SXDL31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST

SXEU31 DWAV 280800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 28.04.2017 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: HNz (Hoch Nordmeer zyklonal), Übergang zu TB (Tief Britische Inseln)

Heute im S und SO noch Dauerniederschlag bei steigender Schneefallgrenze, Im NW
Schauer, kurze Gewitter nicht ausgeschlossen. Am Samstag, vor allem aber am
Sonntag nachlassende Niederschläge. Nachts weiterhin Frostgefahr (Luft und
Boden).

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 24 UTC
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Freitag... befindet sich Deutschland inmitten eines umfangreichen Höhentroges,
der von der Barentssee über Skandinavien hinweg bis hinunter nach Südfrankreich
reicht. Bei dem Trog handelt es sich allerdings nicht um ein glattes,
parabelförmiges Gebilde, vielmehr weist das gute Stück mehrere Drehzentren
respektive Teiltröge auf, von denen zwei für unser Wetter Relevanz besitzen. Ein
Höhentief liegt mit seiner Vertikalachse heute früh über der Schweiz, ein
weiteres über der Südspitze Norwegens. Während das "schweizer" Tief im
Tagesverlauf langsam ostwärts zieht und sich dabei allmählich auffüllt - nicht
aber ohne heute Abend über Tschechien noch einen kleinen Randtrog auszubilden -,
verlagert sich das "norwegische" äußerst schleppend und ebenfalls unter
langsamen Potenzialgewinn gen Jütland. Letztlich zeigt das Gesamtkonstrukt eine
wenn auch nur leichte Progression nach Osten, trotzdem bekommt der über
Westeuropa lagernde Höhenrücken noch keinen wirklichen Zugriff auf unser
Wettergeschehen.
Im Bodendruckfeld liegt Deutschland innerhalb einer Tiefdruckzone mit einem
quasistationären Druckminimum an der Nordspitze Jütlands und einem weiteren
Minimum südlich der Alpen (Norditalien), das sich heute langsam ost-nordostwärts
verlagert, bis zum Tagesende aber weitgehend von der Bildfläche verschwunden ist
- auf Kosten eines weiteren Tiefs, das von Ungarn her unter Intensivierung via
Ostpolen gen Baltikum zieht, für uns dabei aber nur mittelbare Bedeutung
erlangt.
Für unseren Raum ergibt sich aus den geschilderten Prozessen eine Dreiteilung
des Wetters: Von NW her sorgt die Okklusion bzw. Kaltfront des Jütlandtiefs für
Schauer, die heute Morgen bereits unterwegs sind und sich im weiteren Verlauf
unter Intensivierung langsam über West- und Norddeutschland ostwärts ausweiten.
Vereinzelt kann Graupel und im höheren Bergland (eher Kammlagen) auch etwas
Schnee dabei sein, die Wahrscheinlichkeit kurzer Gewitter ist aufgrund nicht
allzu hoch reichender Konvektion (um 700 hPa bzw. zwischen 700 und 600 hPa
deutet sich eine schwache Sperrschicht an) eher gering. Etwas Sonne gibt es
postfrontale am ehesten an und auf der Nordsee.
Die zweite zyklonal geprägte Zone befindet sich - wie in den vergangenen Tagen
auch schon - im Süden und Südosten. Zwar liegt die Luftmassengrenze des o.e.
Tiefs relativ weit entfernt bzw. entfernt sich mehr und mehr vom Vorhersageraum,
allerdings sorgen günstige Scherungsbedingungen mit einer nach oben hin
deutlichen Rechtsdrehung des Windes (von NW bis N über O auf SO bis S) sowie WLA
zunächst noch für hebungsgünstige Rahmenbedingungen, unterstützt durch
Staueffekte an den Alpen. Bis zum Abend kommen von der Bodenseeregion bzw. dem
Alpenrand bis hoch nach Nordostbayern und streifschussmäßig auch noch bis zum
Erzgebirge noch mal 2 bis 10, punktuell bis zu 15 mm Niederschlag zusammen. Die
Schneefallgrenze steigt von anfangs 500 bis 700 m auf 1000 bis 1200 m am Abend
an. In höheren Lagen der Alpen und des Bayerischen Waldes wird es weitere 5 bis
10 cm, lokal bis zu 15 cm Neuschnee geben.
Die dritte Zone liegt zwischen den genannten Hebungsgebieten wenn man so will
unter kompensatorischem Absinken und reicht diagonal über Deutschland hinweg
etwa vom Oberrheingraben und der Südpfalz bis hoch nach Vorpommern. Dieser
Streifen ist im Prinzip schon heute früh vorhanden, allerdings noch etwas nach
NW versetzt. Er wird sich also noch leicht südostwärts verschieben und dabei
nicht ganz so wolkenarm wie heute Morgen bleiben. Zunehmende Quellungen sorgen
für einen vielerorts heiter bis wolkigen Wettercharakter, bei dem es vereinzelt
mal für einen schlappen Schauer reicht, es summa summarum aber trocken bleibt.
Temperaturmäßig landen wir heute Nachmittag in der eingeflossenen
maritim-polaren Luftmasse zwischen 8 und 14°C, im Südosten nur bei 4 bis 9°C, an
den Alpen noch darunter.

In der Nacht zum Samstag steigen Potenzial und Luftdruck von Westen her
allmählich an. Der Dauerniederschlag im Süden und Südosten geht zu Ende, und
auch das konvektive Geschehen in den übrigen Regionen lässt spürbar nach - mit
einer Ausnahme. Die Okklusion/Kaltfront unseres kleinen Tiefs, das sich über
Jütland weiter auffüllt, kommt langsam über dem Norden und der Mitte ostwärts
voran, wobei insbesondere im Nordosten schauerartiger Regen fällt. Im weiter
südlich gelegenen Bergland, wo die Schauerneigung allerdings geringer ist, sind
noch einzelne Schneeschauer drin.
Postfrontal gelangt nochmalig eine frische Portion maritimer Polarluft
insbesondere in den Norden und Westen des Landes, in der die 850-hPa-Temperatur
auf rund -5°C zurückgeht. Luftfrost beschränkt sich im Wesentlichen auf höhere
Berglagen, wo je nach Vorgeschichte Glätte durch gefrierende Nässe, teils auch
noch durch etwas Schneefall auftreten kann. Dort, wo es längere Zeit aufklart,
ist auch abseits des Berglands lokaler Luftfrost möglich, und leichter Frost in
Bodennähe ist ohnehin immer noch ein Thema.

Samstag... zieht das nördliche Höhentief von Jütland über die Ostsee nach Osten
bzw. später nach Nordosten. Es vertieft sich zwar nicht, legt aber räumlich
etwas zu, was insbesondere für den Osten und Nordosten unseres Landes eine noch
stark zyklonal konturierte west-nordwestliche Höhenströmung bedeutet. Zudem
gelangt dabei insbesondere in den äußersten NO ein kleiner "Schluck" höhenkalter
Polarluft (T500 um -30°C, T850 um -4°C), so dass insbesondere nordöstlich der
Elbe weitere Regen- oder Graupelschauer, vielleicht auch mal ein kurzes Gewitter
auftreten. Weiter südlich ist die Schauerneigung geringer, vor allem, aber nicht
ausschließlich über dem Bergland (Erzgebirge, Thüringer Wald, nord- und
ostbayerische Mittelgebirge) sollte es noch für ein paar Schauer (Hochlagen als
Schnee) reichen.
Ansonsten lässt sich festhalten, dass der o.e. Höhenrücken durchaus Fortschritte
in unsere Richtung macht, nach Norden hin durch das nur zögerlich abziehende
Höhentief aber gebremst wird. Am Abend reicht seine Achse (ICON, 500 hPa) von
Sardinien über die Schweiz und Benelux bis zum Südrand des Nordmeeres.
Vorderseitig steigt der Luftdruck leicht an, was uns eine gradientschwache
Bodenhochdruckzone von etwas über 1015 hPa (12 UTC, wahrscheinlich keine
5-hPa-Isobare über Deutschland) beschert. Im Grunde stellt die Zone den breiten
Keil eines Hochs über dem Norden Skandinaviens bzw. Nordwestrussland dar. Dem
Wetter ist das relativ schnurz, Tatsache ist, dass es von Westen und Südwesten
her abtrocknet, so dass im W und S weitgehend trocken bleibt und sich trotz
einiger Quellungen häufig die Sonne zeigt (vor allem im Süden BWs und Bayerns,
aber auch im RP, in Teilen NRWs sowie im nordwestlichen Niedersachsen mit der
Nordsee). Temperaturmäßig reicht es für 8°C an der Küste MVs und bis zu 16°C
zwischen dem FC Basel und dem Karlsruher SC (thermisch vereint, fußballerisch
weniger).

In der Nacht zum Sonntag verstärkt sich nicht nur die Hochdruckzone am Boden,
auch der Höhenrücken kommt dichter heran und legt sich bis zum Morgen mit seiner
Achse diagonal von SO nach NW genau über Deutschland. Anfangs noch auftretender
Schauer streichen alsbald die Segel, vielerorts klart es auf. Zwar ist die
Polarluft mittlerweile gealtert, trotzdem reicht es bei windschwachen
Verhältnissen auch in der letzten ganzen Aprilnacht noch mal verbreitet für
Luft- und /oder Frost in Bodennähe. Auszuklammern davon sind lediglich Teile
Westdeutschlands und der unmittelbare Küstensaum, wobei Details erst morgen
Abend festgezurrt werden können.

Sonntag... kippt der Höhenrücken etwas nach Südwesten bei gleichzeitig langsamer
Verlagerung nach Nordosten. Über dem nahen Ostatlantik setzt sich eine schon
vorher begonnene Austrogung fort, so dass wir zwischen Trog und Rücken unter
eine zunächst noch antizyklonal gekrümmte südliche Höhenströmung gelangen. Der
Trog ist gekoppelt mit einem ordentlichen Bodentief, dessen Drehzentrum am
Mittag mit etwas unter 995 hPa über Irland liegt. Zwischen dem Tief und der
Hochdruckzone, die ihren Schwerpunkt zum Baltikum verlagert, baut sich bei uns
ein Gradient auf, der einen auflebenden südöstlichen Wind zur Folge hat. Eine
nennenswerte Warnrelevanz erwächst daraus aber (noch) nicht, auch wenn an der
einen oder anderen Stelle (z.B. auf der Nordsee, in anfälligen Hochlagen oder im
Lee der Mittelgebirge) Stärke 7 Bft mal angekratzt wird.
Ansonsten steigt die Temperatur gesamttroposphärisch an, in 850 hPa bis zum
Abend auf Werte um (immer noch recht magere) 0°C nordöstlich von Havel und Elbe
und bis zu 7°C im äußersten Süden. Bei reichlich Sonnenschein und nur wenigen
Wolken steigt die Temperatur auf 12 bis 16°C im Norden und Osten und 14 bis 20°C
in den übrigen Landesteilen, wobei die höchsten Werte am Rhein und seinen
Nebenflüssen erwartet werden.

In der Nacht zum Montag (1. Mai) bleibt das Wetter überwiegend antizyklonal
geprägt. Bei gering bewölktem bis klarem Himmel wird es aber erneut ziemlich
frisch, gebietsweise mit leichtem Frost in Bodennähe und lokal sogar leichtem
Luftfrost. Ausgenommen davon sind die westlichen Landesteile, wo im Vorfeld des
o.e. Tiefs/Troges die Bewölkung deutlich zunimmt und vom Niederrhein bis nach
Südbaden sogar Regen aufkommt (die Modelle divergieren hinsichtlich der
räumlichen Ausdehnung noch ein wenig; GFS agiert am offensivsten, ICON setzt auf
kontrollierte Defensive).
Auf der Nordsee sowie zwischen Flensburger und Kieler Förde sowie in einigen
Hochlagen sind Böen 7 Bft aus Südosten möglich, in exponierten Kamm- und
Gipfellagen vereinzelt 8 Bft).

Modellvergleich und -einschätzung
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Die Entwicklung der nächsten Tage ist unstrittig, kleinere Unschärfen sind
warnirrelevant.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann

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