SXDL31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST

SXEU31 DWAV 250800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 25.04.2017 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: Nz
Von Norden her wieder deutlich kühler. Im Süden Dauerregen und vor allem nachts
Schneefall bis mittlere Lagen. Teilweise windig, auf den Bergen anfangs
stürmisch.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 24 UTC
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Dienstag... liegt Deutschland im Bereich der deutlich zyklonal konturierten
Vorderseite eines weit zurückhängenden Langwellentroges mit einer Achse, die
sich von einem Höhentief über Südskandinavien ausgehend bis zum Ärmelkanal
erstreckt. Damit liegt Deutschland in einer kräftigen westsüdwestlichen
Höhenströmung. Der Trogbereich ist mit kalter Luft angefüllt, wobei die
-35-Grad-Isotherme am Nachmittag den Nordwesten Deutschlands erreicht. Dem Trog
läuft eine wellende Kaltfront voraus, wobei die entsprechende Welle derzeit
Richtung Ostsee abläuft und die Kaltfront damit über dem Westen Deutschlands
etwa zügiger nach Süden vorankommt. Sie überquert dann bis zum Abend schon fast
ganz Deutschland und erreicht die Alpen. An ihr frischt einerseits der Wind
etwas auf, so dass gebietsweise mit steifen Böen aus West gerechnet werden muss.
Zudem treten auch steife Böen an der Westflanke eines Bodentroges auf, der von
der Nordsee zur Mitte Deutschlands zieht. An der Kaltfront kommt es zunächst nur
zu leichter Hebung und damit nur zu leichten Niederschlägen. Am Nachmittag gerät
der Frontbereich unter stärkere Hebung, weil sich auf ihrer Rückseite ein Keil
nach Deutschland schiebt und durch Winddrehung auf Nord starke Windscherung
einsetzt. Im Vorfeld der Kaltfront kam es schon ausgangs der Nacht im Bereich
eines weiteren thermischen Gegensatzes im Bereich des Alpenvorlandes zu
schauerartigen Regenfällen, teilweise auch mit kurzen Gewittern. Auch im
weiteren Tagesverlauf bzw. wahrscheinlich Nachmittag noch einmal auflebend muss
hier mit weiteren Schauern und Gewittern gerechnet werden, da von Südwesten eine
recht feuchte Luftmasse eingesteuert wird, die strahlungsbedingt labilisiert
wird und damit etwas CAPE aufweist. Durch die Trogvorderseite sind auch Hebung
und Scherung gegeben. Zu Gewittern der Farbe "Ocker" reicht es aber allenfalls
wegen einzelner Sturmböen. Am Abend holt die Kaltfront das vorlaufende System
allmählich ein, so dass auch das derzeit noch analysierte Frontensystem obsolet
wird. Auf der Rückseite der Kaltfront kommt es unter Absinken zunehmend zu
Wolkenauflockerungen. Allerdings ist die einfließende Kaltluft (am Abend -5 Grad
in 850 hPa) zunehmend labil geschichtet (siehe oben), was im Nordwesten für
einzelne Schauer sorgt. Noch einmal zum Wind: Dieser weht in einigen exponierten
Höhenlagen mit Sturmböen aus Südwest, an den Alpen herrscht eine Föhnsituation,
die möglicherweise sogar für einzelne schwere Sturmböen auf den Gipfeln sorgt
und einzelne Böen der Stärke 7 in Föhntälern zulassen dürfte.

In der Nacht zum Mittwoch lässt die Schauertätigkeit im Norden nach. In der
gesamten Nordwesthälfte reißen die Wolken zeitweise auf und in der
eingeflossenen Kaltluft gibt es gebietsweise leichten Frost. Wo es noch nass
ist, besteht Glättegefahr, vor allem dort, wo - wie auf Brücken - der
Bodenwärmestrom fehlt. Die Musik spielt aber im Süden: Die Kaltfront liegt
parallel zur Höhenströmung und kommt damit kaum noch nach Süden voran. Zudem
befindet sie sich weiter unter starker Scherung, wobei der Wind zwischen 850 und
800 hPa ziemlich abrupt von Nordost auf Südwest dreht. Ein schwacher
Kurzwellentrog sorgt zusätzlich für Hebung und lässt hohe und mittelhohe
Bewölkung auf die kalte Seite der Front hin ausgreifen, so dass es in der
Kaltluft in der Nacht einige bewölkte, aber trockene Gebiete gibt. Der
hauptsächliche Niederschlag breitet sich von der Schweiz her bis zum Erzgebirge
aus. Die größten Niederschlagsmengen mit mehr als 25 mm in 12 Stunden werden
dabei im Bereich des Schwarzwaldes und der oberen Donau erwartet, wobei sich die
Modelle bezüglich des Gebietes recht einig sind, allerdings sind GFS und EZMW
bezüglich der Menge etwas zurückhaltender als ICON, Cosmo-DE und Euro4. Die
entsprechenden Dauerregenwarnungen wurden ausgegeben. Interessanter ist
allerdings die Schneefallgrenze, die bei den entsprechend starken Niederschlägen
weit absinken dürfte. Dabei ergeben sich aber noch Modellunterschiede, die sich
offenbaren, wenn man die -2-Grad-Isotherme in 850 hPa als Indikator für
Schneefälle bis etwa 600 m herab verwendet. Diese erreicht bei GFS morgens schon
eine Linie Bodensee-südlicher Bayerwald, bei EZMW erst die obere Donau bis zum
Oberpfälzer Wald. ICON liegt dazwischen. Nördlich dieser Linie muss auf jeden
Fall mit einem Absinken der Schneefallgrenze auf 600 gerechnet werden und damit
eventuell auch mit Schneehöhen, die rasch in die Größenordnung 5 bis 10 cm gehen
könnten, in Staulagen oberhalb 800 m (Schwarzwald, Alb, evtl. württembergisches
Allgäu) auch mehr. Dies simulieren auch ICON und Euro4. In Anbetracht der
fortgeschrittenen Jahreszeit, der starken Niederschläge und der teilweise schon
belaubten Bäume ist es sicherlich nicht verkehrt, großzügig mit
Schneefallwarnungen zu operieren, auch wenn sicherlich die Einschätzung der
tatsächlich liegen bleibenden Menge etwas schwierig ist. Dies widerspricht auch
nicht den Dauerregenwarnungen, da entstehende Schneedecken auch rasch wieder
abschmelzen werden. Der Wind fällt im Verlauf der Nacht zusammen, nur auf den
Alpengipfeln halten die Sturmböen aus Südwest noch an.

Mittwoch... weitet sich der Trog weiter nach Süden aus. Seine Achse erreicht
eine Linie Ostsee-Nordwestdeutschland-Nordfrankreich-Biskaya. Damit steilt die
Strömung über Süddeutschland etwas auf, so dass die Kaltfront vor allem in ihrem
Ostteil noch etwas rückläufig wird. Die eigentliche Front verbleibt zwar außer
Landes, das Niederschlagsgebiet verbleibt aber bei dieser Front mit starkem
Ana-Charakter abgesetzt von der Front über Deutschland. So fällt etwa südöstlich
einer Linie Vorderpfalz-Erzgebirge Niederschlag, wobei die Schneefallgrenze am
Nordrand tagsüber um 800 m liegt dürfte und mit zunehmender Niederschlagstärke
nach Süden zu zunächst nicht ansteigen. Allenfalls im östlichen Alpengebiet kann
es bei geringen Niederschlägen noch eine Schneefallgrenze oberhalb 1000 m geben.
Der Schwerpunkt der Niederschläge dürfte tagsüber mit etwa 5 bis 15 mm in 12
Stunden vom Allgäu bis zum Bayerwald liegen, wobei angesichts der wieder etwas
höheren Schneefallgrenze die Schneeproblematik vorübergehend in den Hintergrund
geraten dürfte. Nordwestlich an das Regengebiet anschließend dürfte sich eine
trockene Zone mit etwas Sonnenschein einstellen, dort reichen Labilität und
Feuchte nicht für Schauer. In Nordwestdeutschland liegt nach wie vor eine
Luftmasse mit unter -35 Grad in 500 hPa. Dort bilden sich nach sonnigem Beginn
wieder zahlreiche Schauer und auch einzelne Gewitter. Zwar steigt die Temperatur
auf Werte etwas über 10 Grad an, allerdings kann es in starken Schauern in Lagen
ab 400 m durchaus vorübergehend mal glatt durch Schneeglätte werden. Der
nordwestliche Wind erreicht in recht gradientschwachem Umfeld keine warnwürdige
Stärke mehr, allerdings liegt die Gipfel der Alpen nach wie vor in einer
kräftigen südwestlichen Strömung, so dass dort noch mit Sturmböen zu rechnen
ist.

In der Nacht zum Donnerstag erreicht die Kaltluft (-2 bis -3 Grad in 850 hPa)
endgültig auch den gesamten Alpenbereich. Damit reicht es dort bei stärkeren
Niederschlägen sicherlich in Lagen bis 600 m für Schnee, möglicherweise auch
stellenweise bis 400 m. Und reichlich Niederschläge sind mit 5 bis 10 l/qm nach
ICON sicherlich gegeben, so dass in den Alpentälern, im südlichen Vorland und im
Bayerwald mit den entsprechenden Neuschneemengen gerechnet werden muss, nach
Norden zu entsprechend weniger. Im übrigen Land schwächt sich tagesgangsbedingt
die Schauertätigkeit etwas ab, obwohl der Trog noch etwas südostwärts
vorankommt. Die Wolken dürften vielfach auflockern, wodurch wieder recht
verbreitet Frostgefahr besteht. Zudem kann es vor allem nach abendlichen
Schauern auch mal stellenweise glatt werden.

Donnerstag... kommt der Langwellentrog weiter ostwärts voran und seine Achse
erreicht am Abend eine Linie Südschweden-Burgund, womit er sich zunehmend
meridional ausrichtet. Die Bodenfront liegt weit außerhalb Deutschlands in einer
jetzt südsüdwestlichen Strömung. Über dem Golf von Genua setzt Zyklogenese ein,
womit in dem sonst gradientschwachen Umfeld zumindest über den Alpen weiterhin
eine nördliche Strömung erhalten bleibt. Die Niederschläge finden dann
staubedingt vor allem noch in den Alpen und im angrenzenden Vorland statt, wobei
die Schneefallgrenze tagsüber wohl bei etwa 700 bis 800 m liegen dürfte. Bei
Niederschlagsmengen von 5 bis 10 mm in 12 Stunden kann es in den höheren
Alpentälern weitere 10 cm Neuschnee geben. Im übrigen Land kommt es bei tagsüber
wieder zunehmend stärkerer Bewölkung zu zahlreichen Schauern und evtl. kurzen
Gewittern, wobei bei kräftigen Schauern weiterhin die Schneephase bis in recht
tiefe Lagen auftreten kann und Lagen ab 400 m verstärkt glättegefährdet sind.

Modellvergleich und -einschätzung
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Auf prognoserelevante Unterschiede zwischen den vorligenden Modellen wurde schon
oben im Text eingegangen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Peter Hartmann

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