe Lagen ab. Allerdings sind bei einem überwiegend schauerartigen
Wettercharakter kaum nennenswerte Neuschneehöhen zu erwarten. Lediglich im
Nordstau der Alpen sowie anfangs auch im Schwarzwald fallen teils markante
Schneemengen innerhalb von 12 bzw. 24 Stunden. Zudem besteht vor allem im Umfeld
der Nordseeküste ab Mittwoch im Bereich der Höhenkaltluft ein geringes
Gewitterisiko.
________________________________________________________

Basis für Mittelfristvorhersage
Aufgrund der zunächst nur geringen Unsicherheiten in der Vorhersage bis
einschließlich Donnerstag ist MOS-MIX zu empfehlen. Da im weiteren Verlauf des
mittelfristigen Zeitraums das ICON eine Einzellösung darstellt, basiert die
Vorhersage ab Freitag überwiegend auf den Erkenntnissen des EZMW bzw. EZMW-EPS
und EZM-MOS.
________________________________________________________


VBZ Offenbach / Dipl. Met. Lars Kirchhübel

Beliebte Posts aus diesem Blog

SXDL31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST

DWD -> Amtliche Warnung vor markantem Wetter - STARKES GEWITTER (-Esslingen-)