SXDL31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST

SXEU31 DWAV 290800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 29.04.2017 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Tr M, Übergang zu HNF z
Im Nordosten heute einzelne kurze Gewitter, zum Teil mit Graupel. In den Nächten
bei längerem Aufklaren weiterhin Gefahr von leichtem Frost oder zumindest
Bodenfrost. Ansonsten abgesehen von stürmischen Böen an einigen
Küstenabschnitten und Sturmböen auf exponierten Berggipfeln wahrscheinlich keine
warnrelevanten Wetterereignisse.

Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
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Samstag... liegt Deutschland zwischen einem Höhenkeil, dessen Achse sich in die
westliche Nordsee erstreckt und einem Trog über dem östlichen Mitteleuropa.
Dieser wird durch hochreichende, von Skandinavien nach Süden vorstoßende
Polarluft regeneriert. Da sich aber unter leichter Verkürzung der Wellenlänge
der Keil über der Nordsee allmählich nähert und der Kaltluftvorstoß eher nach
Polen gerichtet ist, bleibt über dem Vorhersagegebiet die nordwestliche Strömung
bestehen, wird allerdings im Nordosten zyklonaler. Hierdurch können sich im
Nordosten, etwa in einer Region von der Vorpommerschen Ostseeküste bis zur
Niederlausitz, erneut kräftige Schauer und einzelne kurze Gewitter entwickeln,
die mit Graupel einhergehen können.
In den anderen Gebieten macht sich mehr und mehr Zwischenhocheinfluss bemerkbar,
der durch den sich nähernden Keil gestützt wird. Absinken lässt vor allem nach
Westen und Süden hin die Wolken auflockern, teils scheint dort auch längere Zeit
die Sonne.
Da von der Erwärmung, die zum einen durch Einstrahlung, zum anderen durch
Absinken bedingt ist, die untere Troposphäre noch nicht so recht profitieren
kann, sind Höchsttemperaturen zwischen 10 und 14, an der Küste und im Bergland
jedoch kaum mehr als 8 Grad zu erwarten, im Südwesten sind in tieferen Lagen
Maxima um 16 Grad möglich.
In der Nacht zum Sonntag greift der Keil auf den Westen und Süden Deutschlands
über. Der Trog wird dann nach Osten abgedrängt und verliert seinen Einfluss auf
unser Wettergeschehen. Hierdurch setzt sich antizyklonaler Einfluss auch in den
anderen Gebieten durch. Absinken lässt die noch vorhandene Restbewölkung
verschwinden. Verbreitet gibt es leichten Frost oder zumindest Frost in
Bodennähe.
Mit dem Durchschwenken der Keilachse und der Drehung der Strömung auf Südwest
setzt im Nordwesten und Westen Warmluftadvektion ein, was dort mehrschichtige
Bewölkung aufziehen lässt. In diesen Gebieten ist die Frostgefahr nicht mehr so
gegeben.

Sonntag... wird der wetterbestimmende Keil nach Nordosten herausgedrückt.
Gleichzeitig greift auf die Biskaya und nachfolgend auch auf die Bretagne und
die westlichen Pyrenäen ein markanter Trog über, der dabei auszutropfen beginnt.
Das resultierende Cut-Off-Tief ist am Abend über dem Südwesten Irlands zu
finden. An der Vorderseite dieses Troges setzt sich über ganz Deutschland eine
südwestliche Strömung durch, die nach Nordosten hin antizyklonal gekrümmt ist.
Das mit dem o.g. Keil korrespondierende Bodenhoch wird derweil nach Nordpolen
und zu den Baltischen Staaten abgedrängt, behält aber seinen Einfluss auf unser
Wettergeschehen.
Auf Frankreich greift im Tagesverlauf das Frontensystem des nach Irland
ziehenden Tiefs über, was über dem Westen und Süden Deutschlands Druckfall
aufkommen lässt. Hierdurch verschärft sich über Deutschland der Gradient,
wodurch der Wind böig aus Südost auffrischt. In Verbindung mit ageostrophischen
Ausfließen und dem Tagesgang sind in freien Lagen Windböen zu erwarten, auf
höheren Berggipfeln sind dann stürmische, vielleicht auch Sturmböen möglich.
Antizyklonaler Einfluss, der aus dem nach Nordosten abziehenden Hoch resultiert,
sorgt für längere sonnige Abschnitte. Zwar greift tagsüber die Warmluftadvektion
noch etwas nach Osten aus. Deren Einfluss sollte sich aber auf ein paar
mittelhohe und hohe Wolkenfelder beschränken. Während in Ostseenähe und von
Vorpommern bis vielleicht zur Uckermark gegenüber den Vortagen noch keine
wesentliche Temperaturänderung zu erwarten ist, erfolgt ansonsten eine Erwärmung
auf 15 bis 20 Grad, in den tieferen Lagen West- und Südwestdeutschlands auf
Werte vielleicht auch noch etwas darüber.
In der Nacht zum Montag weitet sich der von dem Cut-Off-Tief über Irland
ausgehende Trog bis nach Südfrankreich aus. An dessen Vorderseite greift eine
flache Tiefdruckrinne auf den Westen und Südwesten Deutschlands über. Das darin
eingelagerte Frontensystem, das rasch Anacharakter annimmt, lässt ausgangs der
Nacht ganz im Westen Niederschläge aufkommen.
Nach Norden und Nordosten hin bleibt der kräftige Gradient bestehen, so dass an
einigen Küstenabschnitten stürmische Böen und auf höheren Berggipfeln der
nördlichen und östlichen Mittelgebirge Böen bis Sturmstärke auftreten können.
Leichter Frost oder zumindest Bodenfrost sollte auf ungünstige Lagen
Süddeutschlands (wo der Gradient schwach bleibt, aber auch noch keine
mehrschichtige Bewölkung aufzieht) beschränkt bleiben.

Montag... wandelt sich das o.g. Höhentief in einen Dipol um. Während das
nördliche Teiltief sich nach Südengland und damit nur wenig verlagert, erreicht
das südliche Teiltief bis zum Abend die Schweiz. Der bisher noch
wetterbestimmende Höhenkeil wird nach Nordosten abgedrängt, was aber durch den
über Skandinavien liegenden Trog verzögert wird. Somit kommt dessen Achse nur
bis nach Südschweden voran. Diese Entwicklung schlägt sich auch im
Bodendruckfeld nieder. Die Tiefdruckrinne kann zwar bis etwa zu einer Linie
Emsland-Bayerischer Wald nach Osten vordringen, wird aber nach wie vor durch den
über Südskandinavien und Nordpolen liegenden Bodenhochkeil blockiert. Dies hält
im Norden und Nordosten einen kräftigen Gradienten aufrecht, so dass, bedingt
durch den Tagesgang und das antizyklonale Ausfließen, in freien Lagen Windböen
und an einigen Abschnitten der Ostseeküste stürmische Böen auftreten können. Auf
höheren Berggipfeln der nördlichen und östlichen Mittelgebirge sind Sturmböen
möglich.
Bedingt durch den Anacharakter des in der Tiefdruckrinne eingelagerten
Frontensystems sind im wesentlichen postfrontale Niederschläge zu erwarten, die
den gesamten Westen und weite Teile Süddeutschlands erfassen, aber kaum auf die
mittleren Gebiete übergreifen und wohl auch nicht warnrelevant sind. Mit der aus
dem Niederschlag resultierenden Verdunstungsabkühlung erfolgt postfrontal über
dem Süden Deutschlands ein rascher Druckanstieg und somit die Ausbildung einer
Druckwelle, die sich entlang der Alpennordseite rasch nach Osten verlagern soll.
Im Zusammenhang damit werden Wind- und auch stürmische Böen simuliert. Hierzu
wäre es allerdings erforderlich, dass präfrontal durch Föhn und auch durch
entsprechende Einstrahlung eine Aufheizung erfolgt. Da aber aufgrund der rasch
auch auf diese Gebiete übergreifenden mehrschichtigen Bewölkung die bodennahe
Erwärmung gedämpft wird, ist dieses Szenario weniger wahrscheinlich.
Im Randbereich des o.g. Hochs sind im Norden und Osten erneu Auflockerungen, zur
Küste hin auch längere heitere Abschnitte möglich. In diesen Gebieten sind noch
einmal Höchsttemperaturne zwischen 14 und 18 Grad zu erwarten, wogegen in den
anderen Gebieten wie auch an der Ostseeküste nur 8 bis 13 Grad erreicht werden.
In der Nacht zum Dienstag verlagert sich das westliche Teiltief des Dipols in
den Ärmelkanal; das östliche Teiltief ist am Dienstagmorgen über dem
Ostalpenraum zu finden. Positive Vorticityadvektion, die durch letzteres
Zirkulationszentrum ausgelöst wird, bewirkt über dem östlichen Mittelgebirgsraum
und über Teilen von Bayern eine Intensivierung der Niederschläge und
möglicherweise sogar eine Überschreitung der Warnschwellen für Dauerregen,
wogegen sich das nach Nordwesten reichende Niederschlagsband, bedingt durch
kompensierendes Absinken, abzuschwächen beginnt.
Nach Norden und Nordosten hin ist nach wie vor der Einfluss des Hochs über
Nordeuropa (Hoch Nordmeer-Fennoskandien) wetterwirksam, so dass es dort
weitgehend niederschlagsfrei bleibt. Zur Küste hin kann es auch aufklaren. Der
kräftige Gradient, der im Küstenraum nach wie vor für warnrelevante Böen sorgt,
hält die Frostgefahr gering.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle zeigen eine weitgehend ähnliche Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten. Beim Übergreifen der Niederschläge in der Nacht zum Montag und am
Montag ergeben sich noch leichte Unterschiede. Während sich ICON und EZMW
ähnlich sind, lässt GFS die Niederschläge deutlich rascher nach Osten
vorankommen.
Warnrelevante Niederschlagssummen sind am Montag und in der Nacht zum Dienstag
nach EZMW und ICON im östlichen Mittelgebirgsraum vorstellbar. Nach COSMO-LEPS
und MOS(EZMW) wäre dies im südlichen Schwarzwald und in weiten Teilen des
Alpenvorlandes der Fall. COSMO-LEPS hatte derartige Signale bei den weiter
zurückliegenden Modellläufen auf den unmittelbaren Alpenrand beschränkt.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann

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