SXDL31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST

SXEU31 DWAV 291800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 29.11.2017 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Gebietsweise leichter, an den Alpen und im Schwarzwald mitunter auch kräftigerer
Schneefall; nachts verbreitet Frost, allgemein Glättegefahr.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 12 UTC
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Aktuell ... liegt Deutschland auf der Vorderseite eines Langwellentroges in 500
hPa, der sich vom Nordmeer über die Nordsee bis nach Südfrankreich erstreckt.
Seine Achse verläuft dabei über die Deutsche Bucht und die Saar bis zu den
östlichen Pyrenäen. Die zum Morgen wird die Trogachse über den Westen
Deutschlands hinweg bis zu den Seealpen und zum westlichen Mittelmeer weisen.
Über Frankreich zeigt sich innerhalb der Trogstruktur ein Kaltluftkörper, der
Temperaturen unter -35 Grad aufweist und damit für eine Labilisierung und
Hebungsprozesse sorgt. Des Weiteren liegt innerhalb des Troges ein kleines
Geopotentialminimum, welches in der Nacht vom Niederrhein zur
italienisch-schweizerischen Grenze zieht. Zusammengenommen sorgen diese Faktoren
für etwas Niederschlag, der von Rheinland-Pfalz und Hessen nach
Baden-Württemberg zieht, was alle Modelle innerhalb der zu erwartenden
Genauigkeit vorhersagen. Da sich im Laufe der Nacht vorderseitig des Troges im
Lee der Alpen über Oberitalien ein Tiefdruckgebiet intensiviert, kommt es im
Alpenraum zu Aufgleitprozessen, von deren Niederschlag auch die bayerischen
Alpen betroffen sein werden. Da dort die Schneefallgrenze anfangs bei etwa 800 m
liegt, kann es anfangs in tiefen Lagen noch etwas Regen geben. Da die
Schneefallgrenze in der Nacht aber absinkt, fallen an den Alpen die
Niederschläge zum Morgen durchweg als Schnee. In den übrigen Gebieten des
Westens und Südwestens fällt die Schneefallgrenze von 400 auf 200 Meter, in
kräftigeren Schauern kann es auch bis in tiefste Lagen Schnee geben. In Schauern
sind die Mengen allgemein gering, mehr als einige wenige cm Neuschnee wird es
dort nicht geben. Im Schwarzwald fallen bis in den Morgen 5 bis 10, in
Gipfellagen bis zu 15 cm Neuschnee. An den Alpen werden mit 5 bis 15 cm, in
Staulagen mit bis zu 25 cm Neuschnee ebenfalls größere Neuschneemengen erwartet.
Aber auch in den anderen Gebieten kommt die Schauertätigkeit nicht zum Erliegen,
sowohl die globalen Modelle GFS, EZMW und ICON als auch die deutsche Modellkette
simulieren anfangs der Nacht ein schmales Niederschlagsband von der Ostsee bis
zum Emsland dass allmählich nach Südosten zieht. Unter den zugehörigen Wolken
bleibt ein Streifen von der Ostsee bis zur Ems und an den Niederrhein frostfrei.
An der dänischen Grenze sinken die Temperaturen dagegen etwas unter null. Und
auch südöstlich einer Linie Brandenburg-Sauerland-Eifel friert es leicht, wobei
insbesondere am Nordrand dieses Gebietes bei anfänglich starkem Auskühlen und
anschließendem Niederschlag mit Glätte durch Überfrieren oder Schneematsch zu
rechnen ist.

Donnerstag ... beginnt sich der Trog, sich über dem mittleren Skandinavien
deutlich abzuschnüren. Da innerhalb des Troges Kaltluft nach Süden geführt wird,
kommt es bei 500hPa-Temperaturen unter -37 Grad im Westen Deutschlands von
Nordwesten her zu einer deutlichen Labilisierung und damit zu einer
Intensivierung der Schauertätigkeit. Der Kaltlufttropfen soll bis zum Abend ein
Gebiet von der Nordsee bis nach Nordbaden überdecken. Damit kann es in kräftigen
Schauern auch bis in tiefste Lagen Graupel, Schneeregen oder Schnee geben.
Andererseits ist bei kräftigen Umlagerungen auch ein kurzes Kaltluftgewitter
denkbar. Während das Höhentief also nach Süden wandert, verlagert sich auf der
Ostseite der Alpen das Bodentief auf Vb-artiger Bahn nach Norden bzw. Nordosten.
Es soll zum Abend etwa den Osten Polens erreicht haben, wobei ICON die Lage des
Tiefs minimal weiter westlich sieht als dies z.B. GFS und EZMW tun. Der Einfluss
des Tiefs auf den Bayerischen Alpenrand und die östlichen Mittelgebirge wird
laut aller Modelle limitiert sein. Die Modelle, die Deutsche Modellkette wie
auch GFS oder EZMW, simulieren am Vormittag die stärksten Niederschläge über
Nieder- und Oberösterreich, was allenfalls für das Berchtesgadener Land einen
kräftigeren Schnee-Streifschuss bedeuten könnte. Insgesamt deutet das Szenario
aber an, dass von der Nordsee bis zu den Alpen meist geringe Niederschläge
fallen, im Westen als Schauer, im Süden vorwiegend in skaliger Form, wobei auch
dort die Mengen überschaubar bleiben. Spitzenreiter bei den Neuschneemengen
sollte der Schwarzwald sein, wo mit Hilfe von Staueffekten in Hochlagen bis zu
20 cm Neuschnee fallen können. Die Deutschen Modelle und EURO4 arbeiten darüber
hinaus ein Schneemaximum im Allgäu heraus. Dort sollen laut dieser Modelle 15 cm
Neuschnee über den Tag zusammen kommen. Ansonsten werden es wohl nur bis zu 5,
lokal auch bis zu 10 cm der weißen Pracht sein. Niederschlagsärmer mit nur
einzelnen Schauern ist der Nordosten. Allgemein ist bei den Niederschlägen
Schnee verbreiteter als Regen. Nur um die Ostsee herum sowie von der Nordsee bis
zum Münsterland liegt die Schneefallgrenze um 200 m, was dort Regen bedeutet.
Ansonsten muss mit der festen Phase gerechnet werden.

In der Nacht zum Freitag schnürt sich der Trog über Skandinavien ab und nimmt
eine dipolartige Struktur an. Dabei verlagert sich der schwächer ausgeprägte,
nordöstliche Teil ins Baltikum, das steuernde Höhentief bzw. der
Kaltlufttropfen, der nunmehr Tiefstwerte unter -39 Grad in 500 hPa aufweist, in
Richtung Seealpen. Dies lässt das Schauermaximum auf den Westen und Südwesten
Deutschlands übergreifen. Dabei wird wiederum bis in die Täler und Niederungen
Schnee fallen, wobei in den tiefsten Lagen (z.B. Rheintal, Rhein-Main-Gebiet)
ein Liegenbleiben des Schnees zumindest angezweifelt werden darf, da dort die
Tiefstwerte knapp (sehr knapp!) über null erwartet werden . Auch im Küstenumfeld
bleibt es frostfrei, ansonsten muss allgemein mit leichtem Frost und damit auch
abseits von Schneeschauern zumindest mit Glätte durch Reif gerechnet werden. Die
Schneeschauer selbst bringen, so sie denn auftreten, einige wenige bis maximal
etwa 10 Zentimeter Neuschnee. Bei Tiefsttemperaturen im Bereich leichten Frostes
besteht dann landesweit Glättegefahr. Eine Ausnahme bezüglich des Frostes dürfte
der Küstenstreifen darstellen.

Freitag ... bleibt die Troglage für das Wetter in Deutschland der entscheidende
Faktor. Der schwächer ausgeprägte nordöstliche Troganteil verlagert sich zum
Finnischen Meerbusen, der südwestliche, weiterhin deutlich an seinem massiven
Kaltluftkörper zu erkennen, zu den Seealpen, wo zum Abend nicht nur mit unter
-35 Grad in 500 hPa die tiefsten Temperaturen, sondern auch das
Geopotentialminimum zu finden sein werden. Während das Osteuropatief mit kaum
noch vorhandenem Entwicklungspotential lotrecht unter dem Höhentiefanteil beim
Finnischen Meerbusen liegt, ist vorderseitig des südwestlichen Troganteils, also
entwicklungsgünstig gelegen, ein großräumiges, aber nur flach strukturiertes
Tief mit Kern über Oderitalien zu erkennen. Dieses vertieft sich im Tagesverlauf
etwas, und die damit verbundenen Hebungsprozesse greifen auf die Alpen und damit
auch auf den Süden Bayerns über. Dort kommt es in der Folge zu weiteren, aber
zumeist schwach ausgeprägten Schneefällen. Mit dem Auswandern des Höhentiefs
lässt die Schauerneigung im Südwesten spürbar nach. Somit kommt es allgemein zu
einzelnen schwachen Schneeschauern, die kaum für eine nennenswerte
Neuschneedecke sorgen. An den Alpen sind nochmals bis zu 5 cm Neuschnee möglich,
GFS zeigt sich hier als das aggressivste Modell mit maximalen Mengen um 10 cm.

In der Nacht zu Samstag wandert das Höhentief endgültig bis über das Mittelmeer,
zum Morgen soll es Nordwestlich von Korsika liegen. Damit verlagert sich auch
das Oberitalienische Bodentief nach Süden bzw. Südosten und verliert auch im
äußersten Süden seinen Einfluss auf unser Wetter. Damit dominiert trockene Luft,
die teilweise sogar unter Absinken gerät, wobei sich der Keil eines Hochs
westlich der Britischen Inseln zu unshereinschiebt. Tiefstwerte im leichten bis
mäßigen Frostbereich sind die Folge, und bei längerem Aufklaren über Schnee kann
es sogar strengen Frost geben.

Samstag ... hat sich das abgeschnürte Höhentief mit seinem Kern bis über das
Ligurische Meer verlagert. Der nördliche Resttrog ist nach Osten abgezogen und
hat keinen Einfluss mehr auf unser Wetter. Dazwischen ist ein Keil des
Ostatlantikhochs nach Osten vorgestoßen und liegt über Dänemark und
Südskandinavien. Diese Entwicklung stützt am Boden einen Hochkeil, der große
Teile Deutschlands beeinflusst. Daraus resultiert bei uns ruhiges und zu Nebel
und Hochnebel neigendes Wetter. Erst im Tagesverlauf sorgt ein herannahender
Tiefausläufer im Norden für Regen. Er führt wieder mildere Luft zu uns.



Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren die Abläufe sehr ähnlich, auch bezüglich der Verteilung
und Intensität der Niederschläge, wo kleinere Unterschiede naturgemäß zu
erwarten sind. Im Text wurde auf weitere Unterschiede eingegangen.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Martin Jonas

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