SXDL31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST

SXEU31 DWAV 271800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 27.04.2017 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Im Süden bis zur Nacht zum Samstag Dauerniederschläge, nachts etwa oberhalb von
500 m, tagsüber oberhalb von 800 m Schnee, im Alpenstau markante Schneefälle. Am
Samstag im Nordosten lokale Gewitter.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 12 UTC
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Aktuell ... Großräumig gesehen haben wir es mit der Wetterlage Trog Mitteleuropa
zu tun. Diese Konfiguration lässt sich in der 500 hPa-Druckfläche sehr gut
wiederfinden, denn ein Langwellentrog erstreckt sich von Fennoskandien ausgehend
über die Ostsee und Deutschland bis in den Südosten Frankereichs. Dabei hat der
Langwellentrog zwei markante Zentren aufzuweisen, eines über dem Süden
Skandinaviens und das andere im Südosten Frankreichs, wo Abtropfvorgänge
einsetzen, so dass sich der Südteil des Troges Richtung Schweiz verlagert. An
dessen diffluent konturierter Vorderseite kommt es wegen kräftiger PVA und WLA
zu starken Hebungsprozessen, die sich vor allem über Nordostitalien, Slowenien
und dem Norden Kroatiens in Form ergiebiger Regenfälle, im Bergland Schneefälle
bemerkbar machen.
Auch im Süden und Südosten Deutschlands ist geschuldet dem o. e. Prozess noch
weiterhin Hebung wirksam, so dass auch in der kommenden Nacht dort die
Niederschläge noch andauern werden. Bis Freitag, 06 UTC werden vom Hochrhein bis
zum Bayerischen Wald und südöstlich davon Mengen zwischen 5 und 20 mm in 12
Stunden simuliert, in Staulagen auch bis 25 mm. Ähnliche Mengen werden noch
einmal von Freitagfrüh bis Samstagfrüh berechnet, so dass die Kriterien für eine
Dauerregenwarnung weiterhin erfüllt sind.
Die Niederschläge fallen bei Temperaturen von etwa -2 Grad in 850 hPa meist nur
oberhalb von etwa 700 bis 800 m als Schnee, im Laufe der Nacht und in der Früh
kann es am Nordrand des Niederschlages auch bis auf 400 bis 500 m herab
schneien. Die nördliche Grenze des Niederschlages reicht etwa von Nordbaden bis
zum Vogtland, wobei die Mengen am Nordrand nicht nennenswert sind. Es kann dort
aber Glätte durch geringfügigen Schneefall auftreten.

Das zweite Zentrum des Langwellentroges über dem Süden Skandinaviens induziert
ein Bodentief, das bis Freitagfrüh über das Skagerrak nach Jütland zieht. Dessen
okkludiertes Frontensystem wird in der kommenden Nacht den Nordwesten des Landes
erfassen. Mit dem Übergreifen des Frontensystems setzen dann abends im
Nordseeumfeld vermehrt leichte Regenfälle ein, die sich nachts etwa bis zu einer
Linie Niederrhein - Ostholstein ausweiten. Allerdings werden kaum mehr als 1 bis
3 mm in 12 Stunden simuliert. Vor allem im Nordseeumfeld frischt im Vorfeld der
Front am Nachmittag der Wind aus Südwest auf, dabei kann es vorübergehend
steife, auf Helgoland eventuell auch stürmische Böen geben. Nachts flaut der
Wind aber bereits wieder ab.
Kommende Nacht kann es bei Aufklaren vor allem in den mittleren Landesteilen
erneut leichten Frost geben, ebenso in den höheren Lagen Süddeutschlands,
oberhalb von etwa 600 bis 800 m.





Freitag ... verlagert sich das südliche Drehzentrum des Höhentroges bis zum
Abend allmählich in den zentralen Alpenraum, wobei er dort dann mehr und mehr
zugeschüttet wird. Das Drehzentrum des Höhentroges über Südnorwegen verlagert
sich bis Samstagfrüh zur südlichen Ostsee, die Achse des Troges erstreckt sich
dann über das östliche Mitteleuropa und dem Ostalpenraum hinweg südwärts. Somit
lassen die Hebungsprozesse im Alpenraum von Westen her im Tagesverlauf deutlich
nach.
Im Bodenfeld füllt sich das Tiefdruckgebiet über Oberitalien im Tagesverlauf und
vor allem in der Nacht zum Samstag auf Kosten einer neuen, kräftigen Zyklogenese
weiter östlich ebenfalls allmählich auf und zieht weiter zur Adria. Das Tief
über Jütland zeigt hingegen kaum Verlagerungstendenz und schwächt sich ebenfalls
ab, wobei in der Nacht zum Samstag nur noch eine flache Tiefdruckrinne übrig
bleibt, die sich über den Osten und Norden Deutschlands nordwestwärts erstreckt.
Das teilokkludierte Frontensystem kommt dabei noch bis in die Mitte des Landes
voran und zeigt in der Nacht zum Samstag mehr und mehr Auflösungstendenzen.
Im Süden und Südosten dauern die Niederschläge erst einmal noch weiter an, wobei
aber mehr und mehr Stauprozesse und weniger das Aufgleiten eine Rolle spielen.
Somit verlagern sich die intensivsten Niederschläge allmählich in den Alpenstau.
Zwölfstündig werden an den Alpen und im Alpenvorland bis zum Abend nochmals 10
bis 15 mm simuliert, in Staulagen auch mehr (GFS bis 25 mm). Die
Schneefallgrenze ändert sich gegenüber dem Vortag kaum und steigt von etwa 500 m
in den Frühstunden im Tagesverlauf auf etwa 800 m. Vor allem oberhalb von 800
bis 1000 m fällt somit nochmals einiges an Neuschnee (siehe weiter oben).
Der Norden und Westen des Landes befinden sich weiterhin im Einflussbereich
labil geschichteter Höhenkaltluft, wobei die Temperaturen in 500 hPa, vor allem
aber in 850 hPa ein wenig ansteigen. Vor allem im Bereich des Frontensystems
gibt es weitere schauerartige Niederschläge, im höheren Bergland als Schnee.
Diese kommen bis zum Abend allmählich auch bis in die mittleren Landesteile
voran. Vereinzelt sind auch kurze Gewitter möglich, wohl mit einer ähnlich
niedrigen Wahrscheinlichkeit wie heute.
Die simulierten zwölfstündigen Mengen liegen allerdings meist nur zwischen 1 und
4 mm.
In einem Streifen, der sich in etwa von Nordbaden bis nach Vorpommern und
Brandenburg erstreckt, bleibt es weitgehend trocken und vor allem dort sowie
postfrontal an der Nordsee zeigt sich auch häufiger die Sonne. An den
Temperaturen ändert sich nur wenig. Die Höchstwerte liegen meist zwischen 8 und
14 Grad, im Süden und Südosten zwischen 4 und 9 Grad, am Alpenrand auch noch
darunter.

In der Nacht zum Samstag klingen die Dauerniederschläge im Südosten rasch ab.
Mit dem Vorankommen des Troges ins östliche Mitteleuropa verlagern sich die an
ihn gekoppelten schauerartigen Niederschläge allmählich weiter ostwärts und
greifen ausgangs der Nacht auch auf Vorpommern über. Im Westen und Nordwesten
gibt es dagegen kaum mehr Schauer und auch in der Mitte klingen die Schauer ab.
Postfrontal gelangt erneut ein Schwall Polarluft vor allem in den Norden und
Westen Deutschlands, die Temperaturen in 850 hPa sinken bis Samstagfrüh auf
Werte zwischen -7 Grad im Nordwesten, während sie im Südosten bei -2 Grad
verharren. Somit fallen die Niederschläge in den Mittelgebirgen teils als
Schnee. Die simulierten Mengen betragen allerdings maximal wenige mm.
Leichter Frost beschränkt sich aufgrund zunächst meist dichter Bewölkung wohl
weitgehend auf die höheren Lagen. Vor allem im Westen und Nordwesten lockern die
Wolken aber später verstärkt auf und es kann Bodenfrost auftreten, in
ungünstigen Lagen vielleicht auch leichter Luftfrost.

Samstag ... verlagert sich der Trog allmählich Richtung Baltikum bzw. mittlere
Ostsee. Ihm folgt ein Höhenrücken, der sich über die westliche Nordsee hinweg
nordwärts bis zum Europäischen Nordmeer erstreckt und dort in eine kräftige
Höhenantizyklone mündet. Der Rücken kommt allmählich nach Osten voran und
erreicht in der Nacht zum Sonntag Westdeutschland.
Im Bodenfeld füllt sich die flache Tiefdruckrinne über Süd- und Ostdeutschland
auf. Dabei kann sich - ausgehend von einem kräftigen Hochdruckgebiet mit
Schwerpunkt über Nordskandinavien ein Hochkeil über Norwegen und Schweden hinweg
südwärts bis nach Deutschland ausweiten.
Vor allem in den Nordosten und Osten Deutschlands wird rückseitig des
abziehenden Troges nochmals ein Schwall höhenkalter Luftmassen mit Temperaturen
von unter -30 Grad in 500 hPa geführt bei etwa -3 bis -4 Grad in 850 hPa. Das
führt zu einer deutlichen Labilisierung der Luftmasse dort, so dass im
Tagesverlauf die Schauertätigkeit wieder auflebt. Dabei sind auch einzelne
Gewitter mit Graupel durchaus in Betracht zu ziehen, vor allem von der Ostsee
bis zum Erzgebirge. Insgesamt werden in den Regionen etwa nordöstlich der Elbe
bis zum Abend etwa 2 bis 8 mm Niederschlag simuliert, wobei es im höheren
Erzgebirge, etwa oberhalb von 600 bis 800 m auch etwas Neuschnee geben kann.
Weiter südwestlich sollte es für nur noch wenige und unergiebige Schauer
reichen, in weiten Teilen Süd- und Westdeutschlands bleibt es trocken. Dort
setzt im Bereich des heranschwenkenden Hochkeils auch wieder WLA ein und die
Temperatur in 850 hPa steigt auf positive Werte.
Somit steht vor allem im Südwesten, aber wohl auch im Nordwesten bereits ein
recht freundlicher Tag mit längeren sonnigen Abschnitten ins Haus, während sonst
wohl noch dichtere Quellbewölkung dominiert. Die Höchstwerte liegen zwischen 8
und 13 Grad, im Südwesten können bereits bis zu 16 Grad erreicht werden.

Sonntag ... Am Sonntag liegt Deutschland dann vollends im Bereich eines
Höhenrückens, der sich vom zentralen Mittelmeerraum bis zur Nordsee erstreckt.
Westlich davon reicht ein langwelliger Höhentrog von Grönland bis in die
Biskaya. Korrespondierend dazu befindet sich im Bodenniveau ein Tiefdruckgebiet
mit Kern westlich von Irland, auf dessen Vorderseite mit einer südöstlichen
Strömung wärmere Luft herangeführt wird. Über dem östlichen Mitteleuropa
befindet sich dagegen ein Hochdruckgebiet, das in weiten Teilen Deutschlands für
sonniges und trockenes Wetter sorgen wird. Da auch der Druckgradient nicht
übermäßig stark ausgeprägt ist, ist auch nicht mit stärkeren Windböen zu
rechnen. Bei Höchsttemperaturen von 10 Grad an der Ostseeküste und bis 20 Grad
am Oberrhein wird es frühlingshaft mild.



Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle zeigen allesamt eine sehr ähnliche Wetterentwicklung im
Kurzfristbereich. Prognose- und warnrelevante Unterschiede sind kaum
auszumachen.
Vor allem ausgangs der kommenden Nacht und Freitagvormittag kann es im südlichen
Alpenvorland im Zuge des Überganges von Aufgleit- zu Stauniederschlägen
vorübergehend mal etwas kräftiger und bis in tiefe Lagen schneien. Genaue Mengen
lassen sich aktuell noch schwer abzuschätzen, somit wird die markante
Schneefallwarnung für den Zeitraum bis Freitagmittag teils bis in tiefe Lagen
geschaltet.



Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Stefan Külzer

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