SXDL31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST

SXEU31 DWAV 291800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 29.04.2017 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Zunächst Hochdruckeinfluss mit Nachtfrost (kommende Nacht), ab Montag von
Südwesten her Regen.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 12 UTC
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Aktuell ... werden die Weichen für einen - nomen est omen - vielfach sonnigen
oder nur leicht bewölkten Sonntag bei uns gestellt. Hauptimpulsgeber dafür ist
ein Höhenrücken, der sich von Westen her immer mehr über den Vorhersageraum
legt. Gegen Morgen reicht seine Achse etwa von Mittelitalien über Deutschland
und die Nordsee hinweg bis zum Südrand des Europäischen Nordmeers.
Korrespondierend dazu verstärkt sich die von Nordeuropa weit nach Süden
reichende Bodenhochdruckzone, so dass wir heute Nacht schon deutlich
antizyklonal beeinflusst sind. Der tagsüber im NO noch wirksame Höhentrog
verlagert sich zum Baltikum, so dass die eingeflossene polare Meeresluft weiter
stabilisiert. Letzte Schauer fallen alsbald zusammen und die noch zahlreich
vorhandene Quellbewölkung beginnt sich mehr und mehr aufzulösen.
Kaltluft, geringe Bewölkung, schwacher Wind - ein Gleichungssystem, das selbst
Ende April noch Frost in seiner Lösung stehen hat. Mit Ausnahme einiger Regionen
im W und SW sowie unmittelbar an der Küste kühlt sich die Luft auf 0°C oder
etwas darunter ab, und dort, wo es nicht für Luftfrost reicht, sollte man sich
zumindest aus Frost in Erdbodennähe einstellen.

Sonntag ... schwenkt der Höhenrücken ganz piano etwas nordostwärts, wobei der
leicht nach Südwest kippt. Im Gegenzug tropft der Höhentrog, der sich inzwischen
über dem nahen Ostatlantik in Stellung gebracht hat, in seinem Südteil aus. Am
Abend liegt das resultierende Cut-Off-Tief mit seinem Drehzentrum knapp südlich
Irlands. Bei uns dreht die Höhenströmung dadurch auf südliche Richtungen, die
gesamttroposphärisch WLA induziert. Diese sorgt zunächst nur für einige dünne
hohe Wolkenschollen, die am Nachmittag, besonders dann aber zum Abend hin im
äußersten Westen allmählich dichter werden, wobei dann dort auch erste
mittelhohe Wolkenfelder am Himmel auftauchen.
Bis dahin präsentiert sich der Sonntag aber von seiner freundlichen Seite mit
einer merklichen Erwärmung gegenüber den thermisch doch hinter den Erwartungen
zurückbleibenden Vortagen. Allerdings bleibt uns ein von SW nach NO verlaufendes
Temperaturgefälle erhalten, das sich nicht nur in 850 hPa widerspiegelt (um 18
UTC um -1°C nordöstlich von Elbe und Havel und bis zu 8°C im südlichen
Oberrheingraben), sondern auch in 2 m spürbar sein wird. So reicht es im N und O
nur zu 12 bis 16°C (bei auflandigem Wind etwas weniger), was gegenüber heute
aber schon mal einen Fortschritt darstellt. Im Rest vom Schützenfest werden am
Nachmittag 15 bis 20°C angepeilt, im Oberrheingraben mit dem üblichen SW-Bonus
vielleicht auch mal 21°C.
Etwas störend könnte sich an der einen oder anderen Stelle der Südostwind
erweisen, der zwischen dem in Richtung Baltikum abwandernden Hoch und einem sich
knapp südlich von Irland etablierenden Tief in Gang kommt. Besonders im W und
NW, allgemein in freien Lagen sowie im höheren Bergland sind mit Unterstützung
des Tagesgangs (Stichwort Sonnenböigkeit und leichte Supergeostrophie) steife
Böen 7 Bft, in exponierten Kamm- und Gipfellagen einiger Mittelgebirge (Brocken,
Fichtelberg) sowie vereinzelt an der See auch stürmische Böen 8 Bft zu erwarten.


In der Nacht zum Montag steht vielerorts der traditionelle Tanz in den Mai oder
auch andere Feierlichkeiten auf dem Terminkalender, wobei die Veranstalter nicht
immer eine Halle oder einen Saal zur Verfügung haben. Oder mit anderen Worten
"outdoor" ist angesagt und da stehen die Chancen, trocken (also von außen,
atmosphärisch sozusagen) über die Nacht zu kommen in den meisten Regionen gar
nicht schlecht.
Zwar weitet sich der vom Cut-Off-Tief bei Irland ausgehende Höhentrog
süd-südostwärts bis nach Südfrankreich aus, und auch die damit korrespondierende
Tiefdruckrinne rückt näher an den Vorhersageraum heran. Trotzdem bleibt es bis
zum Morgen noch weitgehend trocken, vielleicht reicht es spät in der Nacht für
erste Tropfen zwischen der Selfkant und dem Markgräfler Land, was derzeit aber
noch unsicher ist. Und dass im Laufe der Nacht die Bewölkung im Westen immer
dichter wird, ist für Außenveranstaltungen kein Nachteil - im Gegenteil, die
übliche nächtlich Abkühlung fällt deutlich gedämpfter aus, z.T. (gerade in den
Innenstädten) geht die Temperatur nicht unter 10°C zurück.
Das sieht in den übrigen Landesteilen anders aus, wo man sich Wolkenarmut und
klaren Himmel mit niedrigen einstelligen Tiefstwerten erkauft. Zwar nimmt die
Frostgefahr gegenüber der Vornacht deutlich ab, für leichten Frost in Bodennähe
reicht es aber noch an der einen oder anderen Stelle.
Während der Gradient im SW bereits wieder auffächert, legt er im N und O noch
etwas zu. Zwar dämpft die nächtliche Stabilisierung die Windentwicklung,
gleichwohl können vor allem in höheren Lagen, in SO-NW-ausgerichteten Tälern, an
und auf der Nordsee sowie zwischen Kieler Bucht und Flensburger Förde Böen 7
Bft, vereinzelt 8 Bft, auf dem Brocken sogar bis 9 Bft, was dort den Landeanflug
der Brockenhexen zur Walpurgisnacht zu einer echten Herausforderung macht;).

Montag ... schwenkt der Höhentrog von SW her langsam nach Deutschland, wobei
seine Verlagerungsgeschwindigkeit auf Kosten einer weiteren Amplifizierung, die
letztlich in ein Abtropfen über den Alpen mündet, gebremst wird. Hinzu kommt die
leicht blockierende Wirkung des sich ebenfalls nur schleppend in Richtung
Südskandinavien verlagernden Höhenrückens. Entsprechend dürfen weite Teile Nord-
und Ostdeutschlands von einem zumindest bis zum Abend trockenen, vielfach sogar
sonnigen oder zumindest heiteren Maifeiertag ausgehen. Da dort der Druckgradient
zwischen dem hohen Luftdruck über dem Ostseeraum und der sich von Frankreich
nähernden Tiefdruckrinne aber ein gewisses Quantum Substanz besitzt, wird das
Ganze von einem mäßigen bis frischen und böigen östlichen Wind begleitet, der in
der Spitze Stärke 7 Bft, an See und in einigen Hochlagen 8 Bft erreicht.
Weniger vielleicht der eine oder andere (Freizeit)Mensch, dafür umso mehr die
Natur freuen sich über die Entwicklung in Richtung Südwesten, wo es mit
Annäherung von Trog und Rinne zu leichten bis mäßigen Hebungsprozessen kommt
(PVA vs. schwache KLA), die durch eine in die Rinne eingelagerte Okklusion
verstärkt werden. Die Okklusion weist Anacharakter auf, so dass die ausgelösten
Regenfälle weitgehen auf der Rückseite fallen. Laut neuester ICON-Version von 12
UTC kommen der Regen bis zum Abend auf eine Linie Niederrhein-Rhön-Passau voran,
was aber nichts heißen muss. Betrachtet man die letzten 4-5 Modellläufe, wurde
die Verlagerung des Regengebietes immer wieder anders simuliert, mal etwas
langsamer, dann wieder etwas schneller - eine Aussage, die übrigens auch auf
externe Modelle zutrifft, so dass diesbezüglich noch nicht aller Tage Abend ist.
Zuverlässiger sind da schon die Aussagen über die Regenintensität, die von 2 bis
10 mm, im Allgäu und am westlichen Alpenrand sowie lokal (Stau) auch in den
westlichen Mittelgebirgen von 10 bis max. 15 mm innert 12 h ausgehen. Möglich,
dass am späten Nachmittag/frühen Abend die Bewölkung im äußersten SW etwas
auflockert und der Regen aufhört, wobei sich in der einströmenden erwärmten
Meereskaltluft aber einzelne Schauer entwickeln können.
Da sich innerhalb der Rinne über Süd- oder Südostbayern ein orografisch
unterstütztes Mesotief entwickelt und dahinter von Westen her eine gut
erkennbare Druckwelle nachstößt, könnte der auf westliche Richtungen drehende
Wind an den Alpen und im Vorland am Nachmittag und Abend merklich auffrischen
mit Böen 7-8 Bft. Fakt ist, dass die Temperatur im W und SW nur noch 10 bis 15°C
erreicht, bei länger andauerndem Regen sowie im Bergland auch nur 8/9°C.

In der Nacht zum Dienstag zieht das über den Alpen abgetropfte Höhentief nach
Bayern rein. Gleichzeitig verlagert sich das o.e. Mesotief unter leichter
Intensivierung den Bayerischen Wald entlang in Richtung Dreiländereck BY/SN/CZ.
ICON6_Nest z.B. reagiert auf diese Entwicklung nicht nur mit einer Ausweitung
der Regenfälle bis in die mittleren Landesteile, es kommt auch zu einer
signifikanten Intensivierung - zumindest gebietsweise. So offeriert der neueste
Modelllauf vom nördlichen Schwaben bis nach Mittelfranken Mengen von 20 bis 35
mm binnen 12 Stunden mit Peaks von mehr als 20 mm/6 h, was eine markante
Starkregenwarnung erfordern würde. Nun, so weit sind wir freilich noch nicht, zu
unstet ist die Modellkonsistenz, und auch der Modellvergleich empfiehlt eher
eine vorsichtige Herangehensweise. Mal sehen, was uns die Modelle und deren
Anschlussverfahren morgen so anbieten. Auch die Aussage über den Wind im Süden
ist noch recht vage, tendenziell lässt er in der Nacht aber wieder nach.
Das gilt nicht unbedingt - und damit wären wir noch kurz im Norden - für die
Küste, wo der Ostwind weiterhin recht ruppig daherkommt mit Böen 7 Bft, anfangs
vereinzelt auch noch 8 Bft (ebenso auf dem Brocken).

Dienstag ... ziehen Höhentief nebst korrespondierendem Höhentief ganz langsam
nach Norden, womit sich auch der Regen unter Abschwächung, aber andauernd über
die Mitte allmählich nach Norddeutschland verlagert. Von Nordbayern über
Thüringen bis nach Sachsen-Anhalt sind gebietsweise 10 bis 15 mm binnen 12 h
möglich. Da die mit dem Höhentief mitgeführte Meereskaltluft leicht labil
geschichtet ist, ist der Regen mitunter schauerartig verstärkt und auch ein
kurzes eingelagertes Gewitter ist denkbar.
Richtung Küste bleibt es auf der Südflanke des sich verstärkenden Hochs über
Nordeuropa wahrscheinlich trocken und es scheint sogar zeitweise die Sonne,
dafür weht nach wie vor ein bockiger Ostwind mit Böen 7-8 Bft, die
wahrscheinlich aber nur wenig landeinwärts ausgreifen.
Auflockerungen und weitgehend trockenes Wetter deuten sich für den S und SW an.
Ob später ein weiteres Tief über Frankreich neuen Regen über die Grenze
schaufelt, ist noch nicht sicher. GFS ist diesbezüglich offensiv aufgestellt,
während z.B. ICON und ECMF (00 UTC) zurückhaltender sind.


Modellvergleich und -einschätzung
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Der beschriebene Kurs im Groben wird auch von den externen Modellen nicht
angezweifelt. Unsicherheiten ergeben sich vor allem hinsichtlich der räumlichen
Ausdehnung und Intensität der ab Montag erwarteten Regenfälle (siehe Text) sowie
bedingt auch für die Windentwicklung im Süden im Zusammenhang mit dem erwähnten
Mesotief.



Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann

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