SXDL31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST

SXEU31 DWAV 250800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 25.11.2017 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: Trog Mitteleuropa (TrM);
Nachlassender Dauerregen, nachfolgend markante Abkühlung und
nasskalt-frühwinterliches Wetter. An den Küsten und im Bergland stürmisch.

Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
--------------------------------------------------------------
Samstag... liegt Deutschland auf der Vorderseite eines Langwellentroges. Ein
kurzwelliger Anteil desselben schwenkt heute von Frankreich her über Deutschland
hinweg nach Polen und sorgt dafür, dass Deutschland im Tagesverlauf in den
Einflussbereich des Troges selbst und dessen Höhenkaltluft kommt (am Abend -35
Grad in 500 hPa im Nordwesten des Landes). Die zu einem Nordmeertief gehörende
Kaltfront liegt derzeit diagonal über Deutschland. An ihr hat sich auf der
Vorderseite des o.e. Kurzwellentroges eine Welle zu einem flachen Randtief
entwickelt, das in den Morgenstunden über Mitteldeutschland lag und bis zum
Mittag bereits aus der Lausitz Richtung Polen abziehen soll. Nachfolgend kommt
die Kaltfront recht flott nach Südosten voran und erreicht am Spätnachmittag das
Berchtesgadener Land. Zuvor kommt es an der Kaltfront vor allem im Bereich des
Tiefs zu kräftigen Niederschlägen, wobei vor allem im Bereich der Thüringer
Mittelgebirge und des Schwarzwaldes über 30 l/qm Regen (im Schwarzwald sogar
deutlich darüber) erwartet werden. Entsprechende Warnungen laufen. Auf der
Rückseite der Kaltfront weitet sich eine deutlich kältere Meeresluftmasse (etwa
-4 Grad in 850 hPa) allmählich südostwärts aus und verdrängt die zuvor noch im
Südosten liegende Warmluft (bis +6 Grad in 850 hPa im Südosten). Damit sinkt ab
dem Nachmittag von Nordwesten her die Schneefallgrenze, allerdings erst wenn die
stärksten Niederschläge der Kaltfront bereits abgezogen sind, so dass abgesehen
vom Südosten bis zum Abend die Schneefallgrenze zwar auf 600 bis 400 m sinkt, in
Lagen darüber aber allenfalls wenige Zentimeter Neuschnee zu erwarten sind. In
den Alpen setzt im Verlauf des Nachmittags stärkerer Schneefall ein, aber
zunächst erst in Lagen über 1000 m. Kommen wir noch kurz zum Wind: Dieser
frischt im Bereich der Kaltfront im Süden vorübergehend etwas auf, die
Druckanstiegswelle sorgt dann für steife Böen aus Südwest vor allem im
Alpenvorland. Die höheren Berge Süddeutschlands liegen außerdem im Bereich eines
stärkeren Gradienten, so dass es dort den ganzen Tag über zu stürmischen Böen
oder Sturmböen kommt. Im Nordwesten des Landes bleibt es heute zunächst
niederschlagsfrei und im äußersten Nordwesten kann sich sogar nach
Nebelauflösung die Sonne noch etwas durchsetzen. Mit Übergreifen der
Höhenkaltluft kommt es aber dann im Nordwesten zunehmend zu Schauern, an der See
auch zu Graupelschauern und einzelnen Gewittern.

In der Nacht zum Sonntag schwenkt die Achse des Langwellentroges nach
Deutschland und die Kaltluft in der Höhe macht sich über dem ganzen Land breit.
Die Kaltfront zieht rasch nach Südosten ab, ebenso das Tief, das am Morgen schon
das Baltikum erreicht. Rückseitig setzt sich Meereskaltluft im ganzen Land
weiter durch, wobei vor allem im Süden die 850-hPa-Werte auf -6 bis -8 Grad
fallen, was in der gesamten Südhälfte die Schneefallgrenze bis in tiefe Lagen
sinken lässt, den Rhein und seine Nebentäler mal ausgenommen. Im Norden ist die
Luftmasse in der unteren Troposphäre noch maritim angewärmt, dort sinken die
850-hPa-Werte nur auf -4 bis -6 Grad und in tieferen Lagen ist Schnee kein
großes Thema. Schauertätigkeit wird in der Nacht vor allem über dem Süden
Deutschlands simuliert (dort stärkere PVA) und über der See, wobei dort auch
Gewitter weiterhin möglich sind. Im Süden kann sich vor allem oberhalb 400 m
eine dünne Schneedecke bilden, in einigen Mittelgebirgen sind auch durchaus um 5
cm Neuschnee zu erwarten. Bei Temperaturen nahe dem Gefrierpunkt muss allgemein
mit Straßenglätte gerechnet werden. An den Alpen dürfte es etwa 5 bis 10 cm
Neuschnee geben, vereinzelt in Staulagen vielleicht bis zu 15 cm. Im
Bodendruckfeld weitet sich der Keil eines Hochs westlich der Biskaya nach
Süddeutschland aus, gleichzeitig verlagert sich der Kern des Zentraltiefs
allmählich Richtung nördliche Nordsee, so dass der Gradient über dem Norden
Deutschland wieder zunimmt. Das hat dort zunehmenden Südwestwind zur Folge.
Damit bleibt die Nacht über der Norddeutschen Tiefebene zwar oft frostfrei, an
den Küsten muss aber zunehmend wieder mit steifen, an der Nordsee später auch
mit stürmischen Böen gerechnet werden.


Sonntag... schwenkt der Trog und mit ihm die Höhenkaltluft nach Osten und
Deutschland gelangt zunehmend in eine nordwestliche Höhenströmung. Bodennah
weitet sich die Hochdruckzone weiter nach Süddeutschland aus, während über
Skandinavien weiterhin Tiefs dominieren und ein weiteres Tief das Seegebiet
zwischen Island und Schottland erreicht. Damit wird der Gradient über dem Norden
Deutschlands weiterhin aufrechterhalten und an den Küsten kommt es weiterhin zu
steifen bis stürmischen Böen aus Südwest, mitunter sind auch im küstennahen
Binnenland einzelne steife Böen möglich. Auch bis ins nördliche Bergland macht
sich der stärkere Gradient wieder bemerkbar, so dass es auf dem Brocken wieder
zunehmend zu schweren Sturmböen kommt. Im südlichen Bergland ist dagegen Sturm
kein Thema mehr. Über dem Binnenland sorgt die Meeresluftmasse und die
(allerdings abnehmende) Labilität noch für einzelne Schauer, die aber meist nur
schwacher Natur sind. Diese fallen bis in Lagen um 300 oder 400 m meist als
Schnee, allerdings sollte tagsüber unterhalb 600 bis 700 m kaum Schnee liegen
bleiben. Auch in Lagen darüber gibt es maximal wenige Zentimeter
Neuschneezuwachs. Etwas verstärkt ist die Schauertätigkeit immer noch über der
(vergleichsweise) warmen See, dort kann es auch weiterhin Gewitter geben.

In der Nacht zum Montag zieht der Trog endgültig ab und ein flacher Rücken
greift von Nordwesten her über. Die Höhenkaltluft wird endgültig verdrängt, so
dass die Labilität abgebaut wird. Dennoch werden über dem Süden Deutschlands
weiterhin Schauer simuliert, die dann oberhalb 300 m meist als Schnee fallen
sollten. Die Temperaturen liegen bei Wolkenauflockerungen auch in tieferen Lagen
teils knapp unter 0 Grad, so dass in der Südhälfte verbreitet Straßenglätte
möglich ist. Wenige Zentimeter Neuschnee kommen allenfalls noch in einzelnen
Mittelgebirgen zusammen. Ausgehend von dem oben bereits erwähnten nach
Schottland ziehenden Tief greift starke WLA auf Deutschland über, was im Verlauf
der Nacht zum Aufzug kompakter Bewölkung im Westen des Landes führt. Zudem setzt
in den Frühstunden im äußersten Nordwesten Regen ein. Der Wind nimmt im Norden
vorübergehend etwas ab, ist aber immer noch stark genug, dass es im Norden meist
frostfrei bleibt. Mit Annäherung des nächsten Tiefs nimmt er in den Frühstunden
aber von Nordwesten her wieder zu und dreht etwas Richtung Süd zurück.

Montag... zieht ein markanter Trog in den Bereich der Britischen Inseln. Auf
seiner Vorderseite zieht das Tief von Schottland weiter in die Nordsee. Seine
Warmfront überquert im Laufe des Tages die Nordhälfte Deutschland, die Kaltfront
erreicht am Nachmittag den Nordwesten des Landes. Damit einhergehend setzt
nördlich des Mains verbreitet Regen ein, in den Mittelgebirgen fällt anfangs
oberhalb 400 m Schnee, bevor die Schneefallgrenze (im Westen) auf etwa 900 m
ansteigt. Vor allem im Oberharz sind Neuschneehöhen über 10 cm möglich, in den
übrigen Mittelgebirgen weniger. Im Süden kommt es dagegen nur noch zu letzten
Schauern, die im Bergland geringfügigen Schnee bringen, ganz im Süden kann sich
sogar die Sonne etwas durchsetzen. Mit Annäherung des Tiefs nimmt im Norden der
Gradient zu, so dass an den Küsten verbreitet zu stürmischen Böen oder Sturmböen
kommt, im nördlichen Binnenland zu steifen Böen. Mit Durchzug der Kaltfront muss
am Nachmittag noch mit einer Windstärke mehr gerechnet werden. Auch in den
Hochlagen sämtlicher Mittelgebirge werden wieder Sturmböen erwartet, der Brocken
könnte auch wieder mit Orkanböen dabei sein.

In der Nacht zum Dienstag erreicht der Trog allmählich Mitteleuropa. Westlich
desselben erstreckt sich ein Keil bis nach Grönland und stützt dort eine
kräftige Hochdruckzone, die die westliche Strömung über dem Atlantik
unterbindet. Das Bodentief verlagert sich über der Nordsee noch etwas südwärts.
Die Warmfront kommt in der Nacht über Deutschland weiter südwärts voran,
verliert aber immer mehr an Wetterwirksamkeit. Die Kaltfront kommt ebenso voran
und erreicht bis zum Morgen eine Linie Oberpfalz-Südbaden. Im Bereich der
Kaltfront kommt es zu mäßigen Niederschlägen, im zentralen Mittelgebirgsraum
sind dabei Dauerregenwarnungen nicht ganz ausgeschlossen (20 bis 30 mm in 12
Stunden sind durchaus möglich). Die Schneefallgrenze steigt zudem in der
Osthälfte Deutschlands kaum auf 600 m an, sinkt allerdings rückseitig der
Kaltfront auch kaum noch ab. Mitunter sind somit in Lagen über 600 m in einigen
Mittelgebirgen erhebliche Neuschneehöhen um 20 cm vorstellbar, wobei ICON vor
allem den Mittelgebirgsraum vom Thüringer Wald bis ins Fichtelgebirge ins Spiel
bringt. Allerdings ist dies noch unsicher, externe Modelle deuten leicht höhere
Temperaturen an, die eventuell eine markant höhere Schneefallgrenze zur Folge
hätten. Rückseitig der Kaltfront kommt es noch zu einzelnen Schauern, vor allem
über der See. Dort bleibt es auch windig bis stürmisch, ebenso wie uns der Sturm
auf den Bergen erhalten bleibt. Ansonsten frischt im Binnenland vor allem im
Bereich der Kaltfront der Wind mitunter auch mit steifen Böen auf.


Modellvergleich und -einschätzung
--------------------------------------------------------------
Einige Modelle (deutsche Modellkette und Euro4) simulieren derzeit ein kleines
Niederschlags- und Windmaximum an der der Trogspitze heute Abend und in der
ersten Nachthälfte in Süddeutschland. Dies könnte eventuell noch einmal eine
kurzfristige Windwarnung und eine regionale Schneefallwarnung (um 5 cm)
notwendig machen. Am Montag/Dienstag deutet sich mit dem Übergreifen etwas
milderer Meeresluft und einem Nordseetief eine spannende Wetterlage an, mit
potenziellem Dauerregen, eventuell im höheren östlichen Bergland Schneefall bis
in den Unwetterbereich oder auch Glatteisgefahr. Es gibt aber bezüglich der
synoptischen Lage und bezüglich der genauen Temperatur noch leichte
Unterschiede, die sich mitunter erheblich auf das Wettergeschehen auswirken
könnten.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Peter Hartmann

Beliebte Posts aus diesem Blog

SXDL31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST

DWD -> Amtliche Warnung vor markantem Wetter - STARKES GEWITTER (-Esslingen-)