SXDL33 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT MITTELFRIST

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 25.04.2017 um 10.30 UTC



Im Laufe des Wochenendes leichter Hochdruckeinfluss und milder.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 02.05.2017


Zu Beginn des mittelfristigen Prognosezeitraums am kommenden Freitag liegt
Deutschland inmitten eines Potenzialtroges, der am Mittag von Skandinavien bis
hinunter nach Sizilien reicht. Thermisch betrachtet ist der Trog nur mit mäßig
temperierter Höhenkaltluft gefüllt, nur anfangs taucht im Westen und Norden noch
die -30°C-Isotherme in 500 hPa auf. Bei 850-hPa-Temperaturen von -1 bis -4°C
reicht die Labilität aber trotzdem aus, um einige Schauer, teils als Graupel und
in höheren Lagen als Schnee zu generieren.
Schaut man sich die Bodendruckverteilung an, dann kann man fast das kleine,
nahezu stationäre Tief über der Nordsee (Deutsche Bucht) übersehen, das mit
einem niedertroposphärischen Trog gekoppelt ist. Es sorgt im Westen und
Nordwesten für schauerartigen Regen, der sich unter Abschwächung nur langsam
ostwärts ausweitet. Und dann wäre da noch die schleifende Luftmassengrenze auf
der unmittelbaren Vorderseite des Höhentroges zu erwähnen, die anfangs im Süden
und Südosten, etwa vom Alpenrand über die ostbayerischen Mittelgebirge und das
Erzgebirge bis zur Neiße, noch für skaligen Niederschlag sorgt, wobei die
Schneefallgrenze etwas ansteigt auf ca. 800 bis 1000 m.

Im Laufe des Wochenendes (ohne Montag, dem 1. Mai) schwenkt der Trog langsam
aber sicher ost-nordostwärts und macht dabei Platz für einen Rücken, der von
Frankreich und Benelux her den Vorhersageraum okkupiert - am Samstag mit
Teilerfolgen, am Sonntag dann verstärkt. Oder anders ausgedrückt, von Westen her
setzt nicht nur eine allmähliche Abtrocknung respektive Dämpfung konvektiver
Prozesse ein, zudem wird es von Süden her auch sukzessive wärmer. Liegen wir am
Samstag, 00 UTC in 850 hPa noch komplett im negativen Bereich, so sind es
Sonntagabend bereits +1°C in Vorpommern (okay, noch nicht der ganz große
Brüller) und bis zu 9°C südlich der Donau.
Wettertechnisch kommt es am Samstag also noch zu Schauern, vor allem nach Osten
hin, während sich dann an Sonntag trockenes Wetter mit höheren Sonnenanteilen
abzeichnet.

Stellt sich die Frage, ob sich der Hochdruckeinfluss auch noch in den Tag der
Arbeit am 1. Mai herüberretten kann. Auf diese Frage muss der Verfasser auf
Basis des IFS-Modells von ECMF mit einem "eindeutigen" Jein antworten. Fakt ist,
dass der nächste Trog bereits ante portas steht. Er weist eine negative, also
nach Südosten gerichtete Achse auf und korrespondiert mit einer Tiefdruckrinne,
die - ausgehend von einem Tief bei Irland - ebenfalls nach Südosten exponiert
ist. Trog und Rinne greifen im Laufe des Montags (relativ spät) mit
schauerartigem Regen und vielleicht auch Gewittern auf Südwestdeutschland über.
Nach Osten und Norden zu bleibt es hingegen störungsfrei, was steigendem
Luftdruck über dem Baltikum und Südskandinavien sowie dem Rest des o.e.
Höhenrückens geschuldet ist.

Im weiteren Verlauf der Woche tropft der Trog über Frankreich ab und das
Cut-Off-Tief zieht ganz langsam gen Italien. Dabei sorgt es in weiten Teilen
Süddeutschlands für unbeständiges Wetter. Der Norden hingegen kommt auf der
Südflanke des sich zum Nordmeer verlagernden und sich dabei verstärkenden Hochs
in eine nordöstliche Grundströmung, mit der trockene, aber auch wieder etwas
kühlere Luft (T850 um 0°C) aus dem nordosteuropäischen Bereich advehiert wird.

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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Der heutige 00-UTC-Lauf des IFS von ECMF fügt sich gut in die Linie seiner
jüngsten Vorgänger ein. Demnach dürfen wir uns für das Wochenende berechtigte
Hoffnungen auf einen allmählichen Temperaturanstieg von Süden her und vor allem
am Sonntag auf leichten Hochdruckeinfluss machen. Für die Zeit danach - schon
gestern äußerst unsicher - zeichnet sich nun rein deterministisch ein langsames
Übergreifen eines Troges bzw. eines Höhentiefs von Frankreich her ab, die
zunächst dem Südwesten, später weiten Teilen Süddeutschlands unbeständiges
Wetter bescheren würden, während der Norden unter Hochdruckeinfluss verbleibt.


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Vergleich mit anderen globalen Modellen


GFS sieht der IFS-Lösung sehr ähnlich, lässt aber den nachfolgenden Trog oder
besser die damit verbundenen, vorderseitig auftretenden Niederschläge bereits im
Laufe des Sonntags auf den Westen des Landes übergreifen. Am Montag erfolgt dann
eine rasche Ausbreitung bis weit in den Osten und Nordosten, die zudem mit einer
Kaltfrontpassage gekoppelt ist. Der Trog tropft ab und das Höhentief zieht via
Nordsee nach Jütland.
Bei ICON und GEM ist der am Wochenende übergreifende Rücken etwas nachhaltiger
als bei IFS und GFS, was uns einen weitgehend hochdruckbeeinflussten Feiertag
bescheren würde. Der nachfolgende Höhentrog tropft Richtung Italien aus und
erlangt ab Dienstag Bedeutung für des Süden (Niederschlag).
Bei UKMO (leider nur bis Montag, 00 UTC verfügbar) deutet sich für Montag auch
eher Hochdruckeinfluss an.
FAZIT: Bis Sonntag passen die Vorhersagen recht gut zusammen, danach wird es
zwar unsicherer, allerdings mit guten Chancen für Hochdruckeinfluss am 1. Mai.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Für den Zeitraum T+120...168h (Sonntag bis Dienstag) offeriert die
ECMF-EPS-Clusterung fünf verschiedene Cluster (16, 14+HL/KL, 8, 7, 6 Fälle), die
sich jeweils im Handling des sich von Westen nähernden Höhentrog (siehe oben)
unterscheiden. Mit Ausnahme von CL 1, das bis Dienstag in eine antizyklonale
SW-Lage mündet, tropft der Trog jeweils aus. Mal zieht das resultierende
Cut-Off-Tief Richtung Nordsee oder UK (CL 3/4), mal verbleibt es über Frankreich
bzw. kommt dort nur schleppend nach Osten voran (CL 2/5). Auch wenn man aufgrund
der Unterschiede noch keine genauen Aussagen treffen kann, deutet es letztlich
darauf hin, dass Teile Deutschlands ab Montag/Dienstag zyklonal beeinflusst
werden könnten (am ehesten der Süden oder der Westen/Norden), die volle
zyklonale Dröhnung aber ausbleibt.
Im weiteren Verlauf T+192...240h (Mittwoch bis Freitag) werden ebenfalls fünf
Cluster angeboten, die alle das klimatologische Regime "Blockierung" abdecken.
Damit ist der Übergang in eine zonal geprägte Großwetterlage wie z.B. eine
Westwetterlage so gut wie ausgeschlossen. Ob wir dabei eher zyklonal (durch
Höhentiefs oder Kaltlufttropfen) oder antizyklonal (durch einen veritablen
Rücken) beeinflusst werden, ist derzeit noch offen. Allen Clustern gemein ist
hoher Luftdruck im Raum Nordmeer/Skandinavien, was bei uns überwiegend eine
bodennahe Anströmung aus dem Sektor Nord bis Ost zur Folge hat. Damit gelangt
insgesamt zwar relativ trockene, aber eben auch nicht besonders warme Luft aus
polaren Breiten zu uns. So gehen auch nur wenige Ensemblemitglieder den Weg über
die 10°C-Marke in 850 hPa, meist bewegt man sich im Bereich um 5°C oder sogar
darunter. Oder anders ausgedrückt, auch in der ersten Maiwoche ist nach einer
kurzen Pause am Anfang das Thema FROST noch nicht vom Tisch.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Ab kommenden Freitag, dem offiziellen Mittelfristbeginn, zeichnet sich eine
Abnahme signifikanter Wettererscheinungen respektive Wettergefahren ab. Der
SCHNEEFALL in den Alpen lässt nach, kommt aber noch nicht ganz zum Erliegen, so
dass oberhalb 800 bis 1000 m noch mal 5 bis 10, lokal vielleicht 15 cm Neuschnee
zusammenkommen können.

Ansonsten ist vor allem für die Nacht zum Samstag, abgeschwächt auch noch für
die Nacht zum Sonntag im Bergland, bei längerem Aufklaren aber auch weiter
unten, noch eine gewisse FROSTGEFAHR gegeben.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix, Modell-Mix, ECMF-EPS.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Hoffmann

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